Satz ID IBgAlQRZ3mCMZ0f5pZvKau1MrOk



    verb_2-lit
    de
    salben

    SC.pass.ngem.impers
    V\tam.pass

    substantive_fem
    de
    Ziegel

    (unspecified)
    N.f:sg

    nisbe_adjective_preposition
    de
    von [Genitiv]

    Adj.sgf
    PREP-adjz:f.sg




    93,20
     
     

     
     

    substantive_masc
    de
    Leinenstoffballen; Stoffballen

    (unspecified)
    N.m:sg
de
Ein „Ziegel“ aus Stoff (d.h. ein Kissen?) werde (damit) gesalbt. (? Oder: Werde (damit) gesalbt. Ein „Ziegel“ aus Stoff.)
Autor:innen: Lutz Popko; unter Mitarbeit von: Florence Langermann, Altägyptisches Wörterbuch, Peter Dils, Daniel A. Werning ; (Textdatensatz erstellt: 27.07.2017, letzte Änderung: 14.10.2024)

Kommentare
  • Die genaue Bedeutung von ḏb.t n.t dꜣj.w ist unsicher. Ebbell, Papyrus Ebers, 109 denkt an einen Stoffballen. Grundriß der Medizin IV/2, 215, Anm. 3 schwankt zwischen einen stoffumwickelten Ziegel und einem ziegelförmigen Stoffpolster. Bardinet, Papyrus médicaux, 444 und Lalanne/Métra, Nouvelle transcription, 191 entscheiden sich für Ersteres; Westendorf, Handbuch Medizin, 680 für Letzteres. Letzteres dürfte wahrscheinlicher sein, zumal es mit den üblichen Gebrauchsweisen des Genitivs korrespondiert, vgl. speziell MedWb 1, 436, Nr. IV. Auf keinen Fall ist es ein Tampon, wie Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 91 übersetzt. Dagegen spricht sowohl die wörtliche Übersetzung – ḏb.t ist ein Ziegel, also ein mehr oder weniger quaderförmiger, nicht allzu kleiner Gegenstand – als auch die anschließende Anweisung: Die Frau soll sich darauf setzen und ihn nicht, wie man erwarten würde, „in ihr Fleisch (d.h. ihre Vulva) einführen“ (vgl. die Anweisungen in den Rezepten Eb 783, 806 und 831c). Die üblichere Bezeichung für einen Tampon ist zudem ftt: „Faserbausch“.
    Zusammengenommen dürfte also wohl ein kompakt gefalteter Stoffballen, vielleicht eine Art Kissen, gemeint sein (die üblicheren, wenn auch selten belegten Bezeichnungen für „Kissen“ sind šd, Wb 4, 560.6, und ẖnm.t-wr, Wb 3, 382.8-9, s. Jequier, Frises d’objets, 238-240). Die Kollokation von ḏb.t und dꜣj.w kommt sonst nur noch einmal in den verschiedenen Abschriften der Lehre des Cheti, § 16, vor (s. im TLA), allerdings in einem syntaktisch und semantisch umstrittenen Kontext. Dort ist vom Eilboten die Rede, der unterwegs ist, während sein dꜣj.w m ḏb.t ist (oder dessen Haus m dꜣj.w m ḏb.t ist?). Ob damit gemeint sein könnte, dass er mit nichts unterwegs ist als seinem Schurz, der ihm als Kissen dient?
    Zusätzlich fragt sich, ob man die Konstruktion auch mit dem jfd m ḏb.t, dem „viereckigen Tuch auf (?) einem Ziegel“, in der Erzählung des pWestcar, Zeile 10,12, 10,20 und 11,3, vergleichen kann, auf den die neugeborenen Kinder gelegt werden. Lepper, Untersuchungen zu pWestcar, 126 vermutet dagegen, dass im Fall des pWestcar ein mit einem Laken bedecktes Ziegelbett gemeint ist, und dass es die Konstruktion des Bettes spezifisch aus Ziegeln ermöglichen soll, das Bett und damit die Neugeborenen warm zu halten.

    Die Übersetzungen gehen grundsätzlich davon aus, dass der Stoffballen das syntaktische Subjekt / semantische Objekt des gs-Einreibens ist, dass also der Stoffballen mit Sägemehl eingerieben werden und die Frau sich darauf setzen soll. Da der Stoffballen als Rubrum geschrieben ist, wie es in der Mehrheit der Fälle bei syntaktischen Einschnitten der Fall ist (bei mehrteiligen Rezepten etwa bei Beginn des nächsten Behandlungsschrittes), wäre es alternativ auch denkbar, dass er schon die nächste Behandlungsstufe einleitet. Dann könnte man das Rezept auch so verstehen, dass die Frau, genauer: ihre Vulva, direkt eingerieben werden soll und sie danach auf dem Stoffballen Platz nimmt.

    Autor:in des Kommentars: Lutz Popko

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Lutz Popko, unter Mitarbeit von Florence Langermann, Altägyptisches Wörterbuch, Peter Dils, Daniel A. Werning, Satz ID IBgAlQRZ3mCMZ0f5pZvKau1MrOk <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBgAlQRZ3mCMZ0f5pZvKau1MrOk>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBgAlQRZ3mCMZ0f5pZvKau1MrOk, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)