pCleveland CMA 14.723, OAD CMA(Objekt-ID A3S7T72C2JFAHGEHZC5QMTPIIA)


Persistente ID: A3S7T72C2JFAHGEHZC5QMTPIIA
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/A3S7T72C2JFAHGEHZC5QMTPIIA


Datentyp: Objekt


Objekttyp: Schreibblatt


Material: Papyrus

Maße (H×B(×T)): 18,5 × 3 cm


Zustand: vollständig

Kommentar zur Materialität

  • Der Papyrus ist bis auf einige Ausbrüche am rechten Rand, die dadurch entstanden sind, dass er ursprünglich aufgerollt gewesen ist, intakt (Bohleke, in JEA 83, 1997, 156). Der 3 cm breite und 18,5 cm lange Papyrus ist nur auf einer Seite beschrieben. Bohleke (in: JEA 83, 1997, 156) beschreibt mit einem Verweis auf Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xii), dass die Oracular Amuletic Decrees in der Art von Privatbriefen der Ramessidenzeit auf der Seite des Papyrus beginnen, bei dem die Fasern vertikal verlaufen. Zu dem hier vorliegenden Papyrus bemerkt er lediglich: „It preserves 36 lines of text on one side, (...)“ (ebd.). Hieraus könnte man schließen, dass auch dieser Text auf der Seite des Papyrus notiert wurde, auf der die Fasern vertikal verlaufen. Dass dies aber nicht so ist, zeigt das Museumsfoto (https://www.clevelandart.org/art/1914.723 (28.06.2023)) sehr deutlich. Über die gesamte Länge des Papyrusstreifens verlaufen die obenliegenden Fasern horizontal. Dies ist im Corpus der OAD einzigartig, und sollte daher auch Erwähnung finden. Der Text ist also auf dem Verso notiert worden.
  • Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Verso“ bezeichnet wird, bei der die horizontalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere Papyrus London BM EA 10320 (L4) an (ebd.). Dieser Papyrus beginnt mit einem Stück auf dem neun Zeilen des Textes erhalten sind, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen Dieses Stück ist an den Streifen mit vertikalen Fasern angeklebt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27). Genau diesen Papyrus möchte ich allerdings als wichtigen Hinweis dafür benennen, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Faserverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. „protocollon“ zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um eine „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx).


  • Fundort

    • Theben
      Gewissheit: probable
      Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
      Kommentar zu diesem Ort: Die genaue Herkunft des Papyrus ist nicht bekannt. Edwards (1960, xiii) geht bei den Oracular Amuletic Decrees generell von einer Herkunft aus Theben aus, die er vor allem an den in den Texten genannten Göttern festmacht. Dies gilt auch für diesen Text, da es sich bei dem orakelgebenden Gott um Chons in Theben Neferhotep handelt.
      Die Tatsache, dass der Papyrus in Luxor angekaufte worden ist (s.o. Erwerbungsgeschichte), deutet ebenfalls auf eine Herkunft aus dem thebanischen Raum.


Aktueller Ort

  • The Cleveland Museum of Art
    Inventarnummer(n): CMA 14.723
    Ist an diesem Ort: Ja
    Kommentar zu diesem Ort:
    Der Papyrus wurde am 31. März 1913 in Luxor bei dem Antikenhändel Joseph Hassan Ahmed von Lucy Olcott Perkins gekauft und dem Museum 1914 durch den John Huntington Art and Polytechnic Trust gestiftet (Bohleke, in: JEA 83, 1997, 156). Lucy Olcott Perkins war von den Mäzenen des zukünftigen Museums beauftragt worden, ägyptische Antiken für die Sammlung zusammenzutragen. Sie selbst hatte keinerlei Expertise im Hinblick auf altägyptische Kunst, doch war sie vom Sekretär des Metropolitan Museum of Art, Henry W. Kent, empfohlen worden. In Ägypten wurde sie von Albert M. Lythgoe, dem Konservator des Metropolitan Museums beraten. Sie kaufte auf dieser Reise etwa 500 Objekte, die seit der Eröffnung des Museums im Jahre 1916 den Grundstock der ägyptischen Sammlung bilden (Berman, in: BSFE 134, 1995, 14–15).


Datierung: 21. Dynastie  –  22.–23. Dynastie

Kommentar zur Datierung:

  • Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii–xiv) geht von einer Datierung des gesamten Korpus der Amulettpapyri mit Orakeldekreten in die 22./23. Dynastie aus. Ein einziger Text (L7: pBM EA 10730) liefert einen Hinweis auf die Datierung, denn er ist für einen Prinzen und zukünftigen General in der Armee eines Königs Osorkon geschrieben, bei dem es sich nach Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiv) und Ritner (The Libyan Anarchy, 74) vermutlich um Osorkon I. handeln dürfte, während Jacquet-Gordon (in: GS Sauneron I, 175, Anm. 5; Ead., in: BiOr 20, 1963, 32) und ihr folgend Verhoeven (Buchschrift, 13) von Osorkon II. ausgehen. Diese Datierung basiert auf Textparallelen im Text auf einer Statue aus Tanis (Kairo CG 1040 + CG 881 + Philadelphia E 16159: s. Jacquet-Gordon, in: JEA 46, 1960, 23), die ursprünglich für Sethos I. angefertigt und für Osorkon II. wiederverwendet und neu beschriftet wurde (Sourouzian, in: FS Gaballa, 97–105). Der Text L7 wäre also in die 22. Dynastie, oder für den Fall, dass es sich ungeachtet der Parallelen doch um einen späteren Osorkon handeln würde, spätestens in die 23. Dynastie zu datieren. Nach Koenig (in: CRIPEL 9, 1987, 31) ist aufgrund der Paläographie sowie spezifischer Schreibungen mindestens für einen Teil der Texte, den hier bearbeiteten nicht mit eingeschlossen, eine Datierung in die 21. Dynastie anzunehmen.


Beschreibung

  • Amulettpapyri wie der hier vorliegende Text wurden aufgerollt in einem kleinen Behälter, der aus Leder, Holz oder Metall gearbeitet sein konnte (vgl. Ray, in: JEA 58, 1972, 151–153; Bourriau/Ray, in: JEA 61, 1975, 257–258), um den Hals getragen und diente somit als Apotropaion (vgl. hierzu Roß, Schutz von Kindern, 40–44). Die Amulette wurden vermutlich in erster Linie für Kinder hergestellt (vgl. Roß, Schutz von Kindern, 26–36; Adderly, Personal Religion, 193; Edwards, HPBM 4, xvi), wobei es Hinweise darauf gibt, dass es sich um Säuglinge oder sehr junge Kinder gehandelt haben könnte (Roß, ebd.). Wilfong (in: JEA 99, 2013, 295–300) geht davon aus, dass die Länge des beschrifteten Papyrusstreifens mit der Größe des Kindes korreliert werden kann. Mittlerweile ist auch ein Orakeldekret für eine schwangere Frau belegt (pIFAO H40: Koenig, in: BIFAO 118, 2018, 233–239), doch ist der Text leider nur fragmentarisch erhalten, so dass keine Rückschlüsse auf die ursprüngliche Länge des Dokumentes erzielt werden können.


Besitzer: Privatperson


Bibliographie

  • – B. Bohleke. An Oracular Amuletic Decree of Khonsu in the Cleveland Museum of Art. In: JEA 83, 1997, 155–167. [*T, *F, *Ü, *K]
  • – B. Bohleke, in: Lawrence M., Berman/Kenneth J. Bohač (Hrsg.). Catalogue of Egyptian Art: The Cleveland Museum of Art. Cleveland, OH: Cleveland Museum of Art, 1999, 369–372. [F, Ü, K]
  • – T. G. Wilfong. The Oracular Amuletic Decrees: A Question of Length. In: JEA 99 (2013), 295–300. [K]
  • – A. Grams. Der Gefahrenkatalog in den Oracular Amuletic Decrees. In: SAK 46, 2017, 55–100. [K]
  • – A. Roß. Der Schutz von Kindern im alten Ägypten. Die religiösen und soziokulturellen Aspekte der Oracular Amuletic Decrees. Göttingen 2019. [K]


Datensatz-Protokoll

  • Ersteingabe: Anke Blöbaum, 10. Juli 2023


Autor:innen: Anke Blöbaum
Datensatz erstellt: 10.07.2023, letzte Revision: 27.09.2023

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Anke Blöbaum, "pCleveland CMA 14.723" (Objekt-ID A3S7T72C2JFAHGEHZC5QMTPIIA) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/A3S7T72C2JFAHGEHZC5QMTPIIA>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/A3S7T72C2JFAHGEHZC5QMTPIIA, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)