mnw.t(Lemma-ID 70550)
Hieroglyphische Schreibung: 𓏠𓈖𓏌𓏏𓅬
Persistente ID:
70550
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/70550
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv (fem.)
Übersetzung
Bezeugung im TLA-Textkorpus
152
Belegzeitraum im TLA-Textkorpus:
von
2686 v.Chr.
bis
402 v.Chr.
Schreibungen im TLA-Textkorpus:
Bibliographie
-
Wb 2, 79.3-5
- vgl. LÄ VI, 240 f.
Digitale Verweise
Kommentare
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(Vollzitation)"mnw.t" (Lemma-ID 70550) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/70550>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Lisa Seelau, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/70550, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
Bezeichnung der "Turteltaube", eventuell auch anderer Taubenarten (Feldtauben; in diesem Fall dann auch generische Bezeichung für "Taube"). Zu unterscheiden von mn.t: "Schwalbe". Auf der Grundlage einer Darstellung mit der Überschrift mn(w).t in der Mastaba von Mꜣ-nfr in Saqqara (PM III²/2, 575-577, heute in Berlin) hat der Ornithologe Paolo Savi die Identifikation als "columba turtur" vorgeschlagen (Rosellini, Monumenti Civili, Tf. 12, Nr. 2 und Kommentar zur Tafel in: Monumenti dell' Egitto e della Nubia, II, Monumenti Civili, Tomo I, Pisa 1834, 184; für Paolo Savi s. S. 171, Anm. 2, und 173). Brugsch, in: ZÄS 5, 1867, 22 beruft sich auf Dr. med. Theodor Bilharz, um mnw.t ebenfalls als "columba turtur" zu identifizieren (Brugsch thematisiert hier allerdings Tb 86, wo es um mn.t: "die Schwalbe" geht). Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. 2, 1868, 642 hält auch für Tb 86 an seine Deutung als "Turteltaube, columba turtur" fest. In Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. 6, 1880, 559 ist er weniger präzise: "eine zu Opfern viel verwendete Taubenart (wilde Taube?)". Loret, in: Lortet/Gaillard, La faune momifiée de l'ancienne Égypte, Lyon 1905, x nennt mnw.t "quelque espèce de pigeon". Der Architekt und Naturforscher Boussac nennt Vögel met der Beischrift mnw.t einmal "Colombe tourterelle" (Turtur auritus Linné) und einmal "Tourterelle à collier" (Colomba risoria Latham) (Le pigeon dans l'ancienne Égypte, in: La Nature 37/2, 1909, 264-265: http://cnum.cnam.fr/CGI/fpage.cgi?4KY28.76/268/100/647/5/636). Kuentz, L'oie du Nil, 39: "espèce de pigeon ou de tourterelle". Wb. 2, 68.2-4 differenziert zwischen mn.t: "die Schwalbe" und Wb. 2, 79.3-4 mnw.t: "die Taube", wobei mny.t (Wb. 2, 77) als Schreibung von mnw.t identifiziert wird. Gardiner, AEO II, 257*, Nr. C3, l. 3 beschwert sich darüber, dass Wb. 2 zwar richtig zwischen mn.t: "swallow" und mnw.t, Var. mny.t: "pigeon" unterscheidet, dann aber die Belegstellen teilweise falsch zuordnet und die Orthographien mnj und mnj.t nicht berücksichtigt. Auf dem funerären Papyrus des Pa-neb-en-Kemet-necht (21. Dyn.) sind zwei Schwalben mit der Orthographie mnj.t versehen (Abb. 173 bei Houlihan, Birds of Ancient Egypt, 122), während mnj.t in Opfergabenlisten eher die Turteltaube sein wird (so Gardiner, AEO II, 257*). Die anschließenden Diskussionen betreffen die genaue Art der Taube. Schäfer, in: Wreszinski, Atlas III, 173 zu Tf. 83.B, der sich auf die Expertise des Zoologen Max Hilzheimer berufen konnte (s. Vorwort), nennt die mnw.t-Taube in der Mastaba des Manefer aus Saqqara (heute Berlin) nur "Taube". Edel, Jahreszeitenreliefs I, NAWG 1961, 230 findet in den Jahreszeitenreliefs fünf Bezeichnungen für Taubenarten, darunter mnw.t (die übrigen vier sind šm, ḫsf, ꜥbꜣ und šzm.tj). Boessneck, Die Haustiere in Altägypten (Veröffentlichungen der zoologischen Staatssammlung München, Bd. 3, 1953, 1-50), 34-35 vermerkt, dass die Turteltaube (Streptopelia turtur L.) häufig abgebildet ist, hingegen die Felsentaube (Columba livia Bonnaterre), die Vorfahrin der Haustauben, nicht sicher nachzuweisen ist. Seine Abb. 5 zeigt eine Speiseopferliste mit der Beischrift mn.t von der er schreibt "Taube, vermutlich Turteltaube (Streptopelia turtur L.)". Vandier, Manuel d'archéologie égyptienne, V, 403 zitiert Boessneck fälschlicherweise für mn.t mit den beiden Taubenarten (Felsentaube, Turteltaube) und schlägt selber "pigeon" als französische Wiedergabe von mn.t vor. Moussa & Altenmüller, Nianchchnum und Chnumhotep, 161 (zu Szene 35.4 und 36.4), 162 (zu Szene 37.4) und 163 (zu Szene 38.4) identifizieren mnw.t entsprechend als "Taube = Columba livia Bonnaterre bzw. Streptopelia turtur L." (mit Verweis auf Vandier, Manuel V, 403). In den Geflügelprozessionen des Alten Reiches abgebildete mnw.t-Tauben mit schwarzweißen Halsflecken (im Nacken) sind eindeutig als Turteltauben identifizierbar. Inmitten dieser Turtentauben finden sich aber identisch dargestellte Vögel ohne die Halsflecken (z.B. die mn.t-Tauben in der Mastaba des Kaemankh, Giza G4561: Junker, Giza IV, 1940, Tf. VII zwischen 64-65). Boessneck, Tierwelt, 104 meint, wenn die Halsflecken nicht vorhanden sind, dass es sich um Jungtiere des ersten Jahres handelt und in den meisten Fällen ebenso Turteltauben sein werden. P.F. Houlihan, The Birds of Ancient Egypt, Warminster 1986, 105, Nr. 54 s.v. Turtle Dove (Streptopelia turtur) sieht das anders: "It is our contention then that the Egyptians were familiar with and domesticated two species of dove, the Turtle Dove and another variety without any neck markings, maybe the Laughing Dove [PD: Spilopelia/Streptopelia senegalensis, Palmtaube, Senegaltaube], and commonly used one name (mnwt) for both. This other kind is frequently shown in the same types of scenes which feature Turtle Doves." Houlihan spricht in beiden Fällen von "dove" und nicht von "pigeon", weil die Schwanzform abweicht von Darstellungen, die er als "Rock Pigeon (Columba livia)" identifiziert (S. 101-103, Nr. 53). Beachte, dass man in der Englischen Sprache zwischen "pigeon" und "dove" unterscheidet, ähnlich im Französischen zwischen "colombe/pigeon" und "tourterelle", während man auf Deutsch nur "Taube" und "Turteltaube" hat. Vernus & Yoyotte, Bestiaire des Pharaons, 364 und 415 formuliert folgendermaßen bezüglich "la tourterelle des bois (Streptopelia turtur)": "On admettra ici, comme beaucoup d'égyptologues – mais certainement pas tous –, qu'elle était désignée par le terme menout (mnw.t), que d'autres préfèrent traduire par pigeon." Es ist unklar, ob mnw.t nur Turteltauben und ähnlich aussehende Taubenarten bezeichnet, oder auch für die Gattung Feldtauben, darunter die Art Felsentaube, stehen kann (Thuault, in: CdE 92/184, 2017, 231 und 242 wählt den Oberbegriff Columbidae). Im Demotischen ist mnw.t noch im Substantiv "Taubenschlag" (s.t-mnṱ) belegt, im Koptischen fehlt es. Das neuere, übliche Wort für "Taube" wird seit dem Neuägyptischen gr (n.j) p.t, dem. grmp, var. grpꜣ/grpe, kopt. ϭⲣⲟⲟⲙⲡⲉ.
Zusätzlich zum Femininum mnw.t existiert auch das Kollektiv oder Plural mnw (Wb. 2, 79.5: "Art Vögel"), von dem Wb. 2, 79 sich fragt, ob dies ein Fehler für mnw.t: "Taube" ist (ähnlich Faulkner, CDME, 108: "pigeons(?)"). Es ist nur im Literaturwerk des Beredten Bauern belegt (Peas. R 4.6 = ältere Zählung R 27). Parkinson, The Tale of the Eloquent Peasant (LingAeg Stud Mon 10), 35 emendiert zu mnw〈.t〉. In einem demotischen Schul(?)-Text aus der Tiernekropole von Saqqara (Smith & Tait, Saqqâra Demotic Papyri, I, Text 27) findet sich das Maskulinum pꜣ mnw in einer doppelten Vogelliste, einmal in der Formulierung "Vogel X ist auf Baum X", einmal in der Formulierung "Vogel Y ist nach Ort Y gegangen". In beiden Fällen fängt der Vogelname mit demselben Konsonant wie der Baum oder der Ort an. In Zl. 4 steht r/jw pꜣ mnw ḥr pꜣ mn(w): "der Tauberich ist auf dem mnw-Baum", in Zl. 9 steht šm n=f mnw r M⸮ḥw?: "(Der/Ein) Tauberich begab sich nach Unterägypten (?)". Smith & Tait, Saqqâra Demotic Papyri, I, 202, Anm. (q) und 204, Anm. (af) erkennen in beiden Fällen das Wort für "Taube" und nicht das für "Schwalbe", weil "Schwalbe" demotisch mit b anfängt.
P. Dils (Artikel verfasst im Okt. 2018)
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen