pRamesseum C + XIX.2 bottom = pBM EA 10752 + 10772.2 bottom(Objekt-ID I2M2LUXVKVHXZCTE2VP2JLJVOI)
Persistente ID:
I2M2LUXVKVHXZCTE2VP2JLJVOI
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/I2M2LUXVKVHXZCTE2VP2JLJVOI
Datentyp: Objekt
Weitere Bezeichnungen / Übersetzungen
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Papyrus Ramesseum C + 19
Objekttyp: Schriftrolle
Material: Papyrus
Maße (H×B(×T)): 15 × 113 cm
Herstellungstechnik: Binse
Zustand: fragmentarisch
Kommentar zur Materialität
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Der Papyrus ist, wie auch die anderen Ramesseumspapyri, aufgrund der Lagerung in der feuchten Umgebung des Grabschachts in einem schlechten und fragmentarischen Zustand (Leach, in: JEA 92, 2006, 227).
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Erhalten sind – je nachdem, wie man zählt – 14 Fragmente der unteren Hälfte einer Papyrusrolle. Die Fragmente sind aktuell noch ca. 113 cm lang und noch 15–16 cm hoch. Verwaltungsdokumente des Mittleren Reiches waren etwa 30–33 cm hoch, was bedeutet, dass aktuell etwa die obere Hälfte des Papyrus fehlt (Kraemer/Liszka, in: JEgH 9 (1), 2016, 8).
- Für die Beschriftung der Rückseite wurde der Text horizontal, also über die kurze Seite, gedreht: Das „Oben“ der Vorderseite ist auch das „Oben“ der Rückseite. (NB: Die Abrechnung auf dem sekundär angebrachten Schutzstreifen steht gegenüber dem magischen Text auf dem Kopf.)
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Fundort
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Ramesseum
Gewissheit: certain
Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
Kommentar zu diesem Ort: Der Papyrus wurde von J.E. Quibell im Jahre 1896 innerhalb des Ramesseums am Fuße eines bereits geplünderten Grabschachts gefunden (Quibell/Paget/Pirie, The Ramesseum, 3–4, Taf. 1–3; Parkinson, Eloquent Peasant, XI–XIII, XXVI–XXVIII; Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 139–140). Dieser Grabschacht gehört zu einer Nekropole aus der Zeit des Mittleren Reiches bis zum Anfang der 18. Dynastie (Leblanc 2005, 33–34; Nelson 2006, 115–117, 127; Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 139–140), die in der 19. Dynastie durch den Totentempel („Millionenjahrhaus“) Ramses’ II. überbaut wurde. Der Schacht, in dem die Papyri gefunden wurden, liegt laut Quibell unter einem der Ziegelmagazine an der Nordwest-Ecke des Ramesseums (Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 139–140), unter Magazin 5 auf dem Plan von Quibell (Quibell/Paget/Pirie, The Ramesseum, Taf. 1), nach heutiger Zählung STI.SA.08. Eine exakte Lokalisierung innerhalb dieses Magazins ist bislang nicht gelungen, da der Fundort auf dem Plan von Quibell nicht eindeutig verzeichnet ist und mehrere Schächte in Betracht kommen (eine vergebliche Suche bei Nelson, in: Memnonia 17, 2006, 115–129). Laut einer neu entdeckten Notiz von Newberry aus dem Jahr 1938 (Downing/Parkinson, in: BMSAES 23, 2016, 35–45), der bei der Auffindung der Papyri zugegen war, befand sich der Schacht im beschrifteten Korridor des Grabes des Sehetepibre (PM I/2, 679), der unter den Magazinräumen 5–7 des Ramesseums nach dem Plan von Quibell läuft, nach heutiger Zählung unter STI.TR bis STI.SA.08. Sollte dies zutreffen (Newberry widerspricht dezidiert Quibell [Quibell/Paget/Pirie, The Ramesseum, 3], der den Papyrus-Schacht nicht mit diesem Grab verbindet), kann der Schacht oder sein Inhalt schwer zum ursprünglichen Grab des Sehetepibre gehört haben, denn Letzteres wird früher datiert als das Papyruskonvolut, d.h. der Priester (ḥm-nṯr) Sehetepibre kann nicht der ursprüngliche Eigentümer der Ramesseumspapyri gewesen sein (Downing/Parkinson, in: BMSAES 23, 2016, 40–41). Eine neue archäologische Untersuchung des Grabes des Sehetepibre wäre erforderlich, um Klarheit zu bekommen.
