Magische Stele des Nesamun (Louvre AF 12690)(Objekt-ID P3Y42ND5G5BGHF3BEZL3SPPPQE)


Persistente ID: P3Y42ND5G5BGHF3BEZL3SPPPQE
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/P3Y42ND5G5BGHF3BEZL3SPPPQE


Datentyp: Objekt


Objekttyp: Stele


Material: Kalkstein

Maße (H×B(×T)): 23.5 × 12+x × 5.5 cm


Zustand: fragmentarisch


  • Fundort

    • Tell Edfu
      Gewissheit: certain
      Kommentar zu diesem Ort: Am 7. Januar 1933 in Tell Edfu in einer Konstruktion aus der Ptolemäerzeit (Alliot 1935, 7: „dans une construction“) bzw. in einem Haus der Ptolemäerzeit (Alliot 1934, 201: „dans les ruines d’une maison“) gefunden. Die Personennamen und Titel lassen jedoch vermuten, dass das Stück ursprünglich einem Mitglied der Priesterschaft von Theben gehört hat (daher z.B. Aufrère 2013 „Edfou, mais très certainement thébaine d’après les titres du propriétaire“).

    Frühere(r) Ort(e)
    • Theben
      Gewissheit: probable
      Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja


Aktueller Ort

  • Musée du Louvre
    Inventarnummer(n): AF 12690
    Ist an diesem Ort: Ja
    Kommentar zu diesem Ort:
    Gefunden während der Grabungen des IFAO in Edfu im Jahr 1933. Durch Fundteilung an Frankreich gegangen.


Datierung: Dritte Zwischenzeit

Kommentar zur Datierung:

  • Die Datierung erfolgt indirekt und beruht auf einer Kombination von bildtypologischen, textgeschichtlichen und textinhaltlichen Merkmalen. Hauptargument ist die Anwesenheit der Streitwagenszene, die typischerweise auf dem Sockel der Horusstelen der Libyerzeit/Dritten Zwischenzeit belegt ist. Alliot (1934, 1935) äußert sich nicht zur Datierung, nur dass sie in einer ptolemäerzeitlichen Siedlungsschicht gefunden wurde. Gutekunst 1995, 346 erwähnt die Datierung „Ptol. Zeit(?)“ (siehe indirekt Alliot), aber seine textgeschichtliche Studie (S. 313-315) spricht eindeutig für einen Textvertreter seiner textgeschichtlichen „Frühphase“ (d.h. Ramessidisch bis 25. Dynastie). Sternberg-El Hotabi 1999, I, 82, 84 klassifiziert die Stele in ihrer typologischen „Frühphase II“ (21.-25. Dynastie) beim „Stelentypus I“, obwohl kein wirklicher Horuscippus, sondern eine echte Stele vorliegt. Ihre Argumente sind (1) das Vorhandensein der Streitwagenszene; (2) die Informationen zum Stifter/Begünstigten, die ab der 30. Dynastie fast immer fehlen (stimmt nicht!); (3) die textgeschichtliche Analyse von Horusstelenspruch B durch Gutekunst. Diese textgeschichtliche Analyse ist ihr Hauptargument für ihre Datierung der Stele in die 21.-25. Dynastie, jedenfalls in vorsaitischer Zeit (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 82; II, 25). Ein weiteres Argument, dass zu eher frühen Stelen passt, ist der seitlich (und nicht frontal) schreitende Kindgott auf den Krokodilen. Chronologisch nicht nutzbar ist der Personenname Nesamun, der zu einem Namenstypus gehört, der zwar schon im Alten– und Mittleren Reich belegt ist, dann erst wieder in der späteren 20. Dynastie in Erscheinung tritt und bis in die Ptolemäerzeit geläufig bleibt (Jansen-Winkeln 2016, 191-192). Étienne 2000, 110 hat „IIIe Période intermédiaire“, d.h. 21.-25. Dynastie. Berlandini 2002 hat „Époque libyenne ou présaïte?“, d.h. 22.-25. Dynastie (übernommen durch Aufrère 2013). Gasse 2004, 45 hat „XXIe-XXVIe dynastie“. Auf der Homepage des Louvre steht „-943 / – 526 (?) (époque libyenne; XXVe dynastie; XXVIe dynastie)“, d.h. 22.-26. Dynastie. Pietri 2020, 181 listet die Stele bei denen der 25. und 26. Dynastie.


