ḏꜣ.t(Lemma-ID 181650)
Hieroglyphische Schreibung: 𓍑𓏏
Persistente ID:
181650
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/181650
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv (fem.)
Übersetzung
Bezeugung im TLA-Textkorpus
41
Belegzeitraum im TLA-Textkorpus:
von
2686 v.Chr.
bis
30 v.Chr.
Schreibungen im TLA-Textkorpus:
Bibliographie
-
Wb 5, 516.9-13
- LÄ III, 756
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(Vollzitation)"ḏꜣ.t" (Lemma-ID 181650) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/181650>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/181650, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
Sicher als Grauer Kranich (Grus grus) identifiziert (mit einer Spur von Zweifel Boessneck, Tierwelt, 101: "der größere Graue Kranich, Grus grus, altägyptisch wohl ḏꜣt genannt"), eventuell auch als Oberbegriff für alle Kranicharten. Schon Champollion, Dictionnaire, 461 kannte den Vogel, seine ornithologischen Kenntnisse waren jedoch gering und seine Identifikation ist zu revidieren: "nom d'oiseau, espèce de cigogne". Seine Quelle war eine Abbildung des Grauen Kranichs mit der Beischrift ḏꜣ.t in der Mastaba des Mꜣ-nfr in Saqqara (PM III²/2, 575-577, heute in Berlin). Für Champollion noch unverständlich waren die Namen dreier weiterer Kraniche im selben Bild, ꜥw, gꜣ und wḏꜥ. Der Ornithologe Paolo Savi hatte Rosellini in derselben Quelle die Identifikation als "grus cinerea" vorgeschlagen (Rosellini, Monumenti Civili, Tf. 12, Nr. 11 und Kommentar zur Tafel in: Monumenti dell' Egitto e della Nubia, II, Monumenti Civili, Tomo I, Pisa 1834, 185; für Paolo Savi s. S. 171, Anm. 2, und 173), genauer gesagt in allen fünf dargestellten Kranichen den "grus cinerea" (es findet sich jedoch auch den bildlich unterschiedlichen Jungfernkranich wḏꜥ darunter). Birch, Dictionary, 531 hat dagegen: "Kind of heron" (Quelle: LD II, Tf. 25: Opferliste mit Kranichkopf als Determinativ). Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. 4, 1868, 1700 beruft sich auf Dr. med. Theodor Bilharz, um ḏꜣ.t als "Grus cineria, also Kranichart" zu identifizieren. Grus cineria bzw. (besser) cinerea ist ein Synonym von Grus grus = Grus communis = Grus vulgaris, eng. Common Crane, franz. Grue cendrée, deutsch Grauer Kranich. Mariette, Mastabas, 146, 177 und 212 verwendet für ḏꜣ.t nicht das Wort "grue", sondern "demoiselle de Numidie", was eigentlich der Jungfernkranich bezeichnet. Schäfer, in: Wreszinski, Atlas III, 172 zu Tf. 83.B, der sich auf die Expertise des Zoologen Max Hilzheimer berufen konnte (s. Vorwort), nennt ḏꜣ.t in der Mastaba des Manefer aus Saqqara (heute Berlin) einen Kranich, der sich von den Kranichen gꜣ und ꜥw nur durch die Farben unterscheidet (ähnlich Montet, Scènes de la vie privée, 142). Das allgemeine Aussehen des ḏꜣ.t-Vogels in den Geflügelprozessionen der Mastabas des Alten Reiches (gerader, langer Schnabel, langer Hals, lange Beine, buscheliger Schwanz) erklärt die Identifikation als Kranich. Montet, Scènes de la vie privée, 142 mit Tf. 11.1 (Graustufenbild) hat für die Mastaba des Ptahschepses in Abusir (heute stark beschädigt: Verner, The Mastaba of Ptahshepses. Reliefs I/1 [Abusir I], Prague 1977, 78, 222-227, Abb. 61-66) folgende