sr.t(Lemma ID 139090)

Hieroglyphic spelling: 𓋴𓂋𓏏𓅭


Persistent ID: 139090
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/139090


Lemma list: Hieroglyphic/hieratic

Word class: common noun


Translation

de
Graugans
en
grey goose
fr
oie cendrée

Attestation in the TLA text corpus


Attestation time frame in the TLA text corpus: from 2613 BCE to 200 CE

Spellings in the TLA text corpus:

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𓊃𓂋𓅓𓏏𓅯𓏥︀ | 1× N:pl ( 1 )
𓊃𓂋𓇋𓏏𓅯 | 2× N:sg ( 1, 2 )
𓊃𓂋𓇋𓏏𓅯𓏥 | 1× N:sg:stc ( 1 )
𓊃𓂋𓇋𓏲𓅬𓏥 | 1× N:pl ( 1 )
𓊃𓂋𓇋𓏲𓅭𓂻𓏥︀ | 1× N:sg ( 1 )
𓊃𓂋𓏏𓅯 | 1× N:sg ( 1 )
𓋴𓏲𓏏𓏏𓅯 | 1× N:sg:stc ( 1 )

[]𓇋𓏲𓅭 | 1× N:sg ( 1 )

Bibliography

  • Wb 4, 192.5-7
  • Lesko, Dictionary III, 71


External references

Legacy TLA 139090
Digitalisiertes Zettelarchiv 139090

Comments

Feminine Form von sr.w.
Es ist zu unterscheiden zwischen srw (Defektivschreibung sr) als Bezeichnung einer großen Gans, wahrscheinlich die Graugans (Anser anser L.), und sr (Defektivschreibung s) als Bezeichnung einer kleineren Schwimmentenart, möglicherweise Krickente (Anas crecca) und/oder Knäkente (Anas querquedula). Die ausführliche Schreibung srw findet sich niemals bei einer Gänsendarstellung in Geflügelprozessionen des Alten Reiches, sondern nur in einigen wenigen Speiselisten (Mastaba des Ns-m-nꜣw, Giza LG64, 5./6. Dyn.: LD II, Tf. 92e [Lepsius, Grab 64; PM III²/1, 209]; Felsgrab Scheich Said, 6. Dyn.: Davies, Rock Tombs of Sheikh Said, Tf. 20). Ein unsicherer früher Beleg für den weiblichen Vogel als srw.t steht in einem Meketre-Brief aus der späten 11. Dyn. (James, The Ḥeḳanakhte Papers, 80 mit Anm. 13: Doc. 12, Zl. 4). Das Nomen sr wird schon von Champollion, Dictionnaire, 438: "ϥⲧⲟⲉ ⲥⲣ, quatre oies" aufgeführt (mit Verweis auf Champollion, Grammaire, 218: ḏi̯ wꜣ.t n 4 sr, Medinet Habu). Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. 4, 1868, 1258-1259 bezeichnet sr.t, mit als weiteren Orthographien sr und srw, als "die Gänseart choenalopex, die Fuchsgans." Unklar ist, ob er dabei von Dr. med. Theodor Bilharz beraten wurde (Für Bilharz als Berater von Brugsch bei Tierbestimmungen, s. Brugsch, Wb. 4, 1155-1156, sowie R. Herzog, Deutsche Ärzte in Kairo 1831-62, in: U. Haarmann e.a. (Hg.), Die islamische Welt zwischen Mittelalter und Neuzeit, Fs Hans Robert Roemer, Wiesbaden 1979, 306). Die Bezeichnung Fuchsgans ist eine etymologisierte Wiedergabe von χήν "Gans" und ἀλώπηξ "Fuchs". Mit Chenalopex aegyptiacus wird heute Alopochen aegyptiaca, d.h. die Nilgans, bezeichnet. Brugsch hat wahrscheinlich die große, am Anfang von Gänse- und Entendarstellungen befindliche sr(w)-Gans für die prototypische Gans in Ägypten gehalten, ohne über farbige Bilddarstellungen zu verfügen. Heute weiß man, dass der Name der Nilgans smn lautet.
Wb. 4, 191 differenziert zwischen sr.w (teilweise nur sr geschrieben) (191.16 und 192.4) und sr (teilweise nur s geschrieben) (191.17-192.3) und nennt beide eine Art Gans. Das Lemma sr.t (Wb. 4, 192.5-7) ist eine jüngere Form zu sr (191.17-192.3). Für Edel, Jahreszeitenreliefs II, NAWG 1965, 175-176 und 209 ist srw die volle Form des Namens, der häufig nur defektiv sr geschrieben wird, mit als weiblichem Pendant sr(w).t, außerdem ist s Defektivschreibung für sr. Boessneck, Zur Gänsehaltung im alten Ägypten, in: Festschrift der Wiener Tierärztlichen Monatsschrift Herrn Professor Dr. Josef Schreiber zum 70. Geburtstag gewidmet, Wien 1960, 192-206 (vgl. Boessneck, Die Tierwelt des Alten Ägypten, München 1988, 89 und 102) hat die verschiedenen Bezeichnungen von Gänsen und Enten