pBM EA 10308, OAD L3(Object ID VXNBKJDIXZCSHGFM5ERVJKZJLE)
Persistent ID:
VXNBKJDIXZCSHGFM5ERVJKZJLE
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/VXNBKJDIXZCSHGFM5ERVJKZJLE
Data type: Object
Object type: Schreibblatt
Materials: Papyrus
Dimensions (H×W(×D)): 93 × 5,75 cm
Production technique: Binse
Condition: fragmentarisch
Comment on materiality
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Von dem Text haben sich insgesamt 15 unterschiedlich große Fragmente erhalten. An beiden Seiten der Fragmente sind die Ränder zusätzlich mal mehr mal weniger stark beschädigt. Von der ursprünglichen Länge ist ein Teil unbekannter Größe zu Beginn des Papyrus verloren. Zwischen den nach Edwards A und B genannten Teilen des Textes ist ebenfalls ein Teil unbekannter Größe nicht mehr erhalten.
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Fragment A entspricht dem Fragment 1. Fragment B konnte Edwards (HPBM 4, Bd. 2, pl. VII–VIII) aus den weiteren 14 Fragmenten zusammensetzen (Reihenfolge, s. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 23). Die Fragmente schließen mit nur minimalem Textverlust bzw. direkt an. Am unteren Ende blieben ca. 2 cm des Papyrus unbeschriftet, so dass hiermit sicher das Ende des Textes erhalten ist. Fragment A ist ca. 5,5 cm lang und ca. 5,75 cm breit. Teil B kommt insgesamt auf eine Länge von etwa 87,5 cm mit einer Breite von ca. 5,75 cm. Dieser Text ist nur auf einer Seite beschriftet. Es handelt sich um die Seite, bei der die vertikalen Fasern oben liegen (Recto, transversa carta). Die Fragmente wurden zu einem nicht bekannten Zeitpunkt auf braunes Papier aufgeklebt. Heute ist der Text in der Rekonstruktion nach Edwards in zwei Rahmen montiert.
- Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere Papyrus London BM EA 10320 (L4) an (ebd.). Dieser Papyrus beginnt mit einem Stück auf dem neun Zeilen des Textes erhalten sind, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen Dieses Stück ist an den Streifen mit vertikalen Fasern angeklebt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27). Genau diesen Papyrus möchte ich allerdings als wichtigen Hinweis dafür benennen, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Fasernverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. protocollon zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um ein „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx).
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Finding place
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Theben
Certainty: probable
Is the original place of use: Yes
Comment on this place: Die genaue Herkunft des Papyrus ist nicht bekannt. Edwards (1960, xiii) geht von einer Herkunft aus Theben aus, die er vor allem an den im Text genannten Gott festmacht. Leider ist die Stelle, an der der Gott genannt ist, nicht sehr gut erhalten. Edwards (1960, 25 [35]) meint in den spärlichen Resten eine Schreibung von „Month“ bzw. „Month-Re“ zu erkennen. Die Lesung ist allerdings nur schwer nachvollziehbar. Da der Name des Besitzers ebenfalls nicht erhalten ist, bietet auch dieser keinen Anhaltspunkt zur Verortung des Textes.
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Current location
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British Museum
Inventory no(s).: BM EA 10308
Is at this location: Yes
Comment on this place:
Der Papyrus wurde von dem Antikenhändler Giovanni Anastasi, vermutlich während seiner Zeit als Schwedisch-Norwegischer Consul, in Ägypten angekauft. Insgesamt 1129 Objekte der Sammlung Anastasi wurden zwischen dem 23. und 27. Juni 1857 bei einer öffentlichen Auktion in Paris versteigert. In der Gruppe der Objekte, die vom British Museum erworben wurden, befand sich der hier vorgestellte Papyrus sowie ein weiterer Orakelpapyrus (pBM EA 10321 = OAD L5). Im Auktionskatalog können die beiden Papyri aufgrund der zu allgemein gehaltenen Beschreibungen nicht eindeutig identifiziert werden. Möglicherweise handelt es sich um die Stücke no. 1061 und no. 1062, die als „Petit manuscrit hiératique de basse époque“ bzw. als „Fragment d’un petit manuscrit hiératique de basse époque“ bezeichnet sind (Lenormant 1857, 92).
