99,1-102,16 = Eb 854-855: „Geheimwissen des Arztes“ (das erste „Gefäßbuch“)(Text-ID Y4YPWPCQUJAT3GNPZWWNMQJXVA)


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Datentyp: Text

Kommentar zur Datierung:

  • Die Datierung des Papyrus Ebers basiert im Wesentlichen auf der Paläographie, wofür Ebers Handschriften der 18. Dynastie zum Vergleich heranzieht, namentlich pBoulaq 18 (inzwischen jedoch in die 2. Zwischenzeit datiert), das Amenophis-Ritual des pTurin Cat. 1876 (inzwischen jedoch in die 20. Dynastie datiert) sowie die Berliner Lederrolle (Ebers, Papyros Ebers, Bd. 1, 3-4). Erman argumentiert aus paläographischen und orthographischen Gründen dafür, die Papyri Rhind (aufgrund einer Datierungsangabe in die ausgehende Hyksoszeit zu datieren), Westcar und Ebers als etwa zeitgleich anzusehen (Erman, Die Märchen des Papyrus Westcar, Bd. 2, Glossar, Palaeographische Bemerkungen und Feststellung des Textes, Königliche Museen zu Berlin. Mittheilungen aus den orientalischen Sammlungen 4, Berlin 1890, 38-44 und 54). Dem schließt sich auch Möller an (Möller, Hieratische Paläographie I, 20).
  • Der Ebers-Kalender auf der Rückseite des Papyrus wird als Hinweis für die zeitliche Einordnung des Textes gewertet. Dabei verkompliziert die Einbeziehung des Kalendariums und des darin eingebetteten Königsnamens die Redaktionsgeschichte des Papyrus. Eisenlohr datiert die Niederschrift des Kalenders in das 2. Jh. v. Chr. und vermutet in der Kartusche eine Schreibung des Namens von Kleopatra III.: "Die Schrift ist spät hieratisch und nähert sich derart dem Demotischen, dass sie eher nach als vor 200 ante Chr. gesetzt werden dürfte." (Eisenlohr, in: ZÄS 8, 1870, 165. Zu einer Spätdatierung des Kalenders siehe außerdem: K. Riehl, Das Sonnen– und Siriusjahr der Ramessiden mit dem Geheimniss der Schaltung und das Jahr des Julius Cäsar, Leipzig 1875, 349-363 und D. Dimitriadis, Über fremde Körper, Würmer und Insekten im menschlichen Ohr und ihre Behandlung von der ältesten Zeit bis heute, Athen 1909, 191 (Hinweis R. Scholl)). Über die Abfassungszeit des medizinischen Textes äußert Eisenlohr sich aber nicht. Ebers schließt dagegen kategorisch aus, dass der Text aus der Ptolemäerzeit stammt (Ebers, in: ZÄS 11, 1873, 41). Er schreibt zwar, dass der Schreiber der Seitenzahlen von 1-60 mit dem des Kalenders identisch sein muss, trifft jedoch zunächst keine Aussagen über dessen zeitliches Verhältnis zum Schreiber des medizinischen Textes (Ebers, in: ZÄS 12, 1874, 3-4). Später zieht er die Zahlen der Paginierung und den Haupttext gleichermaßen für seinen paläographischen Abgleich heran und datiert den Kalender explizit in das 16. Jh. v. Chr. und die 18. Dynastie, also ungefähr zeitgleich mit dem medizinischen Hauptteil (Papyros Ebers, Bd. 1, 3-4, 9). Da die Nummerierung der Seitenzahlen bis 60 nach dem Abfassen des Haupttextes hinzugefügt wurde und das Kalendarium von der gleichen Hand geschrieben worden ist wie die Seitenzahlen, kann man davon ausgehen, dass das Kalendarium später als der Haupttext niedergeschrieben worden ist. Zur Lesung des Königsnamens im Kalendarium hat schließlich Erman nachgewiesen, dass er Djeser-ka-Re zu lesen und damit Amenophis I. gemeint ist (Erman, Märchen des Papyrus Westcar, Bd. 2, 56-60).


Information zur Zeilen-/Kolumnenzählung

  • Kolumnenzählung nach Originalpaginierung; Zeilenzählung nach Original, Rezeptzählung nach Wreszinski. Die Aufteilung in Rezeptgruppen erfolgt provisorisch vornehmlich nach den ḥꜣ.t-ꜥ-m-Anfängen.


Bibliographie

  • https://papyri.uni-leipzig.de/receive/UBLPapyri_fragment_00000810 [*F]
  • http://papyrusebers.de [*F]
  • – G. Ebers, Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift, Leipzig 1875, Tf. 99-102 [*F]
  • – H. Grapow, Grundriß der Medizin der alten Ägypter V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert, Berlin 1958, 1-11 [*T]
  • – Sethe, Lesestücke, 58-60 [T (99,1-100,14)]
  • – W. Wreszinski, Der Papyrus Ebers: Umschrift, Übersetzung und Kommentar (Die Medizin der alten Ägypter 3), Leipzig 1913, 205-213 [*T]
  • – T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Egypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Paris 1995, 83-113 [*Ü,*K]
  • – H. von Deines, H. Grapow, W. Westendorf, Grundriß der Medizin der alten Ägypter. Übersetzung der medizinischen Texte, Berlin 1958, IV/1, 1-7; IV/2, 24-31 [*Ü,*K]
  • – B. Ebbell, The Papyrus Ebers. The Greatest Egyptian Medical Document, Copenhagen 1937, 114-119 [Ü]
  • – G. Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne de l’époque pharaonique, Paris 1956, 33-35, 117 [Ü]
  • – K. Sethe, Erläuterungen zu den Aegyptischen Lesestücken. Texte des Mittleren Reiches, Leipzig 1928, 85-88 [K (99,1-100,14)]
  • – W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin (HdO I.36.1+2), Leiden u.a. 1999, 691-698 [*Ü]


Datensatz-Protokoll

  • L. Popko, Erstaufnahme, 4. Oktober 2017 (Transkription, Übersetzung, Lemmatisierung).
  • F. Langermann, Oktober 2017 (Hieroglypheneingabe)
  • L. Popko, Oktober 2017 (Kontrolle Hieroglypheneingabe)

Hieroglyphen ohne Anordnung (d.h. rein sequentiell) eingegeben: Nein


Autor:innen: Lutz Popko; unter Mitarbeit von: Florence Langermann, Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning
Datensatz erstellt: 04.10.2017, letzte Revision: 14.10.2024

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Lutz Popko, unter Mitarbeit von Florence Langermann, Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, "99,1-102,16 = Eb 854-855: „Geheimwissen des Arztes“ (das erste „Gefäßbuch“)" (Text-ID Y4YPWPCQUJAT3GNPZWWNMQJXVA) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/Y4YPWPCQUJAT3GNPZWWNMQJXVA>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/Y4YPWPCQUJAT3GNPZWWNMQJXVA, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)