Streitwagen-Stele aus dem Totentempel des Merenptah (Kairo, CG 34026)(Objekt-ID NB5NRV3NCRCCVMZLKP336G3MNI)


Persistente ID: NB5NRV3NCRCCVMZLKP336G3MNI
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/NB5NRV3NCRCCVMZLKP336G3MNI


Datentyp: Objekt


Objekttyp: rundbogige Stele


Material: Kalkstein

Maße (H×B(×T)): 207 × 110 × 30-32 cm


Zustand: fragmentarisch

Kommentar zur Materialität

  • – Die Maße nach Klug, Stelen, 408, nach eigener Messung. Lacau, Stèles, 59 gibt als Maße: Höhe: 207 cm, Breite: 110 cm.
  • – Erhaltungszustand: Die Stele war bereits bei ihrer Auffindung in fragmentiertem Zustand, wobei drei größere Teile aufgefunden worden sind. Diese wurden vor Ort wieder zusammengesetzt. Vollständig erhalten ist das obere Register mit dem oberen Bogenrand; vom mittleren Register fehlt ein größeres Stück vom mittleren linken Rand und auf der rechten Seite ungefähr das untere Drittel. Von den unteren Partien fehlen größere Stücke auf der rechten Seite. Die erhaltene Oberfläche ist trotz lokaler Schäden in gutem Zustand. Vgl. die in der Literatur gegebenen Photographien, insbesondere die der Gesamtstele, z.B. bei Petrie, Six Templex, pl. X und Lacau, Stèles, pls. XX-XXI.
  • – Aushackungen und Restaurierungen: Die Figuren und Namen des Amun wurden ausgehackt, ebenso die Eigennamen des Königs. Sie wurden unter Sethos I. restauriert, mit Ausnahme der Kartuschen des oberen Registers, die nicht wiederhergestellt worden sind. Im oberen Register wurde auch eine Inschriftenkolumne, die die Restaurierung anzeigt, angebracht, doch nicht wie üblich in der Mitte zwischen den Bildszenen, sondern in der rechten Szene, zwischen Amun und dem vom ihm gehaltenen Was-Zepter. Vgl. die Photographien der Gesamtstele, v.a. Petrie, Six Temples, pl. X und Lacau, Stèles, Tf. XX, dazu den ausführlichen Kommentar bei Klug, Stelen, 408.


  • Fundort

    • Totentempel des Merenptah
      Gewissheit: certain
      Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
      Kommentar zu diesem Ort: Die Stele wurde während der Grabungen von W.M.F. Petrie im Jahr 1896 im Totentempel des Merenptah, im ersten Hof, gefunden. Sie war als Fundament für eine Säule wiederverwendet worden, die dekorierte Seite lag nach unten. Siehe Petrie, Six Temples, 10; PM II, 447-448.

    Frühere(r) Ort(e)
    • Totentempel des Amenhotep III. (Kom el-Heitan)
      Gewissheit: probable
      Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
      Kommentar zu diesem Ort: Ursprünglich stammt die Stele wahrscheinlich wie viele andere Objekte, darunter die Stele CG 34025 (s. dort), aus dem Totentempel Amenophis’ III. in Kom el-Heitan. Zur Wiederverwendung von Objekten aus Kom el-Heitan im Totentempel des Merenptah siehe H. Ricke, in: G. Haeny, Untersuchugen im Totentempel Amenophis’ III., BÄBf 11, Wiesbaden 1981, 36-37; H. Jaritz, in: MDAIK 48, 1992, 65-91 (passim); S. Bickel, in: BIFAO 92, 1992, 1-13; dies., Untersuchungen im Totentempel des Merenptah in Theben, III. Tore und andere wiederverwendete Bauteile Amenophis’ III. BÄBf 16, Stuttgart 1997.


Aktueller Ort

  • Egyptian Museum
    Inventarnummer(n): CG 34026 , JE 31409
    Ist an diesem Ort: Ja

Kommentar zur Datierung:

  • Der König ist mit Thron– und Eigennamen genannt. Es ist kein Regierungsjahr angegeben. Johnson, in: The Art of Amenhotep III, 34-36 weist sie aufgrund des Stils der Figuren und der königlichen Tracht der Zeit nach dem 1. Sedfest, ab dem 30. Regierungsjahr, zu.


Beschreibung

  • Die Dekoration der Stele umfasst zunächst zwei großflächige Bildfelder: Im oberen, das bis in den oberen Bogen hineinreicht, ist eine antithetische Doppelszene dargestellt, in der der König dem Gott Amun Opfergaben darbringt. In der linken Szene steht der König am linken Rand. Er trägt eine Löckchenperücke mit Band und Uräus, darüber die Anedjti-Krone, einen $šby.w$-Halskragen, einen plissierten Vorbauschurz mit Uräengehänge und Stierschwanz, am linken Handgelenk einen Goldreif, dazu glatte Reifen an den Oberarmen; in der linken Hand hält er eine kleine Maat-Figur, die auf einem $nb$-Korb sitzt und ein Anch-Symbol trägt, seine rechte Hand ist erhoben und mit den Fingern berührt er den Rücken der Figur. Der Gott Amun steht auf der rechten, inneren Seite der Szene. Er trägt die Doppelkrone mit Band, einen Götterbart, Götterschurz mit Stierschwanz, am Gürtel ein $tj.t$-Emblem, vielleicht auch Halskragen und Trägerhemd (beides nicht mehr klar erkennbar), in der rechten Hand hält er ein Was-Zepter, in der linken ein Anch-Symbol.
  • In der rechten Szene steht der König am äußeren rechten Rand. Er trägt wieder die Löckchenperücke mit Band und Uräus und eine Anedjti-Krone obendrauf, außerdem einen $šby.w$-Halskragen, einen plissierten Galaschurz mit Uräengehänge, dessen Befestigungsstück am Schurz die Form eines Pantherkopfes hat, und Stierschwanz, Goldreifen an den Handgelenken und flache Reifen an den Oberarmen; in seinen beiden Händen hält er jeweils einen $nw$-Topf, die er dem Gott Amun hinreicht. Der Gott Amun steht am inneren linken Rand. Seine Attribute sind die gleichen wie auf der anderen Seite, nur hält er das Was-Zepter jetzt mit der linken Hand und das Anch-Symbol mit der rechten. Zwischen beiden Szenen ist eine Trennlinie angebracht. Darüber, im Bogenrund, schwebt die geflügelte Sonnenscheibe, aus der rechts und links jeweils ein Uräus (links mit Weißer, rechts mit Roter Krone) herausragt, zwischen den Uräen ist eine Königskartusche angebracht. Das Register wird am oberen Rand mit einer gebogenen Himmelshieroglyphe abgeschlossen.
  • Im mittleren Register ist wiederum eine antithetische Doppelszene, die den König im Streitwagen stehend beim Vorführen und Niedertrampeln der Feinde zeigt. Links wie rechts trägt der König das gleiche Ornat: Blaue Krone mit Uräus und Band, $šby.w$-Halskragen (rechts ohne Modellierung von Blüten), Galaschurz mit Uräengehänge und Stierschwanz, wobei der Schurz nur am unteren Ende plissiert ist, glatte Reifen an Oberarm und Handgelenk. Mit beiden Händen hält er die Zügel fest, in einer außerdem noch einen Bogen, in der anderen eine Peitsche, am Rücken hat er noch einen Köcher. Eine Bogentasche befindet sich seitwärts am Wagengestell. Die Wagen werden jeweils von zwei Pferden gezogen, die Federschmuck auf dem Kopf tragen. Auf diesen sitzen vier gefesselte Feinde, ein weiterer kniet auf der Deichsel (nur in rechter Bildszene erhalten). Der König fährt mit dem Wagen über fallende Feinde hinweg und die Pferde trampeln weitere nieder (nur in linker Bildszene erhalten). Die Feinde sind Syrer in der linken und Nubier in der rechten Bildszene. Über dem Kopf des Königs schwebt jeweils ein Geier mit ausgebreiteten Flügeln, der dem König ein kombiniertes $ꜥnḫ-ḏd-šn$-Symbol an die Nase hält. In der Mitte am oberen Rand schwebt eine weitere Sonnenscheibe (ohne Flügel), aus der links und rechts jeweils ein Uräus ragt; diese und die darunter angebrachten Beischriften fungieren als Szenentrenner. Das obere Ende des Registers wird wiederum von einer Himmelshieroglyphe eingenommen. Als Bodenlinie fungiert ein gewellter Streifen, der eine Wüstenlandschaft andeutet.
  • Darunter folgt eine Art Sockelbereich mit einem weiteren Register, in dem jeweils rechts und links drei nach innen blickende $rḫ.yt$-Vögel mit im Betgestus erhobenen Armen, auf einem $nb$-Korb ruhend, dargestellt sind, in der Mitte befindet sich ein fünfzackiger Stern.
  • Die drei Register werden von einem breiten Streifen oben und an den Seiten umrahmt. Unterhalb schließt sich noch eine Inschriftenzeile an, die Fläche darunter bis zum unteren Rand ist freigelassen worden.
  • Die Bilder und Hieroglyphen sind fast vollständig in erhabenem Relief gehalten, in versenktem Relief sind die Opferbeischriften und die Restaurierungskolumne im oberen Register sowie die Textzeile am unteren Ende. Der Reliefhintergrund liegt tiefer als die Randpartien. An Farben haben sich erhalten: gelb im Hintergrund und in den versenkten Textpartien im oberen Register, rot, v.a. als Hautfarbe der Figuren, blau in Resten an den Hieroglyphen und grün am $nb$-Zeichen unterhalb des $rḫ.yt$-Vogels in der untersten Textzeile.
  • Vgl. die ausführlichen Objektbeschreibungen bei Lacu, Stèles, 59-61 und Klug, Stelen, 408-412 sowie die in der Literatur gegebenen Photographien, insbesondere die Gesamtphotographien bei Petrie, Six Temples, pl. X und Lacau, Stèles, pls. XX-XXI.