Dating: 21. Dynastie – 22.–23. Dynastie
Comment on dating:
- Edwards (1960, xiii–xiv) geht von einer Datierung des gesamten Korpus der Amulettpapyri mit Orakeldekreten in die 22./23. Dynastie aus. Ein einziger Text (L7: pBM EA 10730) liefert einen Hinweis auf die Datierung, denn er ist für einen Prinzen und zukünftigen General in der Armee eines Königs Osorkon geschrieben, bei dem es sich nach Edwards (1960, xiv) und Ritner (2009, 74) vermutlich um Osorkon I. handeln dürfte, während Jacquet-Gordon (1960, 175, n. 5; Ead., 1963, 32) und ihr folgend Verhoeven (2001, 13) von Osorkon II. ausgehen. Diese Datierung basiert auf Textparallelen im Text auf einer Statue aus Tanis (Kairo CG 1040 + CG 881 + Philadelphia E 16159: s. Jacquet-Gordon, 1960, 23), die ursprünglich für Sethos I. angefertigt und für Osorkon II. wiederverwendet und neu beschriftet wurde (Sourouzian 2010, 97–105). Der Text L7 wäre also in die 22. Dynastie, oder für den Fall, dass es sich ungeachtet der Parallelen doch um einen späteren Osorkon handeln würde, spätestens in die 23. Dynastie zu datieren. Nach Koenig (1987, 31) ist aufgrund der Paläographie sowie spezifischer Schreibungen mindestens für einen Teil der Texte, den hier bearbeiteten nicht mit eingeschlossen, eine Datierung in die 21. Dynastie anzunehmen.
Description
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Amulettpapyri wie der hier vorliegende Text wurden aufgerollt in einem kleinen Behälter, der aus Leder, Holz oder Metall gearbeitet sein konnte (vgl. Ray, in: JEA 58, 1972, 151–153; Bourriau/Ray, in: JEA 61, 1975, 257–258), um den Hals getragen und diente somit als Apotropaion (vgl. hierzu Roß, Schutz von Kindern, 40–44). Die Amulette wurden vermutlich in erster Linie für Kinder hergestellt (vgl. Roß, Schutz von Kindern, 26–36; Adderly, Personal Religion, 193; Edwards, HPBM 4, xvi), wobei es Hinweise darauf gibt, dass es sich um Säuglinge oder sehr junge Kinder gehandelt haben könnte (Roß, ebd.). Wilfong (in: JEA 99, 2013, 295–300) geht davon aus, dass die Länge des beschrifteten Papyrusstreifens mit der Größe des Kindes korreliert werden kann. Mittlerweile ist auch ein Orakeldekret für eine schwangere Frau belegt (pIFAO H40: Koenig, in: BIFAO 118, 2018, 233–239), doch ist der Text leider nur fragmentarisch erhalten, so dass keine Rückschlüsse auf die ursprüngliche Länge des Dokumentes erzielt werden können.
- Die Texte sind generell als Götterrede konzipiert, die durch die Phrase „Göttername + ḏd“ eingeleitet werden. Im Text L1 (pBM EA 10083) ist an den Stellen, wo man ḏd „sagen“ erwartet, jeweils etwas Platz frei gelassen. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xvii) geht davon aus, dass die Lücken erst, nachdem der Papyrus den Göttern vorgelegt worden ist, ausgefüllt wurden, und erst durch diesen Akt die Wirksamkeit gewährleistet war. Somit wäre der Text L1 niemals wirksam gemacht worden und folglich wohl auch nicht getragen worden. Die Tatsache, dass uns für die gleiche Besitzerin mit dem Papyrus Turin Cat. 1984 (OAD, T2) ein weiterer Papyrus vorliegt, in dem sich keine Lücken befinden, eine entsprechende „Validierung“ also stattgefunden haben muss, unterstützt diese These. Aus welchen Gründen der Text L1 (pBM EA 10083) offenbar ausgemustert wurde, ist allerdings unklar.
Owner: Privatperson
Bibliography
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– I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom I. Text. London 1960, 23–25. [*Ü, *K]
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– I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom II. Plates. London 1960, pl. VII–VIII. [*T, *P]
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– T. G. Wilfong. The Oracular Amuletic Decrees: A Question of Length. In: JEA 99, 2013, 295–300.
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– A. Grams. Der Gefahrenkatalog in den Oracular Amuletic Decrees. In: SAK 46, 2017, 55–100. [K]
- – A. Roß. Der Schutz von Kindern im alten Ägypten. Die religiösen und soziokulturellen Aspekte der Oracular Amuletic Decrees. GM Beihefte 17, Göttingen 2019. [K]
File protocol
- Ersteingabe: Anke Blöbaum, 6. Juli 2022
Please cite as:
(Full citation)Anke Blöbaum, "pBM EA 10308" (Object ID VXNBKJDIXZCSHGFM5ERVJKZJLE) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/VXNBKJDIXZCSHGFM5ERVJKZJLE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.5, 7/26/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/VXNBKJDIXZCSHGFM5ERVJKZJLE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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