zꜣ-wr(Lemma-ID 125920)

Hieroglyphische Schreibung: 𓎃𓏤𓏛𓏥𓅨𓂋𓈒𓏥


Persistente ID: 125920
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/125920


Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch

Wortklasse: Substantiv (mask.)


Übersetzung

de
[Harz oder Mineral (offizinell)]
en
[med. substance (resin?)]
fr
[résine ou minéral (médicinal)]

Bezeugung im TLA-Textkorpus


Belegzeitraum im TLA-Textkorpus: von 1818 v.Chr. bis 283 v.Chr.

Schreibungen im TLA-Textkorpus:

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𓎃𓏤𓀀𓏥𓅨𓂋𓈒𓏥 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓎃𓏤𓅨𓂋𓈒𓏥 | 5× N.m:sg ( 1, 2, 3, 4, 5 )
𓎃𓏤𓈒𓏥𓅨𓂋𓈒𓏥 | 2× N.m:sg ( 1, 2 )
𓎃𓏤𓈒𓏥𓅨𓂋𓏪 | 3× N.m:sg ( 1, 2, 3 )
𓎃𓏤𓈒𓏥𓏴𓂋𓈒𓏥 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓎃𓏤𓏌𓏥𓅨𓂋𓈒𓏥 | 4× N.m:sg ( 1, 2, 3, 4 )
𓎃𓏤𓏛𓏥𓅨𓂋𓈒𓏥 | 12× N.m:sg (z.B. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11 )
𓎃𓏤𓏛𓏥𓏴𓂋𓈒𓏥 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓎃𓏤𓏪𓅨𓂋𓏪 | 3× N.m:sg ( 1, 2, 3 )
𓎃𓏤𓏪𓅨𓂋𓏭 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓎃𓏤𓏴𓂋𓏤𓈒𓏥 | 3× N.m:sg ( 1, 2, 3 )
𓎃[] | 1× N.m:sg ( 1 )
𓎃𓏤[] | 1× N.m:sg ( 1 )

Bibliographie

  • Wb 3, 415.21
  • DrogWb 420 f.
  • Westendorf, Handbuch Medizin, 504


Digitale Verweise

Alt-TLA 125920
Digitalisiertes Zettelarchiv 125920

Kommentare

zꜣ-wr: Wörtl.: „Großer Schutz“. Dieser ist mit dem Rohstoffklassifikator Gardiner Sign-list N33 geschrieben, der allgemein auf ein Mineral, eine Frucht oder einen anderen Pflanzenbestandteil hindeuten kann.
Lieblein, in: ZÄS 18, 1880, 129 nimmt die Übersetzung wörtlich und bringt das ägyptische zꜣ-wr mit einer Clematis-Art zusammen, die laut Dioskurides, De Materia Medica IV, 7 von den Ägyptern als φυλάκουον bezeichnet würde. Da dies kein ägyptischer Name sei, hält Lieblein es für eine Lehnbildung nach dem Ägyptischen, die sich des griechischen Wortfeldes φυλάσσω: „bewachen“ etc. bediene.
Lüring, Über die medicinischen Kenntnisse der alten Ägypter, 92 lehnt diese Gleichsetzung ab, weil er die Zuverlässigkeit des Dioskurides bei der Nennung ägyptischer Namen anzweifelt. Stattdessen sieht er ebd. und auf S. 145, Anm. 1 in zꜣ-wr den Ursprung des σῶρυ des Dioskurides, das er für ein echt ägyptisches Wort hält. Neben der vermuteten Ähnlichkeit der beiden Wörter findet er Parallelen in der Anwendung von zꜣ-wr bei Augenleiden sowie in Brech- und Abführmitteln mit derjenigen von σῶρυ bei Dioskurides und Plinius bei Augenleiden und in Mitteln gegen Harnprobleme. Lürings Gleichsetzung von zꜣ-wr mit σῶρυ ist seitdem oft gefolgt worden, etwa von Ebbell, Papyrus Ebers, 133. Harris, Minerals, 179-180 hält eine Gleichsetzung von zꜣ-wr mit σῶρυ weiterhin für denkbar, zumal die Schreibung des demotischen Belegs dafür spräche, dass zꜣ-wr „a stone“ sei.
Allerdings ist unklar, worum genau es sich bei σῶρυ handelt, weshalb es selbst bei einer Gleichsetzung von zꜣ-wr und σῶρυ unklar bliebe, was Ersteres ist: Liddell/Scott denken an „a kind of ore, perhaps ferrous sulphate, melanterite“, Bailey an „disintegrating pyrites“ (Lit. nach Harris). Auf diese Kommentierung geht sicher der Eintrag bei Hannig, HWb (Marburger Edition), 707, Nr. 25818 zurück, wenn er zu zꜣ-wr schreibt: „*Sory-Mineral/Erz (kupfer- od. eisenhaltig)“. Folgt Harris auch Lüring bezüglich der Verknüpfung von zꜣ-wr mit σῶρυ, so folgt er allerdings dessen Etymologie nur partiell. Harris führt das oft mit σῶρυ zusammen genannte μίσυ an, das sich vom akkadischen „musu“ herleite; analog dazu hält Harris auch für σῶρυ ein akkadisches Wort bzw., allgemeiner: eine semitische Wurzel für denkbar, worauf einerseits das ägyptische zꜣ-wr und andererseits das griechische σῶρυ zurückgehen.
Dawson (nach Barns, Five Ramesseum Papyri, 16) spricht sich gegen die Gleichsetzung von zꜣ-wr mit σῶρυ aus. Aufgrund der Anwendungsgebiete von zꜣ-wr vermutet Dawson darin eher ein Harz als ein Mineral. Dieser Deutung als Harz wird etwa in frankophonen Arbeiten, wie Bardinet, Papyrus médicaux, passim gefolgt. Goyon, Prophylaxie, 69, Anm. 2 vergleicht sogar mit hebräisch צרי: „Harz“. Fischer-Elfert, in: LingAeg 20, 2012, 285 lehnt in seiner Rezension zu Goyon diese Gleichsetzung jedoch ab, weil ein hebräisches Tsade einem ägyptischem entspricht und nicht z. Germer, Arzneimittelpflanzen, 181-183 und Germer, Handbuch, 106-107 ist bezüglich der Identifizierung unsicher. Ihrer Meinung nach spricht das Fehlen eines Pflanzenklassifikators gegen ein Pflanzenharz, das Vorkommen in Räuchermitteln eher dafür, weil brennbare duftende Substanzen eher unter Pflanzenharzen zu finden seien. Westendorf, Handbuch Medizin, 504 weist darauf hin, dass Charpentier, Recueil, zꜣ-wr nicht aufgenommen, es also wohl nicht für eine Pflanze gehalten hat. Er selbst bietet keinen weiteren Vorschlag, sondern belässt es in seiner Übersetzung bei „‚Großer Schutz‘ (Harz/Mineral) (zꜣ-wr)“.

L. Popko, 06. November 2019.

Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen


Editor:innen: Altägyptisches Wörterbuch; unter Mitarbeit von: Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich
Datensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Revision: 17.09.2024

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(Vollzitation)
"zꜣ-wr" (Lemma-ID 125920) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/125920>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/125920, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)