Horusstele Avignon A.58(Objekt-ID ISVF4TZCMNHRTOJQIRKEVGXXMM)
Persistente ID:
ISVF4TZCMNHRTOJQIRKEVGXXMM
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/ISVF4TZCMNHRTOJQIRKEVGXXMM
Datentyp: Objekt
Objekttyp: Horusstele / Horuscippus
Material: Kalkstein
Maße (H×B(×T)): 23.9 × 17.9 × 6.9 cm
Zustand: vollständig
Kommentar zur Materialität
- Material: Kalkstein (Foissy-Aufrère 1985, 270) bzw. metamorpher Kalkstein (Homepage Musée Calvet: „calcaire métamorphosé“); sicherlich nicht rötlicher Sandstein (Moret 1913, 55).
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Fundort
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Memphis
Gewissheit: uncertain
Kommentar zu diesem Ort: Über die Herkunft ist nichts bekannt. Auffällig ist das gemeinsame Vorkommen der Kurzversion des sogenannten Horusstelentextes B mit anschließendem Horusstelentext D auf den Horusstelen Avignon A.58, Kairo CG 9405 und Kairo CG 9410. Dabei sind die Texte B und D von Avignon A.58 und Kairo CG 9405 orthographisch und paläographisch identisch, einschließlich in manchen Individualfehlern, was den Eindruck erweckt, dass die eine von der anderen abgeschrieben wurde oder dass beide auf einer gemeinsamen Vorlage zurückgehen (CG 9410 stammt von einer anderen Vorlage). Die deutlich größere Horusstele CG 9405 (32,5 cm hoch, ebenfalls aus Kalkstein) stammt aus dem Kom el-Qalꜥa, einem der Ruinenhügeln von Memphis, südöstlich des großen Ptahtempels. Das dürfte daher auch für Avignon A.58 zutreffen. Sofern außerdem allein schon die seltene Textkombination von B und D (siehe Gutekunst) für eine Verortung von CG 9410 und Avignon A.58 relevant sein sollte, könnten beide Stücke vielleicht wie CG 9405 aus einer memphitischen Werkstatt stammen. Allerdings gehören die drei Stücke objekttypologisch zu unterschiedlichen Typen (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 95-96 und 99: Stelentypen I.a, I.c und II). Zu erwähnen ist, dass die Textkombination Text B + D noch auf einer weiteren Horusstele aus Memphis vorkommt (Kairo JE 86778), eine andere stammt aus dem nur ca. 60 km weiter südlich gelegenen Atfih (Horusstele Atfih+Louvre E16264), zwei sind von unbekannter Herkunft (Moskau Nr. 182 und Louvre E20021). Bei ihnen sind die Ähnlichkeiten geringer und Horusstelentext D ist dort jeweils kürzer.
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Aktueller Ort
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Musée Calvet
Inventarnummer(n): A.58
Ist an diesem Ort: Ja
Kommentar zu diesem Ort:
Im Jahr 1836 beim Antikenhändler Lunel in Avignon für das Museum angekauft (Foissy-Aufrère 1985: 259 [§ 492], 270; Aufrère 1990, 337). Eigentum der Fondation Calvet in Avignon.
