Satz ID IBgBcYEtA64uFkeUv8wyeScBOoI



    substantive
    de
    [eine Droge]

    (unspecified)
    N:sg




    1
     
     

    (unedited)
    (infl. unspecified)

    substantive_masc
    de
    Frucht des Christusdornes

    (unspecified)
    N.m:sg




    1
     
     

    (unedited)
    (infl. unspecified)

    substantive_fem
    de
    Wacholderbeere (?)

    (unspecified)
    N.f:sg




    1
     
     

    (unedited)
    (infl. unspecified)
de
[...]: 1 (Portion); Christdorn: 1 (Portion); pr.t-šnj-Frucht (Wacholderbeeren?): 1 (Portion).
Autor:innen: Peter Dils; unter Mitarbeit von: Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning ; (Textdatensatz erstellt: 18.06.2018, letzte Änderung: 14.10.2024)

Kommentare
  • - nbs: Ist als Bezeichnung eines Baumes, dessen Holz und dessen Früchte belegt. Das Wort ist auch demotisch als nbs und einmal koptisch als ⲛⲟⲩⲃⲥ überliefert. Der Baum wächst in ägyptischen Gärten (Grab des Ineni), das Holz wird für Bogen und andere Gerätschaften verwendet, die Früchte in Brot verarbeitet, als Grabbeigaben abgebildet, in Opferlisten erwähnt und als Heilmittel eingesetzt. Es wird sich deshalb um eine einheimische Baumart handeln. Eine erste, wilde Spekulation als Identifikation war die Palme. Bei Birch, Dictionary of Hieroglyphics, in: Bunsen, Egypt's Place in Universal History, 1867, 446 s.v. nesb sind nbs-Früchte noch "Datteln" (daher: Loret, in: RecTrav 7, 1885, 103: nbs wird von manchen Ägyptologen fälschlicherweise als "palmier" übersetzt). Etwas besser begründet ist die Deutung als "Maulbeerbaum": Eine in Nubien verehrte Form des Thoth ist Thoth als Herr von pr-nbs: "Haus des nbs-Baumes", in griechischer Wiedergabe Πνουψ. Thoth hat einen eigenen Tempel in Dakka (äg. Name pr-srq.t: "Haus der Selkis / des Skorpions", griech. Wiedergabe Ψελχις/Ψελκις), in unmittelbarer Nähe von el-Maharraqa und in einem Gebiet, wo das Toponym Ἱερὰ Συκάμινος, Hiera Sycaminus, übersetzt "Heilige Sycaminus/Sykomore", lokalisiert wird. Das griechische ἡ συκάμινος ist der Maulbeerbaum, wobei mit συκάμινος ἡ Αἰγυπτία der συκόμορος gemeint ist, d.h. der wilde Feigenbaum oder Maulbeerfeigenbaum, d.h. die Sykomore (LSJ; Theophrast, Hist. plant. IV, 2.1; Diod. I, 34.8; Strabo 17.2.4; A. Dalby, Food in the Ancient World from A to Z, London 2003, 317). Entsprechend findet man bei Brugsch, Hierogl.-dem. Wb., 3, 1868, 750 für nbs die Bedeutungsangabe: "der Baum, welchen die Alten Sycaminus nannten. Formell entspräche jedoch im Kopt. ⲉⲣⲃⲓⲥⲓ cannabis." (Unklar ist, weshalb Brugsch hier (B) ⲉⲣⲃⲓⲥⲓ: "Hanf" [Crum, CD, 58a] nennt.) Brugsch, Dictionnaire géographique, 1879, 333-335 hat "le mûrier", d.h. der Maulbeerbaum. Brugsch, in: ZÄS 22, 1884, 20 übersetzt demotisch nbs im magischen Papyrus London-Leiden mit "Maulbeerbaum". Stern, im Glossar zum Papyrus Ebers, 27, gibt nbs ebenfalls mit "sycaminus" wieder, vermerkt jedoch, dass einige Wissenschaftler "sycaminus" von "sycomorus" unterscheiden möchten. Tatsächlich wird auch nh.t schon seit der Zeit von Champollion (Dictionnaire, 180) als "Sykomore" verstanden (kopt. ⲛⲟⲩϩⲉ). Zum Baum von Hiera Sycaminus vgl. eine Darstellung einer Göttin unter einem Baum in einem Heiligtum beim Tempel von Maharraqa (Brugsch, Thesaurus, 701). Bei Piehl, pHarris I, 81 findet man nur "espèce d'arbre".
