Heilstatue Tyszkiewicz (Louvre E 10777)(Object ID OVHNDCO2HBG6PFZGJRRBQLEUV4)
Persistent ID:
OVHNDCO2HBG6PFZGJRRBQLEUV4
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/OVHNDCO2HBG6PFZGJRRBQLEUV4
Data type: Object
Object type: Statue / Figur
Materials: Grauwacke
Dimensions (H×W(×D)): 67.7 × 19.5 cm
Comment on materiality
- Material: Grauwacke (Étienne, Heka, 111, Nr. 207; Homepage Louvre); schwarzer Basalt (Fröhner; Aldred 1981, 162; Rouit 1997, 218; Sternberg-El Hotabi 1999; Niwinski 2011, 35; Chen 2020); Grüner metamorpher Schiefer (von Bissing 1914). Das Material wird normalerweise als hochpolierter schwarzer Basalt beschrieben (z.B. Fröhner 1898), vereinzelt findet man „Grüner metamorpher Schiefer“ (von Bissing 1914, Text, Nr. 68A) und Grauwacke (Homepage Louvre; Étienne 2008, 111, Nr. 207).
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Finding place
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Tell el-Moqdam
Certainty: probable
Comment on this place: Laut Fröhner wurde die Statue im Jahr 1897 in Ägypten gefunden (Fröhner, 1892-1898, unnummerierte Seite zu Taf. XLVII-XLVIII). Die genaue Provenienz ist zwar unbekannt, jedoch wird vermutet, dass sie aus dem Delta stammt, weil die Statue wahrscheinlich von drei Männern einem Tempel geweiht wurde, die alle Priester der Göttin Bastet sind und die vor dem Löwengott Miysis und vor der Göttin Bastet, der Herrin von Taremu (Leontopolis/Tell el-Muqdam) dargestellt sind. Anders als für die Horusstelen, die in ganz Ägypten gefunden wurden, erkennt Kákosy 1987 für die Heilstatuen insgesamt einen Zusammenhang mit dem Delta (u.a. Athribis, Bubastis). Sternberg-El Hotabi (1999, II, 108) gibt als Herkunft „wahrschreinlich Bubastis“ an (so auch schon Kákosy 1995 , 97; Chen 2020, 275), weil es sich um Bastetpriester handelt, aber wegen des Epithetons „Herrin von Taremu“ wird vielleicht eher dieser Ort, das nahe bei Bubastis gelegene Leontopolis/Tell el-Muqdam zutreffen. Laut Yoyotte (1953, 184-185) ist der Doppeltitel „Diener der Bastet, der den roten Stoff umbindet“ typisch für die Priesterschaft von Leontopolis/Tell el-Muqdam und er möchte die Statue Tyszkiewicz dorthin verorten (Yoyotte 1953, 181 und 183; Perdu 2006, 44). Der Personenname Padimaihesa (Petemiysis) sowie weitere mit dem Löwengott Miysis gebildeten Eigennamen sind ebenfalls typisch für Leontopolis/Tell el-Muqdam (Thirion 1988, 136-138). Panov 2017, 89 und 179 nimmt wegen der Ähnlichkeiten im Dekorationsprogramm an, dass die Heilstatue Neapel 1065 und die Heilstatue Tyszkiewicz aus der gleichen Werkstatt stammen, aber die Herkunft des Torsos in Neapel ist unbekannt.
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Current location
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Musée du Louvre
Inventory no(s).: E 10.777
Is at this location: Yes
Comment on this place:
Die Statue befand sich zunächst in Rom in der Sammlung des Grafen Michel Tyszkiewicz (1828-1897), der sie im Jahr 1897 kurz vor seinem Tod erwarb (Fröhner, 1892-1898, unnummerierte Seite zu Taf. XLVII-XLVIII). Bei der Versteigerung seiner Sammlung in Paris im Jahr 1898 wurde sie für die Summe von 21.500 Francs (Kazimierczak 2007, 200) durch den Louvre angekauft (Rouit 1997, 224).
Dating: 4. Jhdt. v.Chr.
Comment on dating:
- Die Datierung basiert auf die Typologie der Horusstelen und Heilstatuen in Kombination mit den wenigen exakt datierten Exemplaren sowie der Stilistik der Spätzeitstatuen (Gesichtszüge, Kleidung, Perücke, Haltung, Modellierung des Rückenpfeilers). Heilstatuen, die eine Horusstele halten, sind nur für die 30. Dynastie und die Argeadenzeit durch eindeutig datierten Exemplare nachgewiesen (z.B. Bothmer 2004, 422: „magical inscriptions that occur on statuary only in the fourth century B.C.“); ihre Weiterexistenz zumindest in der frühen Ptolemäerzeit wird als Hypothese vorausgesetzt. In seinem Katalog der Tyszkiewicz-Sammlung gibt Fröhner als Datierung „de l’époque des Ptolémées, sinon de la fin de l’époque saïte“ an, was vermutlich auf Informationen von Maspero basiert (Fröhner 1892-1898; Fröhner 1898, 95: „Époque des premiers Ptolémées ou, peut-être, fin de l’époque saïte“). Von Bissing (1914, Text zu Nr. 68A) wählt aufgrund stilistischer Beobachtungen (Gewand, Frisur, Ausarbeitung des Gesichts) die 2. Hälfte der Saitenzeit als Datierung (seine Vergleichsstücke sind jedoch auch nur nach der Stilistik datiert oder stammen aus der Ptolemäerzeit), er möchte nicht bis in die Ptolemäerzeit „hinunterrücken“. Bosse (1936, 43) in ihrer Untersuchung der rundplastischen Skulptur des 1. Jts. weist Bissings Datierung zurück und wählt ihrerseits die frühe Ptolemäerzeit. Kaplony 1969, 53 übernimmt aus der Literatur „26. Dynastie bis frühe Ptolemäerzeit“ und weist auf den oberen Abschluss des Rückenpfeilers hin, den er jedoch nicht unabhängig chronologisch einordnen kann. Aldred (1981, 162) erkennt in der äußeren Form, der Kleidung und der Haltung eine Statue in der Tradition der saitischen Renaissance, aber in der Hochglanzpolierung und der handwerklichen Ausführung eine Arbeit der 30. Dynastie. Ziegler (1997, 203) hat „Basse Époque, IVe siècle avant J.-C.?“ (mit Fragezeichen), was die 29.–30. Dynastie und Zweite Perserzeit entsprechen würde. Lacau (1921, 204 und 205), Lefebvre (1930, 89) und Étienne (2008, 111) vermerken „Époque ptolémaïque“, ohne dies weiter zu begründen. Die Datierung auf der Homepage des Louvre lautet: „époque ptolémaïque (attribution d'après style) (-399 – -300)“, aber das Anfangsdatum schließt die 30. Dynastie mit ein. Gutekunst 1995 benutzt die Statue Tyszkiewicz ausführlich in seiner textkritischen Studie zum Horusstelentext „B“, er legt sich für die Datierung jedoch nicht fest. Er zitiert Publikationen, die eine Datierung in die 26. Dynastie (diese Datierung mit Fragezeichen), die 30. Dynastie und die Ptolemäerzeit wählen (Gutekunst 1995, 76, 373); an anderer Stelle (Gutekunst 1995, 284, 320, 321) schreibt er (textgeschichtlich begründet?) „Frühptol. ?“ (mit Fragezeichen!). Sternberg-El Hotabi (1999, I, 107 mit Anm. 12; 106 Anm. 7) datiert die Heilstatue in die „Frühe Hochphase“ ihrer Typologie der Horusstelen, d.h. „Spätdynastisch–Frühptolemäisch, ca. 380 – ca. 280 v. Chr.“ Sie lehnt eine frühere Datierung in die Saitenzeit ab, weil das ausführliche Vignettenprogramm in der Saitenzeit noch nicht in dieser „Vielzahl und Vielfalt“ belegt ist und weil „stehende oder sitzende Heilstatuen mit Horusstele erst in der spätdynastischen Zeit auftreten.