pBM EA 10899, OAD C2 (ehemals Coll. Michaelidis)(Objekt-ID FZFZ7HE7T5CZVI6NPYQFXJRAQQ)
Persistente ID:
FZFZ7HE7T5CZVI6NPYQFXJRAQQ
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/FZFZ7HE7T5CZVI6NPYQFXJRAQQ
Datentyp: Objekt
Weitere Bezeichnungen / Übersetzungen
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OAD C2
Objekttyp: Schreibblatt
Material: Papyrus
Maße (H×B(×T)): 47 × 6,3 cm
Herstellungstechnik: Binse
Zustand: fragmentarisch
Kommentar zur Materialität
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Der Text war beim Ankauf zusammengerollt und in ein 10 x 6,5 cm großes Stück Leinen eingewickelt. In seiner Länge von 47 cm und einer Breite von 6,5 cm ist er annähernd komplett erhalten, lediglich vom Beginn des Textes und im oberen Teil an beiden Seiten sind vermutlich eher kleine Teile verloren. Der Papyrus war auf beiden Seiten beschriftet, doch ist die Schrift auf dem Verso stark abgerieben bzw. komplett verloren, dass nur geringe Teile des Textes vom Verso rekonstruiert werden können.
- Der Text beginnt auf der Seite des Papyrusstreifens, auf dem die vertikalen Fasern oben liegen. Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere Papyrus London BM EA 10320 (L4) an (ebd.). Dieser Papyrus beginnt mit einem Stück auf dem neun Zeilen des Textes erhalten sind, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen. Dieses Stück ist an den Streifen mit vertikalen Fasern angeklebt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27). Genau diesen Papyrus möchte ich allerdings als wichtigen Hinweis dafür benennen, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Faserverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. „protocollon“ zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um ein „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx).
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Fundort
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Theben
Gewissheit: probable
Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
Kommentar zu diesem Ort: Die genaue Herkunft des Papyrus ist nicht bekannt. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii) geht von einer Herkunft des Oracular Amuletic Decrees aus der thebanischen Region aus, die er vor allem an den im Text genannten orakelgebenden Göttern festmacht. In diesem Text sind mehr als 8 Götter als Geber des Orakels genannt. Erhalten sind die Folgenden: Amun, [Herr des Thrones Beider Länder (?)], [der zu dem kommt], der ihn ruft; Month, der Herr von Theben; Chons, der auf dem hohen Thron ist; Mut, die Große, die auf dem hohen Thron ist; Chons, der die Krone trägt; Isis, [...]; und Bastet. Auch wenn sich durch die Epitheta nicht alle Götter eindeutig zuordnen lassen, ist ein Schwerpunkt auf dem thebanischen Raum durch aus zu erkennen. Die Personennamen der Orakelbesitzerin und ihrer Eltern geben keinen Hinweis auf lokale Traditionen.
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Aktueller Ort
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British Museum
Inventarnummer(n): EA 10899
Ist an diesem Ort: Ja
Kommentar zu diesem Ort:
Als Edwards den Papyrus editierte, befand er sich noch in Kairo im Besitz von Georges Anastase Michaelidis, der ihn 1938 angekauft hatte (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 99). Daher ist er unter der Sigle C2 in die Edition aufgenommen worden (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 99–101; Bd. 2, pl. 39–40). Nach dem Tod von Michaelidis im Jahr 1973 wurde seine umfangreiche Sammlung veräußert. Der Papyrus C2 (eine Sammlungsnummer nach Michaelidis ist nicht bekannt) wurde 1977 vom Auktionshaus B A Seaby Ltd in London für das British Museum angekauft. Der Papyrus befindet sich dort unter der Museumsnummer BM EA 10899 (https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA10899).
Datierung: 21. Dynastie – 22.–23. Dynastie
Kommentar zur Datierung:
- Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii–xiv) geht von einer Datierung des gesamten Korpus der Amulettpapyri mit Orakeldekreten in die 22./23. Dynastie aus. Ein einziger Text (L7: pBM EA 10730) liefert einen Hinweis auf die Datierung, denn er ist für einen Prinzen und zukünftigen General in der Armee eines Königs Osorkon geschrieben, bei dem es sich nach Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiv) und Ritner (The Libyan Anarchy, 74) vermutlich um Osorkon I. handeln dürfte, während Jacquet-Gordon (in: GS Sauneron I, 175, n. 5; Ead., in: BiOr 20, 1963, 32) und ihr folgend Verhoeven (Buchschrift, 13) von Osorkon II. ausgehen. Diese Datierung basiert auf Textparallelen im Text auf einer Statue aus Tanis (Kairo CG 1040 + CG 881 + Philadelphia E 16159: s. Jacquet-Gordon, in: JEA 46, 1960, 23), die ursprünglich für Sethos I. angefertigt und für Osorkon II. wiederverwendet und neu beschriftet wurde (s. Sourouzian, in: FS Gaballa, 97–105). Der Text L7 wäre also in die 22. Dynastie, oder für den Fall, dass es sich ungeachtet der Parallelen doch um einen späteren Osorkon handeln würde, spätestens in die 23. Dynastie zu datieren. Nach Koenig (in: CRIPEL 9, 1987, 31) ist aufgrund der Paläographie sowie spezifischer Schreibungen mindestens für einen Teil der Texte, den hier bearbeiteten nicht mit eingeschlossen, eine Datierung in die 21. Dynastie anzunehmen.
Beschreibung
- Amulettpapyri wie der hier vorliegende Text wurden aufgerollt in einem kleinen Behälter, der aus Leder, Holz oder Metall gearbeitet sein konnte (vgl. Ray, in: JEA 58, 1972, 151–153; Bourriau/Ray, in: JEA 61, 1975, 257–258), um den Hals getragen und diente somit als Apotropaion (vgl. hierzu Roß, Schutz von Kindern, 40–44). Die Amulette wurden vermutlich in erster Linie für Kinder hergestellt (vgl. Roß, Schutz von Kindern, 26–36; Adderly, Personal Religion, 193; Edwards, HPBM 4, xvi), wobei es Hinweise darauf gibt, dass es sich um Säuglinge oder sehr junge Kinder gehandelt haben könnte (Roß, ebd.). Wilfong (in: JEA 99, 2013, 295–300) geht davon aus, dass die Länge des beschrifteten Papyrusstreifens mit der Größe des Kindes korreliert werden kann. Mittlerweile ist auch ein Orakeldekret für eine schwangere Frau belegt (pIFAO H40: Koenig, in: BIFAO 118, 2018, 233–239), doch ist der Text leider nur fragmentarisch erhalten, so dass keine Rückschlüsse auf die ursprüngliche Länge des Dokumentes erzielt werden können.
Besitzer: Privatperson
Bibliographie
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– I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom I. Text. London 1960, 99–101. [*Ü, *K]
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– I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom II. Plates. London 1960, pl. XXXIX–XL. [*T, *P]
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– T. G. Wilfong. The Oracular Amuletic Decrees: A Question of Length. In: JEA 99, 2013, 295–300.
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– A. Grams. Der Gefahrenkatalog in den Oracular Amuletic Decrees. In: SAK 46, 2017, 55–100. [K]
- – A. Roß. Der Schutz von Kindern im alten Ägypten. Die religiösen und soziokulturellen Aspekte der Oracular Amuletic Decrees. GM Beihefte 17. Göttingen 2019. [K]
Datensatz-Protokoll
- Ersteingabe: Anke Blöbaum, 16. Februar 2024
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Anke Blöbaum, "pBM EA 10899" (Objekt-ID FZFZ7HE7T5CZVI6NPYQFXJRAQQ) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/FZFZ7HE7T5CZVI6NPYQFXJRAQQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/FZFZ7HE7T5CZVI6NPYQFXJRAQQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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