Satz ID IBUBdWYad8RvjkXYuc7nd8Z18z0
20.18 = Vso 3.18 rḏi̯.ḫr =k msḏr-ḥḏr.t ḥr mrḥ.t
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- msḏr-ḥḏr.t: Eine Pflanzenbezeichnung (Pflanzendeterminativ am Wortende) die als Genitivverbindung des Wortes "Ohr" mit einem Tiernamen ḥḏr.t aufgebaut ist. Eine ähnliche Wortbildung für Pflanzenbezeichnungen im Deutschen ist z.B. Löwenzahn. Die Pflanze ist nicht identifiziert, u.a. weil die Tierbezeichnung unsicher ist. V. Vikentiev identifiziert die Pflanze als Silphium, weil er das Tier für einen Luchs hält und weil Silphium und msḏr-ḥḏr.t im Bereich Frauenheilkunde/Fruchtbarkeit eine Rolle spielen (Le silphium et le rite du renouvellement de la vigueur, in: BIE 37/1, 1954-1955, 123-150, hier: 130). Die Argumentation ist jedoch wenig überzeugend. Er erkennt in dem ḥḏr.t-Tier den Luchs (ohne dies weiter zu begründen), den er als Felis libyca oder mehr spezifisch den Karakal (Felis caracal, eig. Caracal caracal) benennt (Luchs und Karakal wurden früher als verwandt eingestuft), welcher typische lange Haarpinsel an den Ohren hat. Und er meint, daß mit der msḏr-ḥḏr.t-Pflanze die ehemals in der Gegend von Kyrene (Kyrenaika) wachsende Gewürz- und Allheilpflanze Silphium gemeint sei (für ihn eine Pflanze der Gattung der Steckenkräuter (Ferula)), weil diese besonders charakteristische hochblattartige Tragblätter hat, die er (als Benennungsmotiv) mit den Haarpinseln des Karakals in Verbindung bringt, zumal Silphium und msḏr-ḥḏr.t beide im Bereich der Frauenheilkunde/Fruchtbarkeit eingesetzt werden.
- ḥḏr.t: Ist ein nicht sicher identifiziertes Säugetier. Vorausgesetzt, daß ḥḏr.t die weibliche Entsprechung des ḥḏr-Tieres (ursprünglich ḥḏrr) und nicht ein ganz anderes Tier ist (für die Gleichheit spricht das Determinativ bei den Personennamen ḥḏr und ḥḏr.t), wird das Tier auf der Grundlage des Determinativs, des Tierverhaltens und der Tiergröße (in manchen Texten beschrieben) als "Erdwolf" (Proteles cristata, eine kleine Hyänenart), "Wüstenspringmaus" (Jaculus) und "Schwein/Keiler" identifiziert. Mindestens eine Darstellung (Mastaba des Nefermaat und Rahotep in Meidum: Theis, in: ZÄS 138, 2011, Tf. IV: Toponym ḥḏrr) sowie die möglicherweise gleiche semitische Wurzel ḫzr/ḥzr und ḫnzr/ḥnzr könnten für "Schwein/Keiler" sprechen (ausführlich: C. Theis, Erdwolf oder Schwein?, in: ZÄS 138, 2011, 79-88 und Tf. IV). Aber andere Determinative (z.B. in den AR-Domänennamen sḫ.t-ḥḏr.t und ḥḏr.t [Junker, Giza II, Abb. 20; LD II, Tf. 28]in den Personennamen ḥḏr und ḥḏr.t/ḥḏr.wt auf Stelen CG 20055, 20066, 20105, 20260: Lange & Schäfer, Grab- und Denksteine des Mittleren Reiches, IV, Berlin 1902, Tf. VI, VII, XI [längliches kleines Tier mit kurzem Kopf auf kurzen Beinen und mit langem Schwanz]; Schlacht von Dapur im Ramesseum: KRI II, 173.7 mit Fotos in Wreszinski, Atlas zur altäg. Kulturgeschichte, II, Tf. 108 und Daumas, La civilisation de l'Égypte pharaonique, Paris 1965, Tf. 59 rechts [Böckchen?, Kalb?, Springmaus im Sprung?]) sowie die Glosse n qd pn: "Art Maus" bei ḥḏr oder ḥḏr[.t] im späthieratischen Glossar von Tebtynis pCarlsberg 180.9+PSI I 76a (Osing, Hieratische Papyri aus Tebtynis, CNI 17, Bd. I, S. 123 und 124 Anm. (n) und Bd. II, Tf. 10A, Kol. O2, Zl. 11: inmitten einer Gruppe von Tieren, bei denen man Schlangen, Würmer, Ungeziefer und Insekten erkennt, aber keine größeren Tieren) sprechen eher für eine Wüstenspringmaus oder ein ähnliches kleines Tier mit langem Schwanz. Für "Wüstenspringmaus" sprechen sich z.B. Gardiner (HPBM III. Chester Beatty Gift, I, 16, Anm. 3 [vgl. 47, Anm. 15]), Meeks, AL 79.2123 und Vernus (Vernus & Yoyotte, Bestiaire des pharaons, 66-67, 141-142) aus, wobei Vernus hieroglyphisch ähnlich aussehende Tiere wie Wiesel, Schliefer, Erdhörnchen, Ziesel oder Mangust nicht gänzlich ausschließt (66-67, 133, 134, 141-142, 184, 610). Die Interpretation als "Erdwolf" beruht eigentlich nur auf der Tatsache, daß verschiedene Autoren dem Tierdeterminativ eine Hyänen-ähnliche Form bescheinigen, wobei allerdings ḥṯ.t schon "Hyäne, Streifenhyäne" bedeutet, daher ein anderes Tier vorliegen muß: "Ein Tier, das mehrheitlich als Hyäne gedeutet wird, weil es in der überwiegenden Zahl der Belege, besonders mit seiner Rückenmähne der Streifenhyäne ähnelt, sollte das nicht der Erdwolf (Proteles cristatus) sein?" (so Störk, in: WdO 15, 1984, 72-74). Bei der Hyänen-ähnlichen Form mit Rückenmähne bzw. beim Schwein mit Borsten auf dem Rücken ist außerdem zu berücksichtigen, daß es sich dabei um Druckhieroglyphen und nicht um Facsimile-Zeichnungen oder Fotos handelt. Als Hyänen-ähnliche Bezeichnungen sind weitere Deutungsversuche wie Luchs, Karakal und eine Fuchsart einzustufen (eine Auflistung von Deutungsversuchen bei Theis, in: ZÄS 138, 2011, 80-82). Im Augenblick spricht die Quellenlage gegen eine Interpretation als "Erdwolf" oder ein Schakal- oder Hyänen-ähnliches Tier.
Persistente ID:
IBUBdWYad8RvjkXYuc7nd8Z18z0
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdWYad8RvjkXYuc7nd8Z18z0
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, Satz ID IBUBdWYad8RvjkXYuc7nd8Z18z0 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdWYad8RvjkXYuc7nd8Z18z0>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdWYad8RvjkXYuc7nd8Z18z0, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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