    Dümichen (1886) und Maspero (1891) sind unabhängig voneinander zu der Überzeugung gekommen, dass nbs der Christdornbaum sein muss. Dümichen kam durch das Studium des Papyrus Ebers zu der Überzeugung, dass nbs nicht der Maulbeerbaum (lat. morus, griech. μορέη τὸ δένδρον) und nbs-Brot kein Fruchtkuchen von Maulbeeren sein kann, sondern ein aus den Früchten des Afrikanischen Lotusbaumes (Zizyphus Lotos W.) gebackenes Brot sein wird, dass bei Athenaeus (Deipnosophistai XIV, 65) genannt wird (Dümichen, in: C.E. Moldenke, Ueber die in altägyptischen Texten erwähnten Bäume und deren Verwerthung, Leipzig 1886, 108-109, Anm. **; 110, Anm. *; zu Athenaeus' Erwähnung: ein in Libyen "Lotus" genannter Baum, der in der Forschung als Zizyphus identifiziert wurde; vgl. Herodot IV, 177 und Theophrast, Historia Plantarum IV, 3, 1-3; zur Bezeichnung Lotos/Lotus in den antiken Texten siehe z.B. R. König & G. Winkler, C. Plinius Secundus d. Ä., Naturkunde Lateinisch – deutsch, Bücher XII/XIII, Botanik: Bäume, München 1977 = Düsseldorf 2007, 286-287). Dümichens Identifizierung findet sich versteckt in einer Anmerkung in einer Dissertation, in der ein anderer Identifikationsvorschlag für nbs gemacht wird (Cordia mixa, Cordia sebestena L.: s. Germer, Flora, 159), der aber in der Forschung nicht beibehalten wurde. Maspero (in: PSBA 13, 1891, 496-501 mit Fig. 1) ist von einer Darstellung des Thoth (von Pnoubs) unter einem Baum im Tempel von Dakka ausgegangen, die er für eine Darstellung des nbs-Baumes hielt und in dessen Gestaltung er einen Christdornbaum (Zizyphus Spina Christi = Rhamus napeca Forsk.), arab. sidr und nabq/nabiq, erkannte. Eine Bestätigung für seine Hypothese fand er in der Verwendung von nbs-Holz und nbs-Früchten im alten Ägypten, die mit der Verwendung von nabq im modernen Ägypten übereinstimmten; auch die Größe der nbs-Früchte in den Darstellungen passte zur Identifikation. Beachte, dass nabq/nabiq/nabaq der Name der Frucht von Zizyphus Spina Christi ist, der Baum selbst heißt arab. al-sidr.
    Die Hypothese von Dümichen und Maspero wurde von vielen Ägyptologen gleich akzeptiert. Lüring folgt Dümichen in dessen Deutung von nbs als Zizyphus Lotus W. (Die über die medicinischen Kenntnisse der alten Ägypter berichtenden Papyri, Leipzig 1888, 156-157, Nr. 25). Loret (Flore, 1. Aufl., 1888, 44, 45; Flore, 2. Aufl., 1892, 98, Nr. 166) schreibt s.v. Zizyphus Spina-Christi Willd., dass der hieroglyphische Name des Christdorns "Nabas" sein könnte. Er begründet dies nicht, aber es dürfte auf Maspero und/oder Dümichen zurückgehen. Loret (in: RecTrav 15, 1894, 126) nennt nbs ein "jujube", d.h. Jujube-Baum (von: Zizyphus jujuba); gemeint ist der "Jujubier égyptien". Griffith (in: ZÄS 38, 1900, 87) schreibt, dass Loret (Flore) meint, dass der nbs-Baum ein "nebek" sei (d.h. nabq). Gardiner (Egyptian Hieratic Texts, Leipzig 1911, 41*, Anm. 4) folgt ebenfalls der Identifikation von Maspero. Für Kamal (in: ASAE 12, 1912, 240) geht arab. nebaq auf äg. nbs zurück. Jéquier (in: BIFAO 19, 1922, 224) verwendet die französisierte Bezeichnung napéca (von lat. napeca in: Rhamnus napeca L., wobei napeca sicherlich die latinisierte Form von arab. nabq/nabiq/nabaq ist).
    Allerdings waren nicht alle Ägyptologen von der Deutung überzeugt. Griffith & Thompson (Demotic Magical Papyrus, III. Indices, London 1909, 46, Nr. 458) beschränkt sich auf "name of a tree". Wb. 2, 245.10 hat auch noch keine sichere Identifikation: "Art häufiger Baum und seine Frucht. Ob Zizyphus? vgl. griech. -νουψ". Crum, CD, 222b s.v. ⲛⲟⲩⲃⲥ: "a tree".
    Die ausführlichste Begründung für nbs als Christdornbaum (Zizyphus Spina Christi) findet sich bei Keimer (Gartenpflanzen I, 64-70 mit Anm. auf S. 115-118 und nbs-Belegen auf S. 160-163). Die Argumente für die Identifikation sind:
