Satz ID IBUBdyvi0upitUf9kNqu7bB0A0E
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gꜣḥ: Die Grundbedeutung des Verbs könnte "biegen" sein: In pChester Beatty I, Vso, G 2,2 ist von einer fliehenden Gazelle mit einem ḥꜥ.w gꜣḥ die Rede, was an dieser Stelle etwas Positives sein muss: ein "biegsamer = geschmeidiger Leib"? Eine ähnliche Bedeutung wäre auch für hier denkbar: "biegsame = geschmeidige Hände" zu haben ist sicher eine gute Eigenschaft für einen Schreiber. Davon ließe sich dann die Bedeutung der gꜣḥ seienden Glieder der Toten ableiten, entweder euphemistisch oder in dem Sinne, dass deren Glieder ja nicht mehr durch Muskeln angespannt und in bestimmten Positionen gehalten werden. Der gꜣḥ-Rücken wäre dann der biegsame Teil eines Körpers.
rḥḥ: Dem Determinativ und der folgenden Adverbiale nach könnte es "brennen" o.ä. heißen. Das Wort ist syllabisch geschrieben; es steht aber rḥḥ und nicht rḥ, wie Erman/Lange und Caminos lasen (korrekt transkribiert bei Tacke). Der Vorschlag von W. Spiegelberg, in: ZÄS 34, 1896, S. 18, und von Erman/Lange, S. 73, es als Verschreibung für rkḥ zu verstehen, ist wenig wahrscheinlich, weil nicht nur der Schreibfehler, sondern auch die syllabische Schreibung erklärt werden müsste, die für rkḥ nicht belegt ist. Erman/Lange wiesen ebd. auf das gleich determinierten rḥwj von Zeile 11 der Israelstele hin (KRI IV, 15,11), was nach der zu korrigierenden Lesung zumindest wieder fraglich ist. Zudem hilft auch dieser Beleg wenig weiter, da seine Übersetzung ebenso unsicher ist und gleichfalls hauptsächlich vom Determinativ bestimmt ist: "Tjehenu wurde rḥ in einem (einzigen) Jahr. Seth hat seinen Rücken gewandt gegen ihre Fürsten, und auf sein Geheiß hin sind ihre Dörfer vernichtet." G. Fecht, Die Israelstele, Gestalt und Aussage, in: M. Görg (Hg.), Fontes atque pontes. Eine Festgabe für Hellmut Brunner, Wiesbaden 1983 (ÄAT 5), S. 106-138, hier S. 129 diskutierte das Wort. Er lehnte die übliche Übersetzung "verbrennen" o.ä. ab, und zwar weil er es für wenig rühmenswert hielt, wenn berichtet wird, dass man für die Vernichtung von Dörfern (wḥ.yt) ein ganzes Jahr gebraucht hätte. Denn - so sein Argument - es ist mit den Dörfern sicher nur ein kleines, kaum bevölkertes Siedlungsgebiet an der Küste des Mittelmeeres gemeint. Ferner vermutete er in dem wj ein missdeutetes zp-2 und verband das Wort mit einem rḥrḥ aus Denderah, das "(das Herz) befriedigen, erfreuen" heißt und ebenfalls mit der Feuerpfanne determiniert ist (auf dieses Wort wiesen bereits Erman/Lange, S. 73, Anm. 1 hin). Aus diesem Grund schlug er vor, das Verb mit "pazifizieren" zu übersetzen. Während sein orthographisches Argument erwägenswert bleibt, ist sein kotextuelles Argument abzulehnen. Nun für die Pazifizierung, also die Befriedung des von ihm postulierten kleinen Siedlungsstreifens ein ganzes Jahr zu benötigen, erscheint doch noch weniger "ruhmvoll" als eine Niederbrennung. Zwar ist Ersteres im Idealfall wohl tatsächlich ein mittel- bis längerfristiger Prozess, aber Letzteres garantiert schnelle Beute. Diese ganze Überlegung ist aber ohnehin hinfällig - zum einen trennte Fecht selbst den Zusammenhang des ersten Satzes von den Aktionen gegen die wḥ.yt, entzog also seiner eigenen Argumentationskette die Basis; zum anderen bleibt seine Behauptung, die wḥ.yt wären nur einige wenige Dörfer in einem lokal begrenzten Siedlungsgürtel, von ihm unbewiesen. Man könnte die Passage auch genau gegenteilig lesen: Durch die Verwendung eines Verbs mit besonders destruktiver Konnotation wird vorgegeben, dass es um einen größeren Siedlungsraum geht.
gnn (n) ḥꜥ.w=f: Die Übersetzungen scheinen durchweg eine substantivierte Limitation wiederzugeben. Einzig Tackes "dessen Glieder erschlaffen" scheint eine Relativform zu sein. Bei einer normalen Limitation ist in der Tat eigentlich nur gnn ḥꜥ.w ohne rückverweisendes Pronomen zu erwarten, s. K. Jansen-Winkeln, in: ZÄS 121, 1994, S. 51-75, spez. 60-61. Daher ist Tacke zu folgen oder, wie hier, die Genitivnisbe zu ergänzen. Letzteres ist unter der Prämisse möglich, dass hier die von Jansen-Winkeln, S. 64 aufgezeigte Umdeutung der Limitation zu einem Genitiv vorliegt und in diesem speziellen Fall das Genitiv-n schlicht aufgrund des vorangegangenen gnn ausgefallen ist.
Persistente ID:
IBUBdyvi0upitUf9kNqu7bB0A0E
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https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdyvi0upitUf9kNqu7bB0A0E
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Florence Langermann, Peter Dils, Anja Weber, Daniel A. Werning, Satz ID IBUBdyvi0upitUf9kNqu7bB0A0E <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdyvi0upitUf9kNqu7bB0A0E>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBdyvi0upitUf9kNqu7bB0A0E, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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