ḏdf.t(Lemma-ID 186250)
Hieroglyphische Schreibung: 𓆓𓂧𓆑𓏏𓆙
Persistente ID:
186250
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/186250
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv (fem.)
Übersetzung
Nominalbildungklasse nach W.Schenkel: II 3 | II 2
Nominalbildungsklasse nach J.Osing: II 2.13
Bezeugung im TLA-Textkorpus
157
Belegzeitraum im TLA-Textkorpus:
von
1818 v.Chr.
bis
14 n.Chr.
Schreibungen im TLA-Textkorpus:
Bibliographie
-
Wb 5, 633.6-634.3
-
FCD 326
-
Lesko, Dictionary IV, 169
- Wilson, Ptol. Lexikon, 1253 f.
Digitale Verweise
Kommentare
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(Vollzitation)"ḏdf.t" (Lemma-ID 186250) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/186250>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Lisa Seelau, Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/186250, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
Der Begriff ḏdf.t (Wb 5, 633.6–634.3), der standardmäßig mit der Schlange klassifiziert ist, bezeichnet eine spezifische Klasse von Tieren, deren genaue Zusammensetzung nicht restlos geklärt ist. Zumeist wird der Begriff als „Reptil“ oder „Kriechtier“ übersetzt, was allerdings kein adäquates Äquivalent für den ägyptischen Begriff darstellt, weil sicher auch Skorpione dazugehörten (Stegbauer, Magie als Waffe, 22019, 94) und die so bezeichneten Tiere sowohl in der Luft, an Land und im Wasser vorkommen können, s. Aufrère, in: JSSEA 40, 2013–2014, 25. In der Einleitung der List der Isis, pTurin CGT 54051, rto. 2,13, dient ḏdf.t als Oberbegriff für „Gewürm“ o.ä. im Sinne aller Tiere, die nicht in die Kategorien ꜥw.t mnmn.t (also etwa den Säugetieren entsprechend), Vögel und Fische fallen, desgleichen im Großen Sonnenhymnus von Amarna. Dagegen wird im Hymnus des pBoulaq 17 diese Position mehr oder weniger vom noch immer nicht identifizierten ꜥpnn.t-Tier vertreten (vgl. Luiselli, Der Amun-Re Hymnus des P. Boulaq 17, 24) und im Schöpfungshymnus von Hibis vom ḥrr.t-Gewürm (Klotz, Adoration of the Ram, 149–150 und 297, Taf. 9). Der Brooklyner Schlangenpapyrus fasst die aufgelisteten Schlangen (+ das darunter mit eingeschlossene Chamäleon) in Zeile 2,16 unter dem Begriff ḥfꜣ.w zusammen. Im Tebtynis-Onomastikon ist die Überschrift der entsprechenden Tierkategorie leider zerstört.
Gardiner (AEO II, 69*, Anm. 1) überlegt angesichts des häufigen Vorkommens des Konsonanten f in Schlangennamen, ob dies ein onomatopoetisches Element ist und ob ḏdf.t eine substantivierte Partizipialphrase gewesen sein könnte: „which says fff“, gibt aber zu, dass das sehr spekulativ sei. Osing (Nominalbildung, 138) und Meeks (in: FS Grenier, CENiM 5, 2012, 536) gehen davon aus, dass der Begriff von dem Verb ḏdf „sich sträuben (Haar), schaudern“ (Wb 5, 634.4–6) abgeleitet ist, und so auf die physische Reaktion der Menschen auf einen Kontakt mit diesen Tieren rekurriert, die einerseits durch Angst oder aber durch Vergiftungserscheinungen nach einem Stich oder Biss hervorgerufen worden sein können. Aufrère (in: JSSEA 40, 2013–2014, 25) hingegen zieht eine Verbindung zu den Verben ḏdb „stechen“ (Wb 5, 632.7–10) oder ḏdm „stechen“ (Wb 5, 634.19–20) in Betracht. Letztendlich kommen sowohl Meeks (in: FS Grenier, CENiM 5, 2012, 535–536) als auch Aufrère (in: JSSEA 40, 2013–2014, 24–27) nach Durchsicht der Belege zu dem Schluss, dass es sich bei den ḏdf.t um eine Gruppe von giftigen bzw. (gesundheits)schädlichen Tieren handelt, was bereits Lefèbvre (in: BIFAO 30, 1931, 89–96, insb. 91) vorgeschlagen hatte. Diese Auffassung entspricht ebenfalls der von Stegbauer vorgeschlagenen Übersetzung „Gifttier“, s. Magie als Waffe, 22019, 93–95. Der Begriff hat sich im koptischen ϫⲁⲧϥⲉ „reptile“ (Crum, Dict. 792b) erhalten, wird dort allerdings nicht mehr im vollen Bedeutungsumfang des Hieroglyphisch-Ägyptischen benutzt, s. Aufrère, in: JSSEA 40, 2013–2014, 26; Aufrère, in: FS Shisha-Halevy, OLA 256 (2017), 1–92.
– S.H. Aufrère, Chasser, conjurer les ‛anivmaux venimeux’ (ḏdf.t) et s’enprotéger d’après le Papyrus Brooklyn 47.218.138. Notes de lecture, in: JSSEA 40, 2013–2014, 1–54.
– S.H. Aufrère, Les ϫⲁⲧϥⲉ (<ég. ḏdf.t) dans tous leurs états d'après les scalistes coptes. Livre des Degrés (chap. VI) et Scala magna (chap. XV). Chordata (Mammalia, Sauropsida et Amphibia), Arthropoda et Nematoda, in: N. Bosson/A. Boud’hors/S.H. Aufrère (Hrsg.), Labor omnia uicit imrobus. Mescellanea in honorem Ariel Shisha-Halevy, Orientalia Lovaniensia Analecta 256, (Leuven/Paris/Bristol 2017), 3–92.
– W.E. Crum, A Coptic Dictionary (Oxford 1939).
– A.H. Gardiner, Ancient Egyptian Onomastica. Vol. II (Oxford 1947).
– D. Klotz, Adoration of the Ram. Five Hymns to Amun-Re from Hibis Temple, Yale Egyptological Studies 6 (New Haven, CT, London 2006).
– G. Lefèbvre, La stuatue ‛guérisseuse’ du Musée du Louvre, in: Bulletin de l’Insitut Français d’Archéologie Orientale 30, 1931, 89–96.
– M.M. Luiselli, Der Amun-Re Hymnus des P. Boulaq 17 (P. Kairo CG 58038), Kleine ägyptische Texte 14 (Wiesbaden 2004).
– J. Osing, Die Nominalbildung des Ägyptischen, Sonderschrift, Deutsches Archäologisches Institut, Abteilung Kairo 3 (Mainz 1976).
– K. Stegbauer, Magie als Waffe gegen Schlangen in der ägyptischen Bronzezeit, Ägyptische Studien Leipzig (ÄSL) 1, (Heidelberg 2020).
– D. Meeks, La hiérachie des êtres vivants selon la condeption égyptienne, in: A. Gasse/F. Servajean/Ch. Thiers (Hrsg.), Et in Ægypto et ad Ægyptum. Recueil d'études dédiées à Jean-Claude Grenier, Cahiers «Égypte Nilotique et Méditerranéenne» 5, (Montpellier 2012), 517–546.
A. Blöbaum, L. Popko 09.11.2023
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen