Horusstele des Hori (Kairo E.2016.05.28, ehemals Mus. of Seized Antiquities 379)(Objekt-ID GNOOD7YDGVACDGA465UMNIAJGQ)


Persistente ID: GNOOD7YDGVACDGA465UMNIAJGQ
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/GNOOD7YDGVACDGA465UMNIAJGQ


Datentyp: Objekt


Objekttyp: rundbogige Stele


Material: Kalkstein

Maße (H×B(×T)): 83.9 × 54 × 16.2 cm


  • Fundort

    • Theben
      Gewissheit: probable
      Kommentar zu diesem Ort: Die mutmaßliche Herkunftsangabe Theben erfolgt aufgrund indirekter interner Kriterien und Vergleichsstücke. Der Stifter Hori war ein Priester mit den Titeln „Gottesvater“ und „Gottesgeliebter“. Kákosy und Moussa nehmen an, dass er ein Priester des Gottes Amun war, weil die Stelenvorderseite einen kurzen Amunhymnus trägt. Des weiteren ist der Name des Vaters des Stelenstifters, Mehimenhat, mit Amun gebildet (Kákosy und Moussa 1998, 158). Außerdem haben Horusstelen mit Stifterangaben aus der Dritten Zwischenzeit fast alle einen Zusammenhang mit der Priesterschaft des Amun und mit dessen Kultort Theben. Die Darstellung der beiden Meretgöttinnen, die die Sokarbarke verehren, passt zu Angaben über den thebanischen Kult von Osiris und Sokar auf einem Papyrus im Louvre N 3176 (S) (Kákosy und Moussa 1998, 158). Wichtig ist noch, dass der Personenname Mehimenhat sowie sein weibliches Gegenstück Mehmuthat (PM VIII, 339, Nr. 803-061-524) fast nur in Theben belegt sind (JWIS II, 2007, Index; JWIS III, 2009, 602; Jansen-Winkeln 1985, I, 225).


Aktueller Ort

  • Maḍbuṭat el-Athar Museum (Confiscated Antiquities Museum) (Citadel of Salah el-Din)
    Inventarnummer(n): 379

  • Egyptian Museum
    Inventarnummer(n): E.2016.05.28
    Ist an diesem Ort: Ja
    Kommentar zu diesem Ort:
    Im Oktober 1990 am Flughafen Kairo beschlagnahmt. Ausgestellt im Museum of Seized Antiquities auf der Zitadelle, bis dieses Museum ca. 2015 geschlossen wurde. Die Stele wurde anschließend ins Ägyptische Museum am Midan Tahrir verbracht und mit der Nummer E.2016.05.28 inventarisiert (Information Mohamed Elseaidy, E-Mail 13.09.2023).


Datierung: 22.–23. Dynastie  –  25. Dynastie

Kommentar zur Datierung:

