bn.tj(Lemma-ID 55550)

Hieroglyphische Schreibung: 𓃀𓈖𓏏𓏭𓂑𓂑


Persistente ID: 55550
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/55550


Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch

Wortklasse: Substantiv (fem.)


Übersetzung

de
Brustwarzen; Brüste (Dual)
en
nipples; breasts
fr
mamelons; seins, poitrine (duel)

Bezeugung im TLA-Textkorpus


Belegzeitraum im TLA-Textkorpus: von 1580 v.Chr. bis 200 n.Chr.

Schreibungen im TLA-Textkorpus:

 Weisen Sie uns gerne auf Irrtümer hin

𓃀𓈖𓂧𓂑𓂑𓏥 | 1× N.f:pl:stpr ( 1 )
𓃀𓈖𓏏𓄹𓏥 | 1× N.f:pl ( 1 )
𓃀𓈖𓏏𓏏𓂑𓂑 | 1× N.f:du:stpr ( 1 )
𓃀𓈖𓏏𓏏𓂑𓄹𓏥 | 1× N.f:pl ( 1 )
𓃀𓈖𓏏𓏭𓆇𓆇 | 1× N.f:sg ( 1 )

𓊸𓂑[] | 1× N.f:du ( 1 )

Bibliographie

  • Wb 1, 457.11-14
  • FCD 83
  • MedWb 247 f.
  • Walker, Anatom. Term., 268


Digitale Verweise

Alt-TLA 55550
Digitalisiertes Zettelarchiv 55550
Vocabulaire de l’Égyptien Ancien 1861

Kommentare

bn.tj: Ein bislang nur im Dual und Plural belegtes Wort; üblicherweise mit weiblichen Brüsten klassifiziert. Wb 1, 457.11-4581 trennt die Belege in zwei Lemmata auf: einerseits eine Bezeichnung für Brustwarzen oder Brüste (Wb 1, 457.11-14), und andererseits den Beleg aus Eb 808, der als eigenes Lemma mit der Bedeutung „weibl. Geschlechtsteil?“ (Wb 1, 458.1) aufgenommen wurde.
Ebbell, Alt-ägyptische Krankheiten, 57-59 lehnt diese Wb-Interpretation ab, denn das einzige Geschlechtsteil, dessen „hinabsteigen“ verhindert werden solle, sei der Uterus; und dieser sei im pEbers bereits an anderer Stelle abgehandelt worden. Er vermutet darin eher eine Bezeichnung für eine Fehlgeburt. Denn Eb 808 soll dem letzten Satz zufolge gs.w verhindern; und dieses Wort ist teils wie Krankheiten und Zähflüssiges mit Aa2 klassifiziert, teils wie Körperteile mit dem Fleischstück und teils wie Ausgespienes/Auszuspeiendes mit dem speienden Mund. Die sich dadurch ergebenden Charakteristika von gs.w sieht Ebbell am besten auf eine Fehlgeburt zutreffen, so dass bn.tj wohl der allgemeine Terminus dafür sei. Die Doppelsetzung des Klassifikators in Eb 808 erklärt er als scheinbaren Dual im Sinne von GEG, § 77.1. Er überlegt zudem, ob das Wort irgendwie mit bnd, Wb 1, 465.1, zusammenhängen könnte, das vielleicht eine Fehlgeburt bezeichnen könnte. Seine Interpretation stützt er ferner dadurch, dass er das auf bn.tj folgende bꜥbꜥ st m znf als attributives Partizip auffasst: „bntj, welches sie mit Blut überschwemmt“, was auf die starke Blutung bei einer Fehlgeburt hinweise. So übersetzt er dann auch in Ebbell, Papyrus Ebers, 110: „a miscarriage (...) that which overflows her with blood“.
Schon Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 101, Anm. 1 empfindet Ebbells Interpretation als „audace excessive“; und MedWb 1, 248 und 2, 930 lehnt diese Interpretation gänzlich ab. Vielmehr sieht MedWb bn.tj nur als ungewöhnlich klassifizierten Beleg für die Brust (diese Vermutung schon auf DZA 22.900.390), zumal Eb 808 eine kleine Gruppe von Rezepten für die weibliche Brust einleitet, die in den Folgerezepten eindeutig mnḏ geschrieben ist. Das Wort gs.w versteht MedWb ferner als „Überquellen“ und interpretiert Eb 808 als Rezept gegen ein Übermaß an Milchfluss und ein dadurch hervorgerufenes Herabsinken der Brüste. Dazu passen alle Klassifikatoren von gs.w, inklusive dem Fleischstück: Als Parallele zur Klassifizierung von Flüssigkeiten mit einem Fleischstück verweist MedWb auf die Klassifizierung von mwy.t: „Harn“ in Bln 183. Außerdem schlägt MedWb vor, die auf bn.tj bꜥbꜥ st m znf folgenden Wörter nicht als ḏi̯ jwi̯ ḥzmn=s zu lesen (vgl. Wreszinskis Transliteration des Hieratischen; Ebbell: „let her menstruation come“), sondern als n jwi̯(.t) (...). Das hat eine andere syntaktische Struktur des Satzes zur Folge, als von Ebbell angenommen.
Im Großen und Ganzen kann MedWb gefolgt werden; einschränkend zur Bedeutung von bn.tj ist darauf hinzuweisen, dass in Eb 877c bn.wt (im Plural) und mnd.w parallel genannt werden und bn.tj daher können beide Wörter höchstens Teilsynonyme sein.

Literatur:
– H. von Deines, W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte. Erste Hälfte (ꜣ-r), Grundriß der Medizin der alten Ägypter VII.1 (Berlin 1961).
– B. Ebbell, The Papyrus Ebers. The Greatest Egyptian Medical Document (Copenhagen, London 1937).
– B. Ebbell, Alt-ägyptische Bezeichnungen für Krankheiten und Symptome, Skrifter utgitt av Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo. II. Hist.-Filos. Klasse 1938 (Oslo 1938).
– A.H. Gardiner, Egyptian Grammar. Being an Introduction to the Study of Hieroglyphs, 3rd, rev. edition (Oxford 1957 (Repr. 2001)).
– G. Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne de l’époque pharaonique (Paris 1956).

L. Popko, 28. August 2023.

Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen


Editor:innen: Altägyptisches Wörterbuch; unter Mitarbeit von: Annik Wüthrich
Datensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Revision: 17.09.2024

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(Vollzitation)
"bn.tj" (Lemma-ID 55550) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/55550>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/55550, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)