Schmalseiten: Horusstelentext A(Text-ID HTUVUY2IBNFNRHO3G6W4JUEHKQ)


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Datentyp: Text


Datierung: 26. Dynastie

Kommentar zur Datierung:

  • Die Datierung erfolgt indirekt und beruht auf einer Kombination von bildtypologischen, textgeschichtlichen und orthographischen Argumenten. Moret 1913 liefert keine Datierung. Meeks (1985, 136) vermerkt, dass Darstellungen des seitwärts schreitenden Horus eher selten sind und dass dieses Merkmal vielleicht für eine Datierung in einer älteren Phase der Horusstelen spricht, bevor die Stelen sehr populär wurden, d.h. in der Zeit vor der 26. Dynastie. Gutekunst (1995, 326) erwähnt den Datierungsansatz von Meeks 1985 früher als die 26. Dynastie, schreibt jedoch auch (326, Anm. 3), dass dieses Datierungskriterium der Ausgestaltung des Horus als seitwärts schreitend manchmal hinterfragt wird (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 103 listet Horusstelen mit seitwärts schreitender Haltung bis ca. 400 v. Chr. auf). Selber setzt er diese Horusstele in seine texttypologische „Mittelphase“ von Horusstelenspruch B, die seiner Meinung nach in die 26.–28. Dynastie fällt (Gutekunst 1995, 257). Er verweist auf die Kombination der Kurzfassung von Spruch B mit anschließendem Spruch D (sein Typus „Kf-D-Gruppe“) auf den Horusstelen Avignon A.58, Kairo CG 9405 und Kairo CG 9410, wobei beide letztere Horusstelen von ihm in Anlehnung an der nicht weiter begründeten Datierung durch Daressy 1903 in die 26. Dynastie gesetzt werden. Allerdings werden weitere Textvertreter von der Kurzfassung von Spruch B mit Spruch D auch noch nach der 26. Dynastie datiert (Gutekunst 1995, 257 und 267; vgl. auch Quack 2018, 35-36 Anm. 62 mit Kritik am Datierungsansatz von Gutekunst). Andererseits ist Spruch D vielleicht schon in der Ramessidenzeit (Horusstele Louvre E20021; siehe jedoch Quack 2018, 36, Anm. 65: stilistisch eher 26.–30. Dynastie) und eindeutig in der 22. Dynastie (Osorkon I.: Horusstele von Atfih+Louvre E16264; Osorkon II.: Kairo JE 86778) belegt (jedesmal in Kombination mit Spruch B). Sternberg-El Hotabi (1999, 93) datiert die Stele Avignon A.58 in ihre objekttypologische „Mittelphase“, d.h. 26.–29. Dynastie, ca. 660–400 v. Chr., wobei konkret die Varianten des Spruchs B gemäß der Untersuchung von Gutekunst auf die 26. Dynastie verweisen. Der seitwärts schreitende Horusgott ist ein ikonographisch Merkmal, das aus ihrer „Frühphase I“ (19.–20. Dynastie) tradiert wurde, die Integration des Beskopfes im Giebelfeld aus ihrer „Frühphase II“ (21.–25. Dynastie). Sternberg-El Hotabi (1999, I, 96) typologisiert den Horuscippus von Avignon als Stelentypus I.c ihrer Mittelphase, wobei er entweder ganz für sich allein oder zusammen mit Horuscippus Bolton Inv.-Nr. 1886.28.57 (inschriftlos und vielleicht gar kein Horuscippus: Sternberg-El Hotabi 1999, I, 96, Anm. 34) einen Typus bildet. Sie verteilt ihre Mittelphase in zwei Perioden: Ihre Stelentypen I und II der Mittelphase gehören für sie in die 26. Dynastie (ca. 660–525 v. Chr.), die übrigen in die Perserzeit (ca. 525–400 v. Chr.) (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 102-103). Für die Datierungsdiskussion möglicherweise noch relevant, ist die Tatsache, dass die Sprache von Spruch D neuägyptische Merkmale aufweist (Quack 2018, 36 Anm. 62 denkt an eine Textredaktion in der 18. oder frühen 19. Dynastie), während die meisten Sprüche der Horusstelen Mittelägyptisch sind oder irgendwann nach der Dritten Zwischenzeit (in der Saitenzeit?) mittelägyptisch umgearbeitet wurden. Texttypologisch ist auch noch zu erwähnen, dass der Name des Begünstigten an einer Stelle hätte eingetragen werden müssen (die Stelle wurde leer gelassen), wie es für ältere Horusstelen üblich ist, aber ab der 30. Dynastie immer seltener wird. Ein wichtiges Datierungskriterium dürfte die Orthographie des Namens des Gottes Osiris mit der Götterfahne (R8) als Determinativ sein, eine Orthographie, die laut Leahy erst unter Pije erscheint und kaum vor der Regierung von Psammetichus I. in der Region von Memphis belegt ist (Leahy, in: SAK 7, 1979, 145-146). Die Datierung „Nouvel empire“ auf der Homepage des Musée Calvet wird nicht begründet und ist zu korrigieren.


Bibliographie

  • – A. Moret, Monuments égyptiens du Musée Calvet à Avignon, in: RT 35, 1913, 48-59 (hier: 58-59) [H,Ü]
  • – D. Meeks, in: M.-P. Foissy-Aufrère, S. Aufrère, Chr. Loury (Hrsgg.), Egypte & Provence. Civilisation, survivances et “Cabinetz de curiositez”, Avignon 1985, 136-137 (§ 327), 259 (§ 492) und 270 (A58) [Ü]
  • – H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999. Teil I: Textband, 93, 96, 252 (Abb. 45); Teil II: Materialsammlung, 4 [K]


Datensatz-Protokoll

  • – Peter Dils, 19. Juli 2023: Ersteingabe

Texttranskription

  • – Peter Dils, 19. Juli 2023

Textübersetzung

    • de – Peter Dils, 19. Juli 2023

Textlemmatisierung

  • – Peter Dils, 19. Juli 2023

Grammatische Annotation

  • – Peter Dils, 19. Juli 2023

Hieroglypheneingabe

  • – Peter Dils, 19. Juli 2023 (nach Fotos vom Musée Calvet)

Hieroglyphen ohne Anordnung (d.h. rein sequentiell) eingegeben: Nein


Autor:innen: Peter Dils; unter Mitarbeit von: Daniel A. Werning
Datensatz erstellt: 19.07.2023, letzte Revision: 14.10.2024

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, unter Mitarbeit von Daniel A. Werning, "Horusstelentext A" (Text-ID HTUVUY2IBNFNRHO3G6W4JUEHKQ) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/HTUVUY2IBNFNRHO3G6W4JUEHKQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/HTUVUY2IBNFNRHO3G6W4JUEHKQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)