  • Die Datierung erfolgt indirekt und mit Hilfe mehrerer Argumente, die für die Zeit von der 22. Dynastie bis spätestens der 26. Dynastie sprechen. Kákosy und Moussa entscheiden sich für die erste Hälfte des Ersten Jahrtausends (Kákosy und Moussa 1998, 158-159). Jansen-Winkeln 2007 hat diese Stele bei den Texten der 22.-24. Dynastie eingetragen. Die Argumente sind:
  • – Horusstelen, die den Stelenstifter nennen, stammen überwiegend aus der Prä-Saitenzeit (Kákosy und Moussa 1998, 158) bzw. aus der Zeit bis in die 26. Dynastie, selten noch danach (Stelentypen I und II der Mittelphase, ca. 660-525 v.Chr.) (Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte, 1999, I, 103).
  • – Die Dekorationsstruktur der Rückseite mit einem einzigen Götterregister im Giebelfeld (mit einer standardisierten Gruppe von Gottheiten) oberhalb einer Inschrift erscheint in der objekttypologischen „Frühphase II“ (d.h. ab der 21. Dynastie) von Sternberg-El Hotabi und ist noch gängig in ihrer Mittelphase, Typus I (d.h. ca. 660-525 v. Chr.) (Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte, 1999, I, 58, 83, 102-103).
  • – Die seitwärts schreitende Haltung des Kindgottes Horus-Sched mit Antilopenkopf an der Stirn und breitem Halskragen passt zu prä-ptolemäischen Horusstelen (Sternberg-El Hotabi I, 94-97, 102-103: Mittelphase, Typus I).
  • – Die Besmaske über Horus-Sched erscheint in der objekttypologischen „Frühphase II“ (d.h. ab der 21. Dynastie) von Sternberg-El Hotabi (Sternberg-El Hotabi, I, 74), ebenso der osirianische Thematik (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 75).
  • – Die Verwendung gewisser hieroglyphischen Zeichen (z.B. S56 für k) sowie gewisse Orthographien (z.B. jnk) passen für die Zeit ab der Dritten Zwischenzeit (Kákosy und Moussa 1998, 159).
  • – Die Titel „Gottesvater“ und „Gottesgeliebter“ des Stelenstifters Hori scheinen ab der 3. Zwischenzeit zu Ehrentiteln verkommen zu sein, die Stele wird daher nicht älter sein (Kákosy und Moussa 1998, 159).
  • – Der Personenname Mehimenhat ist bislang nur in der 22.-25. Dynastie bis in die frühsaitische Zeit belegt (Thirion, in: RdE 42, 1992, 227; Jansen-Winkeln, Äg. Biographien der 22. und 23. Dynastie (ÄAT 8), 1985, 235; JWIS III, 2009, 602; für Mḥ-Mw.t-ḥꜣ.t siehe PM VIII, 339, Nr. 803-061-524; frühsaitisch: Munro, Die spätäg. Totenstelen (ÄgFo 25), 1973, 217).
  • – Die Kombination von Horusstelentexte B und C ist ab der 22. Dynastie bis in die frühptolemäische Zeit belegt. Dass die Kombination gern auf Stelen der Priesterschaft des Amun aus der 22.-24. Dynastie verwendet wurde (Kákosy und Moussa nennen Horusstele Turin Suppl. 18356 aus der Zeit von Osorkon I. als Vergleichsstück), ist kein zwingendes Kriterium für eine Datierung in die 1. Hälfte des 1. Jahrtausends.
  • – Diese konkrete Version von Horusstelentext B war Gutekunst, Textgeschichtliche Studien, 1995 noch nicht bekannt. Berücksichtigt man seine textgeschichtlichen Kriterien, passt die Formulierung der Zweiergruppe „euer Maul wurde von Re verschlossen, eure Kehle wurde von Sachmet verstopft“, ohne die zusätzliche Nennung der Götter Thoth und Heka (eine Vierergruppe), für die Zeit vor der 26. Dynastie (Gutekunst 1995, 117, 194, 247: Phrase 10.3A:1-2 sowie das Fehlen von Phrase 10.41). Auch das Fehlen einer Formulierung mit dem großen Sonnenkäfer (Gutekunst 1995, 109, 247: Phrase 3.3) passt in Gutekunsts textgeschichtliche „Frühgruppe 1“ seiner „Frühphase“ aus der 19./20. Dynastie und der Dritten Zwischenzeit.
  • – Diese konkrete Version von Horusstelentext C passt zu den Versionen auf Horusstelen der 22.-24. Dynastie (z.B. Turin Suppl. 18356; Paris Nakhtefmout; Horusstele Hamza Kairo JE 86115) und weicht von Versionen der Ptolemäerzeit ab (Textträger der 26. Dynastie sind noch unpubliziert).


Beschreibung

  • Rundbogige, flache Stele mit Dekoration auf der Vorder– und auf der Rückseite. Auf der Vorderseite finden sich 3 Register über einander: oben zwei Meretgöttinnen, die die Sokarbarke huldigen; in der Mitte eine Darstellung des Horuskindes auf Krokodilen (Flachrelief), von Beischriften umgeben; unten ein Register mit magischen Figuren. Die Rückseite ist vollständig dekoriert mit einem Register mit 12 Gottheiten im Giebelfeld, darunter steht ein hieroglyphischer Text in 22 Zeilen. Die Vorderseite ist erheblich beschädigt, die 12 Götterfiguren im Bildregister auf der Rückseite sind absichtlich ausgehackt worden.


Bibliographie

  • – László Kákosy und Ahmed M. Moussa, A Horus Stela with Meret Goddesses, in: Studien zur Altägyptischen Kultur 25, 1998, 143-159 und Taf. 2-5 [*P,*F,U,Ü,K]
  • – K. Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit. Teil II: Die 22.–24. Dynastie, Wiesbaden 2007, 455 (Nr. 45.114) (nur genealog. Information: Mḥ-Jmn-ḥꜣ.t; 22.-24. Dyn. insgesamt) [H, Auszug]


Datensatz-Protokoll

  • Peter Dils, 5. September 2023, Erstaufnahme


Autor:innen: Peter Dils
Datensatz erstellt: 05.09.2023, letzte Revision: 14.09.2023

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, "Horusstele des Hori (Kairo E.2016.05.28, ehemals Mus. of Seized Antiquities 379)" (Objekt-ID GNOOD7YDGVACDGA465UMNIAJGQ) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/GNOOD7YDGVACDGA465UMNIAJGQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/GNOOD7YDGVACDGA465UMNIAJGQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)