pKairo CG 58035, OAD C1(Object ID TQWXKJOY3JF7FIWEVSLU5XUJLM)


Persistent ID: TQWXKJOY3JF7FIWEVSLU5XUJLM
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/TQWXKJOY3JF7FIWEVSLU5XUJLM


Data type: Object


Object type: Schreibblatt


Materials: Papyrus

Dimensions (H×W(×D)): 122 × 6 cm


Condition: fragmentarisch

Comment on materiality

  • Der Papyrus ist fast vollständig erhalten, lediglich nach Zeile 10 fehlt ein Stück, so dass dort zwei Zeilen verloren sind. Zusätzlich sind an wenigen Stellen am Rand und auch einmal in der Mitte kleine Stücke abgebrochen. Diese Fehlstellen stellen für das Textverständnis kaum Beeinträchtigungen dar. Der Papyrus ist 6 cm breit und war ursprünglich 122 cm lang.
  • Der Papyrus ist nur auf einer Seite, dem Recto, beschrieben. Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere den Papyrus London BM EA 10320 (L4) an, eben, weil dieser mit einem Stück, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27), beginnt. Ich möchte allerdings diesen Papyrus sowie auch den hier vorliegenden als wichtigen Hinweis darauf werten, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Faserverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. protocollon zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um eine „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx).


  • Finding place

    • Saqqara
      Certainty: uncertain
      Is the original place of use: Yes
      Comment on this place: Der Papyrus wurde offenbar im Jahr 1859 in Saqqara zusammen mit einem anderen Papyrus aufgefunden und ist dann in das Museum Boulaq gekommen (Mariette, Papyrus égyptiens du Musée de Boulaq 2, 8; Golenischeff, CG 58001–58036: Papyrus Hiératique, 216). Weitere Details sind leider nicht bekannt. Hiermit stellt dieser Papyrus eine Ausnahme im Korpus der Oracular Amuletic Decrees dar. Denn er ist einer der wenigen von denen wir überhaupt Angaben zum Fundort fassen können. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii) geht bei den Oracular Amuletic Decrees generell von einer Herkunft aus Theben aus, die er vor allem an den in den Texten genannten Göttern festmacht. Interessanterweise sind die orakelgebenden Götter in diesem Papyrus Month, der Herr von Theben und Month der auf dem großen Thron ist, die beide auch eher in Theben als in Saqqara zu verorten sind.


Current location

  • Egyptian Museum
    Inventory no(s).: CG 58035
    Is at this location: Yes
    Comment on this place:
    Der Papyrus wurde offenbar im Jahr 1859 in Saqqara zusammen mit einem anderen Papyrus aufgefunden und ist dann in das Museum Boulaq gekommen (Mariette, Papyrus égyptiens du Musée de Boulaq 2, 8; Golenischeff, CG 58001–58036: Papyrus Hiératique, 216). Weitere Details sind leider nicht bekannt.

Comment on dating:

  • Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii–xiv) geht von einer Datierung des gesamten Korpus der Amulettpapyri mit Orakeldekreten in die 22./23. Dynastie aus. Ein einziger Text (L7: pBM EA 10730) liefert einen Hinweis auf die Datierung, denn er ist für einen Prinzen und zukünftigen General in der Armee eines Königs Osorkon geschrieben, bei dem es sich nach Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiv) und Ritner (The Libyan Anarchy, 74) vermutlich um Osorkon I. handeln dürfte, während Jacquet-Gordon (in: GS Sauneron I, 175, Anm. 5; Ead., in: BiOr 20, 1963, 32) und ihr folgend Verhoeven (Buchschrift, 13) von Osorkon II. ausgehen. Diese Datierung basiert auf Textparallelen im Text auf einer Statue aus Tanis (Kairo CG 1040 + CG 881 + Philadelphia E 16159: s. Jacquet-Gordon, in: JEA 46, 1960, 23), die ursprünglich für Sethos I. angefertigt und für Osorkon II. wiederverwendet und neu beschriftet wurde (Sourouzian, in: FS Gaballa, 97–105). Der Text L7 wäre also in die 22. Dynastie, oder für den Fall, dass es sich ungeachtet der Parallelen doch um einen späteren Osorkon handeln würde, spätestens in die 23. Dynastie zu datieren. Nach Koenig (in: CRIPEL 9, 1987, 31) ist aufgrund der Paläographie sowie spezifischer Schreibungen mindestens für einen Teil der Texte, den hier bearbeiteten nicht mit eingeschlossen, eine Datierung in die 21. Dynastie anzunehmen.


Description

  • Amulettpapyri wie der hier vorliegende Text wurden aufgerollt in einem kleinen Behälter, der aus Leder, Holz oder Metall gearbeitet sein konnte (vgl. Ray, in: JEA 58, 1972, 151–153; Bourriau/Ray, in: JEA 61, 1975, 257–258), um den Hals getragen und diente somit als Apotropaion (vgl. hierzu Roß, Schutz von Kindern, 40–44). Die Amulette wurden vermutlich in erster Linie für Kinder hergestellt (vgl. Roß, Schutz von Kindern, 26–36; Adderly, Personal Religion, 193; Edwards, HPBM 4, xvi), wobei es Hinweise darauf gibt, dass es sich um Säuglinge oder sehr junge Kinder gehandelt haben könnte (Roß, ebd.). Wilfong (in: JEA 99, 2013, 295–300) geht davon aus, dass die Länge des beschrifteten Papyrusstreifens mit der Größe des Kindes korreliert werden kann. Mittlerweile ist auch ein Orakeldekret für eine schwangere Frau belegt (pIFAO H40: Koenig, in: BIFAO 118, 2018, 233–239), doch ist der Text leider nur fragmentarisch erhalten, so dass keine Rückschlüsse auf die ursprüngliche Länge des Dokumentes erzielt werden können.


Owner: Privatperson


Bibliography

  • – I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom I. Text. London 1960, 95–98. [*Ü, *K]
  • – I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom II. Plates. London 1960, pl. XXXVII–XXXVIII. [*T, *P]
  • – A. Mariette. Les Papyrus égyptiens du Musée de Boulaq II. Paris 1872, pl. 57 [20]. [F]
  • – V. S. Golénischeff. Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musèe du Caire: Papyrus hiératiques. Kairo 1927, 216–230. [T]
  • – T. G. Wilfong. The Oracular Amuletic Decrees: A Question of Length. In: JEA 99 (2013), 295–300. [K]
  • – A. Grams. Der Gefahrenkatalog in den Oracular Amuletic Decrees. In: SAK 46, 2017, 55–100. [K]
  • – A. Roß. Der Schutz von Kindern im alten Ägypten. Die religiösen und soziokulturellen Aspekte der Oracular Amuletic Decrees. Göttingen 2019. [K]


File protocol

  • Ersteingabe: Anke Blöbaum, 11. März 2024


Author(s): Anke Blöbaum
Data file created: 03/11/2024, latest revision: 09/27/2024
Editorial state: Verified

Please cite as:

(Full citation)
Anke Blöbaum, "pKairo CG 58035" (Object ID TQWXKJOY3JF7FIWEVSLU5XUJLM) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/TQWXKJOY3JF7FIWEVSLU5XUJLM>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.5, 7/26/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/TQWXKJOY3JF7FIWEVSLU5XUJLM, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)