ḏꜣr.t(Lemma-ID 182260)
Hieroglyphische Schreibung: 𓍑𓄿𓂋𓏏𓈒𓏥
Persistente ID:
182260
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/182260
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv (fem.)
Übersetzung
Bezeugung im TLA-Textkorpus
226
Belegzeitraum im TLA-Textkorpus:
von
1980 v.Chr.
bis
526 v.Chr.
Schreibungen im TLA-Textkorpus:
Bibliographie
-
Wb 5, 526.5-13
-
FCD 319
-
DrogWb 586 ff.
-
Germer, Flora, 127
-
Wilson, Ptol. Lexikon, 1220
-
Aufrère, BIFAO 83, 1983, 28 ff.
- Germer, Handbuch, 166 ff.
Digitale Verweise
Kommentare
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)"ḏꜣr.t" (Lemma-ID 182260) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/182260>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/182260, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
ḏꜣr.t: Loret, in: RecTrav 15, 1893, 124-130 (mit Besprechung älterer Vorschläge) versteht hierunter das Fruchtfleisch des Johannisbrotbaums, das getrocknet in den Rezepten als Süßstoff diente. In ptolemäischer Zeit sei die Bedeutung auf den ganzen Baum ausgedehnt worden und lebt im koptischen ϫⲓⲓⲣⲓ weiter, das Lorets Argumentationsbasis bildet. Laut Keimer, in: BIFAO 31, 1931, 21 ist dieser Baum aber nicht in Ägypten heimisch. Dawson, in: JEA 20, 1934, 41-44 schließt Lorets Meinung aus, weil der Johannisbrotbaum medizinisch nutzlos sei und ḏꜣr.t nicht in Nahrungsmittellisten auftauche. Die Verwendung seines „Inneren“ und seines „Saftes“ spräche für eine fleischige Pflanze; die Determinierung mit dem Korn (Gardiner N33) sei ein Indikator für kugelige Früchte. Dies, die Hinweise auf eine adstringierende Wirkung und den bitteren Geschmack, und schließlich Ähnlichkeiten in der Anwendung von ḏꜣr.t und der Koloquinte bei Ibn el-Beithar lassen ihn eher an die Koloquinte denken. Seine Deutung ist lang akzeptiert gewesen. Germer, Arzneimittelpflanzen, 350-360 zweifelt dagegen Dawsons Deutung an, v.a. weil es angesichts der abführenden Wirkung der Koloquinte merkwürdig sei, nur viermal ḏꜣr.t in Abführmitteln zu finden. Sie enthält sich einer Identifizierung. Aufrère, in: BIFAO 83, 1983, 28-31 weist Dawsons Argument der Determinierung zu Recht als wenig aussagekräftig zurück (Gardiner Sign-list N33 dürfte tatsächlich eher als Klassifikator für [ROHSTOFF] angesehen werden als einer für [RUND]). Außerdem, so Aufrère, sei der Johannisbrotbaum zwar tatsächlich nicht in Ägypten heimisch, aber sein Holz sei seit der 12. Dynastie verwendet und der Baum damit importiert worden. Schließlich sei angesichts der starken Wirkung der Koloquinte die Häufigkeit und v.a. die Quantität, in der ḏꜣr.t in den Rezepten vorkommt, auffällig. Er schließt sich daher wieder Loret an und deutet ḏꜣr.t als Johannisbrot. Es ist jedoch zumindest anzumerken, dass in den medizinischen Texten auch die pr.t: „Frucht“ der ḏꜣr.t genannt wird, so dass anzunehmen ist, dass das Wort auch schon vor der ptolemäischen Zeit den ganzen Baum bezeichnen kann, sofern mit pr.t nicht die in den Schoten befindlichen Samen gemeint sind.
Im Demotischen ist der Pflanzenname dann gelegentlich zu ṯꜣj-jr.t: „which takes/affects the eyes“ uminterpretiert worden, vgl. Smith, P. Harkness, 98, n.(d) (Hinweis Amber Jacob); und in den von Amber Jacob im Rahmen ihrer Dissertation bearbeiteten medizinischen Papyri in Kopenhagen findet sich eine Droge jr.t, die vielleicht nur eine abgekürzte Version davon darstellt (vgl. auch den Vorbericht Jacob, in: Reggiani/Bertonazzi, Parlare la medicina, 72-73). Ein sehr früher Fall einer solchen Umdeutung und Abkürzung liegt vielleicht schon in dem Rezept H 125 vor, in dem eine Droge jrtj vorkommt, während im Parallelrezept Eb 563 ḏꜣr.t (und bnr wꜣḏ) steht, vgl. DrogWb, 51. Was die Möglichkeit, den Drogennamen ḏꜣr.t so umdeuten zu können, für seine Aussprache und damit für den von Loret postulierten Zusammenhang mit dem koptischen ϫⲓⲉⲓⲣⲉ/ϫⲓⲓⲣⲓ und damit eines der Hauptargumente für die Übersetzung als Johannisbrot bedeutet, bliebe weiter zu untersuchen.
L. Popko, 06. November 0219.
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen