Südliche Stele aus dem Großen Hof des Totentempels(Objekt-ID X6OTLRJLN5CKNFGAYZ7OLNL2RU)


Persistente ID: X6OTLRJLN5CKNFGAYZ7OLNL2RU
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Datentyp: Objekt


Objekttyp: rundbogige Stele


Material: Quarzit

Maße (H×B(×T)): ca. 970 × ca. 405 cm


Zustand: fragmentarisch

Kommentar zur Materialität

  • – Die Maße nach Klug, Stelen, 384. Die Höhe beruht auf einer Hochrechnung anhand des Maßstabes (ca. 1:25), den Haeny, in: BÄBf 11, Falttafel 5b, seinem Faksimile beigegeben hat. Beylage, Stelentexte, 379 hat nach dem Maßstab bei Haeny a.a.O. eine Höhe von ca. 990 cm und eine Breite von ca. 400 cm hochgerechnet.
  • – Die Maße des Berliner Fragments mit dem Kopf der Königin Teje betragen: Höhe: 36,5 cm, Breite: 33,5 cm; vgl. Beyer, Teje, 300.
  • – Material: Helck, Urkunden IV, 1671.4 nennt als Material irrtümlich Granit.
  • – Erhaltungszustand: Die Stele war ursprünglich in zwei große Fragmente zerbrochen, die 1964 wieder zusammengefügt worden sind; siehe bei Herkunft/Fundort. Der jetzige Stelenkörper ist annähernd vollständig erhalten. Der Riss des Bruches zieht sich mittig ungefähr auf halber Höhe der Stele horizontal durch das Textfeld, an der unteren Bruchkante in der Mitte (wo ein antiker Flickstein herausgefallen ist) und am rechten Rand befinden sich zwei größere Ausbrüche. Weitere Risse und Ausbrüche: Im oberen linken Stelenrund in dem Bereich, wo das Fragment mit dem Kopf der Königin Teje (wohl gewaltsam) entfernt wurde, ist eine Lücke, davon zweigen zwei Risse ab, einer von links unten nach rechts oben bis zur oberen Rundkante, ein zweiter von links oben nach rechts unten in das Textfeld, hinzu kommen ein weiterer großer Abbruch am rechten Bogenrand, wodurch ein Teil der Figur der Königin verloren ging, und größere Ausbrüche im unteren Textfeld und an der Unterkante, dazu zahlreiche Bestoßungen und kleinere Abbrüche an den Kanten und quer über das gesamte Textfeld. Vgl. die Detailphotographie bei Haeny, in: BÄBf 11, Falttaf. 5c und die Beschreibungen bei Haeny, S. 11 und Klug, Stelen, 376.
  • – Aushackungen und Restaurierungen: Der Name und das Epitheton des Amun im Bildfeld und Textfeld sowie alle Kartuschen mit dem Eigennamen des Königs wurden ausgehackt und nachträglich restauriert. Diese Stellen sind bereits in LD III, 72 durch Schraffur kenntlich gemacht wurden. Ebenso wurde das Bild des Amun getilgt und erneuert. Dies ist bei Lepsius nicht wiedergegeben, aber auf der Photographie bei Haeny, in: BÄBF 11, Falttaf. 5c (weniger gut bei Jaritz, in: Dossiers Histoire et Archéologie 136, 49) eindeutig zu erkennen, da das Relief tiefer eingraviert ist, ebenso die betroffenen Stellen mit den Hieroglyphen, die tiefer graviert und gröber ausgefallen sind.


  • Fundort

    • Totentempel des Amenhotep III. (Kom el-Heitan)
      Gewissheit: certain
      Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
      Kommentar zu diesem Ort: Die Stele war im Großen Hof, an der östlichen Säulenstellung, vor den beiden südlichen Säulen des Durchgangs zum Hof, nach Westen blickend, aufgestellt. Sie lag lange umgestürzt und in zwei Teile zerbrochen im Areal hinter den Memnonskolossen, wo sie von Reisenden und Forschern des 18. und frühen 19. Jhs. wiederholt gesehen und beschrieben worden ist, u.a. von Pococke (Description of the East I, 102-103; für Rückpartien einer Kolossalstatue gehalten), Champollion (siehe Hartleben, Lettres et Journaux II, 338-340; ebenfalls als Koloss gedeutet), Wilkinson (Topography of Thebes, 32; zum ersten Mal als Stele erkannt) und Lepsius (LD III, 72, erstes Faksimile der Gesamtstele; LD Text III, 147); vgl. Haeny, in: BÄBf 11, 70-71 (mit weiteren Referenzen) und Taf. 5 (Photographie der beiden Bruchstücke von 1946, im Feld liegend). Sie wurde 1964 von L. Habachi wieder zusammengesetzt und aufgerichtet, dazu wurde ein neues Stelenfundament angefertigt, vgl. Ricke, in: NAWG 1965/12, 199 und Abdul-Qader Muhammad, in: ASAE 59, 1966, 154 (dort als Projektleiter Helmy Pascha genannt) mit pl. XXIII (Photographie der wieder errichteten Stele) und Haeny, in: BÄBf 11, Taf. 4b (Photographie der wiedererrichteten Stele mit Gerüst aus dem Jahr 1964). Ihr exakter Aufstellungsort konnte nur ungefähr analog zu dem der nördlichen Stele (s. dort) ermittelt werden, da, anders als bei der nördlichen Stele, keine Überreste des Stelenuntersatzes mehr vorhanden waren; vgl. Haeny, in: BÄBf 11, 70. Vgl. außerdem die rekonstruierten Grundrisse des Tempels in Ricke, in: NAWG 1965/11, 201, Haeny, in: BÄBf 11, Falttafel 1+2, wo die Stelle jeweils schraffiert wiedergegeben worden ist, sowie verschiedene in-situ-Photographien, so Haeny, Taf. 3, 6, 7b und Sourouzian, in: Memnonia Cah. Suppl. 2, pl. XI.
      Nach Haeny und Ricke, in: BÄBf 11, 17-18, 70 könnte das Umstürzen bei einem Erdbeben etwa zur Zeit Merenptahs geschehen sein, das den gesamten Tempelkomplex stark in Mitleidenschaft zog und Merenptah den Anlass lieferte, die Ruinen abzutragen und für seinen eigenen Totentempel zu verwenden. Die Idee eines Erdbebens hatte bereits lange vor ihm Pococke, Description of the East I, 103 als Erster geäußert.


Aktueller Ort

  • Totentempel des Amenhotep III. (Kom el-Heitan)
    Inventarnummer(n):
    Ist an diesem Ort: Ja
    Ist in situ: Ja
    Kommentar zu diesem Ort:
    Siehe bei Herkunft/Fundort.

  • Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
    Inventarnummer(n): ÄM 23270
    Ist an diesem Ort: Ja
    Ist in situ: Ja
    Kommentar zu diesem Ort:
    Das Fragment mit dem Kopf der Königin Teje befindet sich seit 1930 im Museum, es wurde wahrscheinlich von dem Händler Aslanian erworben; vgl. Haeny, in: BÄBf 11, 71 Anm. 255, wo eine Notiz L. Borchardts mit dem Angebot des Kaufs zitiert wird; Müller, in: Ägyptisches Museum, 93 notiert: „erworben 1930“. Das Stück wurde wahrscheinlich nicht vor 1911 aus der Stelenoberfläche entfernt, da die Photographie in Borchardt, Porträtkopf, 25 Abb. 38 es noch als zum Stelenkörper gehörig ausweist. Die Menge der Literatur zeigt an, dass der Kopf forschungsgeschichtlich ein Eigenleben entwickelt hat.

Kommentar zur Datierung:

  • Der König ist mit voller Titulatur genannt. Es ist kein Regierungsjahr angegeben.


