Z. 23-33 Spruch zum Schutz des Schlafzimmers vor giftigem Ungeziefer(Text-ID W7AIZLVGDBFNLEH77EOVE2CHOQ)


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Datentyp: Text

Kommentar zur Sprache:
Sprachlich spät, ein spätes Mittelägyptisch mit einer demotischen Konstruktion (Passivkonstruktion mit =w + logischem Subjekt eingeleitet mit m-ꜥ: Borghouts, in: RdE 32, 1980, 44, Anm. 80; Stauder, The Earlier Egyptian Passive, LingAeg StudMon 14, 409; vgl. Vittmann, Papyrus Rylands 9, 374 und 394; vgl. Engsheden, La reconstitution du verbe en égyptien de tradition, 339-340), weshalb er nicht vor der Spätzeit verfasst worden sein kann (Osing 1992, 476). Neuägyptische oder jüngere sprachliche Merkmale: n(n) sḏm=f als negierte Befehlsform; ḥnꜥ ntš als Fortsetzung eines Infinitivs (der den Imperativ ersetzt) (Jansen-Winkeln, SpätMäG, § 644; vgl. Engsheden, 280-283); jw zj sḏr(.w): Umstandssatz des Präsens I (Z. 33); Präposition r-ḥnꜥ (Z. 27) ab Ramessidenzeit. Orthographische Merkmale des Neuägyptischen oder jünger: m für jn in der jn-Konstruktion; Orthographie sn.j für sn „riechen, küssen“ („Spät“ laut DZA); rš.j für ršu̯ ab 3. ZwZt. (DZA 26.078.030); Orthographie sjw für zr (Z. 23) ab der 20. Dynastie (Medinet Habu (Ramses III.) und CGT 54051, Vso 4 (20. Dyn.)); Orthographie pẖr mit zweimal r (Z. 25, 31, 32) ab der Ramessidenzeit laut DZA 23.464.470; Orthographie jm= (Z. 27) mit P1 in 3. ZwZt; pri̯ (Z. 28) mit I24 (JW, SPMG, § 10); jw als Graphie der Präposition r (Z. 33).


Datierung: Spätzeit  –  Hellenistische Zeit

Kommentar zur Datierung:

  • Der Priester des Min namens Onnophris, Sohn der Frau Tamounis, ist bislang nicht von anderen Quellen bekannt. Deshalb beruht die Datierung ausschließlich auf dieser Stele. Hervorgebrachte Kriterien für die Datierung sind Sprachstufe, Orthographie, Paläographie, Textparallelen und Prosopographie. Laut Osing 1992, 476 ist die Stele „nach Schrift und Sprache (...) wohl in die Ptolemäerzeit oder wenig davor“ zu datieren. Das sprachliche Argument ist bezüglich „Ptolemäerzeit“ zu relativieren, denn Osing selbst schreibt, dass die Sprüche 2 und 3 „ihrer sprachlichen Form nach kaum älter als die Spätzeit sind.“ Sprachlich wäre also auch eine Datierung in die Spätzeit denkbar. Tatsächlich sind einige grammatische Konstruktionen typisch für die demotische Sprachstufe, die in demotischen schriftlichen Quellen ab dem 7. Jh. v. Chr. fassbar ist, aber die gemeinten Konstruktionen sind vereinzelt schon in der Dritten Zwischenzeit belegt. Jørgensen 2009, 164 gibt als Zeit der Verfassung dieser Sprüche 2 und 3 die „Late Period (c. 700-300 BC)“. Aber die Zeit der Verfassung der Sprüche muss nicht mit der Zeit der Textkopie auf der Stele identisch sein. Der Bearbeiter des Altägyptischen Wörterbuchs von Erman und Grapow hat für beide Stelenteile „Spätzeit“ auf den Zetteln markiert (DZA). Schmidt 1910, 43 nennt die saitische oder die ptolemäische Zeit. Mogensen 1930, Koefoed-Petersen 1948, Borghouts 1980 und Malek 2012 haben „Ptolemäisch“. Theis 2014, 354 weist auf eine Parallele in der Handlungsanweisung von Spruch 3 mit einem Spruch von Papyrus Brooklyn 47.218.48-85, § 42b hin, der aus der 26. Dynastie stammt. Deshalb fragt er sich, ob die Stele, wenn nicht die Textvorlage, auch ein wenig älter als die Ptolemäerzeit sein könnte (Saitenzeit oder Perserzeit). Jørgensen 2009, 165 meint, dass die Orthographie typisch für das Ende der Spätzeit und für die Ptolemäerzeit ist, und gibt 4. bis 1. Jh. v. Chr. als Datierung. Zwar sind einige Orthographien von pri̯, pẖr, jm=, jw und r gängig in der Ptolemäerzeit, es sind jedoch keine dabei, die nicht schon in der Spätzeit und (fast alle) in der Dritten Zwischenzeit belegt sind. Die Orthographie des Namens „Osiris“ (Leahy 1979) passt zu einer Datierung ab der 25. Dynastie. Sternberg-El Hotabi 1999, 124 datiert das Stück in ihre „Mittlere Hochphase“ der Horusstelen, d.h. ca. 280 bis 180 v. Chr., wobei jedoch schon ihre Identifizierung als Basis einer Horusstele falsch ist, so dass eine Einordnung in ihrer Typologie der Horusstelen nicht zutrifft. Auch ihre Identifikation (Sternberg-El Hotabi 1999, Bd. 2, 48) des Eigentümers (PP 5663 = TM Per 11017) mit einem anderen Onnophris, der ca. 250-200 v. Chr. lebte (PP 5366a = TM Per 11016), ist sicherlich falsch, so dass ihre Datierungsangabe unbegründet ist. Bezüglich der Datierungsfrage ist jedenfalls auffällig, dass alle Spätzeitbelege für die Schlangensprüche der Pyramidentexte aus der 26. und dem Anfang der 27. Dynastie stammen (Theis 2014, 738-747), die Stele des Onnophris bei einer Datierung in die Ptolemäerzeit daher auffällig aus diesem chronologischen Rahmen fallen würde. Sofern die Zuweisung der Stele nach Achmim durch Derchain-Urtel zutreffen sollte, würden die Achmimer Vergleichsstelen eine Datierung in die Ptolemäerzeit dann wieder stützen.


