kfꜣ(Lemma ID 164120)
Hieroglyphic spelling: 𓎡𓆑𓄿𓄖
Persistent ID:
164120
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/164120
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: common noun (masc.)
Translation
Attestation in the TLA text corpus
13
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
1818 BCE
to
526 BCE
Spellings in the TLA text corpus:
Bibliography
-
Wb 5, 120.9
- DrogWb 528 f.
External references
Comments
Please cite as:
(Full citation)"kfꜣ" (Lemma ID 164120) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/164120>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/164120, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
kfꜣ ist ein nicht sehr häufig genannter Pflanzenteil, der in medizinischen und magischen Kontexten als Bestandteil des Flachses (mḥj), zweier verschiedener Papyrusarten(?) (mḥj.t und mnḥ), der ḫꜣs.yt-Pflanze, der sꜣr-Pflanze und der kriechenden qꜣd.t-Pflanze genannt wird (DrogWb, 528-529). Eine mögliche Nennung als Teil von šmšm.t ist unsicher. Außerhalb dieser Kontexte ist dieser Pflanzenteil bislang nicht genannt. Die Klassifizierung mit dem Löwenhinterteil spricht dafür, dass es einen hinteren, sprich: äußeren Teil der Pflanzen bildet. Das koptische Derivat ist ⲕⲁϥ (Černý, CED, 67, Vycichl, Dict. étym., 91). Dieses steht in koptischen Versionen der Bibel (vgl. Crum, CD, 131) an Stelle des griechischen στέλεχος („Wurzelhals, Stamm“, http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aentry%3Dste%2Flexos), wobei es in Hiob 14,9 eher den „Trieb“ (so in der Vulgata: „coma“) oder „Zweig“ (so die Lutherbibel) zu bezeichnen scheint als den Stamm. In Genesis 40,10 (s. Crum, a.a.O.) steht es, bezogen auf einen Weinstock, anstelle von griechisch πυθμήν („Boden eines Gefäßes; Wurzel“, „Stamm“ http://www.perseus.tufts.edu/hopper/text.jsp?doc=Perseus%3Atext%3A1999.04.0057%3Aalphabetic+letter%3D*p%3Aentry+group%3D300%3Aentry%3Dpuqmh%2Fn). Dort ist es etwas Zählbares – es gibt drei davon –, sodass auch hier eher der Stamm, d.h. bei Wein die Reben, gemeint ist (so auch die Lutherbibel). Daher gibt Stern, in: Ebers, Papyros Ebers, Bd. 2, 19a unter Verweis auf koptisches ⲭⲁϥ – eine Variante von ⲕⲁϥ – die Bedeutungen „truncus, caudex, ramus“ für kfꜣ. Der koptische Begriff meint also einen oberirdischen Teil verholzter Pflanzen: in den meisten Fällen den Stamm und einmal vielleicht eher die Triebe oder Zweige. Joachim, Papyros Ebers, 5 sieht in den kfꜣ.w n.w ḫꜣs.yt von Eb 19 konkret die „Stengel“, wobei die semantische Änderung von Stamm hin zu Stängel dadurch beeinflusst sein dürfte, dass er in der ḫꜣs.yt-Pflanze unter Verweis auf Brugsch die Mohnpflanze, d.h. eine nicht-verholzte Pflanze, vermutet. Dawson, in: JEA 20, 1934, 45, der ḫꜣs.yt mit der Rotfrüchtigen Zaunrübe (Bryonia dioica Jacq.) gleichsetzt, impliziert dagegen die Wurzeln; zumindest lässt seine Auflistung der in der Medizin verwendeten Bestandteile dieser Pflanze nur die Gleichsetzung „roots“ = kfꜣ.w übrig. Seine Bemerkung, dass diese „tuberous“ seien, basiert vielleicht auf Eb 179, wo bnn.t n.t kfꜣ.w n.w mḥj: „Kügelchen von kfꜣ des Flachses“ genannt werden. Gerade diese Stelle nimmt dagegen DrogWb, 528-529 als Gegenargument gegen Dawson. Denn in diesen bnn.t vermutet DrogWb die Kapselfrüchte des Flachses, weswegen kfꜣ.w „etwa die Stängelspitzen sein könnten“; allgemein gibt es als Übersetzung „Blattspitzen“ und „Blattsprosse“ an. Die Übersetzung als „Stängelspitzen“ würde tatsächlich gut zu der Verwendung des koptischen ⲕⲁϥ im Buch Hiob passen. Dagegen favorisiert Germer, Arzneimittelpflanzen, 139 wieder einen Wurzelteil. Ihr Hauptargument ist das homographe Wort kfꜣ.w, das den hinteren Teil eines Vogels, den Boden eines Topfes oder die Basis eines Abszesses bezeichnen könne (Faulkner, CD, 285 = Wb 5, 120.6-8). Daher sieht sie in den kfꜣ.w des Papyrus eher dessen Rhizom, und die bnn.t von Eb 179 seien eher Kügelchen aus der Wurzel des Leines (a.a.O., 59). In Germer, Handbuch, 79 tendiert sie dagegen doch wieder zur Übersetzung als „Samenkapseln“ für die bnn.t des Flachses, bleibt für die kfꜣ.w n.w ḫꜣs.yt aber bei Dawsons Vorschlag „Wurzeln“ (a.a.O., 100). Dies führt aber zu Schwierigkeiten, wenn in Eb 283 auch die mny.t-Wurzel der ḫꜣs.yt-Pflanze genannt wird – hier wäre der Unterschied zwischen diesen beiden Termini zu klären (Dawson muss dies nicht, da er mny.t als Rinde ansieht). Charpentier, Recueil, Nr. 1253 verweist zwar auf die koptische Entsprechung und dessen Übersetzung als „tronc“, schließt sich aber für die älteren Belege aus den medizinischen Texten dem DrogWb an und denkt an „terminaisons des tiges du lin (capsules fructifères)“ für Eb 179 und „pousses des feuilles“ für die übrigen Belege.
Das von Germer angeführte homographe Wort kfꜣ.w: „Hinterteil, Unterseite“ muss der von DrogWb gegebenen Bedeutung nicht widersprechen, wenn man diese etwa als „Spitze“ oder „Trieb“ auffasst. Das „Hinterteil“ eines Vogels ist ebenfalls je nach Schwanzform spitz, ebenso wie die Unterseite mancher Gefäßtypen. Nur die „Hinterseite“ (o.ä.) der Tore des Nauri-Dekrets, Zeile 10 und die „Unterseite“ (?) der ꜥnw.t-Geschwulst in Eb 877a, die das Gegenteil des dp: „Kopfes“ dieser Geschwulst ist und als mꜣꜥ: „eben“ (?) beobachtet wird, lassen sich damit nicht erklären. Zumindest die Übersetzung als „Basis“ o.ä. der ꜥnw.t-Geschwulst bleibt allerdings in jedem Fall zu hinterfragen. Denn es bleibt zu klären, wie durch bloße Beobachtung die Beschaffenheit der Unterseite einer Geschwulst beobachtet werden kann, wenn sich darüber ein dp: „Kopf“ wölbt.
L. Popko, 09. Juni 2022.
Commentary author: Strukturen und Transformationen