twr(Lemma ID 170320)
Hieroglyphic spelling: 𓏏𓅨𓂋𓌟
Persistent ID:
170320
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/170320
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: common noun
Translation
Attestation in the TLA text corpus
13
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
1939 BCE
to
30 BCE
Spellings in the TLA text corpus:
Bibliography
-
Wb 5, 252.3-5
-
FCD 295
- DrogWb 551
Comments
Please cite as:
(Full citation)"twr" (Lemma ID 170320) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/170320>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Lisa Seelau, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/170320, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
- twr/trj: Wahrscheinlich eine Art von Rohrpflanze oder Schilfrohr, die nicht genauer bestimmt werden kann, in der/dem Vögel nisten und aus deren/dessen Schaft ein Schneidemesser für weiche Materialien hergestellt werden kann. Die zwei Hauptargumente für die Identifizierung als eine Rohrpflanze sind das Determinativ T19 und der Beleg von trj in der Geschichte des Lebensmüden. Anfänglich wurde in den Wörterbüchern nicht zwischen der Pflanze twr/trj und dem Baum ṯr.t: "Weide" differenziert. Birch, Dictionary, 528 gibt für die Pflanze die Übersetzungen "time" und "kind of tree, willow", d.h. er denkt an tr: "Zeitpunkt" und ṯr.t: "Weide". Ähnlich hat Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. 4, 1868, 1530 die Übersetzung "Weide" mit Verweis auf kopt. ⲧⲱⲣⲉ: "Weidenbaum". Im Papyrus Ebers kommen aber sowohl tr.t/ṯr.t als auch twr vor, was Ebers/Stern, Papyros Ebers, II, 49 zu einer Differenzierung bewegte: twr wird als "genus arundinis", d.h. "Art Schilf/Rohr" verstanden, sicherlich wegen des Determinativs T19. Allerdings ist T19 kein Rohr (so z.B. noch Sethe, in: ZÄS 44, 1907, 33, Anm. 12), sondern eine Harpunenspitze (laut Gardiner, Sign List, s.v. T19 auch als Determinativ für rohrförmige Sachen). In der Geschichte des Lebensmüden wurde trj in bwꜣ.t n.t trj ẖr msy.t: "ein Hügeldickicht von trj-Pflanzen voller msy.t-Wasservögel" (pBerlin P 3024, Kol. 92-93) anfänglich auch als ṯr.t: "Weide" aufgefasst. Nachdem Erman in späteren Bearbeitungen des Lebensmüden trj ebenfalls von ṯr.t: "Weide" getrennt hatte, nahm er für ersteres "Röhricht o.ä." als Bedeutung an (Wb. 5, 318.13). Er verstand trj als eine Art Kollektivbegriff, während twr die Einzelpflanze war: "eine Pflanze: Art Rohr?" (Wb. 5, 252.3-5).
Keimer, in: BIFAO 31, 1931, 226-229, 232 und 234 untersuchte twr/trj etwa zur gleichen Zeit, als das letzte Heft von Wb. 5 mit den Lemmata twr und trj erschien. Keimer schloss aus dem Determinativ T19 und aus der Stelle im Lebensmüden, dass trj "roseaux" oder "fourré de roseaux" sein musste (d.h. "Schilf" oder "Schilfdickicht"), was durch Sumpfdarstellungen, bei denen sich Vogelnester auf Papyrus und auf "roseaux" finden, bestätigt wird. Vgl. für den Zusammenhang von Vögeln und trj auch Tb 125: ꜣpd.w m/n trj. Von "Binsenrohr/Schilfrohr" abgeleitet ist twr.yt: "Stab", ursprünglich wohl aus Schilfrohr. Keimer, Gartenpflanzen, II, 71-77 [Manuskript von 1924!] nennt twr (noch) nicht unter den von ihm behandelten Begriffen für "Rohr" und "Binse".
Es gibt keinen Grund, mit Wb. 5 zwischen twr und trj zu differenzieren, twrj bzw. trj im Berliner Med. Papyrus sind sicher jüngere Schreibungen von twr; vgl. Faulkner, CDME, 295 s.v. twr und 300 s.v. trj: "reed" (trj ist eine Var. von twr) und Bojowald, in: JARCE 53, 2017, 284-285 (mit einem Erklärungsversuch der Orthographie-Änderung durch Lautwandel). So wie Wb. 5 differenziert noch Charpentier, Recueil, II, 792-793, § 1343 s.v. twr: "un roseau" und 810 § 1387 s.v. tr "cannaie, arab. muqaṣabat" (cannaie = Röhricht; Wehr, Arab. Dictionary, 766 s.v. qaṣabat: "cane, reed; writing pen"). Die Verwendung von twr/trj in den medizinischen Texten erlaubt keine genauere Eingrenzung der Pflanzenbezeichnung: s. Lefebvre, Essai sur la médecine, 122: "variété de roseau"; DrogWb 551-552 s.v. twr: "eine Rohrpflanze"; Germer, Arzneimittelpflanzen, 209-210 (eine Art Rohrpflanze wegen des Determinativs; in dieser Studie vermutet Germer noch einen etymologischen Zusammenhang zwischen dem Verb twr: "reinigen" und der twr-Rohrpflanze: Besen aus Pfahl- oder Schilfrohr sind archäologisch belegt); Germer, Handbuch Heilpflanzen, 152-153 (eine Art Rohrpflanze wegen des Determinativs).
Abweichend von der obigen Interpretation von twr: Loret, Flore, 2. Aufl. 1892, 26 (Nr. 24) s.v. Sorghum vulgare. Er erwähnt eine Pflanze Tourà: "une plante à chaume lisse" (Pflanze mit glattem Halm), von der er sich fragt, ob sie mit arab. "Doura" (ḏura: ذرة) = Sorghum identisch ist. Später (S. 114) nennt er twr "probablement synonyme de ṯw~rw~tj", das er als "Doura? Sorghum vulgare" auffasst.
Commentary author: Peter Dils