Farben vermerkt: "l'oiseau zꜣ-t avait les plumes et les cuisses bleues, les pattes rouges". Das würde zum Grau des grauen Kranichs passen (abweichend rotes Gefieder in der Mastaba des Nefer in Giza G4761: Junker, Giza VI, 64). Den ḏꜣ.t ꜥjw im selben Grab beschreibt Montet als "a les plumes peintes en bleu clair, les pattes en bleu foncé". Boessneck (Tierwelt, 101) identifiziert in derselben Darstellung den an dritter Stelle von rechts (d.h. vor dem wḏꜥ-Jungfernkranich) abgebildeten Vogel (ebenfalls mit dem Namen ḏꜣ.t) als Nonnenkranich, Grus leucogeranus, wegen der hellen, weiß wirkenden Färbung (leider liefert Montet zu diesem Vogel nicht die Farbgebung). Dieser Vogel steht im Ptahschepses-Relief an der Stelle, an der sonst der gꜣ-Kranich stehen kann, so dass man mutmaßen könnte, der gꜣ-Kranich sei ein Nonnenkranich. Ob ḏꜣ.t, gꜣ und ꜥw/ꜥjw dieselbe Art sind und sich nur durch die Farben unterscheiden oder unterschiedlicher Art sind, ist unklar. Junker, Giza VI, 64 fragt sich, ob ꜥjw die Bezeichnung des männlichen Vogels sein könnte, d.h. von derselben Art wie ḏꜣ.t, während er gꜣ für eine weitere Art hält. Mahmoud, Die wirtschaftliche Bedeutung der Vögel, 42-43 baut auf der Hypothese von Junker auf und hält es für möglich, dass ḏꜣ.t der weibliche Vogel, ꜥjw der männliche und gꜣ der junge Kranich bezeichne (alle drei dieselbe Art). Hannig, Handwörterbuch. Marburger Edition, 1068 hat abweichend für ḏꜣ.t "Grauer Kranich (Grus grus)", für ꜥw (ꜥjw): "*Graukranich-Jungvogel (Grus grus juv. mit anderer Färbung)" (S. 144 {4898, 4899}) und für gꜣ: "e. Kranich" (S. 963 {35556}). Hannig erwägt für gꜣ eventuell den "Schneekranich (?)" (Mitteilung an E. von der Osten-Sacken, Untersuchungen zur Geflügelwirtschaft im Alten Orient, Diss. Zürich, 2015, 339 Anm. 1339: https://doi.org/10.5167/uzh-134521; Schneekranich = Grus leucogeranus = Nonnenkranich).
Eine Geflügelprozession mit 7 Kranichen, die ḏꜣ.t, wḏꜥ, ꜥw und gꜣ genannt werden, auf einem Relief in Turin aus der Mastaba des Spd-ḥtp aus Saqqara (Mariette D15: Harpur, in: MDAIK 42, 1986, 63, 65), werden von Harpur (S. 66) fälschlicherweise alle als "demoiselle cranes" beschrieben. Auf einem ähnlichen Relief in der Mastaba des Kaemrehu (Saqqara 79/D2 [PM III²/2, 486, Nr. 3.V], 5. Dyn., heute Kopenhagen) mit denselben altägyptischen Namensangaben werden alle Vögel durch Houlihan, Birds of Ancient Egypt, 84, Abb. 119 als "Common Crane (Grus grus)" identifiziert (der wḏꜥ genannte Kranich unterscheidet sich nicht von den übrigen). In der Mastaba des Mereruka (Duell, The Mastaba of Mereruka, I, OIP 31, Chicago 1938, Tf. 52) werden ḏꜣ.t-Kraniche und Jungfernkraniche gefüttert. Interessanterweise lauten die Überschriften snm ḏꜣ.t: "Kraniche füttern" und wš(ꜣ) ḏꜣ.t: "Kraniche mästen", aber es sind gerade Jungfernkraniche (also wḏꜥ, aber das Wort steht nicht geschrieben), die konkret etwas in den Schnabel gestopft bekommen. Vielleicht kann ḏꜣ.t also auch als Oberbegriff "Kranich" verwendet werden. Für archäologischen Resten von Kranichen und den Nutzen des Vogels, siehe M. de Meyer u.a., Fowl for the Governor, Part 2, in: JEA 100, 2014, 77-81.
P. Dils (Artikel verfasst im Okt. 2018)
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen