Z. 33-45 Spruch zum Schutz des Hauses vor giftigem Ungeziefer(Text ID I5CTDBMD4JAMTPPNDUERYIGGDY)


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Data type: Text

Comment on language:
Sprachlich spät, ein spätes Mittelägyptisch mit einer demotischen Konstruktion (n.tt-r = n.tt-jw (Z. 34, 38 und 43) als Relativkonstruktion ab der 21. Dynastie (Winand, Morphologie, § 672) und gängig im Demotischen, wenn das Subjekt des Relativsatzes nicht mit dem Bezugswort identisch ist), weshalb der Text nicht vor der Spätzeit verfasst worden sein kann (Osing 1992, 476). Orthographische Merkmale des jüngeren Ägyptischen: Orthographie ḥf(ꜣ).j ist laut (DZA 26.716.160) typisch für Spätzeit, selten schon 20. Dyn.; r für jw (Z. 34) und umgekehrt jw für r (Z. 36, 38).


Dating: Spätzeit  –  Hellenistische Zeit

Comment on dating:

  • Der Priester des Min namens Onnophris, Sohn der Frau Tamounis, ist bislang nicht von anderen Quellen bekannt. Deshalb beruht die Datierung ausschließlich auf dieser Stele. Hervorgebrachte Kriterien für die Datierung sind Sprachstufe, Orthographie, Paläographie, Textparallelen und Prosopographie. Laut Osing 1992, 476 ist die Stele „nach Schrift und Sprache (...) wohl in die Ptolemäerzeit oder wenig davor“ zu datieren. Das sprachliche Argument ist bezüglich „Ptolemäerzeit“ zu relativieren, denn Osing selbst schreibt, dass die Sprüche 2 und 3 „ihrer sprachlichen Form nach kaum älter als die Spätzeit sind.“ Sprachlich wäre also auch eine Datierung in die Spätzeit denkbar. Tatsächlich sind einige grammatische Konstruktionen typisch für die demotische Sprachstufe, die in demotischen schriftlichen Quellen ab dem 7. Jh. v. Chr. fassbar ist, aber die gemeinten Konstruktionen sind vereinzelt schon in der Dritten Zwischenzeit belegt. Jørgensen 2009, 164 gibt als Zeit der Verfassung dieser Sprüche 2 und 3 die „Late Period (c. 700-300 BC)“. Aber die Zeit der Verfassung der Sprüche muss nicht mit der Zeit der Textkopie auf der Stele identisch sein. Der Bearbeiter des Altägyptischen Wörterbuchs von Erman und Grapow hat für beide Stelenteile „Spätzeit“ auf den Zetteln markiert (DZA). Schmidt 1910, 43 nennt die saitische oder die ptolemäische Zeit. Mogensen 1930, Koefoed-Petersen 1948, Borghouts 1980 und Malek 2012 haben „Ptolemäisch“. Theis 2014, 354 weist auf eine Parallele in der Handlungsanweisung von Spruch 3 mit einem Spruch von Papyrus Brooklyn 47.218.48-85, § 42b hin, der aus der 26. Dynastie stammt. Deshalb fragt er sich, ob die Stele, wenn nicht die Textvorlage, auch ein wenig älter als die Ptolemäerzeit sein könnte (Saitenzeit oder Perserzeit). Jørgensen 2009, 165 meint, dass die Orthographie typisch für das Ende der Spätzeit und für die Ptolemäerzeit ist, und gibt 4. bis 1. Jh. v. Chr. als Datierung. Zwar sind einige Orthographien von pri̯, pẖr, jm=, jw und r gängig in der Ptolemäerzeit, es sind jedoch keine dabei, die nicht schon in der Spätzeit und (fast alle) in der Dritten Zwischenzeit belegt sind. Die Orthographie des Namens „Osiris“ (Leahy 1979) passt zu einer Datierung ab der 25. Dynastie. Sternberg-El Hotabi 1999, 124 datiert das Stück in ihre „Mittlere Hochphase“ der Horusstelen, d.h. ca. 280 bis 180 v. Chr., wobei jedoch schon ihre Identifizierung als Basis einer Horusstele falsch ist, so dass eine Einordnung in ihrer Typologie der Horusstelen nicht zutrifft. Auch ihre Identifikation (Sternberg-El Hotabi 1999, Bd. 2, 48) des Eigentümers (PP 5663 = TM Per 11017) mit einem anderen Onnophris, der ca. 250-200 v. Chr. lebte (PP 5366a = TM Per 11016), ist sicherlich falsch, so dass ihre Datierungsangabe unbegründet ist. Bezüglich der Datierungsfrage ist jedenfalls auffällig, dass alle Spätzeitbelege für die Schlangensprüche der Pyramidentexte aus der 26. und dem Anfang der 27. Dynastie stammen (Theis 2014, 738-747), die Stele des Onnophris bei einer Datierung in die Ptolemäerzeit daher auffällig aus diesem chronologischen Rahmen fallen würde. Sofern die Zuweisung der Stele nach Achmim durch Derchain-Urtel zutreffen sollte, würden die Achmimer Vergleichsstelen eine Datierung in die Ptolemäerzeit dann wieder stützen.