untersucht und stellt die große śr/sr(w)-Gans, die am Anfang von Gänsedarstellungen steht, gleich mit der -Gans; er geht von zwei Bezeichnungen für dieselbe Gänseart aus. Für die -Gans war schon eine Identifikation als Graugans (Anser anser) durch Loret, Moret und Schäfer/Hilzheimer vorgeschlagen worden, jetzt identifiziert Boessneck auch die sr(w)-Gans als Anser anser anhand von farbigen Darstellungen. Der helle Schnabel der sr(w)-Gans in der Mastaba des Kꜣ(=j)-m-ꜥnḫ/Kaiemanch (Giza G4561: Junker, Giza IV, 1940, Tf. 7 zwischen S. 64 und 65 = Davies, in: JEA 32, 1946, Frontispiz) sowie in der Mastaba des Nefer (Giza G4761, Junker, Giza VI, 64 und Tf. 2.e) sprechen nach Meinung von Boessneck für eine Identifikation als Graugans und nicht als Saatgans (allerdings vermerkt Junker, Giza VI, 64 mehrere farbliche Beispiele der sr-Gans mit unterschiedlicher Farbgebung: "sie geben das Gefieder der Flügel jeweils verschieden an"). Vandier, Manuel d'archéologie égyptienne, V, 403 folgt dem und schlägt die franz. Bezeichnung "oie grise" vor. Houlihan (The Birds of Ancient Egypt) führt in seinen Abbildungen von Anser anser (Greylag goose) kein Beispiel mit der Bezeichnung sr(w) auf. Während für die -Gans in neuester Zeit die Identifikation als Saatgans vorgeschlagen wurde, bleibt für die srw-Gans die Deutung als Anser anser gültig. Hannig, Handwörterbuch. Marburger Edition, 787, s.v. srw (sr) {28942} bleibt einerseits vorsichtig "*Graugans" (* = unsicher), geht aber trotzdem bis auf Unterartebene hinunter "*Anser anser rubrirostris" (Goodman, in: Houlihan, The Birds of Ancient Egypt, 150 erwartet die Subspecies Anser anser anser). Schon Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. 4, 1868, 1258-1259 kannte demotische Belege für (fem.) tꜣ sr/sry/sre (s. Erichsen, Glossar, 442; Vleeming, Gooseherds of Hou, 23, Anm. gg: domestizierte "grey goose" nach Boessneck), koptisch ist srw/srw.t anscheinend nicht mehr bezeugt. Im magischen Papyrus London-Leiden ist ꜥt n sre.t: "Fett des sre.t-Vogels" in Kol. IV.6 griechisch glossiert als (Genitiv) ΧΗΝΑΓΡΙΟΥ, d.h. τὸ χηνάγριον "young wild goose" (LSJ, abgeleitet von ὁ/ἡ χήν, "wild goose, Anser cinereus" und "tame goose" laut LSJ), was der Identifikation von sr(w) als "Graugans" entspricht. Wolterman (in: JEOL 32, 1991-92, 121-122) übersetzt den Vogelnamen als "announcer, one that warns" (vom Verb sr: "ankündigen; vorhersagen"), d.h. ein typisches Verhalten sei das Benennungsmotiv. sr/srw kann nicht die Vollform des Namens der r-Gans sein (Vorschlag Hassan, Excavations at Gîza VI/2, 1948, 366), denn zum einen kann r mit dem Ideogrammstrich versehen sein (zumindest in Opferlisten; Thuault, in: CdE 92/184, 2017, 238 nennt 38 Belege), was für eine Lesung spricht, zum anderen ist noch koptisch als ⲣⲟ belegt, ohne einen Hinweis auf das Phonem s (Osing, Hieratische Papyri aus Tebtynis I, 1998, 126 Anm. (a)). Es sei noch vermerkt, dass auf dem Papyrus des Nebhepet in Turin die Beischrift srw über einem Kranich, Anthropoides virgo L., steht (Aufrère, Memnonia 6, 1995, 117 und Tf. 26.B).

P. Dils (Artikel verfasst im Okt. 2018)

Commentary author: Strukturen und Transformationen


Editor(s): Altägyptisches Wörterbuch; with contributions by: Annik Wüthrich
Data file created: before June 2015 (1992–2015), latest revision: 09/17/2024

Please cite as:

(Full citation)
"sr.t" (Lemma ID 139090) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/139090>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/139090, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)