pBM EA 9961(Objekt-ID 7K65HQDC65E7JFCTW7AYXRQGXU)


Persistente ID: 7K65HQDC65E7JFCTW7AYXRQGXU
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/7K65HQDC65E7JFCTW7AYXRQGXU


Datentyp: Objekt


Objekttyp: Schriftrolle


Material: Papyrus

Maße (H×B(×T)): 11.5 × 146 cm


Zustand: vollständig



Aktueller Ort

  • British Museum
    Inventarnummer(n): EA 9961
    Ist an diesem Ort: Ja
    Kommentar zu diesem Ort:
    Ursprünglich in der Sammlung von Robert Hay (1799-1863), der ihn sicherlich während seines ersten oder zweiten Aufenthalts in Ägypten (1824-1828 und 1829-1834) erstanden hat. Die Sammlung von ca. 5000 Inventarnummern wurde 1865 verkauft; 529 Einheiten, darunter dieser Papyrus, wurden vom British Museum erworben. Im Jahr 1868 kam er ins Museum (Vandenbeusch 2018, 178).


Datierung: 25. Dynastie  –  Spätzeit

Kommentar zur Datierung:

  • Die Datierung ist schwierig, weil weder die Paläographie von kursivhieroglyphischen Texten im Allgemeinen noch der Zeichenstil schon ausreichend untersucht worden sind. Mehrere indirekte Argumente sprechen für eine Datierung in die Spätzeit und vor der Ptolemäerzeit. (1) Kunsthistorisches Argument: Das Kopieren von Bildvorlagen des Alten Reiches (die Papyrusszenen) ist für die Spätzeit ab der 25. Dynastie belegt (Vandenbeusch 2018, 192). (2) Paläographisches Argument: Vandenbeusch (2018, 191) verweist auf die Form der Schwalbe (G36, in Z. 14), die auf den Stelen des Taharqa belegt ist und vielleicht für eine paläographische Datierung in die Napatanische Zeit sprechen könnte (vgl. 2018, 192: Paläographie der Vögel [Schwalbe und Spatz] „with their characteristic long tails“ spricht für die Zeit um die 25. Dynastie). (3) Argument der Textüberlieferung: Der Text „Isis und die sieben Skorpione“ gehört zu den magischen Sprüchen, die sich auf Heilstatuen und Horusstelen von der Ramessidenzeit bis in die ptolemäische Zeit finden. Die älteste Handschrift von „Isis und die sieben Skorpionen“ stammt aus der Ramessidenzeit (Ostrakon Gardiner 333), die zehn übrigen aus der Spätzeit oder (frühen) Ptolemäerzeit. (4) Orthographisches Argument: Im Vergleich zu der datierten Handschrift von „Isis und die sieben Skorpionen“ auf der Metternichstele (Zeit Nektanebos’ II.), zeigt die Orthographie der Wörter auf Papyrus Hay Ähnlichkeiten mit verwandten magischen Sprüchen, die auf einer Heilkultkapelle im Mutbezirk von Karnak aus der Zeit von Psammetichus I. stehen (Vandenbeusch 2018, 191). Tatsächlich sind die Schreibungen ausführlicher als auf der Metternichstele und wird niemals die Hieroglyphe Aa56 für das Phonogramm m verwendet. Bezüglich der Orthographie ist vor allem die Schreibung jḥty für klassisches ḥty.t „Kehle“ wichtig, die nach momentanem Forschungsstand erst ab der 26. Dynastie belegt ist (in einer Mischschreibung jḥy.tj zwischen ḥty.t und späterem jḥty). Hyperkorrekte Schreibungen wie ntr (für nṯr.t), dsr (für ḏsr) und sdg mit dem Klassifikator A30 (statt des Mannes, der sich hinter einer Schutzwand versteckt) sowie die Verwendung des Schlangenklassifikators I12 (statt des jüngeren I64) passen besser zu „archaisierenden“ Tendenzen der 25.-26. Dynastie als zu der späten 30. Dynastie oder der Ptolemäerzeit.
  • Die Website des British Museum spricht von „Late Period“, d.h. die Zeit der 26.-30. Dynastie. Trismegistos nennt „Dynasty 25 – 2nd Persian rule: BC 721 – 332“. Vandenbeusch tendiert zu einer Datierung in der Mitte oder der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends mit eine Präferenz für die 25.-26. Dynastie (Stil, Paläographie, archaisierende Tendenzen) (Vandenbeusch 2018, 192). Die Verwendung des Stativs 1. Pers. Sg. ist kein Argument, um eine deutlich frühere Datierung für die Abfassung des Textes anzunehmen (anders Vandenbeusch 2018, 191 und 192: „at a relatively early date“, etwa als noch Altägyptisch genutzt wurde oder zumindest vor der Ramessidenzeit), denn die Form ist im Spätmittelägyptischen gut belegt (Jansen-Winkeln 1996, 362-363, § 585-589).


Bibliographie

  • – M. Vandenbeusch, Evidence of an Ancient Archive? The Papyrus British Museum EA 9961, in: JEA 104/2, 2018, 177-194 [P,H,U,Ü,K]
  • – A. Klasens, A Magical Statue Base (Socle Behague) in the Museum of Antiquities at Leiden, in: OMRO NS 33, 1952, 9-20, 52-53, 64-78 (Spell I: Z. a 1-5, b 1-2) [H mit Textsynopse, Ü, K]
  • https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA9961-1 [P,K,B] (zuletzt geprüft 24.03.2023)
  • https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA9961-2 [P,K,B] (zuletzt geprüft 24.03.2023)
  • – S. Birch, Varia, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 8, 1870, 66-69 (hier: 66-67, Nr. 4) [K]
  • – W. Golenischeff, Die Metternichstele, Leipzig 1877, 8-10 (erwähnt in den Fußnoten) [K]


Datensatz-Protokoll

  • – Peter Dils, Ersteingabe, 30. März 2023


Autor:innen: Peter Dils
Datensatz erstellt: 30.03.2023, letzte Revision: 06.04.2023

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, "pBM EA 9961" (Objekt-ID 7K65HQDC65E7JFCTW7AYXRQGXU) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/7K65HQDC65E7JFCTW7AYXRQGXU>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/7K65HQDC65E7JFCTW7AYXRQGXU, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)