Bibliography

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  • – M. Mogensen, La Glyptothèque Ny Carlsberg. La Collection égyptienne, Copenhague 1930, 106-107 und Taf. CXVI (Nr. A 764) [*P,Ü ab Z. 38-45]
  • – J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (ed.), The Intellectual Heritage of Egypt. Studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday (Studia Aegyptiaca 14), Budapest 1992, 473-480 und Taf. 30 [*P der BM-Platte, *Ü von Spruch 2-3]
  • – Bardinet, Dents et mâchoires, 128-135 [Ü von Z. 32-33 und 33-45]
  • – J. F. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, Religious Texts Translation Series NISABA 9 (Leiden 1978), 82–83 (Nr. 121). [Ü von Kopenhagen, ab Z. 38-45]
  • – F. Chabas, De quelques textes hiérogyphiques relatifs aux esprits possesseurs, in: Bulletin archéologique de l’Athenaeum Français, IIe année, No 6, Juin 1856, Paris 1856, 43-46 (hier: 44) (https://archive.org/details/archathenfran00pari/page/42/mode/2up?view=theater zuletzt geprüft 03.03.2022) = F. Chabas, Oeuvres diverses. Tome 1 (Bibliothèque égyptologique 9), Paris 1899, 81-93 (hier: 83-85) [K]
  • – M. Th. Derchain-Urtel, Epigraphische Untersuchungen zur griechisch-römischen Zeit in Ägypten (Ägypten und Altes Testament 43), Wiesbaden 1999 [K]
  • – DZA 50.103.100 bis 50.103.200 (London) und DZA 50.085.070 bis DZA 50.085.090 (Kopenhagen)
  • – M. Jørgensen, Catalogue Egypt IV. Late Egyptian Sculpture 1080 BC – AD 400, Copenhagen 2009, 164-165 (Nr. 62) [P,Ü ab Z. 38-45]
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  • – Chr. Theis, Magie und Raum. Der magische Schutz ausgewählter Räume im alten Ägypten nebst einem Vergleich zu angrenzenden Kulturbereichen (Orientalische Religionen in der Antike 13), Tübingen 2014, 353-354, 417-421 (Kap. 10.10) und 748 [H,U,Ü,K von Spruch 2; K zu den Pyramidentexten]
  • – V. Schmidt, Museum Münterianum. Collection de stèles égyptiennes léguées à l’évêché de Copenhague par feu Frédéric Münter, évêque de Sélande, et actuellement conservées à la Glyptothèque Ny Carlsberg à Copenhague, Bruxelles 1910, 43-44 und Taf. XX.2 [P,K ab Z. 38-45]


File protocol

  • – P. Dils, Ersteingabe, 26. April 2022.

Hieroglyphs encoded without arrangement (pure sequence): No


Author(s): Peter Dils; with contributions by: Lutz Popko, Daniel A. Werning
Data file created: 04/26/2022, latest revision: 10/14/2024

Please cite as:

(Full citation)
Peter Dils, with contributions by Lutz Popko, Daniel A. Werning, "Spruch zum Schutz des Hauses vor giftigem Ungeziefer" (Text ID I5CTDBMD4JAMTPPNDUERYIGGDY) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/I5CTDBMD4JAMTPPNDUERYIGGDY>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/I5CTDBMD4JAMTPPNDUERYIGGDY, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)