Recto: Lehre des Ani(Objekt-ID BA645EUKHVFHBKL3L3CCTHBWLE)


Persistente ID: BA645EUKHVFHBKL3L3CCTHBWLE
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/BA645EUKHVFHBKL3L3CCTHBWLE


Datentyp: Sammelüberschrift


Objekttyp: Schriftrolle


Material: Papyrus

Maße (H×B(×T)): 16 × 190 cm


Zustand: fragmentarisch

Kommentar zur Materialität

  • Der Papyrus liegt heute in zahlreichen größeren und kleineren Fragmenten in drei Gruppen vor, deren Positionen dank der anderen Versionen der Lehre des Ani genau bestimmt werden können. Die rekonstruierbare Länge beträgt ca. 190 cm. Sofern der Papyrus ursprünglich auf der Vorderseite die komplette Lehre des Ani enthalten hat (und nicht ein Teil der Lehre auf der Rückseite zu Ende geschrieben worden ist), muss er ursprünglich laut Posener mehr als 7 m lang gewesen sein, wobei der fehlende Bereich am Anfang dreimal so lang wie der fehlende Bereich am Ende war (d.h. geschätzt ca. 390 cm am Anfang und ca. 130 cm am Ende könnten fehlen). Die Höhe der Rolle beträgt gut 16 cm. Die Breite der einzigen zwei vollständig erhaltenen Blätter misst 27,1 bzw. 24,2 cm. Auf dem Recto ist jede Textkolumne innerhalb der Blattbegrenzung geschrieben, auf dem Verso hingegen berücksichtigte der Schreiber für die Kolumnenbreite die Blattklebung nicht. Das Recto umfasst aktuell noch acht Kolumnen zu je sieben Zeilen, das Verso acht Kolumnen zu sieben bis acht Zeilen. Die Maße der erhaltenen Kolumnen belaufen sich in der Breite auf 23,5 bis 26,5 cm auf dem Recto und 23 bis 30 cm auf dem Verso, in der Höhe beidseitig auf 11,5 bis 12,5 cm (alle Angaben nach Černý & Posener, Papyrus hiératiques, 1). Der Papyrus wurde am Ende des Recto um die kurze Seite gewendet: die erste Kolumne des Verso befindet sich auf der Rückseite der letzten Kolumne des Recto. Einige Datumsangaben erlauben einigermaßen den Kopierfortschritt zu verfolgten: auf dem Recto wird zweimal der erste Monat der Überschwemmungszeit, Tag 3 über einer Kolumne genannt, auf dem Verso stehen der zweite und dritte Monat derselben Jahreszeit, zuerst über der Kolumne, später unter der Kolumne, aber dann auf dem Kopf gestellt.


  • Fundort

    • Deir el-Medineh
      Gewissheit: certain
      Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
      Kommentar zu diesem Ort: Der Papyrus wurde am 20. Februar 1928 von B. Bruyère in einem schmalen, trapezförmigen Bereich mit gestampftem Boden zwischen dem Gewölbe einer Grabkapelle und dem Fundament einer Grabpyramide in Deir el-Medineh entdeckt, zusammen mit 16 (?) weiteren Papyri. Aus dem gleichen Fund stammen aber noch mehr Papyri, die im Kunsthandel aufgetaucht sind: "Il est permis de dire à présent que la découverte dépassa en importance les papyrus recueillis par le fouilleur le 20 février 1928. (...) On saura plus tard que les papyrus Chester Beatty proviennent de la même trouvaille." (Černý & Posener, Papyrus hiératiques, VIII; Plan des Fundorts: B. Bruyère, Rapport sur les fouilles de Deir el-Médineh (1928), FIFAO 6,2, Le Caire 1929, Plan I: unten rechts, zwischen den Schächten P.1165 und P.1169). Darüber hinaus verweist G. Posener auf den Eintrag in B. Bruyères Grabungstagebuch vom 21. Februar 1928, in dem es heißt, dass ihm zu Ohren gekommen sei, dass er von drei Arbeitern bestohlen wurde. Zum Diebesgut gehörten die 19 Chester-Beatty-Papyri, die von A. Chester Beatty erworben wurden (Černý & Posener, Papyrus hiératiques, VIII), des weiteren zwei Naunachte-Papyri in Kairo, eventuell noch zwei Naunachte-Papyri in Oxford sowie ein Genfer Papyrus (P. Geneva MAH 15274), also insgesamt mindestens 40 Papyri (P.W. Pestman, in: R. J. Demarée & J. J. Janssen (Hrsg.), Gleanings from Deir el-Medîna, Egyptologische Uitgaven 1, Leiden 1982, 155–172). Falls dies stimmt, wurden also alle Papyri im oberirdischen Bereich einer Grabanlage gefunden, dessen oder deren Besitzer bei der Grabung nicht bestimmt werden konnte(n). P. W. Pestman ermittelte die aufeinanderfolgenden Eigentümer der Papyri als Ken-her-chepesch-ef den Älteren, seine Frau Naunachte und ihre Söhne aus zweiter Ehe, Amun-nacht und Pa-maa-nacht-ef. Möglicherweise ist einer der Papyri (Papyrus Chester Beatty IX) irgendwann nass geworden, entrollt und nach der Trocknung wieder aufgerollt worden (Gardiner, Hieratic Papyri in the British Museum. Third Series: Chester Beatty Gift, vol. 1, London 1935, 78). Y. Koenig verweist auf den Brief Papyrus BM EA 10326 (= LRL, Nr. 9), in dem nassgeregnete Papyri inspiziert und später in einem Grab mit oberirdischen Räumen deponiert wurden, und er erkennt Analogien zwischen den dort geschilderten Vorgängen und dem Fundzusammenhang des Fundes von B. Bruyère von 1928 (Koenig, in: BIFAO 81, 1981, 41–43).


Aktueller Ort


Datierung: 19. Dynastie  –  20. Dynastie

Kommentar zur Datierung:

  • Paläographisch datiert der Papyrus in die späte 19. Dynastie (Posener: Merenptah bis Sethos II.) oder 20. Dynastie (Notizen Černý) (vgl. Černý & Posener, Papyrus hiératiques, 2). Die datierten Texte des Archivs, zu dem Papyrus Deir el-Medineh 1 gehört bzw. die identifizierten Eigentümer des Archivs, stammen aus dem Datierungszeitraum von der frühen Regierungszeit Ramses II. bis hin zu Ramses IX. (Pestman, in: Gleanings from Deir el Medîna, 158). Dies umfasst eine Zeitspanne von ca. 170 Jahren (ca. 1279–1109 v. Chr.). Die unterschiedlichen Texte auf Vorder– und Rückseite der Papyrusrolle wurden höchstwahrscheinlich vom gleichen Schreiber geschrieben.


Bibliographie

  • – J. Černý & G. Posener, Papyrus hiératiques de Deir el-Médineh, Tome I [Nos I-XVII], DFIFAO 8, Le Caire 1978, 1-12, pls. 1-16a [*P, *T, *Ü, *K].


Datensatz-Protokoll

  • Marc Brose, Ersteingabe, September 2017


Autor:innen: Lutz Popko
Datensatz erstellt: 04.10.2021, letzte Revision: 31.08.2022
Redaktionsstatus: Verifiziert

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Lutz Popko, "Lehre des Ani" (Objekt-ID BA645EUKHVFHBKL3L3CCTHBWLE) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/BA645EUKHVFHBKL3L3CCTHBWLE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.5, 26.7.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/BA645EUKHVFHBKL3L3CCTHBWLE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)