Beschreibung

  • Oben abgerundete Stele, von der die linke Seite (Betrachterperspektive) schräg weggebrochen ist und fehlt. Die Vorderseite ist mit zwei Bildfeldern und einem Textfeld ausgestattet. Im Bildfeld oben findet sich als eingeschnittenes Flachrelief eine Darstellung des Kindgottes auf den Krokodilen, der gefährliche Tiere in den Händen hält. Er ist nach rechts orientiert (Betrachterperspektive). Ihm zugewandt ist die Göttin Isis. Wer hinter ihm stand, ist heute verloren, vielleicht Harsiese (?) (auf Stele Prag P 2771 stehen Harsiese und Isis hinter dem Kindgott). Das zweite Register zeigte ursprünglich eine Streitwagenszene, in der zwei Greife einen Streitwagen mit einem bogenschießenden Kindgott zogen. Erhalten sind nur die Tiere (Skorpion, Antilope, Löwe, Schlangen), die bejagt wurden. Der nicht erhaltene Streitwagen befand sich links, die Tiere rechts. Vom Textfeld hat sich das rechte Drittel der 11 Zeilen erhalten. Die Rückseite ist oben mit einem Bildfeld, darunter mit einem Textfeld versehen. Vom Bildfeld mit einer Reihung von Schutzgottheiten hat sich nur das linke Ende (Betrachterperspektive = Objektperspektive) erhalten. Der Text enthält 18 Zeilen. Auf der rechten Schmalseite (Betrachterperspektive) steht eine hieroglyphische Textkolumne, ähnliches ist für die linke Schmalseite anzunehmen. Auf der Unterseite findet sich eine Zeile mit Hieroglyphen, eine zweite wurde nur partiell eingraviert. Nach der Entdeckung ist die Stele zerbrochen, wodurch Teile der Dekoration der Streitwagenszene (Löwenkopf, Krokodilskopf) sowie der Inschriften von Vorder– und Rückseite verloren gegangen sind.


Bibliographie

  • – M. Alliot, Une stèle magique d’Edfou, in: Mélanges Maspero, I. Orient ancien, Fasc. 1, MIFAO 66, 1934 (Fasc. 1-3, 1935-1938), 201-210 (ohne Abb.) [H mit Synopsen, Ü]
  • – M. Alliot, Rapport sur les fouilles de Tell Edfou (1933) (FIFAO 10), Le Caire 1935, 7 und Taf. VI [P,K; P bevor die Stele zerbrochen ist]
  • – A. Gasse, Stèles d’Horus sur les crocodiles, Paris 2004, 45-51, Nr. 3 [*P,H,K]
  • https://collections.louvre.fr/en/ark:/53355/cl010038098 (13.03.2024) [P,K]
  • – S. H. Aufrère, Serpents, magie et hiéroglyphes. Études sur les noms d’ophidiens d’un ensemble de cippes d’Horus de Thèbes et d’ailleurs (Époque libyenne), in: ENiM 6, 2013, 93-122 (hier: 102, Nr. III) [K]
  • – J. Berlandini, Une stèle d’Horus sur les crocodiles du supérieur des prêtres de Sekhmet, Padiimennebnesouttaouy, in: Cahiers de Karnak 6, 1980, 244-245 [K zu den Textparallelen von Horusstelentext C]
  • – J. Berlandini, Un monument magique du „Quatrième prophète d’Amon“ Nakhtefmout, in: Y. Koenig (Hrsg.), La magie en Égypte: à la recherche d’une définition. Actes du colloque organisé par le musée du Louvre les 29 et 30 septembre 2000, Paris 2002, 83-148 (hier: 115 [Nr. L1], 147 mit Fig. 21: Foto der beiden Seiten nach dem Zerbrechen) [P,K]
  • – M. Étienne, Heka. Magie et envoûtement dans l´Égypte ancienne, Paris 2000, p. 110, Nr. 197 [K]
  • – S. Gerke, Der altägyptische Greif: Von der Vielfalt eines Fabeltiers (SAK Beiheft 15), Hamburg 2014, 208 (Nr. 141) [mit Foto der Vorderseite]
  • – A. Gasse, La stèle Brügger, une stèle d’«Isis sur les crocodiles», in: ENiM 7, 2014, 140 [K zum Bildfeld mit Isis]
  • – Gutekunst 1995: W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen (Diss. Göttingen 1990/1992), Trier 1995, 313-315, 345-346 [K]
  • – R. Pietri, „Horus-Shed hunting in his Chariot“: Two forgotten monuments, in: SAK 49, 2020, 179-190 und Pls. 8-9 (hier: 181, Anm. 14) [B]
  • – H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999, Bd. I: Textband, 48-49, 82, 84; Bd. II: Materialsammlung, 25 [K]


Datensatz-Protokoll

  • – Peter Dils, 13. März 2024, Ersteingabe


Autor:innen: Peter Dils
Datensatz erstellt: 13.03.2024, letzte Revision: 13.03.2024
Redaktionsstatus: Verifiziert

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, "Magische Stele des Nesamun (Louvre AF 12690)" (Objekt-ID P3Y42ND5G5BGHF3BEZL3SPPPQE) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/P3Y42ND5G5BGHF3BEZL3SPPPQE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.5, 26.7.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/P3Y42ND5G5BGHF3BEZL3SPPPQE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)