Satz ID IBYBME2chme7iUwMu8mK19duceU



    verb_2-lit
    de
    [Negationsverb]

    Inf
    V\inf

    verb_caus_3-lit
    de
    schwanger sein lassen (?)

    Neg.compl.unmarked
    V\advz
de
Nicht [schwanger sein lassen (?)].
Autor:innen: Ines Köhler; unter Mitarbeit von: Lutz Popko, Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning ; (Textdatensatz erstellt: 28.08.2015, letzte Änderung: 14.10.2024)

Kommentare
  • Rezept zur Kontrazeption. Ergänzung von sjwr nach Westendorf, Handbuch Medizin, 426, ebenso Guitier, BIFAO 101, 2001, 223.
    Familienplanung im Alten Ägypten bestand aus verschiedenen Möglichkeiten der Fertilitätskontrolle: der Empfängnisverhütung (natürliche Verhütung, mechanische Verhütung und chemische Verhütung (von hormoneller Verhütung kann nicht die Rede sein)), der Abtreibung und zumindest in griechisch-römischer Zeit (für die ältere Zeit lässt die Quellenlage keine Aussage zu) auch der Aussetzung eines Kindes. Fertilitätskontrolle war offenbar Frauensache; die Rezepte beziehen sich stets auf Frauen. Methoden der Verhütung finden sich auch in pEbers 93.6–8 [Eb 783], pEbers 94.10–14 [Eb 797-799]; pRam IV C 2–3; Bln 192 (vs 1.1–2), DemBln (S. 53f. Nr. 15) (?) (Übersetzung z.B. bei Guitier, BIFAO 101, 2001, 220–226), s. dazu R.-A. Jean & A.-M. Loyrette, À propos des textes médicaux des Papyrus du Ramesseum nos III et IV. I: La contraception, in: S. Aufrère (Hrsg.), Encyclopédie religieuse de l’univers végétal. Croyances phytoreligieuses de l’Égypte ancienne, Vol. 2, OrMonsp 11 (Montpellier 2001), 537–592.

    Autor:in des Kommentars: Ines Köhler; unter Mitarbeit von: Peter Dils, Lutz Popko ; Datensatz erstellt: 12.07.2016, letzte Revision: 20.04.2018

  • Die Entscheidung für die Ergänzung sjwr folgt Westendorf; Guitier hielt sowohl rḏi̯ jwr als auch sjwr für möglich. Der noch erhaltene Klassifikator spricht tatsächlich eher für sjwr; so auch MedWb 715. MedWb 950 führt die Passage auch noch unter tm rḏi̯ auf; allerdings ist die Lücke für *tm [rḏi̯ sjwr] nicht lang genug, vgl. sjwr in Kah 20, 3 Zeilen darüber. Möglicherweise ist die Aufführung an verschiedenen Stellen des MedWb noch darauf zurückzuführen, dass Grundriß der Medizin IV/1, 277 mit „Nicht ⸢Zulassen, daß ...“ übersetzt (also tm rḏi̯ [...] favorisiert hat), der zugehörige Kommentar in Grundriß der Medizin IV/2, 211 aber die Alternative sjwr ins Spiel bringt. Eine Unsicherheit in der Ergänzung bringt noch der kleine Zeichenrest vor dem Klassifikator mit sich, der von seiner Form her nicht zu dem Schilfblatt gehören kann, auf das der Wortstamm in Kah 20 endet. Ob er sich zu dem r ergänzen ließe, das in Kah 20 fehlt? Oder ist es ein etwas spitz geratener obere Bogen der w-Schleife? Dies würde etwas besser zur Position in der oberen Zeilenhälfte passen. Aus der Entscheidung für sjwr ergibt sich noch die zusätzliche Frage nach der grammatischen Form: Bei sjwr muss es sich um das Negativkomplement handeln; die Form tm + Infinitiv wird man in diesem frühen Text noch ausschließen können. Das Negativkomplement ist aktivisch; Westendorf, Grammatik, §377.b zitiert zwar Edels Vorschlag, das Negativkomplement als im Genus verbi prinzipiell indifferent aufzufassen, und zitiert auch einen einzelnen möglichen, von Sethe genannten Beleg für eine passive Form nach tm, schließt aber am Ende ein passives Negativkomplement aus. In Kah 21 wäre daher tm sjwr zunächst wörtlich mit „Nicht schwängern“ zu übersetzen. Da das Rezept in einem gynäkologischen Traktat steht, ist allerdings auszuschließen, dass hier ein Verhütungsmittel des Mannes angesprochen wird; auch dies wird ein Verhütungsmittel für Frauen sein, so dass rein kontextuell auch ein passivisches *„Nicht geschwängert werden“ gemeint sein wird. Es wäre vielleicht auch zu prüfen, ob sjwr neben der üblichen faktitiven Bedeutung („schwanger machen, schwängern“) in Ausnahmefällen auch kausative Bedeutung („schwanger sein lassen“) haben könnte, vgl. zu dieser Unterscheidung Schenkel, Einführung (grün), 184. In dem Fall könnte man die Stelle als „Nicht schwanger sein lassen“ verstehen, was auch als Überschrift zu einem Verhütungsmittel für Frauen denkbar ist.

    Autor:in des Kommentars: Lutz Popko

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(Vollzitation)
Ines Köhler, unter Mitarbeit von Lutz Popko, Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, Satz ID IBYBME2chme7iUwMu8mK19duceU <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBYBME2chme7iUwMu8mK19duceU>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBYBME2chme7iUwMu8mK19duceU, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)