mnj(Lemma-ID 70100)
Hieroglyphische Schreibung: 𓏠𓈖𓏭𓈒𓏥
Persistente ID:
70100
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/70100
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv
Übersetzung
Bezeugung im TLA-Textkorpus
9
Belegzeitraum im TLA-Textkorpus:
von
1539 v.Chr.
bis
526 v.Chr.
Schreibungen im TLA-Textkorpus:
Bibliographie
-
Wb 2, 76.13
-
DrogWb 239
- Westendorf, Handbuch Medizin, 500
Digitale Verweise
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(Vollzitation)"mnj" (Lemma-ID 70100) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/70100>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/70100, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
mnj: Eine unbekannte Droge, vielleicht Rötel?
(1) In den medizinischen Texten bislang nur in Eb 325 belegt. Stern, in: Ebers, Papyros Ebers, Bd. 2, 23 nennt als weiteren Beleg pEbers 68,10 (= Eb 490). Dieser ist jedoch zu streichen, denn das dort stehende Wort ist mnḥ: „Wachs“, vgl. explizit Harris, Minerals, 172, Anm. 7. Ein möglicher weiterer Beleg in Totenbuchspruch 64 in der Version auf dem Papyrus des Juya (pCairo CG 51189; TM 134267; Munro, Tb-Handschriften, Taf. 59, Z. 477; vgl. hier im TLA) mit leicht variierender Schreibung bringt keine zusätzlichen, für die Identifizierungen nützlichen Informationen: Er steht in der Verbindung pr-mnj: „Haus des ...“ im Zusammenhang von Epitheta, mit denen der Verstorbene sich vor Osiris rechtfertigt.
Lüring, Über die medicinischen Kenntnisse der alten Ägypter, 29, Anm. 1 vermutet in mnj eine Schreibvariante des Produkts mnnn, das bei der Balsamierung und als Bestandteil von Harzen genannt wird, und er vermutet in beidem „eines der aromatischen Harze“. Chassinat, in: Fs Champollion, 463, Anm. 8 und Chassinat, Manuscrit magique copte No 42573, 65-74, der Lürings Gleichsetzung von mnj mit mnnn folgt (und noch mit Stern Eb 490 für einen zweiten Beleg hält), bespricht die Belege für mnnn. Aufgrund der Verwendung v.a. bei der Balsamierung, die er mit der angeblichen Verwendung von Bitumen in den Berichten der klassischen Autoren vergleicht, sowie aufgrund der in den Texten genannten schwarzen Farbe und der festen Konsistenz kommt er zu dem Ergebnis, dass es sich dabei um Bitumen handeln könnte. Auf dieser Gleichsetzung von mnj mit mnnn beruht Ebbells Übersetzung (Ebbell, Papyrus Ebers, 132) von mnj mit „bitumen?“, die Iversen, Paints and Pigments, 40, Anm. 2 für „very doubtful“ hält. Aber auch die Vorschläge im Grundriß der Medizin IV/1, 166 („mnj-Harz (?)“) und im DrogWb, 239 („mnj ist unbekannt. Vielleicht ist es ein Harz“), Bardinet, Papyrus médicaux, 300 („résine-men“) und Aufrère, L’univers mineral, 657 gehen letztlich hierauf zurück.
Harris, Minerals, 173 und 234 zweifelt die Bedeutung „Bitumen“ für mnnn jedoch an, weil in der vorpersischen Zeit kein Bitumen bei der Mumifizierung verwendet wurde und mnnn in vorpersischen Belegen daher etwas anderes bezeichnen muss. Er vermutet eher Holzteer oder ein Koniferenharz (Aussage leicht modifiziert, aber nicht grundlegend geändert im Nachtrag S. 234). Die Gleichsetzung mit dem mnj des pEbers schließt er implizit aus, was man daran erkennt, dass er dieses an anderer Stelle diskutiert.
(2) Ein Wort mn.y, geschrieben wie in Eb 325, nur mit doppeltem Schilfblatt anstelle der doppelten diagonalen Linie (Gardiner, Sign-list Z 4), ist im Liebeslied Nr. 43, pChester Beatty I, Recto 17,3, belegt. Gardiner, pChester Beatty I, 37, Anm. 1 verbindet es explizit mit dem mnj des pEbers. Der Beleg steht im Kontext der Brandmarkung von Rindern und parallel zu ḫtm: „Siegel“; Gardiner vermutet die Bedeutung „ruddle“. Fox, Love Songs, 73 emendiert dagegen zu mn.tj: „die beiden Beine“, was Mathieu, Poésie, 50, Anm. 134 wiederum ablehnt, weil der Klassifikator und die verwendete Possessivkonstruktion pꜣy=f mn.y gegen einen Körperteil sprächen; man würde dann mn〈.tj〉=f erwarten. Als weiteren Beleg für dieses Wort führt Caminos, Literary Fragments, 34 die Geschichte vom „Sporting King“, Zl. C2,2, an; der Beleg ist mit Gardiner Z 4 geschrieben und mit den gekreuzten Linien (Gardiner Z 9) klassifiziert.
(3) Einen weiteren möglichen Beleg für Nr. 2 findet Janssen, Prices, 309-310 auf oDeM 579, Zl. 16. Die Bedeutung „ruddle“ lehnt er allerdings ab und vermutet ein Metall-, konkret: Schmuckobjekt, weil das Wort innerhalb einer Aufzählung von Metallobjekten steht und mit der Quantität „1“ sowie einem Preis von einem Deben gelistet ist. Ob er die Bedeutung „Rötel“ nur für das Lemma dieses Ostrakons ablehnt oder generell, wird nicht klar. Im Kontext von Liebeslied Nr. 43 würde ein Metallobjekt weniger gut passen; ganz auszuschließen ist es allerdings nicht.
(4) Mathieu, Poésie, erwähnt noch einen angeblichen weiteren Beleg auf oBM EA 5631 Recto, Zl. 7 (vgl. Černý/Gardiner, Hier. Ostraca, Taf. 88). Dort steht aber nicht mn.y, sondern die Gewichtseinheit mnn: „Mine“, vgl. Hoch, Sem. Words, 127, Nr. 162.
L. Popko, 17. Februar 2020.
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen