ḥfꜣ.t(Lemma-ID 104370)

Verifiziert

Hieroglyphische Schreibung: 𓆙


Persistente ID: 104370
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/104370


Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch

Wortklasse: Substantiv (fem.)


Übersetzung

de Wurm
en intestinal worm

Bezeugung im TLA-Textkorpus


Belegzeitraum im TLA-Textkorpus: von 1945 v.Chr. bis 116 v.Chr.


Bibliographie

  • Wb 3, 73.2-3
  • MedWb 594 f.
  • DrogWb 336
  • Behrens, GM 57, 1982, 18 f.


Digitale Verweise

Alt-TLA 104370
Digitalisiertes Zettelarchiv 104370

Kommentare

ḥfꜣ.t: Meist, aber wohl fälschlich, mit dem Spulwurm identifiziert. Sowohl Joachim, Papyros Ebers, XVII-XVIII, als auch Ebbell, Alt-ägyptische Krankheiten, 34, identifizieren ḥfꜣ.t mit Ascaris lumbricoides; und wohl über Ebbells Übersetzung des Papyrus Ebers (Ebbell, Papyrus Ebers, 130) dürfte diese Identifikation in medizinhistorische Arbeiten eingegangen sein. Die Argumente sind allerdings kaum ausreichend: Joachim verweist dazu auf pEbers 66,1 (= Rezept Eb 461), wo ein „schwarzer ḥfꜣ.t-Wurm“ gegen Ergrauen eingesetzt werden soll, und diese Farbcharakterisierung würde nicht zum Bandwurm, dafür aber zu Ascaris lumbricoides passen – obwohl dieser eher rosafarben bis weiß ist. Ebbell führt dagegen als Argument an, dass mit diesem Wort ḥfꜣ.t (korrekter wäre eigentlich: das maskuline Gegenstück ḥfꜣ.w) auch Schlangen bezeichnet würden und ḥfꜣ.t daher wohl generell einen rundlichen Wurm bezeichnet. Und da Ascaris lumbricoides in Ägypten „sehr verbreitet ist, und da derselbe oft mit dem Stuhlgang abgeht, groß und deshalb leicht erkennbar ist, muß man ohne Zweifel an denselben denken“. Germer, Arzneimittelpflanzen, 56-57 und Germer, Handbuch, 30 denkt bei ḥfꜣ.t dagegen an den Bandwurm. Denn in vier Rezepten wird mnj.t n.t jnhm: „Wurzel des Granatapfelbaumes“ dagegen verschrieben. Die Rinde von Stamm und Wurzel enthält ein Alkaloid, das „ein sicheres Bandwurmmittel“ ist (Arzneimittelpflanzen, 57), das aber „keine anderen Wurmarten abtötet“ (Handbuch, 30). Deswegen geht sie davon aus, dass ḥfꜣ.t eben den Bandwurm bezeichnet. Pommerening, in: Guidotti/Rosati, XI International Congress of Egyptologists, 519-526 kommt in ihrer detaillierten Besprechung des Rezepts Eb 63 zu einem anderen Ergebnis: Germers Interpretation lehnt sie ab, weil sie voraussetzen würde, dass die Ägypter empirisches Wissen über die pharmakologische Überlegenheit der Granatapfelwurzel auf Bandwürmer gegenüber anderen Würmern gehabt haben müssten (S. 520). Durch Nachkochversuche des Rezeptes Eb 63, in dem Granatapfelwurzeln zerstoßen und in Bier stehengelassen werden sollen, stellt Pommerening fest, dass eher das Wirkprinzip „similia similibus curantur“ vorliegt, denn das Ergebnis sieht aus wie eine Ansammlung von Würmern im Stuhl (s. eindrücklich S. 525, Abb. 8A/B). Einer Eingrenzung auf eine spezifische Gattung oder Art steht sie skeptisch gegenüber; sie vermutet in ḥfꜣ.t eher „a general term for intestinal ‚winding‘ worms“ (S. 525), der auch Taenia einschließe, ohne auf diesen beschränkt zu sein. Zu Pommerenings Argumenten ist aber einschränkend anzumerken, dass in Eb 66 der ḥfꜣ.t-Wurm und der pnd-Wurm nebeneinander genannt sind, und da letzterer eine spezifische Wurmart zu bezeichnen scheint, ist es eigentlich naheliegend, dass auch ersterer eine spezifischere Bedeutung hat.

L. Popko, 06. November 2019.

Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen; Datensatz erstellt: 06.11.2019, letzte Revision: 12.09.2022


Editor:innen: Altägyptisches Wörterbuch; unter Mitarbeit von: Simon D. Schweitzer
Datensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Revision: 20.07.2022
Redaktionsstatus: Verifiziert

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"ḥfꜣ.t" (Lemma-ID 104370) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/104370>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Simon D. Schweitzer, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.3, 16.5.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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