Bibliographie

  • – P. Lacau, Catalogue Général des Antiquités Égyptiennes du Musée du Caire: Stèles du Nouvel Empire, Bd. I.1, Le Caire 1909, 59-61, pl. XX-XXI [*P, B, *H, K].
  • – W.M. Flinders Petrie, Six Temples at Thebes. 1896, London 1897, 10 (Nr. 23), 23 (Nr. 46), pl. X [*P, *F, Ü (W. Spiegelberg), K].
  • – W. Helck, Urkunden des Ägyptischen Altertums, Abt. IV, Urkunden der 18. Dynastie, Heft 20, Berlin 1957, 1657.9-1658 (Nr. 563) [H].
  • – A. Klug, Königliche Stelen in der Zeit von Ahmose bis Amenophis III, Monumenta Aegyptiaca 8, Turnhout 2002, 408-412, 534 [*B, Ü, *K].
  • – P. Beylage, Aufbau der königlichen Stelentexte vom Beginn der 18. Dynastie bis zur Amarnazeit, Teil 1: Transkription und Übersetzung der Texte, ÄAT 54/1, Wiesbaden 2002, 495-499 [*B, Ü, *K].
  • – PM II = B. Porter – R.B.L. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings, II. Theban Temples, 2nd Edition, revised and augmented, Oxford 1972, 448 [*B].
  • – S. Grallert, Bauen – Stiften – Weihen. Ägyptische Bau– und Restaurierungsinschriften von den Anfängen bis zur 30. Dynastie, ADAIK 18, Berlin 2001, 396, 622 (S1/Rv034) [B, Ü (Auszug)].
  • – P. Brand, The Monuments of Seti I. Epigraphic, Historical and Art Historical Analysis, PÄ 16, Leiden/Boston/Köln 2000, 103 (Nr. 2.65) [B, K].
  • – B. Davies, Egyptian Historical Records of the Later Eighteenth Dynasty, Fascicle 4, Warminster 1992, 5 [Nr. 563] [Ü].
  • – C. Rommelaere, Les Chevaux du Nouvel Empire Égyppien. Origine, races, harnachement, CEA 3, Bruxelles 1991, 192-193 [B, F (Mittleres Register, Auszug), K].
  • – W.R. Johnson, in: L.M. Berman (Ed.), The Art of Amenhotep III: Art Historical Analysis, Cleveland 1990, 34-36 [K].
  • – M. Saleh – H. Sourouzian (Hgg.), Die Hauptwerke im Ägyptischen Museum Kairo, Mainz 1986, Nr. 143 [P (Auszüge), B, Ü (Textzeile), K].
  • – K. Mysliwiec, Le portrait royal dans le bas-relief du Nouvel Empire, TravPol 18, Warszawa 1976, 72, pl. LXI fig. 144, LXII, fig. 145 [P (Königsporträt)].
  • – W. Helck, Urkunden der 18. Dynastie, Übersetzung zu den Heften 17-22, Berlin 1961, 199 (Nr. 563) [Ü].
  • – J. Vandier, Manuel d’archéologie égyptienne, Tome II. Les grandes époques – L’architecture funéraire, Paris 1954, 501-502, 503 Fig. 301 [P (untere Hälfte), K].
  • – K. Lange, König Echnaton und die Amarna-Zeit, München 1951, 142 (Nr. 56), Taf. 56 [P (Mittleres Register, Auszug), K].
  • – F.W. von Bissing, Denkmäler Ägyptischer Sculptur, Tafeln II (58-125), München 1914, IV, Taf. LXXIX [*P, K].
  • – G. Maspero – G. Roeder, Führer durch das Ägyptische Museum zu Kairo, Kairo 1912, 36-37 (Nr. *293) [P (Mittleres Register), B, K].
  • – L. Borchardt, Kunstwerke aus dem Ägyptischen Museum zu Kairo, Dresden 1908, 12 (Nr. 26), Taf. 26 [P (Mittleres Register, Auszug), K].
  • – J.H. Breasted, Ancient Records of Egypt, vol. II, The Eighteenth Dynasty, Chicago 1906, 342-343 (§§ 856-858) [Ü, K].
  • – G. Steindorff, Die Blütezeit des Pharaonenreiches, Monographien zur Weltgeschichte 10, Bielefeld/Leipzig 1900, 43 Abb. 39 (2. Aufl. 1926, 43 Abb. 38) [P].


Datensatz-Protokoll

  • – August 2019: M. Brose, Ersteingabe.


Autor:innen: Marc Brose
Datensatz erstellt: 15.08.2019, letzte Revision: 23.02.2023

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Marc Brose, "Streitwagen-Stele aus dem Totentempel des Merenptah (Kairo, CG 34026)" (Objekt-ID NB5NRV3NCRCCVMZLKP336G3MNI) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/NB5NRV3NCRCCVMZLKP336G3MNI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/NB5NRV3NCRCCVMZLKP336G3MNI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)