Der Papyrus befand sich zusammen mit 23 weiteren Papyri und einem Bündel Schilfrohr in einer Holzkiste (Auflistung der Papyri bei Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 151–153, Tab. 6.1) auf dem Boden des Schachtes. Die Papyri enthalten medizinische, medico-magische und magische Texte, aber auch literarische Texte (z.B. Beredter Bauer und Sinuhe) und liturgische Texte (z.B. Dramatischer Ramesseumspapyrus und Sobek-Hymnus). Heute ist dieses Papyruskonvolut auf das British Museum in London und das Ägyptische Museum und Papyrussammlung in Berlin verteilt. Das Schilfrohrbündel, bei dem es sich um Rohmaterial für Schreiberbinsen handelt, wird im Manchester Museum aufbewahrt (Inv.-Nr. 1882). Der Verbleib des Holzkastens, der mit weißem Stuck überzogen und mit der Zeichnung eines Schakals dekoriert war (Quibell/Paget/Pirie, The Ramesseum, 3), ist unbekannt (z.B. Leach, in: JEA 92, 2006, 225, Anm. 2). Hermann, in: MDAIK 15, 1957, 113, Anm. 1 erwähnt eine Nachricht von Anthony J. Arkell, dem damaligen „honorary curator“ der Petrie Collection, dass dieser Kasten vermutlich mit den anderen Objekten von Flinders Petrie in der Sammlung des University College London liegen könnte: Flinders Petrie hatte im Jahr 1913 seine Sammlung dem University College London verkauft (https://www.ucl.ac.uk/culture/node/21/about, letzter Zugriff: 03.07.2020), und nachdem sie im 2. Weltkrieg ausgelagert worden war, widmete sich Arkell Anfang der 1950er Jahre dem Auspacken, Katalogisieren und Ausstellen der Objekte (s. Smith, in: JEA 67, 1981, 146). Die Sammlung war daher Hermann noch nicht zugänglich (s. Hermann, a.a.O.) und die Verifizierung dieser Vermutung steht noch aus.
Weiterhin wurden verschiedene magische Gegenstände im Schacht gefunden. Ein Überblick der Fundsituation findet sich bei Geisen, Commemoration Ritual for Senwosret I, 2–7; eine Auflistung der von Quibell genannten Objekte mit ihren modernen Inventarnummern findet sich ferner auch schon bei Parkinson, Eloquent Peasant, XII–XIII und Kemp/Merrillees, Minoan Pottery in Second Millennium Egypt, 166.
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Datierung: Amenemhet III. Nimaatre – 13. Dynastie
Kommentar zur Datierung:
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Die Datierung des Papyrus basiert zum einen auf der Einordnung des archäologischen Fundkontextes, zum anderen auf text– bzw. konvolutinteren Überlegungen. Die Nekropole, in der das Konvolut gefunden wurde, kann in das Mittlere Reich und die frühe Zweite Zwischenzeit datiert werden (Leblanc, in: Memnonia 16, 2005, 33–34; Nelson, in: Memnonia 17, 2006, 115–116; Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 71). Über die im Grabschacht gefundenen Objekte ist keine chronologische Eingrenzung möglich, da viele dieser Gegenstände in Bestattungen des späten Mittleren Reiches gut belegt sind, teils sogar bis in die frühe 18. Dynastie fortlaufen (Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 143–145). Laut Geisen, Commemoration Ritual for Senwosret I, 7, 10–15 würden Streufunde in der Umgebung sowie die Grabfunde selbst in Kombination mit Informationen aus den Papyri für eine Datierung der Bestattung in die mittlere 13. Dynastie sprechen.
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Die Papyri selbst sind unterschiedlichen Alters und erstrecken sich paläographisch (hieratisch) über einen Zeitraum von etwa einem Jahrhundert (Gardiner, Ramesseum Papyri, 1–2; Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 149). Einen Terminus post quem für die Zusammenstellung des Konvoluts geben der Papyrus Ramesseum VI (Sobek-Hymnus) mit der Nennung Amenemhets III. (12. Dynastie, ca. 1818–1773 v. Chr.) sowie das Onomastikon auf Papyrus Ramesseum D, das ein mit dem Namen Sesostris’ III. (ca. 1837–1818 v. Chr.) gebildetes Toponym aufweist. Die älteste Gruppe bilden mit R.B. Parkinson die kursiv-hieroglyphischen Texte aus der späten 12. Dynastie, zu denen bspw. Papyrus Ramesseum V gehört (Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 149). Die jüngsten Texte gehören in die späte 13. Dynastie (bis ca. 1630 v. Chr.), da sie dem mathematischen Papyrus Rhind und dem Papyrus Boulaq 18 paläographisch aufgrund der runden Formen und stärkeren Verwendung von Ligaturen nahestehen (Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 150).
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Die Erstbeschriftung des Papyrus Ramesseum C (= Recto mit den Semna-Dispatches) gehört in die älteste Phase. Die Dispatches nennen das Jahr 3 eines unbekannten Königs, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um Amenemhet III. handelt. Denn Text Nr. 6 ist an einen Beamten namens Samonth adressiert, den Smither, in: JEA 31, 1945, 10, Anm. 6 plausibel mit einem Mann gleichen Namens und gleicher Titel aus dem ersten Jahrzehnt dieses Königs identifiziert (vgl. auch Gunns Vorwort zu Smither, in: JEA 31, 1945, 5). Auch ein gewisser Ameny lässt sich mit einem Mann gleichen Namens aus der Zeit Amenemhets III. korrelieren, s. Kraemer/Liszka, in: JEgH 9 (1), 2016, 39.
- Die magischen Texte auf dem (technischen) Verso des Papyrus müssen logischerweise jünger sein, doch muss das nicht bedeuten, dass viel Zeit zwischen den Beschriftungsphasen lag. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry, 149 datiert den Papyrus als Ganzes in die älteste Textgruppe, nicht nur das Recto allein, und Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 403 datiert Recto und Verso explizit ans Ende der 12. Dynastie.
Besitzer: Privatperson
Bibliographie
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– https://www.britishmuseum.org/collection/search?title=Papyrus%20Ramesseum%20C [*P pRamesseum C]
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– https://www.britishmuseum.org/collection/object/Y_EA10772-2 [*P pRamesseum XIX.2]
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#Recto:
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– B. Kraemer, K. Liszka, Evidence for Administration of the Nubian Fortresses in the Late Middle Kingdom. The Semna Dispatches, in: JEgH 9 (1), 2016, 1-65 [*P,*F,*T,*U,*Ü,*K (alles Dispatch 7-9)]
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– P.C. Smither, The Semnah Despatches, in: JEA 31, 1945, 3-10 [*P,*T,*Ü,*K (alles Dispatch 1-8)]
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– C. Vogel, Ägyptische Festungen und Garnisonen bis zum Ende des Mittleren Reiches, HÄB 46 (Hildesheim 2004), 78–87 [U,Ü,K (alles Dispatch 1-8)]
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#Verso:
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– A.H. Gardiner, The Ramesseum Papyri. Plates (Oxford 1955), 11, Taf. 29–32 [*P,*T]
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– P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, BdÉ 172 (Le Caire 2019), 26–41, 297–306 [*P,*T,*U,*Ü,*K]
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#Allgemeine Literatur:
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– R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 138–172 [*Fundsituation und Kontext]
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– M. Downing, R.B. Parkinson, The Tomb of the Ramesseum Papyri in the Newberry Papers, The Griffith Institute Oxford, in: BMSAES 23, 2016, 35-45 [Fundsituation]
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– C. Geisen, A Commemoration Ritual for Senwosret I. P. BM EA 10610.1-5/P. Ramesseum B (Ramesseum Dramatic Papyrus), YES 11 (New Haven, CT 2018), 2–7 [Fundsituation]
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– A.M. Gnirs, Nilpferdstoßzähne und Schlangenstäbe. Zu den magischen Geräten des so genannten Ramesseumsfundes, in: D. Kessler – R. Schulz – A. Verbovsek – S. J. Wimmer – M. Ullmann (Hrsg.), Texte – Theben – Tonfragmente. Festschrift für Günter Burkard, ÄAT 76 (Wiesbaden 2009), 128-156 [Fundsituation]
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– B. Leach, A Conservation History of the Ramesseum Papyri, in: JEA 92, 2006, 225-240
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– C. Leblanc, Recherches et travaux réalisés au Ramesseum durant la mission d’octobre 2004 à janvier 2005, in: Memnonia 16, 2005, 19-45 [Fundsituation]
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– L.D. Morenz, Beiträge zur Schriftlichkeitskultur im Mittleren Reich und in der 2. Zwischenzeit, ÄAT 29 (Wiesbaden 1996), 144–149 [Ramesseumskiste]
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– M. Nelson, La tombe d’une nourrice royale du début de la XVIIIème dynastie découverte au Ramesseum. Concession funéraire STI.Sa05/pu01, in: Memnonia 17, 2006, 115-129 [Fundsituation]
- – R.B. Parkinson, The Tale of the Eloquent Peasant (Oxford 1991), XI–XIII, XXVI–XXVIII [Fundsituation]
Hierarchiepfad(e):
Datensatz-Protokoll
- L. Popko, Erstaufnahme 17. Juli 2020.
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Peter Dils, "pRamesseum C + XIX.2 bottom = pBM EA 10752 + 10772.2 bottom" (Objekt-ID I2M2LUXVKVHXZCTE2VP2JLJVOI) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/I2M2LUXVKVHXZCTE2VP2JLJVOI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/I2M2LUXVKVHXZCTE2VP2JLJVOI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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