gs-dp.t(Lemma-ID 168470)

Hieroglyphische Schreibung: 𓐝𓏤𓂧𓊪𓏏𓊛


Persistente ID: 168470
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/168470


Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch

Wortklasse: Substantiv (mask.)


Übersetzung

de
Schutz
en
protection
fr
protection

Bezeugung im TLA-Textkorpus


Belegzeitraum im TLA-Textkorpus: von 1818 v.Chr. bis 30 v.Chr.

Schreibungen im TLA-Textkorpus:

 Weisen Sie uns gerne auf Irrtümer hin


𓐛𓏤𓂧𓊪𓏏𓊛 | 1× N.m(infl. unedited) ( 1 )
𓐛𓏤𓂧𓊪𓏏𓊛𓏤 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓐛𓏤𓊛 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓐝𓏤𓂧𓊪𓏏𓊛 | 1× N.m:sg:stpr ( 1 )

P56 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓐛𓏤[]𓊪𓏏𓊛 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓐛𓏤𓂧𓊪P20 | 1× N.m:sg ( 1 )
𓐝𓊪[]P4A | 1× N.m:sg ( 1 )
𓐞𓏤⸮𓊛? | 1× N.m:sg ( 1 )

Bibliographie

  • Wb 5, 200.14-18
  • Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 695
  • Wilson, Ptol. Lexikon, 1111


Digitale Verweise

Alt-TLA 168470
Digitalisiertes Zettelarchiv 168470

Kommentare

gs-dp.t: Die Bedeutung des Begriffes und seinen Unterschied zu anderen Ausdrücken des Schutzes zu fassen ist schwierig, zumal er nicht sehr häufig vorkommt. Der Titel zẖꜣ.w gs-dp.t wird mitunter verstanden als „Schreiber der Bootsseite“ unter der Annahme, es läge der Begriff gs: „Seite (einer Mannschaft)“ vor, vgl. die Literatur bei Fischer, in: GM 126, 1992, 59. Die alternative Deutung als „Schreiber der Bordwachen“ (Lit.: Fischer, a.a.O.) basiert sicherlich auf der Passage bei Herchuf (s. unten). Gegen die erste Bedeutung hat Wilson, in: AJA 74 (2), 1970, 209-210 zu Recht argumentiert, dass die Unterteilung und Organisation einer Schiffsmannschaft (Wilson konkret: Ruderer) nach Schiffsseiten „hardly credible“ sei. (Für eine funktionierende Navigation müssen natürlich beide Seiten eines Schiffes koordiniert vorgehen; und ägyptische Schiffe waren nicht so groß, dass eine Verdopplung allein etwa aus Gründen einer besseren Kommunikation nötig gewesen wäre.) Als Grund, warum die „Schiffsseite“ zu einem Wort für „Schutz“ werden konnte, schlägt Wilson die Ableitung von rituellen Spielen vor, in denen die Rudermannschaften den Auftrag hätten, Feinde von den göttlichen Booten fernzuhalten; ein „Schreiber der Bordseite“ hätte dann vielleicht die Aufgabe gehabt, „to register and record the services of those nobles who were honored to row in the divine boat and to repel the enemies of the deity“. Eine noch viel simplere Erklärung bietet FECT II, 307, Anm. 8 zu CT, Spruch 783: „the meaning ‚protection‘ derives from the notion of the ship’s side as a bulwark against danger“. Notierenswert ist diesbezüglich auch die Altreichsbiographie des Herchuf, die auch von denen, die den Begriff gs-dp.t diskutieren (so auch Fischer, a.a.O. und Wilson, a.a.O.) herangezogen wird. In dieser Biographie findet sich der Brief des Königs Pepi zitiert, in dem Herchuf angewiesen wird, einen „Zwerg“ (also vielleicht Pygmäen), den er aus Nubien mitbringt, während der Schiffsreise zur Residenz gut zu bewachen: jri̯ rmṯ.w [j]qr.w wnn.w ḥꜣ=f ḥr gs.wj dp.t zꜣu̯.w ḫr=f m mw: „Lass fähige Leute um ihn herum sein zu beiden Seiten des Schiffes! Verhüte, dass er ins Wasser fällt!“ (Urk. I, 130.7-9, neueste Bearbeitung bei Stauder-Porchet, in: ZÄS 147 (1), 2020, 80). Diese Stelle war vom Wb-Team anfangs sogar als weiterer Beleg für gs-dp.t: „Schutz“ abgelegt worden: Darauf bezieht sich der einmalige AR-Beleg, zudem in dualischer Schreibung, auf dem Schreibungszettel DZA 30.708.510 (vgl. DZA 30.708.540 und DZA 30.708.550), die allerdings nachträglich gestrichen wurde. Von dieser singulären Stelle ausgehend, könnte man die Hypothese aufstellen, dass der gs-dp.t-Schutz nach innen gerichtet war, dass er also nicht primär der Abwehr äußerer Gefahren diente, sondern dazu, den zu Schützenden vor den Folgen eigener, potenziell Gefahr bringender Handlungen zu bewahren. Allerdings zeigen schon die CT-Belege, allen voran der oben erwähnte Spruch 783, dass dort gs-dp.t auch der Abwehr äußerer Feinde diente.

Literatur:
– R.O. Faulkner, The Ancient Egyptian Coffin Texts. Vol. II. Spells 355-787 (Warminster 1977).
– H.G. Fischer, Boats in Non-Nautical Titles of the Old Kingdom, in: Göttinger Miszellen 126, 1992, 59-78.
– J. Stauder-Porchet, Harkhuf’s Autobiographical Inscriptions. A Study in Old Kingdom Monumental Rhetoric. Part I. Texts, Genres, Forms, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 147 (1), 2020, 57-91.
– J.A. Wilson, Rez. zu: Dendera in the Third Millennium B. C. Down to the Theban Domination of Upper Egypt . By Henry G. Fischer, in: American Journal of Archaeology 74 (2), 1970, 209-210.

L. Popko, 11. Mai 2023.

Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen


Editor:innen: Altägyptisches Wörterbuch; unter Mitarbeit von: Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich
Datensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Revision: 17.09.2024

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(Vollzitation)
"gs-dp.t" (Lemma-ID 168470) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/168470>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
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