Datierung: 26. Dynastie
Kommentar zur Datierung:
- Die Datierung erfolgt indirekt und beruht auf einer Kombination von bildtypologischen, textgeschichtlichen und orthographischen Argumenten. Moret 1913 liefert keine Datierung. Meeks (1985, 136) vermerkt, dass Darstellungen des seitwärts schreitenden Horus eher selten sind und dass dieses Merkmal vielleicht für eine Datierung in einer älteren Phase der Horusstelen spricht, bevor die Stelen sehr populär wurden, d.h. in der Zeit vor der 26. Dynastie. Gutekunst (1995, 326) erwähnt den Datierungsansatz von Meeks 1985 früher als die 26. Dynastie, schreibt jedoch auch (326, Anm. 3), dass dieses Datierungskriterium der Ausgestaltung des Horus als seitwärts schreitend manchmal hinterfragt wird (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 103 listet Horusstelen mit seitwärts schreitender Haltung bis ca. 400 v. Chr. auf). Selber setzt er diese Horusstele in seine texttypologische „Mittelphase“ von Horusstelenspruch B, die seiner Meinung nach in die 26.–28. Dynastie fällt (Gutekunst 1995, 257). Er verweist auf die Kombination der Kurzfassung von Spruch B mit anschließendem Spruch D (sein Typus „Kf-D-Gruppe“) auf den Horusstelen Avignon A.58, Kairo CG 9405 und Kairo CG 9410, wobei beide letztere Horusstelen von ihm in Anlehnung an der nicht weiter begründeten Datierung durch Daressy 1903 in die 26. Dynastie gesetzt werden. Allerdings werden weitere Textvertreter von der Kurzfassung von Spruch B mit Spruch D auch noch nach der 26. Dynastie datiert (Gutekunst 1995, 257 und 267; vgl. auch Quack 2018, 35-36 Anm. 62 mit Kritik am Datierungsansatz von Gutekunst). Andererseits ist Spruch D vielleicht schon in der Ramessidenzeit (Horusstele Louvre E20021; siehe jedoch Quack 2018, 36, Anm. 65: stilistisch eher 26.–30. Dynastie) und eindeutig in der 22. Dynastie (Osorkon I.: Horusstele von Atfih+Louvre E16264; Osorkon II.: Kairo JE 86778) belegt (jedesmal in Kombination mit Spruch B). Sternberg-El Hotabi (1999, 93) datiert die Stele Avignon A.58 in ihre objekttypologische „Mittelphase“, d.h. 26.–29. Dynastie, ca. 660–400 v. Chr., wobei konkret die Varianten des Spruchs B gemäß der Untersuchung von Gutekunst auf die 26. Dynastie verweisen. Der seitwärts schreitende Horusgott ist ein ikonographisch Merkmal, das aus ihrer „Frühphase I“ (19.–20. Dynastie) tradiert wurde, die Integration des Beskopfes im Giebelfeld aus ihrer „Frühphase II“ (21.–25. Dynastie). Sternberg-El Hotabi (1999, I, 96) typologisiert den Horuscippus von Avignon als Stelentypus I.c ihrer Mittelphase, wobei er entweder ganz für sich allein oder zusammen mit Horuscippus Bolton Inv.-Nr. 1886.28.57 (inschriftlos und vielleicht gar kein Horuscippus: Sternberg-El Hotabi 1999, I, 96, Anm. 34) einen Typus bildet. Sie verteilt ihre Mittelphase in zwei Perioden: Ihre Stelentypen I und II der Mittelphase gehören für sie in die 26. Dynastie (ca. 660–525 v. Chr.), die übrigen in die Perserzeit (ca. 525–400 v. Chr.) (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 102-103). Für die Datierungsdiskussion möglicherweise noch relevant, ist die Tatsache, dass die Sprache von Spruch D neuägyptische Merkmale aufweist (Quack 2018, 36 Anm. 62 denkt an eine Textredaktion in der 18. oder frühen 19. Dynastie), während die meisten Sprüche der Horusstelen Mittelägyptisch sind oder irgendwann nach der Dritten Zwischenzeit (in der Saitenzeit?) mittelägyptisch umgearbeitet wurden. Texttypologisch ist auch noch zu erwähnen, dass der Name des Begünstigten an einer Stelle hätte eingetragen werden müssen (die Stelle wurde leer gelassen), wie es für ältere Horusstelen üblich ist, aber ab der 30. Dynastie immer seltener wird. Ein wichtiges Datierungskriterium dürfte die Orthographie des Namens des Gottes Osiris mit der Götterfahne (R8) als Determinativ sein, eine Orthographie, die laut Leahy erst unter Pije erscheint und kaum vor der Regierung von Psammetichus I. in der Region von Memphis belegt ist (Leahy, in: SAK 7, 1979, 145-146). Die Datierung „Nouvel empire“ auf der Homepage des Musée Calvet wird nicht begründet und ist zu korrigieren.
Beschreibung
- Horuscippus mit falkenköpfigem Gott, der mit einem Lendenschurz bekleidet ist und seitwärts nach rechts (Betrachterperspektive) auf zwei antithetisch angeordneten Krokodilen schreitet. Er hält Skorpion und Löwe in der vorderen Hand, zwei Schlangen und eine Oryxantilope in der hinteren Hand. Vor ihm ist ein Falke auf einer Papyrusstandarte eingraviert, hinter ihm das Nefertem-Symbol. Über seinem Kopf befindet sich eine Besmaske. Auf dem Sockel unter den Krokodilen sind sechs kleine Göttergestalten oder Götterszenen eingraviert. Die beiden Schmalseiten und die Rückseite sind mit Texten versehen. Der sogenannte Horusstelentext A steht in 31 kurzen Zeilen (nicht 35, wie es Moret schreibt) auf den beiden Schmalseiten (15 + 16 Zeilen) und blieb aus Platzmangel vermutlich unvollendet (es ist, contra Meeks, unwahrscheinlich, dass der Text oben auf der Rückseite endete). Der Anfang der Inschrift befindet sich auf der linken Schmalseite (Betrachterperspektive). Oberhalb der Inschriftzeilen auf den Schmalseiten stehen eingravierte Gottheiten. Auf der Rückseite sind Reste von 17 Textzeilen erhalten (nicht 18, contra Moret). Es ist möglich, dass darüber im Giebelfeld ursprünglich ein niedriger Bildstreifen mit Götterdarstellungen gestanden hat (Meeks möchte hier das Ende von Horusstelenspruch A ergänzen). Die erste erhaltene Textzeile ist wahrscheinlich der Anfang von Horusstelenspruch B, der in Zeile 9 zu Ende war, woraufhin sich unmittelbar der sogenannte Horusstelentext D anschloss. Das (hypothetische) Bildfeld oben auf der Rückseite ist komplett „abgeschabt“ (?) und auch von den nachfolgenden vier Textzeilen ist mehr als die Hälfte „abgeschabt“.
Besitzer: Privatperson
Bibliographie
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– A. Moret, Monuments égyptiens du Musée Calvet à Avignon, in: RT 35, 1913, 48-59 (hier: 55-59 [Nr. XXX] und pls. VII, 4-5) [P,H,Ü,K]
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– S. Aufrère, La momie et la tempête. Nicolas-Claude Fabri de Peiresc et la curiosité égyptienne en Provence au début du XVIIe siècle, Avignon 1990, 337 und Pl. XI [P Vorderseite]
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– W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen, Diss., Trier 1995, 257, 259-268, 326 [K]
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– D. Meeks, in: M.-P. Foissy-Aufrère, S. Aufrère, Chr. Loury (Hrsgg.), Egypte & Provence. Civilisation, survivances et “Cabinetz de curiositez”, Avignon 1985, 136-137 (§ 327), 259 (§ 492) und 270 (A58) [Ü]
-
– J.F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049) (Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Nr. 58), Heidelberg 2018, 35-40 [K]
-
– H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999. Teil I: Textband, 93, 96, 252 (Abb. 45); Teil II: Materialsammlung, 4 [K]
- – https://www.musee-calvet.org/beaux-arts-archeologie/fr/oeuvre/stele-d-horus-sur-les-crocodiles (27.06.2023) [P Vorderseite]
Datensatz-Protokoll
- – Peter Dils, 19. Juli 2023: Ersteingabe
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, "Horusstele Avignon A.58" (Objekt-ID ISVF4TZCMNHRTOJQIRKEVGXXMM) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/ISVF4TZCMNHRTOJQIRKEVGXXMM>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/ISVF4TZCMNHRTOJQIRKEVGXXMM, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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