Bibliographie

  • – S. Sharpe, Egyptian Inscriptions, from the British Museum and Other Sources, London 1837 (Nachdruck Wiesbaden 1981), 4 und Taf. 9-12 [H der BM-Platte]
  • – J. Osing, Zu einigen magischen Texten, in: U. Luft (ed.), The Intellectual Heritage of Egypt. Studies presented to László Kákosy by friends and colleagues on the occasion of his 60th birthday (Studia Aegyptiaca 14), Budapest 1992, 473-480 und Taf. 30 [*P der BM-Platte, *Ü von Spruch 2]
  • – Bardinet, Dents et mâchoires, 128-135 [Ü von Z. 32-33 und 33-45]
  • – J.F. Borghouts, The Ram as a Protector and Prophesier, in: RdE 32, 1980, 33-46 (hier: 43-45) [H,Ü von Z. 23-25]
  • – F. Chabas, De quelques textes hiérogyphiques relatifs aux esprits possesseurs, in: Bulletin archéologique de l’Athenaeum Français, IIe année, No 6, Juin 1856, Paris 1856, 43-46 (hier: 44) (https://archive.org/details/archathenfran00pari/page/42/mode/2up?view=theater zuletzt geprüft 03.03.2022) = F. Chabas, Oeuvres diverses. Tome 1 (Bibliothèque égyptologique 9), Paris 1899, 81-93 (hier: 83-85) [K]
  • – M. Th. Derchain-Urtel, Epigraphische Untersuchungen zur griechisch-römischen Zeit in Ägypten (Ägypten und Altes Testament 43), Wiesbaden 1999 [K]
  • – DZA 50.103.100 bis 50.103.200 (London) [H]
  • – A. Leahy, The Name of Osiris Written [D4:Q1-R8], in: SAK 7, 1979, 141-153
  • – J. Malek (ed.), Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Statues, Reliefs and Paintings. VIII. Objects of Provenance Not Known. Part 4. Stelae (Dynasty XVIII to Roman Period), Oxford 2012: PM VIII/4, 578 (Nr. 803-093-050) [B]
  • – H. Sternberg-El Hotabi, Ein vorläufiger Katalog der sog. Horusstelen, in: Göttinger Miszellen 142, 1994, 27-54 (hier: 41) [K]
  • – H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999, Bd. 1, 124 und Bd. 2, 47-48 [K]
  • – Chr. Theis, Magie und Raum. Der magische Schutz ausgewählter Räume im alten Ägypten nebst einem Vergleich zu angrenzenden Kulturbereichen (Orientalische Religionen in der Antike 13), Tübingen 2014, 417-421 [H,U,Ü,K von Z. 27-33 nach Osing]


Datensatz-Protokoll

  • – P. Dils, Ersteingabe, 25. April 2022.

Hieroglyphen ohne Anordnung (d.h. rein sequentiell) eingegeben: Nein


Autor:innen: Peter Dils; unter Mitarbeit von: Daniel A. Werning
Datensatz erstellt: 25.04.2022, letzte Revision: 14.10.2024

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, unter Mitarbeit von Daniel A. Werning, "Spruch zum Schutz des Schlafzimmers vor giftigem Ungeziefer" (Text-ID W7AIZLVGDBFNLEH77EOVE2CHOQ) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/W7AIZLVGDBFNLEH77EOVE2CHOQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/W7AIZLVGDBFNLEH77EOVE2CHOQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)