Beschreibung

  • Die Dekoration umfasst ein großflächiges Bildfeld, das ungefähr ein Drittel der Stelenhöhe ausmacht, und ein Textfeld mit 24 Zeilen Text, das etwa zwei Drittel der Höhe ausmacht. Im Bildfeld befindet sich eine antithetische Doppelszene, in der der König in Begleitung der Königin von Sokar-Osiris bzw. Amun-Re mit Leben beschenkt wird. Dabei hält jeweils der Gott den König an der einen Hand, während er ihm das Lebenssymbol mit der anderen Hand hinreicht, der König selbst hält ein weiteres Lebenssymbol in seiner anderen Hand. Hinter ihm steht die Königin mit Sistrum und Lotuspflanze in ihren Händen. Die Bekleidung des Königs und der Königin sind rechts wie links identisch: Der König trägt ein Nemens-Kopftuch mit Uräus an der Stirn, Kinnbart, Halskragen und Armreife an den Handgelenken, dazu Vorbauschurz mit Stierschwanz. Die Königin trägt eine Doppelfederkrone auf Kalathos, eine Geierhaube mit dreiteiliger Perücke, Uräus (links mit Weißer Krone, rechts mit Roter Krone), ein durchsichtiges, gewelltes Gewand, das auf den Boden fällt, unten glockenförmig auseinanderläuft, wobei das Kleid von einem Band gehalten wird, das über der Brust gekreuzt und in Hüfthöhe geknotet ist und die Bandenden bis zu den Knien herabhängen (beide Darstellungen sind heute nicht mehr vollständig erhalten, ergänzen sich aber gegenseitig). Außerdem trägt sie ein mehrreihiges Armband am Handgelenk. Der Gott Sokar-Osiris im linken Bildfeld ist falkenköpfig, er trägt die Atef-Krone, eine dreiteilige Perücke, Halskragen und Armreife am Handgelenk, Götterschurz mit Stierschwanz, der Gott Amun-Re im rechten Feld trägt die Doppelfederkrone mit langem Band, einen langen Kinnbart, Halskragen und Götterschurz mit Stierschwanz. Oberhalb der Bilder und in der Mitte zwischen den Göttern als Bildtrenner befinden sich umfassende Beischriften, am oberen Bogenrand schwebt die Geflügelte Sonnenscheibe, aus der zwei lange Uräen heraushängen, zwischen beiden sind die Hieroglyphen „Maat-Figur“ (C10) und Neb-Korb (V30) (für $Nb-mꜣꜥ.t-Rꜥw$) [die Sonnenscheibe selbst bildet des dritte Glied $Rꜥw$] angebracht. Unter dem Bildfeld folgt das Textfeld, das nicht ganz bis an den unteren Rand reicht. Bild– und Textfeld sind an den Seiten von einem breiten Streifen umrahmt, das Textfeld schließt nach unten mit einer schmalen Linie ab.
  • Die Bilder und Hieroglyphen sind in versenktem Relief gehalten, von einer Bemalung hat sich nichts erhalten. Die Seiten wurden geglättet, die Rückseite ist nur grob behauen worden. Vgl. die Photographie, das Faksimile und die Objektbeschreibung zur südlichen Stele bei Haeny, in: BÄBf 11, 71-72 mit Falttafel 5b-c, dazu die ausführliche Objektbeschreibung bei Klug, Stelen, 384-385 und Beyer, Teje, 298, sowie das Faksimile in LD III, 72a, dass einen älteren, besseren Erhaltungszustand wiedergibt, aber weniger Details.


Bibliographie

  • Allgemein:
  • – G. Haeny, in: G. Haeny (Hg.), Untersuchungen im Totentempel Amenophis’ III., BÄBf 11, Wiesbaden 1983, 70-78, Tf. 3, 4b, 5, 6, 7b, Falttafel 5b-c [*P, *P (in situ), *F, *K].
  • – W. Helck, Urkunden des Ägyptischen Altertums, Abt. IV, Urkunden der 18. Dynastie, Heft 20, Berlin 1957, 1671.4-1677.4 (Nr. 569) [*H].
  • – LD III = C.R. Lepsius, Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, Abt. III., Berlin o.J., Tf. 72, 294.38-39. 41 [F, F (Porträt des Kopfes des Königs und der Teje)].
  • – A. Klug, Königliche Stelen in der Zeit von Ahmose bis Amenophis III, Monumenta Aegyptiaca 8, Turnhout 2002, 376-388, 532 [*B, Ü, *K].
  • – P. Beylage, Aufbau der königlichen Stelentexte vom Beginn der 18. Dynastie bis zur Amarnazeit, ÄAT 54, Wiesbaden 2002, Teil 1: 361-377, Teil 2: 730-734 [B, Ü, *K].
  • – PM II = B. Porter – R.B.L. Moss, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Reliefs, and Paintings, II. Theban Temples, 2nd Edition, revised and augmented, Oxford 1972, 451 [B].
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  • – H. Sourouzian, in: C. Leblanc (Hg.), Les Temples de Millions d’Années et la Pouvoir Royal à Thèbes au Nouvel Empire. Sciences et nouvelles technologies appliqués à l’archéologie, Memnonia Cah. Suppl. 2, Kairo 2010, pl. XI [P (in situ)].
  • – M. Ullmann, König für die Ewigkeit – Die Häuser der Millionen von Jahren. Eine Untersuchung zu Königskult und Tempeltypologie in Ägypten, ÄAT 51, Wiesbaden 2002, 161-166 [B, Ü (Auszüge), K].
  • – S. Grallert, Bauen – Stiften – Weihen. Ägyptische Bau– und Restaurierungsinschriften von den Anfängen bis zur 30. Dynastie, ADAIK 18, Berlin 2001, 390-391, 611 (A3/KS003) [B, Ü (Auszug), K].
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  • – C. Graindorge-Héreil, Le Dieu Sokar à Thèbes au Nouvel Empire, GOF IV/28, Wiesbaden 1994, Bd. 1, 46, Bd. 2 pl. XXVII [F, K].
  • – B. Davies, Egyptian Historical Records of the Later Eighteenth Dynasty, Fascicle 4, Warminster 1992, 11-13 (Nr. 569) [Ü, K].
  • – H. Jaritz, in: Thebes. Les Temples de Millions d’Années, Dossiers et Histoires d’Archéologie 136, 1989, 46-49 [P, K].
  • – M. Abdul-Qader Muhammad, in: ASAE 1959, 154, pl. XXIII [P, K].
  • – H. Ricke, Vorbericht über eine Ausgrabung im Totentempel Amenophis’ III., in: NAWG 1965/12, 199-203 [K].
  • – W. Helck, Urkunden der 18. Dynastie, Übersetzung zu den Heften 17-22, Berlin 1961, 206-208 (Nr. 569) [Ü, K].
  • – C. Robichon – A. Varille, En Égypte: cent soixante-cinq photographies, Paris 1937, pl. 111 (Neuauflage 1955, pl. 90) [P (Textfeld)].
  • – H. Hartleben, Lettres et Journaux de Champollion, Bd. II, BE 31, Paris 1909, 338-340 [Ü (Auszüge), K].
  • – J.H. Breasted, Ancient Records of Egypt, vol. II. The Eighteenth Dynasty, Chicago 1906, 368-371 (§§ 904-910) [Ü, K].
  • – LD Text III = C.R. Lepsius, Denkmäler aus Aegypten und Aethiopien, Text, Dritter Band: Theben, Leipzig 1900, 147 [K].
  • – J. G. Wilkinson, Topography of Thebes, and general view of Egypt, London 1835, 32 [K].
  • – R. Pococke, Description of the East, and some other countries, Part I, 1743, 102-103 [K].
  • Zum Fragment Berlin ÄM 23279 (mit Porträt des Kopfes der Teje):
  • – C. Bayer, Teje (wie oben), 300-301, Taf. 71a.c (Dok 59.3), Umschlagbild [P, B, K].
  • – E.B. Althoff, Kronen und Kopfputz von Königsfrauen im Neuen Reich, HÄB 49, Hildesheim 2009, 161, Tf. IV Abb. A (Nr. 25A) [P (Fragment Berlin), B, K].
  • – C. Ziegler (Hg.), Les Pharaons, Paris/Mailand 2002, Nr. 194 [P, K].
  • – I. Müller, in: K.-H. Priese, Ägyptisches Museum/Staatliche Museen zu Berlin, Stiftung Preussischer Kulturbesitz, Mainz 1991, 92-93 (Nr. 57) [P, K].
  • – K.-H. Priese, in: Nofret. Die Schöne. Die Frau im Alten Ägypten, „Wahrheit“ und Wirklichkeit, Kat. Hildesheim 1985, 84-85 (Nr. 136) [*P, B, K].
  • – H. Schäfer, Da altägyptische Bildnis, LÄS 5, Glückstadt/Hamburg/New York 1936, 19, Taf. 24 [P, K].
  • – H. Schäfer, Amarna in Religion und Kunst, Berlin 1931 [P, K].
  • – Staatliche Museen zu Berlin (Hg.), Führer durch das Berliner Ägyptische Museum, Berlin 1961, 61 [K].
  • – L. Borchardt, Der Porträtkopf der Königin Teje im Besitz von Dr. James Simon in Berlin, WVDOG 18, Leipzig 1911, 24, 25 Abb. 38 [P].


Datensatz-Protokoll

  • – August 2019: M. Brose, Ersteingabe.


Autor:innen: Marc Brose
Datensatz erstellt: 05.08.2019, letzte Revision: 24.02.2023

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Marc Brose, "Südliche Stele aus dem Großen Hof des Totentempels" (Objekt-ID X6OTLRJLN5CKNFGAYZ7OLNL2RU) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/X6OTLRJLN5CKNFGAYZ7OLNL2RU>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
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