    - Wegen der vielen Belege von nbs und den Verwendungen der kleinen Beeren in Brot usw., muss es ein in Ägypten gängiger Baum bzw. eine Frucht sein; Christdorn ist ein gängiger Baum, Holz und Früchte sind archäologisch nachgewiesen.
    - Maspero benutzte den Christdornbaum als Schattenbaum, wie in altägyptischen Abbildungen Thot in Dakka unter dem nbs-Baum und Sopdu unter dem nbs-Baum in Saft el-Henna sitzen.
    - Der im Tempel von Dakka (Pnoubs) dargestellte Baum ähnelt mit seinem "äusserst knorrigen Stamm" (Keimer) Christdorn und nicht Sykomore/Feigenbaum; bei alten Christdornbäumen können die Dornen fehlen.
    - nbs-Beeren sind in den Darstellungen kleiner als Feigen-, Sykomoren- und Mimusops-Früchte, was für Beeren des Christdorns zutrifft.
    - Zwischen äg. nbs und arab. nabq/nabiq/nabaq könnte vielleicht eine etymologische Verwandtschaft existieren. Allerdings ist der phonetische Übergang von s zu q problematisch und lebt das Wort im Koptischen kaum weiter. Es ist zwar einmal als ⲛⲟⲩⲃⲥ belegt (Crum, CD, 222b: "a tree"; Černý, CED, 107: "a tree = nbs, Christ's thorn tree, Zizyphus spina Christi"; Westendorf, KHWB, 120; Vicychl, DELC, 140), allerdings nicht in den Scalae, wo das Wort für Christdorn ⲕⲏⲛⲁⲣⲓ, ⲕⲉⲛⲛⲁⲣⲓ bzw. ⲭⲣⲱⲟⲩⲛⲓ bzw. ⲕⲗⲏ lautet (arab. nabq, sidr) (Keimer, Gartenpflanzen, 163).
    - nbs-Holz kann für Bogen und Speerschäfte verwendet werden, was zu der Verwendung von Christdornholz für Stiele von Gerätschaften noch im 20. Jh. passt.
    - nbs-Beeren werden in der altägypt. Medizin verwendet, wie Christdornbeeren in der arabischen Medizin (arab. nabq/nabiq/nabaq).
    - nbs und nh.t sind zwei verschiedene Baumarten im Garten des Ineni, weshalb nbs nicht Sykaminos = Sykomore sein kann, denn diese Baumart wird von nh.t vertreten.
    - Ein kleiner Topf im Grab des Tutanchamun (Gefäß 614E oder 614G) mit der Aufschrift nbs enthielt pflanzliches Material, dass Keimer als die Früchte von Zizyphus spina Christi identifizierte (Lucas, in: ASAE 41, 1942, 144: Gefäß 614E; siehe aber Černý, Hieratic Inscriptions from the Tomb of Tut'ankhamūn, Oxford 1965, 5, Nr. 33: Gefäß C 614G ist nbs, aber "much broken, and contents lost").
    - Vielleicht ist die Orthographie bs ein älterer Vorläufer von nbs, dass erst ab der 2./3. Dyn. belegt ist (Kahl, Frühägyptisches Wörterbuch, I, 142-143; II, 231-233; Osing, Nominalbildung, 321: nbs ist eine mit m-Präfix gebildete denominale Erweiterung von bs, wobei m vor dem Labial b zu n dissimilierte). Jedenfalls wurden in mit bs beschrifteten Gefäßen im Grab des Hemaka die Früchte des Christusdornbaumes gefunden (Keimer, in: ASAE 42, 1943, 279-281).
    Seit der Studie von Keimer wurde die Identifikation von nbs als Christusdornbaum, die Keimer selbst noch als "sehr wahrscheinlich mit Recht" bzw. "wahrscheinlich" eingestuft hat, nicht mehr infrage gestellt (s. DrogWb 300-302; Charpentier, Recueil, I, 384-387, Nr. 609; Germer, Arzneimittelpflanzen, 82-85; Germer, Flora, 114-115; Baum, Arbres et arbustes, OLA 31, Leuven 1988, 169-176; Germer, Handbuch Heilpflanzen, 83-84, 365-366; Manniche, Ancient Egyptian Herbal, 157-158). Keimer hat auch darauf hingewiesen, dass botanische Bezeichnungen wie "Zizyphus jujuba Lam.", "Zizyphus lotus Lam." und "Zizyphus sativa Gaertn." nicht zutreffen können und nur "Zizyphus spina Christi Willd." infrage kommt (in diesem Sinne veraltet: Campbell/David, in: Cockitt/David, Pharmacy and Medicine, BARS 2141, Oxford 2010, 28: Zizyphus lotus, Zizyphus spina Christi).

