pTurin CGT 54051 = pTurin Cat. 1993(Objekt-ID 34BTYOO5CJC6NBSZWIFB7K4YOA)
Persistente ID:
34BTYOO5CJC6NBSZWIFB7K4YOA
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/34BTYOO5CJC6NBSZWIFB7K4YOA
Datentyp: Objekt
Objekttyp: Schriftrolle
Material: Papyrus
Maße (H×B(×T)): 163 × 19.5 cm
Zustand: fragmentarisch
Kommentar zur Materialität
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Der Papyrus ist am Anfang und Ende abgebrochen, aber über die gesamte Kolumnenhöhe erhalten und auch sonst in relativ gutem Zustand. Der mittlere Teil ist bis auf wenige kleine Löcher komplett erhalten. Physisch besteht er aus mehreren Einzelfragmenten, die aber direkt aneinanderpassen. Im aktuellen Zustand ist er 163 cm lang und 19-19,5 cm hoch (A. Roccati, Magica Taurinensia. Il grande papiro magico di Torino e i suoi duplicati, AnOr 56 (Roma 2011), 16). Er ist auf der Vorder– und Rückseite beschrieben; der Papyrus ist dafür über die Schmalseite gedreht worden, d.h. die Ausrichtung des Textes auf Vorder– und Rückseite ist identisch.
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Am Anfang der Vorderseite ist zumindest eine Kolumne verloren; ob noch mehr, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Die letzte erhaltene Versokolumne, die sich auf der Rückseite der ersten erhaltenen Rectokolumne befindet, hat weniger Zeilen als die anderen auf dem Verso und an ihrem Ende steht ein Kolophon. Sie war also tatsächlich die letzte des Textes. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass sie auch das Ende des Papyrus markiert: Auch andere magische Papyri sind auf dem Verso nicht komplett vollgeschrieben; auf pTurin CGT 54053 ist bspw. ein großer Teil des Versos freigeblieben und sekundär für Notizen verwendet worden. Daher ist nicht völlig auszuschließen, dass am Anfang des Rectos mehr als nur eine Kolumne fehlte.
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Auch am Ende des Rectos könnten theoretisch noch Kolumnen fehlen. A. Roccati, Magica Taurinensia. Il grande papiro magico di Torino e i suoi duplicati, AnOr 56 (Roma 2011), 74 u.ö. zählt aber die erste Versokolumne als Kol. 1 und suggeriert damit, dass hier nur die rechte Hälfte der Kolumne fehlt, ergo: das Recto links fast vollständig erhalten und die letzte erhaltene Rectokolumne auch original die letzte Rectokolumne ist.
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Nach den Angaben der Turiner Papyrusdatenbank (http://papyri.museoegizio.it/!25) sind 9 Klebungen erkennbar; die meisten im Abstand von etwa 115-120 mm, einige aber auch im doppelten Abstand von etwa 125-140 mm.
- Die Kolumnen der Vorderseite enthalten jeweils 14 Zeilen; die Kolumnen der Rückseite 13, abgesehen von Kol. 5 mit 14 und Kol. 6 mit nur noch 12 Zeilen.
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Fundort
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Deir el-Medineh
Gewissheit: probable
Kommentar zu diesem Ort: Die Datenbank des Museo Egizio gibt fragend Deir el-Medineh als Fundort an. Das dürfte auf der Annahme beruhen, der Papyrus sei Teil der Sammlung Drovetti. Drovetti hat zwar keine Angaben über die Herkunft der von ihm gekauften Objekte gemacht; G. Botti, La collezione Drovetti e i papiri del R. Museo Egizio di Torino, in: Rendiconti della Reale Accademia dei Lincei, classe di scienze morali, storiche e filologiche: serie quinta 30 (11-12), 1921, 128-135, 143-149, hier 148-149 vermutet jedoch, dass diese Papyri aus Deir el-Medineh stammen, weil viele der literarischen Papyri administrative Notizen auf der Rückseite haben und daher aus der lokalen thebanischen Verwaltung stammen würden. Konkret auf Deir el-Medineh würden zudem weitere Objekte, wie eine Statue der Königin Ahmes-Nefertari und ein Uschebti eines „Dieners vom Platz der Wahrheit“ (d.i. Deir el-Medineh), hinweisen, die ebenfalls Teil der Sammlung Drovetti waren (s. ebd., 129-130). Für eine Herkunft der Sammlung Drovetti aus dem thebanischen Raum und hier speziell der Gegend von Deir el-Medineh sprechen sich auch A. Roccati, Magica Taurinensia. Il grande papiro magico di Torino e i suoi duplicati, AnOr 56 (Roma 2011), 11 und R.J. Demarée, Recent Work on the Administrative Papyri in the Museo Egizio, in: Anonymous (Hrsg.), Sesto Congresso internazionale di egittologia. Atti. Vol. II 2 (Torino 1993), 101-105, hier 101 aus.
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Datierung: 20. Dynastie
Kommentar zur Datierung:
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Die Datierung beruht auf paläographischen Kriterien: Laut A. Roccati, Magica Taurinensia. Il grande papiro magico di Torino e i suoi duplicati, AnOr 56 (Roma 2011), 252-253 haben einige wenige hieratische Zeichen Formen der 19. Dynastie; das Gros der von ihm zur Datierung herangezogenen Formen findet aber Entsprechungen in der 20. bis sogar 21. Dynastie. Infolgedessen spricht er sich für eine Datierung in die 2. Hälfte der 20. Dynastie aus.
- W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, HdO I.36 (Leiden 1999), 72 gibt dagegen für den Turiner Papyrus – ohne Begründung – die 19. Dynastie als Entstehungszeit an.
Kommentar zum kulturellen Kontext
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Über den Verwendungskontext lässt sich nichts sagen. Strukturell handelt es sich um eine thematisch gebundene Sammelhandschrift von magischen Sprüchen gegen Skorpione und Schlangen. Sie ist in einer literarischen Handschrift geschrieben, und die Vorderseite ist mit Verspunkten versehen, wie es oft bei Literaturwerken der Fall war. Die letzte Kolumne des Versos endet mit einem Kolophon, also einem Schlussvermerk, wie es vorrangig für „literarische“ Texte der Fall ist (bedauerlicherweise bricht der Papyrus an der Stelle ab, an der man den Namen des Schreibers erwarten könnte). Das alles zeigt, dass der Papyrus kein Gebrauchstext war, sondern vielleicht eher für eine „Privatbibliothek“ angefertigt wurde. Die Handschrift der Rückseite unterscheidet sich etwas von derjenigen der Vorderseite. Ob das auf verschiedene Schreiber hindeutet oder nur unterschiedliche Tagesformen desselben Schreibers, bedürfte einer genaueren paläographischen Beurteilung. Jedenfalls passen die Texte von Vorder– und Rückseite thematisch zusammen.
- Zu einzelnen Sprüchen gibt es Parallelen auf Ostraka (vgl. die Auflistungen bei W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, HdO I.36 (Leiden 1999), 72 und A. Roccati, Magica Taurinensia. Il grande papiro magico di Torino e i suoi duplicati, AnOr 56 (Roma 2011), 16), die vielleicht tatsächlich praktische Verwendung gefunden hatten. Allerdings heißt das weder, dass pTurin CGT 54051 die Vorlage war, aus der diese Sprüche extrahiert wurden, noch umgekehrt, dass der Papyrus mithilfe dieser Ostraka zusammengestellt worden wäre. Gerade die Wiederverwendung einiger Passagen auf spätzeitlichen Heilerstatuen zeigt, dass es sich vielmehr um verbreitete und gut bekannte Sprüche gehandelt hat.
Bibliographie
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– W. Pleyte, F. Rossi, Papyrus de Turin (Leiden 1869), Bd. 1, 44-45, 114-115, 170-191; Bd. 2, Taf. 31, 77 und 131-138 [*F,Ü,K].
- – A. Roccati, Magica Taurinensia. Il grande papiro magico di Torino e i suoi duplicati, Analecta Orientalia 56 (Roma 2011), 14, 16-17, 67-79, 125-157, 165-170, 198-203 [*U,*Ü,B].
Datensatz-Protokoll
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Ersteingabe DigitalHeka, Katharina Stegbauer, 2006.
- Überarbeitung der Metadaten, L. Popko, 19. August 2019.
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Katharina Stegbauer, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, "pTurin CGT 54051 = pTurin Cat. 1993" (Objekt-ID 34BTYOO5CJC6NBSZWIFB7K4YOA) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/34BTYOO5CJC6NBSZWIFB7K4YOA>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/34BTYOO5CJC6NBSZWIFB7K4YOA, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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