dbb.w(Lemma-ID 863044)
Persistente ID:
863044
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/863044
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv (mask.)
Übersetzung
Bezeugung im TLA-Textkorpus
1
Belegzeitraum im TLA-Textkorpus:
von
1515 v.Chr.
bis
1494 v.Chr.
Schreibungen im TLA-Textkorpus:
Bibliographie
-
Wb 5, 436.5
- MedWb 975
Kommentare
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(Vollzitation)"dbb.w" (Lemma-ID 863044) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/863044>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Andrea Sinclair, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/863044, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
dbb.w: Ein unbekannter Körperteil (?). Stern, in: Ebers, Papyros Ebers, Bd. 2, 51b verweist auf ein mögliches koptisches Derivat ⲑⲉⲃⲓ und gibt als Bedeutung „cavea, sacculus“. Dieses koptische Wort ist vermutlich ⲑⲃⲁⲓ: „Cella, Spelunca“ ~ ⲑⲉⲃⲓ: „Fovea, Caverna“ (Peyron, Lexicon copticum, 50a). Für letzteres Wort verweist Peyron auf Kircher, Lingua aegyptiaca restituta, 135. Dieser gibt für ⲡⲓⲑⲉⲃⲓ (d.h. ⲑⲉⲃⲓ mit maskulinem Artikel) zwar die lateinische Entsprechnung „cippus“, aber als arabisches Äquivalent nennt er ﺮﻘﻨﻠﺍ (übernommen von Peyron), was sich von der arabischen Wurzel „aushöhlen, schnitzen, schlagen“ ableitet (Hinweis J. Hensel). Das heißt, Kircher, der das Wort in einer Liste chirurgischer Instrumente aufführt, dachte an das Werkzeug, mit dem man etwas aushöhlen kann, Peyron an das Objekt, das ausgehöhlt ist.
Joachim, Papyros Ebers, 49 denkt an die Fußsohlen, aber sicher nur, weil es auf wꜥr.t folgt, was er als Bezeichnung für Füße versteht. Chassinat, Manuscrit magique copte No 42573, 78 folgert ferner, dass sich Joachim vielleicht auch von der ṯb.t, der „Fußsohle“ (Wb 5, 361.9-363.3) hat leiten lassen, da er S. 182 dieses Wort in Eb 854h (geschrieben tb.t) eben mit „Fusssohle“ übersetzt. Diese Gleichsetzung lehnt Chassinat aber zurecht aus sprachlichen Gründen ab. Joachims Vorschlag folgt, wie üblich, Bryan, Papyrus Ebers, 137.
Ebbell, in: AcOr (C) 15 (4), 1937, 305 erwägt hierin eine Bezeichnung der Hüftgegend einschließlich des Beckenbeins, weil gesagt wird, dass der Schmerz in den wꜥr.t feststellbar ist, was er als Unterschenkel interpretiert, und in den dbb.w, aber nicht in den Oberschenkeln. Daraus schließt er, dass die Oberschenkel zwischen wꜥr.t und dbb.w liegen müssten, weil nur dann die Hervorhebung, dass die Oberschenkel schmerzfrei seien, sinnvoll wäre. Er überlegt, ob die koptischen Wörter ϫⲫⲱⲧ und ϯⲡⲉ damit verwandt sein könnten. In Ebbell, Papyrus Ebers, 54 übersetzt er seinem Vorschlag entsprechend mit „hips (?)“. Abgelehnt wird sein Vorschlag von MedWb 2, 975, wonach nicht einmal sicher sei, dass überhaupt ein Substantiv vorläge; danach könne vielleicht auch das Pseudopartizip einer Nebenform von ḏbꜣ: „verstopfen“ (vgl. Wb 5, 4436.3-4) vorliegen. Da gleich in der nächsten Zeile ḏbꜣ in seiner normalen Form auftaucht, distanziert sich MedWb gleich wieder von diesem Vorschlag und bleibt bezüglich einer Übersetzung von dbb.w offen (auch Grundriß der Medizin IV/1, bietet keine Übersetzung). Die von Ebbell genannten koptischen Wörter seien nach MedWb jedenfalls mit dbb.w nicht zu verbinden, ϫⲫⲱⲧ sei vielleicht mit ḫpd: „Hinterbacken“ zu verbinden und ϯⲡⲉ ist dp.t: „Lende“. Auf ihn gehen vielleicht auch Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 128 und Bardinet, Papyrus médicaux, 282 zurück, die mit „hanches“ übersetzen.
Chassinat, a.a.O., 77-79 erwägt schließlich in dbb.w den „prototype“ des einmal koptisch belegten ⲧ̅ⲃⲃⲟⲟⲩ. Dieses koptische Wort ist seiner Übersetzung der fraglichen Stelle zufolge ein Körperteil, aus dem man neben dem Mittelfinger Blut ziehen kann. Eine Übersetzung von ⲧ̅ⲃⲃⲟⲟⲩ hält er aber aber für ebensowenig möglich wie eine solche von dbb.w. Auf ihn bezieht sich explizit Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 222 („ein Körperteil“) und Westendorf, Handbuch Medizin, 585 („Hüften (?)“) mit Anm. 54. Missverständlich ist Westendorfs Anmerkung 54. Darin verweist er auf Chassinats ⲧ̅ⲃⲃⲟⲟⲩ und zitiert ihn mit: „partie du corps ... proche ou depande des membres inferieurs“. Allerdings stammt dieses Zitat aus Chassinats Kommentar zum dbb.w des pEbers und nicht zu ⲧ̅ⲃⲃⲟⲟⲩ. Auch die „Hüften (?)“ gehen nicht auf Chassinat zurück, sondern wohl ebenfalls auf Ebbell. Letztendlich ist auch Chassinats Vergleich zu streichen, der ohnehin wenig zur Identifizierung von dbb.w beigetragen hat. Denn ⲧ̅ⲃⲃⲟⲟⲩ ist wohl nur ein Ghostword, und Richter, in: Enchoria 29, 2005, 76-77 vermutet darin das Verb „reinigen“.
L. Popko, 24. März 2020.
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen