pRamesseum VIII = pBM EA 10761(Objekt-ID LJ2ZLKC455GNTIFBVWZETJPYNM)
Persistente ID:
LJ2ZLKC455GNTIFBVWZETJPYNM
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/LJ2ZLKC455GNTIFBVWZETJPYNM
Datentyp: Objekt
Weitere Bezeichnungen / Übersetzungen
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Papyrus Ramesseum 8
Objekttyp: Schriftrolle
Material: Papyrus
Maße (H×B(×T)): 12 × 205.5 cm
Herstellungstechnik: Binse
Zustand: fragmentarisch
Kommentar zur Materialität
- Der Papyrus ist, wie auch die anderen Ramesseumspapyri, aufgrund der Lagerung in der feuchten Umgebung des Grabschachts in einem schlechten und fragmentarischen Zustand (B. Leach, A Conservation History of the Ramesseum Papyri, in: JEA 92, 2006, 225-240, hier 227). Papyrus Ramesseum VIII ist „nearly the longest magical text in the collection [der Ramesseumspapyri, L.P.]“ (A. H. Gardiner, The Ramesseum Papyri. Plates (Oxford 1955), 11–12). Erhalten sind die Reste von 15 Recto-Kolumnen (das Verso blieb unbeschriftet); die Angabe „fourteen pages“ bei Gardiner, a.a.O., 12 ist missverständlich und es ist anzunehmen, dass er an dieser Stelle die Zahl der Fragmente meint, weil Kol. 14 und 15 auf demselben Fragment liegen. Während die letzte Kolumne so schmal ist, dass sie wohl als letzte des Textes zu verstehen ist, ist es nicht unwahrscheinlich, dass am Anfang Text fehlt (s. die Begründung in der Diskussion zum ersten Satz). Der Papyrus weist zahlreiche Zerstörungen auf und ist insbesondere vertikal mehrfach gebrochen. Fast immer finden sich diese Brüche auch in den Interkolumnien, so dass nicht bei allen Kolumnen sicher ist, ob sie wirklich direkt aufeinanderfolgten, oder ob dazwischen unter Umständen weitere Kolumnen fehlen. Es sind einige charakteristisch geformte Zerstörungen erkennbar (bspw. der vertikale Riss durch Kolumne 1,2 und 3; die Zerstörung im oberen Teil von Kolumne 4 und 5; oder die beiden vertikalen Risse durch Kolumne 9), die den Versuch lohnenswert erscheinen ließen, den aufgerollten Zustand zu rekonstruieren. Aufgrund des fragmentierten Zustands ist es nicht möglich, Gesamtmaße zu geben. Der obere und untere Seitenrand ist meist erhalten, und der Papyrus ist etwa 12 cm hoch (P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, Bibliothèque d’étude 172 (Le Caire 2019), Bd. 1, 41); die Fotos auf der Website des BM sind vermaßt, und rechnet man die Längen aller Fragmente zusammen, kommt man auf etwa 205,5 cm Länge. Hierzu ist noch die unbekannte Länge der in den Kolumnenzwischenräumen verlorenen Stücke hinzuzuaddieren, sofern die Fragmente nicht direkt aneinander anschließen. Aktuell sind die einzelnen Fragmente in Glasrahmen von 22,9 cm × 17,7 cm Größe verglast (s. die Angaben der Website).
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Fundort
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Ramesseum
Gewissheit: certain
Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
Kommentar zu diesem Ort: Der Papyrus wurde von J.E. Quibell im Jahre 1896 innerhalb des Ramesseums am Fuße eines bereits geplünderten Grabschachts gefunden (J.E. Quibell, R.F.E. Paget, A.A. Pirie [Quibell], The Ramesseum / The Tomb of Ptah-Hetep, BSAE [2] (London 1898), 3–4, Taf. 1–3; R.B. Parkinson, The Tale of the Eloquent Peasant (Oxford 1991), XI–XIII, XXVI–XXVIII; R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 139–140). Dieser Grabschacht gehört zu einer Nekropole aus der Zeit des Mittleren Reiches bis zum Anfang der 18. Dynastie (C. Leblanc, Recherches et travaux réalisés au Ramesseum durant la mission d’octobre 2004 à janvier 2005, in: Memnonia 16, 2005, 19-45, hier 33–34; M. Nelson, La tombe d’une nourrice royale du début de la XVIIIème dynastie découverte au Ramesseum. Concession funéraire STI.Sa05/pu01, in: Memnonia 17, 2006, 115-129, hier 115–117, 127; R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 139–140), die in der 19. Dynastie durch den Totentempel Ramses’ II. überbaut wurde. Der Schacht, in dem die Papyri gefunden wurden, liegt laut Quibell unter einem der Ziegelmagazine an der Nordwest-Ecke des Ramesseums (R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 139–140), unter Magazin 5 auf dem Plan von Quibell (J.E. Quibell, R.F.E. Paget, A.A. Pirie [Quibell], The Ramesseum / The Tomb of Ptah-Hetep, BSAE [2] (London 1898), Taf. 1), nach heutiger Zählung STI.SA.08. Eine exakte Lokalisierung innerhalb dieses Magazins ist bislang nicht gelungen, da der Fundort auf dem Plan von Quibell nicht eindeutig verzeichnet ist und mehrere Schächte in Betracht kommen (eine vergebliche Suche bei M. Nelson, La tombe d’une nourrice royale du début de la XVIIIème dynastie découverte au Ramesseum. Concession funéraire STI.Sa05/pu01, in: Memnonia 17, 2006, 115-129). Laut einer neu entdeckten Notiz von Newberry aus dem Jahr 1938, der bei der Auffindung der Papyri zugegen war, befand sich der Schacht im beschrifteten Korridor des Grabes des Sehetepibre (B. Porter, R.L.B. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings. Vol. I. The Theban Necropolis. Part 2: Royal Tombs and Smaller Cemeteries, 2nd, revised and augmented edition (Oxford 1964), 679), der unter den Magazinräumen 5–7 des Ramesseums nach dem Plan von Quibell läuft (M. Downing, R.B. Parkinson, The Tomb of the Ramesseum Papyri in the Newberry Papers, The Griffith Institute Oxford, in: BMSAES 23, 2016, 35-45), nach heutiger Zählung unter STI.TR bis STI.SA.08. Sollte dies zutreffen (Newberry widerspricht dezidiert Quibell [J.E. Quibell, R.F.E. Paget, A.A. Pirie [Quibell], The Ramesseum / The Tomb of Ptah-Hetep, BSAE [2] (London 1898), 3], der den Papyrus-Schacht nicht mit diesem Grab verbindet), kann der Schacht oder sein Inhalt schwer zum ursprünglichen Grab des Sehetepibre gehört haben, denn letzteres wird früher datiert als das Papyruskonvolut, d.h. der Priester (ḥm-nṯr) Sehetepibre kann nicht der ursprüngliche Eigentümer der Ramesseumspapyri gewesen sein (M. Downing, R.B. Parkinson, The Tomb of the Ramesseum Papyri in the Newberry Papers, The Griffith Institute Oxford, in: BMSAES 23, 2016, 35-45, hier 40–41). Eine neue archäologische Untersuchung des Grabes des Sehetepibre wäre erforderlich, um Klarheit zu bekommen.
Der Papyrus befand sich zusammen mit 23 weiteren Papyri und einem Bündel Schilfrohr in einer Holzkiste (Auflistung der Papyri bei R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 151–153, Tab. 6.1) auf dem Boden des Schachtes. Die Papyri enthalten medizinische, medico-magische und magische Texte, aber auch literarische (z.B. Beredter Bauer und Sinuhe) und liturgische Texte (z.B. Dramatischer Ramesseumspapyrus und Sobek-Hymnus). Heute ist dieses Papyruskonvolut auf das British Museum in London und das Ägyptische Museum und Papyrussammlung in Berlin verteilt. Das Schilfrohrbündel, bei dem es sich um Rohmaterial für Schreiberbinsen handelt, wird im Manchester Museum aufbewahrt (Inv.-Nr. 1882). Der Verbleib des Holzkastens, der mit weißem Stuck überzogen und mit der Zeichnung eines Schakals dekoriert war (Quibell/Paget/Pirie, The Ramesseum, 3), ist unbekannt (z.B. Leach, in: JEA 92, 2006, 225, Anm. 2). Hermann, in: MDAIK 15, 1957, 113, Anm. 1 erwähnt eine Nachricht von Anthony J. Arkell, dem damaligen „honorary curator“ der Petrie Collection, dass dieser Kasten vermutlich mit den anderen Objekten von Flinders Petrie in der Sammlung des University College London liegen könnte: Flinders Petrie hatte im Jahr 1913 seine Sammlung dem University College London verkauft (https://www.ucl.ac.uk/culture/node/21/about, letzter Zugriff: 03.07.2020), und nachdem sie im 2. Weltkrieg ausgelagert worden war, widmete sich Arkell Anfang der 1950er Jahre dem Auspacken, Katalogisieren und Ausstellen der Objekte (s. Smith, in: JEA 67, 1981, 146). Die Sammlung war daher Hermann noch nicht zugänglich (s. Hermann, a.a.O.) und die Verifizierung dieser Vermutung steht noch aus.
Weiterhin wurden verschiedene magische Gegenstände im Schacht gefunden. Ein Überblick der Fundsituation findet sich bei Geisen, Commemoration Ritual for Senwosret I, 2–7; eine Auflistung der von Quibell genannten Objekte mit ihren modernen Inventarnummern findet sich ferner auch schon bei Parkinson, Eloquent Peasant, XII–XIII und Kemp/Merrillees, Minoan Pottery in Second Millennium Egypt, 166.
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Datierung: 13. Dynastie
Kommentar zur Datierung:
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Die Datierung des Papyrus basiert zum einen auf der Einordnung des archäologischen Fundkontextes, zum anderen auf text– bzw. konvolutinteren Überlegungen. Die Nekropole, in der das Konvolut gefunden wurde, kann in das Mittlere Reich und die frühe Zweite Zwischenzeit datiert werden (C. Leblanc, Recherches et travaux réalisés au Ramesseum durant la mission d’octobre 2004 à janvier 2005, in: Memnonia 16, 2005, 19-45, hier 33–34; M. Nelson, La tombe d’une nourrice royale du début de la XVIIIème dynastie découverte au Ramesseum. Concession funéraire STI.Sa05/pu01, in: Memnonia 17, 2006, 115-129, hier 115–116; R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 71). Über die im Grabschacht gefundenen Objekte ist keine chronologische Eingrenzung möglich, da viele dieser Gegenstände in Bestattungen des späten Mittleren Reiches gut belegt sind, teils sogar bis in die frühe 18. Dynastie fortlaufen (R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 143–145). Laut C. Geisen, A Commemoration Ritual for Senwosret I. P. BM EA 10610.1-5/P. Ramesseum B (Ramesseum Dramatic Papyrus), YES 11 (New Haven, CT 2018), 7, 10–15 würden Streufunde in der Umgebung sowie die Grabfunde selbst in Kombination mit Informationen aus den Papyri für eine Datierung der Bestattung in die mittlere 13. Dynastie sprechen.
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Die Papyri selbst sind unterschiedlichen Alters und erstrecken sich paläographisch (hieratisch) über einen Zeitraum von etwa einem Jahrhundert (A.H. Gardiner, The Ramesseum Papyri. Plates (Oxford 1955), 1–2; R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 149). Einen Terminus post quem für die Zusammenstellung des Konvoluts gibt der Papyrus Ramesseum VI (Sobek-Hymnus) mit der Nennung Amenemhets III. (12. Dynastie, ca. 1818–1773 v. Chr.) sowie das Onomastikon auf Papyrus Ramesseum D, das ein mit dem Namen Sesostris’ III. (ca. 1837–1818 v. Chr.) gebildetes Toponym aufweist. Die älteste Gruppe bilden mit R.B. Parkinson die kursiv-hieroglyphischen Texte aus der späten 12. Dynastie, zu denen bspw. Papyrus Ramesseum V gehört (R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 149). Die jüngsten Texte gehören in die späte 13. Dynastie (bis ca. 1630 v. Chr.), da sie dem mathematischen Papyrus Rhind und dem Papyrus Boulaq 18 paläographisch aufgrund der runden Formen und stärkeren Verwendung von Ligaturen nahestehen (R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 150).
- Papyrus Ramesseum VIII gehört paläographisch in die späteste Gruppe (vgl. die Ausführungen von R.B. Parkinson, Reading Ancient Egyptian Poetry. Among Other Histories (Chichester, Malden, MA 2009), 150 mit seiner Tabelle auf S. 152–153).
Bibliographie
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– https://www.britishmuseum.org/collection/search?title=Papyrus%20Ramesseum%208 (zuletzt geprüft 13.10.2023) [*P]
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– A.H. Gardiner, The Ramesseum Papyri. Plates (Oxford 1955), 11-12, Taf. 33-39 [*P]
- – P. Meyrat, Les papyrus magiques du Ramesseum. Recherches sur une bibliothèque privée de la fin du Moyen Empire, BdÉ 172 (Le Caire 2019), 41-74, 307-323 [*P,*T,*U,*Ü,*K]
Hierarchiepfad(e):
Datensatz-Protokoll
- L. Popko, Erstaufnahme 26. Mai 2021.
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Peter Dils, "pRamesseum VIII = pBM EA 10761" (Objekt-ID LJ2ZLKC455GNTIFBVWZETJPYNM) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/LJ2ZLKC455GNTIFBVWZETJPYNM>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/LJ2ZLKC455GNTIFBVWZETJPYNM, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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