“ Kákosy (1999, 31) datiert die fünf von ihm publizierten Heilstatuen in italienischen Sammlungen typologisch in das 4. Jh. v. Chr. und schreibt an anderer Stelle, dass der Statuentypus Heilstatue erst um die Mitte des 4. Jhs. v. Chr. in Erscheinung tritt (Kákosy 1987, 179; 1999, 15). Er nennt keine Heilstatuen, die nach dem 4. Jh. angefertigt geworden sind. In seinem Inventar der Heilstatuen (Kákosy 1987) ist auch die Statue Tyszkiewicz aufgenommen, die er daher wohl auch ins 4. Jh. datieren würde. Einer der von Kákosy publizierten Heilstatuen ist die Heilstatue Neapel 1065, von der Panov (2017) annimmt, dass sie in derselben Werkstatt wie die Statue Tyszkiewicz hergestellt worden sein könnte. Akzeptiert man die Datierung von Neapel 1065 durch Kákosy, würde also auch die Statue Tyszkiewicz aus dem 4. Jh. stammen. O’Rourke (2015, 15-16 mit Anm. 76) verweist allgemein auf „stylistic affinities“ zwischen den Heilstatuen Louvre E 10777, New York MMA 1989.281.102 und München ÄS 2824, die für die 30. Dynastie, das 4. Jh. oder vielleicht etwas früher sprechen. Die idealisierenden Gesichtszügen von Louvre E 10777, die typisch für die Saitenzeit sind, weichen jedoch von den beiden anderen ab, die von Josephson, O’Rourke und Fazzini (2005, 224-225 mit Anm. 38-39 und 45) in das 4. Jh. (bis Anfang 3. Jh.?) datiert werden. Allerdings findet man sie auch bei der Heilstatue des Djedher (Kairo JE 46341), die aus der Zeit von Philippus Arrhidaeus stammt. Vielleicht datiert Yoyotte (1953, 181) die Statue Tyszkiewicz deshalb in die „époque macédonienne“, d.h. in die Argeadenzeit. Die Onomastik und die Prosopographie erlauben keine genauere Datierung: die Familie der Statuenstifter ist sonst nicht bekannt, Personennamen mit dem Element Miysis/Maihesa sind von der Dritten Zwischenzeit bis in die Römerzeit belegt (Thirion 1988, 136-138). Bothmer 1988 (= 2004, 423) schreibt, dass die Statue „has been attributed to Dynasty XXX on stylistic grounds („vers 350 av. J.-C., “ says the Louvre) for so long without dissent that the dating can safely be accepted for the time being as a working hypothesis“.
Description
- Statue eines stehenden Mannes, der eine Horusstele vor dem Unterleib und den Beinen hält. Er trägt ein brusthohes Gewand, das vor der Brust und über die linke Schulter geknüpft ist. Eingravierte Inschriften bedecken einen Großteil der Schmalseiten der Horusstele, des Gewandes, der Arme und der Beutelperücke. Die Vorderseite der Horusstele, der Bereich unter den Schlüsselbeinen, die Bauchpartie der Statue, der Rücken und der Rückenpfeiler sind mit Götterdarstellungen versehen.
Bibliography
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– https://fr.wikipedia.org/wiki/Statue_guérisseuse_de_Padimahès (21.05.2020)
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Literatur zu den Metadaten:
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File protocol
- Peter Dils, Ersteingabe, 05. Mai 2020
Please cite as:
(Full citation)Peter Dils, with contributions by Lutz Popko, "Heilstatue Tyszkiewicz (Louvre E 10777)" (Object ID OVHNDCO2HBG6PFZGJRRBQLEUV4) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/OVHNDCO2HBG6PFZGJRRBQLEUV4>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/OVHNDCO2HBG6PFZGJRRBQLEUV4, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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