ḏsr.t: Dem Klassifikator nach ein Getränk. Bislang sind vier verschiedene Erklärungsansätze geboten worden, von denen der erste bislang am plausibelsten erscheint: (1) Eine besondere Bierart, die wohl von höherer Qualität war als das normale ḥ(n)q.t-Bier, vgl. den von Westendorf, Handbuch Medizin, 511 angeführten Beleg bei Helck, in: LÄ IV, 1982, Sp. 55, s.v. „Menqet“ mit Verweis auf die 4. Stunde, 16. Szene des Pfortenbuches, wo ḥnq.t und ḏsr.t ins selbe Verhältnis zueinander gesetzt werden wie Wasser und Wein. Vielleicht begründet durch dasselbe Verhältnis, gibt Caminos (CLEM, 425) als Übersetzung „strong ale“. (2) Nach Helck, in: LÄ I, 1975, Sp. 789-792, s.v. „Bier“, Sp. 790 handelt es sich dagegen vielleicht um ein Bier aus ḏsr.t-Körnerfrüchten. Ähnlich vermutet auch Germer, Arzneimittelpflanzen, 362-363 einen Zusammenhang mit der ḏsr.t-Pflanze. Angesichts der seltenen Erwähnung der ḏsr.t-Pflanze ist es allerdings seltsam, dass ein daraus hergestelltes Getränk so viel häufiger genannt sein soll: Für die ḏsr.t-Pflanze kennt das Wb nur drei Belegzettel mit nur zwei Belegen, wohingegen unter dem ḏsr.t-Getränk 245 Belegzettel abgelegt sind. (3) Hoffmeier, Sacred, 57 leitet die Bezeichnung dagegen von ḏsr im Sinne von „besonders, abgesondert sein“ ab. Basierend auf der (allerdings falschen) Beobachtung, das Getränk käme ausschließlich in funerären Texten des Alten Reiches vor, vermutet er darin einen „special drink reserved for the dead“. Ähnlich vermutet Grunert, in: GM 173, 1999, 99 darin ein „besonderes“ Bier, vielleicht sei es ein „erster Abguss“ oder ein Konzentrat. (4) Abadir, in: DE 45, 1999, 7-22 denkt schließlich eher an ein Anis-haltiges Getränk, weil es in Hustenmitteln verwendet wird, als Aroma in Brot und anderen Bäckereiprodukten sowie als Räuchermittel, und weil es gelegentlich als weiß/hell (ḥḏ) bezeichnet wird und in kotextueller Nähe zur Milch steht. Laut Germer, Flora, 139 sind allerdings bislang keine Anisreste in Ägypten archäologisch nachgewiesen.
L. Popko, 24. Februar 2020.
Autor:in des Kommentars:
Strukturen und Transformationen
Editor:innen:
Altägyptisches Wörterbuch;
unter Mitarbeit von:
Lisa Seelau,
Annik Wüthrich
Datensatz erstellt:
vor Juni 2015 (1992–2015),
letzte Revision:
17.09.2024
"ḏsr.t" (Lemma-ID 185590) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/185590>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit vonLisa Seelau, Annik Wüthrich,
in: Thesaurus Linguae Aegyptiae,
Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/185590, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae
(Zugriff am: xx.xx.20xx)
ḏsr.t: Dem Klassifikator nach ein Getränk. Bislang sind vier verschiedene Erklärungsansätze geboten worden, von denen der erste bislang am plausibelsten erscheint:
(1) Eine besondere Bierart, die wohl von höherer Qualität war als das normale ḥ(n)q.t-Bier, vgl. den von Westendorf, Handbuch Medizin, 511 angeführten Beleg bei Helck, in: LÄ IV, 1982, Sp. 55, s.v. „Menqet“ mit Verweis auf die 4. Stunde, 16. Szene des Pfortenbuches, wo ḥnq.t und ḏsr.t ins selbe Verhältnis zueinander gesetzt werden wie Wasser und Wein. Vielleicht begründet durch dasselbe Verhältnis, gibt Caminos (CLEM, 425) als Übersetzung „strong ale“.
(2) Nach Helck, in: LÄ I, 1975, Sp. 789-792, s.v. „Bier“, Sp. 790 handelt es sich dagegen vielleicht um ein Bier aus ḏsr.t-Körnerfrüchten. Ähnlich vermutet auch Germer, Arzneimittelpflanzen, 362-363 einen Zusammenhang mit der ḏsr.t-Pflanze.
Angesichts der seltenen Erwähnung der ḏsr.t-Pflanze ist es allerdings seltsam, dass ein daraus hergestelltes Getränk so viel häufiger genannt sein soll: Für die ḏsr.t-Pflanze kennt das Wb nur drei Belegzettel mit nur zwei Belegen, wohingegen unter dem ḏsr.t-Getränk 245 Belegzettel abgelegt sind.
(3) Hoffmeier, Sacred, 57 leitet die Bezeichnung dagegen von ḏsr im Sinne von „besonders, abgesondert sein“ ab. Basierend auf der (allerdings falschen) Beobachtung, das Getränk käme ausschließlich in funerären Texten des Alten Reiches vor, vermutet er darin einen „special drink reserved for the dead“. Ähnlich vermutet Grunert, in: GM 173, 1999, 99 darin ein „besonderes“ Bier, vielleicht sei es ein „erster Abguss“ oder ein Konzentrat.
(4) Abadir, in: DE 45, 1999, 7-22 denkt schließlich eher an ein Anis-haltiges Getränk, weil es in Hustenmitteln verwendet wird, als Aroma in Brot und anderen Bäckereiprodukten sowie als Räuchermittel, und weil es gelegentlich als weiß/hell (ḥḏ) bezeichnet wird und in kotextueller Nähe zur Milch steht.
Laut Germer, Flora, 139 sind allerdings bislang keine Anisreste in Ägypten archäologisch nachgewiesen.
L. Popko, 24. Februar 2020.
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen