ṯrp(Lemma ID 176350)
Hieroglyphic spelling: 𓍿𓂋𓊪𓅬
Persistent ID:
176350
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/176350
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: common noun (masc.)
Translation
Attestation in the TLA text corpus
181
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
2800 BCE
to
30 BCE
Spellings in the TLA text corpus:
Bibliography
-
Wb 5, 387.6-9
- LÄ II, 504
External references
Comments
Please cite as:
(Full citation)"ṯrp" (Lemma ID 176350) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/176350>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Lisa Seelau, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/176350, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
- ṯrp: Sicher als Bläßgans (Anser albifrons Scop., white-fronted goose, oie rieuse) identifiziert. Abgesehen von der Pleneschreibung ṯrp finden sich auch die reduzierten Orthographien ṯp, ṯr und ṯ. Die ṯrp-Gans ist ein Vogel, der aufgrund von Darstellungen in Mastabas des Alten Reiches zu den Gänsen und Enten gehört, genauer gesagt wegen der Proportionsgröße der verschiedenen Vögel mit Sicherheit eine Gans. Schon bei Champollion, Dictionnaire, 377 findet sich: "ⲧⲣⲡ, ⲑⲣⲡ, nom d'un oiseau du genre des oies." Seine Quelle ist die Mastaba des Manefer aus Saqqara (heute Berlin). Auch der Ornithologe Paolo Savi hatte Rosellini die Identifikation als eine Art von Anser vorgeschlagen (Rosellini, Monumenti Civili, Tf. 12, Nr. 1 und Kommentar zur Tafel in: Monumenti dell' Egitto e della Nubia, II, Monumenti Civili, Tomo I, Pisa 1834, 183; für Paolo Savi s. S. 171, Anm. 2, und 173). Trotzdem wird in Wb. 5, 387.6-9 s.v. ṯrp: "Art Gans oder Ente" noch an die Vogelart gezweifelt und auch Faulkner, CDME, 306 ist sich sehr unsicher: "an edible bird" (goose?)". Loret, in: Lortet/Gaillard, La faune momifiée de l'ancienne Égypte, Ie série, Lyon 1905, x-xi hat als erster eine konkrete Identifikation vorgeschlagen. Er ging davon aus, dass die kanonische Vögelgruppe in der Opferliste rʾ, ṯrp, z.t, s und mn.t nach Größe aufgelistet wurden. Im von ihm entdeckten Grab des Maiherperi (KV 36) fanden sich 5 Kästen mit je einem mummifizierten Vogel. Die Kästen hatten unterschiedliche Größe (42, 41, 32, 27 und 26 cm Länge). Weil die Mumien so gut erhalten waren, wurde nur diejenige im zweitgrößten Kasten geöffnet und identifiziert, es war eine Anser albifrons. Somit meinte Loret, dass ṯrp = Anser albifrons. Montet, Scènes de la vie privée, 1925, 144 spricht irreführend von einer "oie commune", und verweist auf Loret, der aber leicht abweichend schreibt "(...) l'Anser albifrons, l'oie que l'on rencontre le plus communément en Egypte" (vgl. Montet, Scènes de la vie privée, 125: pẖr ṯrp ḥḏ m-ḫt snm: "promener les canards (ṯrp) et les oies blanches après le repas", mit der Bezeichnung "canard" = Ente!). Schäfer, in: Wreszinski, Atlas III, 172 zu Tf. 83.B, der sich auf die Expertise des Zoologen Max Hilzheimer berufen konnte (s. Atlas III, Vorwort), nennt die ṯrp-Gans in der Mastaba des Ma-nefer aus Saqqara (heute Berlin) eine "Bläßgans, Anser albifrons" und beschreibt sie als "Fast ganz wie (a)", d.h. wie die rʾ-Gans, "Langhalsig, schwer und langbeinig". Edel, in: BiOr 21, 1964, 32 verweist ebenso auf Hilzheimer für die Identifikation von ṯrp-Gans als Bläßgans. Boessneck, Zur Gänsehaltung im alten Ägypten, in: Festschrift der Wiener Tierärztlichen Monatsschrift Herrn Professor Dr. Josef Schreiber zum 70. Geburtstag gewidmet, Wien 1960, 192-206 (vgl. Boessneck, Die Tierwelt des Alten Ägypten, München 1988, 89 und 102) hat die verschiedenen Bezeichnungen untersucht und bestätigt (S. 194-195) die Identifikation von ṯrp als Anser albifrons Scop. anhand von Gänsedarstellungen mit dem Namen ṯrp (eine farbige Darstellung der ṯrp-Gans in der Mastaba des Kaiemanch, Giza G4561: Junker, Giza IV, 1940, Tf. 7 zwischen S. 64 und 65 = Davies, in: JEA 32, 1946, Frontispiz; laut Boessneck kann auch die ṯrp-Gans in der Mastaba des Ptahschepses in Abusir als Bläßgans identifiziert werden, Photo bei Montet, Scènes de la vie privée, Tf. 11.1; heute stark beschädigt: Verner, The Mastaba of Ptahshepses. Reliefs I/1 [Abusir I], Prague 1977, 78, 222-227, Abb. 61-66). Darstellungen, bei denen die typischen Merkmale (weißer Fleck über dem Grund des Schnabels und breite, dunkle Querfleckung an der Unterseite des Rumpfes) fehlen, sind nach Meinung von Boessneck als noch nicht ganz ausgewachsene Exemplare zu definieren. Vandier, Manuel d'archéologie égyptienne, V, 403 folgt Schäfer und Boessneck und schlägt die franz. Bezeichnung "oie rieuse" vor. Die englische Bezeichnung lautet White-fronted goose. Die Identifikation wurde allgemein akzeptiert (z.B. Mahmoud, Die wirtschaftliche Bedeutung der Vögel im Alten Reich, 1991, 52-56; Vernus & Yoyotte, Bestiaire des Pharaons, 2005, 398). Schon Griffith, Hieroglyphs, ASE 6, 1898, 22 hat auch die Hieroglyphe G38, die sog. Geb-Gans, als eine Anser albifrons anhand eines Beispiels in Beni Hassan (Beni Hasan III, Tf. 2, Fig. 6) identifiziert, obwohl dort der weiße Fleck am Schnabel nicht vorhanden ist. Andere hieroglyphische Beispiele bestätigen jedoch die Richtigkeit der Zuweisung (s. P.F. Houlihan, The Birds of Ancient Egypt, Warminster 1986, 59, Fig. 82: auf dem Holzsarg des Seni, Deir el-Berscheh, 12. Dyn.), obwohl es auch Beispiele für die Schreibung des Namens Geb mit der Spießente G39 gibt (z.B. Sarg der Senbi, Berlin Inv. 70/71, 12. Dyn.: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz. Ägyptisches Museum Berlin (Kunst der Welt in den Berliner Museen), Belzer A.G., 1980, 47, Nr. 16). Im Tebtynis-Onomasticon pCarlsberg 180.9+PSI I 76a, Fragm. O 2.17 wird vielleicht der Hals (ꜥnꜥn) der ṯrp-Gans beschrieben (Osing, Hieratische Papyri aus Tebtynis I, 1998, 125), leider ist die Beschreibung verloren. Sie wäre insofern wichtig gewesen, als der Hals der Bläßgans keine besondere Merkmale aufweist, es sei denn, mit ꜥnꜥn wäre nicht der Hals, sondern die Fortsetzung am Rumpf gemeint. Eine Glosse zum Namen ṯrp könnte für die Aussprache als *tri/ep sprechen (Osing, Hieratische Papyri aus Tebtynis I, 1998, 127, Anm. (d)). Als Etymologie wurde "the stumbler" vom Verb ṯrp: "torkeln, stolpern" mit der Fortbewegungsart als Benennungsmotiv vorgeschlagen (Wolterman, in: JEOL 32, 1991-92, 122). Das Substantiv ist demotisch noch als ṱrp und trpy, trpe belegt (Erichsen, Glossar, 648), scheint aber koptisch nicht mehr vorzukommen. Nicht weiter erwähnenswert ist, dass der Architekt und Naturforscher Boussac eine Gans mit der Beischrift ṯrp ausschließlich aufgrund der Silhouette (!) ein "cravant (Anser brenta Brisson)" nennt (L'oie dans l'Égypte ancienne, in: La Nature 35/2, 1907, 313-314: http://cnum.cnam.fr/CGI/fpage.cgi?4KY28.72/317/100/671/5/660). Er meint vermutlich die Ringelgans (Branta bernicla, Linn.).
P. Dils (Artikel verfasst im Okt. 2018)
Commentary author: Peter Dils; with contributions by: Strukturen und Transformationen ; Data file created: 12/18/2018, latest revision: 03/12/2019