pdd.w(Lemma-ID 884609)
Persistente ID:
884609
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/884609
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv (mask.)
Übersetzung
[Substantiv]
[substantif]
Bezeugung im TLA-Textkorpus
Keine Belege im TLA-Textkorpus
Bibliographie
- Wb 1, 567.7
Digitale Verweise
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(Vollzitation)"pdd.w" (Lemma-ID 884609) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/884609>, ediert von Simon D. Schweitzer, unter Mitarbeit von Annik Wüthrich, Altägyptisches Wörterbuch, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.5, 26.7.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/884609, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
pdd.w: Ein nur in zwei Rezepten belegter Drogenname. Ebbell, Papyrus Ebers, 109 übersetzt ẖr.j-pdd.w kommentarlos mit „castoreum (?)“ – den Grund könnte man höchstens raten: Eb 790 folgt auf ein Rezept „zum Veranlassen, dass die Gebärmutter/Plazenta einer Frau an ihren Platz hinabsteigt“. Dieses und andere Rezepte begründeten die Vermutung, dass die griechische und mittelalterliche Vorstellung vom „wandernden Uterus“ bereits in Ägypten bekannt war. Dieses Phänomen wurde nun in der Antike bis in die frühe Neuzeit als Auslöser für „Hysterie“ gehalten; und gegen „hysterische Symptome“ wurde wiederum noch im 19. Jh. Castoreum, das Drüsensekret von Bibern, verschrieben (etwa in Boerickes Materia Medica, s. hier: https://www.vithoulkas.com/learning-tools/materia-medica-boericke/castoreum, Zugriff 31.03.2023). Da pdd.w zudem mit dem „schlechten Paket“, Gardiner Sign-list Aa2, klassifiziert ist, kann es weder Flüssigkeit noch Pflanze sein; auch ein festes Mineral, ein Same oder eine Frucht sind wenig wahrscheinlich. Vielmehr sind Sekrete und andere zähflüssige Substanzen u.a. mit diesem Klassifikator versehen, was der Identifizierung förderlich gewesen sein mag. Dies ist, wie gesagt, rein geraten; ob Ebbell wirklich diese oder eine andere Begründung vor Augen hatte, ist unbekannt. In jedem Falle wäre sie unbegründet: Biber hat es in Ägypten nicht gegeben; dass schon die Ägypter die Theorie des wandernden Uterus entwickelt hatten, ist höchst strittig, und dass sie sie mit irgendeiner Art „Hysterie“ verbanden, bislang völlig unbekannt.
Ebbell interpretiert die im fraglichen Rezept nacheinander genannten Dinge tꜣ und ẖr.j pdd.w als zwei Drogen; so auch noch Bardinet, Papyrus médicaux, 444. Das hält DrogWb, 416 zwar ebenfalls für denkbar, schlägt aber als Alternative eine mehrteilige Verbindung vergleichbar mit der „Erde, die unter dem (Finger-/Zehen-)Nagel eines Mannes ist“ (Eb 775), vor. Grundriß der Medizin IV/2, 216, Anm. 1 lehnt dann die Möglichkeit, dass es sich um zwei Drogen handelt, gänzlich ab, und Grundriß der Medizin IV/1, 283 schreibt dann auch: „Erde, die sich befindet unter pddw“. So auch Westendorf, Handbuch Medizin, 681. A.a.O. 504 verbindet er mit Verweis auf Meeks, AL, 78.1544 das pdd.w mit dem pdw: „Ausfluss“ der Sargtexte, ebenfalls mit Aa2 klassifiziert (https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/63060, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 29.8.2023)). Dieses Lemma ist allerdings laut Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 143 nur ein Fehler für das geläufigere rḏw (https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/97200, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 29.8.2023)), so dass die Existenz dieses Wortes pdw fraglich ist.
Literatur:
– T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique, Penser le médecine (Paris 1995).
– H. von Deines, H. Grapow, W. Westendorf, Übersetzung der medizinischen Texte, Grundriß der Medizin der alten Ägypter IV.1 (Berlin 1958).
– H. von Deines, H. Grapow, W. Westendorf, Übersetzung der medizinischen Texte. Erläuterungen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter IV.2 (Berlin 1958).
– B. Ebbell, The Papyrus Ebers. The Greatest Egyptian Medical Document (Copenhagen, London 1937).
– H. Grapow, H. von Deines, Wörterbuch der ägyptischen Drogennamen, Grundriß der Medizin der alten Ägypter VI (Berlin 1959).
– D. Meeks, Année lexicographique. Égypte ancienne. Tome 2. 1978, (Paris 1981).
– R. van der Molen, A Hieroglyphic Dictionary of Egyptian Coffin Texts, Probleme der Ägyptologie 15 (Leiden 2000).
– W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I.36 (Leiden 1999).
L. Popko, 29. August 2023.
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen; Datensatz erstellt: 29.08.2023, letzte Revision: 05.09.2023