    Autor:in des Kommentars: Peter Dils

  • - pr.t-šnj: Das Lemma ist seit 1865 bekannt, als Dümichen und Brugsch es im Kyphirezept identifizierten, ohne es schon lesen oder bestimmen zu können (Brugsch, in: ZÄS 3, 1865, 67 mit Tafel (Zl. 3); Dümichen, Geogr. Inschr. II = Brugsch, Recueil, IV, Text 56-57 und Tf. 83, Zl. 4 = Edfou II, 211.10-11). Dort erscheint es als Synonym von mrḥ.t nꜥr, dass damals noch mnnw nꜥr und später zꜣ nꜥr gelesen wurde. pr.t-šnj findet sich zunächst nur verdeckt in Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. s.v. mennu-nār (Bd. II, 1868, 656: Lesung pir-(šen?)-u). Ebers, in: ZÄS 12, 1874, 109 übersetzt pr.t-šnj in dem Kyphirezept von pEbers (Kol. 98.14a = Eb 852) als "wahrscheinlich Wacholder (ἀρκευθίδες)", weil er in pr.t das Wort für "Frucht" im Sinne von"Beere" erkennt und dieses mit den Zutaten des Kyphirezeptes, wie es griechisch bei Plutarch, Galen und Dioscurides überliefert ist, abgleicht. Stern spricht im Glossar zum Papyrus Ebers (Ebers, Papyros Ebers, II, Leipzig 1875, 45) entsprechend von "baccae iuniperi", d.h. Wacholderbeeren. Er verweist auch auf das sog. Kyphi-Rezept und auf das Vorkommen von ḫt n.j šn im Garten des Grabes von Ineni (TT81: Baum, Arbres et arbustes, 128-129; dieser Beleg hilft nicht weiter). Brugsch findet im Januar 1875 einen weiteren Beleg für pr.t-šnj im Tempel von Hibis, der dem zu widersprechen scheint. Er zitiert (in: ZÄS 13, 1875, 123) eine Bauinschrift aus dem Tempel von Hibis (Brugsch, Reise nach der Grossen Oase Khargeh, Tf. XI; de Garis Davies, Hibis III, Tf. 45) in der Oase Charga, dessen Türen aus ꜥš-Holz aus den westlichen Gebirgen/Fremdländern (ḫꜣs.wt jmn.tt) sind und dessen Name pr.t-šnj lautet. Obwohl ꜥš-Holz für Brugsch im Prinzip "Zeder" o.ä. ist, dieses aber im westlichen Gebirge bzw. in der Westwüste nicht wächst, eine besondere Art von Acacia nilotica dagegen schon, erkennt er in pr.t-šnj eben diese besondere Art von Acacia. Daher Brugsch, Hierogl.-dem. Wb. 6 (1880), 475 s.v. pir-šen(?): "Bezeichnung einer Acacienspecies, die sonst auch men nār genannt wird". Neben dem westlich von Ägypten beheimateten pr.t-šnj gibt es im pEbers auch ein pr.t-šnj von Byblos (Eb 361 = pEbers 58.16). Loret, in seiner Untersuchung zum Kyphirezept (in: Journal asiatique, 8e série, Bd. 10, 1887, 123-126), folgt Brugsch bezüglich ꜥs als eine Acacia-Art und meint, dass mit der betreffenden ägyptischen Akazie nicht die in Europa bekannte Robinie oder Pseudo-Akazie (Robinia pseudo-acacia L.), sondern eine Mimosa gemeint ist, genauer Acacia Farnesiana Willd. (Süße Akazie). Für ꜥs setzt Loret die Identifikation Acacia Seyal an (Loret, Flore, 2. Aufl., 85, Nr. 143). Loret wird anschließend von Schweinfurth darauf hingewiesen, dass Acacia Farnesiana Willd. ursprünglich nicht in Ägypten beheimatet war, so dass er eine andere Art von Acacia vorschlägt, Acacia spirocarpa Hochst. (Loret, Flore, 2. Aufl., 85-86, Nr. 144). Allerdings beruht dieser hypothetische Vorschlag auf einer falschen lautlichen Angleichung der arabischen Bezeichnung Sammor für Acacia spirocarpa Hochst. (heute: Acacia tortilis Hayne) mit Sannâr, der ehemals so gelesenen synonymen Pflanzenbezeichnung mrḥ.t nꜥr. Keimer, Gartenpflanzen, II, 23 weist diese Gleichstellung von Loret zurück und beschließt aus der Hibis-Inschrift, dass pr.t-šnj "die Frucht einer Conifere" sein wird, weil er den ꜥš-Baum als eine Konifere einstuft. Die weiteren Identifikationsversuche von pr.t-šnj hängen tatsächlich mit der Identifikation von ꜥš zusammen, der nicht nur in Syrien-Palestina, sondern laut der Hibisinschrift auch westlich von Ägypten vorhanden gewesen sein muss. Es kann keine Zeder gewesen sein, weil er nicht gerade wächst, was in Widerspruch mit Abbildungen ist (siehe Loret, in: ASAE 16, 1916, 44-45; Jacquemin, in: Kêmi 4, 1931, 113-118; Glanville, in: ZÄS 68, 1932, 8-10, Nr. 3). Für Lüring ist ꜥš eine Zypresse, pr.t-šnj sind deshalb die Früchte der Zypresse (Cupressus fastigiata, de Candolle = Cupressus sempervirens) (Lüring, Die über die medicinischen Kenntnisse der alten Ägypter berichtenden Papyri, Leipzig 1888, 148-151, Nr. 7 für ꜥš; 159, Nr. 29 für pr.t-šnj). Ducros weist die Interpretation als Acacia Seyal ab und entscheidet sich für Taxus baccata, die Gemeine Eibe (in: ASAE 14, 1914, 1-12), er äußert sich jedoch nicht zu pr.t-šnj. Loret nimmt als Antwort auf Ducros die Identifikationsfrage von ꜥš wieder auf und beschließt, dass der ꜥš-Baum sowohl für Kiefer (Pinus) wie auch für Tannen (Abies) stehen kann, die genauere Bezeichnung ꜥš mꜣꜥ für die Kilikische Tanne (in: ASAE 16, 1916, 33-51). Dass der ꜥš-Baum eine Konifere ist, wird durch die Analyse des Inhalts eines mit ꜥš beschrifteten Gefäßes aus dem Grab des Tutanchamun als Koniferenharz bestätigt (Lucas, in: ASAE 41, 1942, 145). Auf die Arbeit von Loret aufbauend, erkennt Chassinat in pr.t-šnj die Konifere Pinus Pinea bzw. dessen Nüsse (franz. pin pignon; deutsch Pinie; "pignon" = Pinienkern = Piniennuss innerhalb des Pinienzapfens) (Chassinat, in: REA 3, 1929-1931, 159-164, Nr. 23; zusammengefasst bei Chassinat, Khoiak II, 430-431). Ebbell übersetzt pr.t-šnj mit "pignon; Pinus Pinea" (Ebers, The Papyrus Ebers, Copenhagen 1937, 132), ohne auf Chassinat zu verweisen. Diese Interpretation findet sich ebenfalls bei Lefebvre, Médecine égyptienne, 39 ("S'agit-il, comme le propose Ebbell, des graines (comestibles) du Pinus Pinea L.? C'est possible."); Charpentier, Recueil, I, 296-297, Nr. 268 ("graines de pin pignon") und bei Germer, Flora, 9 ("Ebbell vermutete in dem Namen pr.t-šnj die Pinien-Nuß, eine Deutung, die sich zwar nicht beweisen läßt, aber vielleicht das Richtige trifft"). DrogWb, 200-202 verzichtet auf eine Deutung. Die Darstellung der Ernte von pr.t-šnj-Früchten wurde 1977 mit der Publikation der Mastaba des Nianchchnum und Chnumhotep bekannt (Moussa & Altenmüller, Das Grab des Nianchchnum und Chnumhotep, AV 21, Mainz 1977, 102 mit Tf. 34 [Szene 15.1], 110-111 mit Tf. 38 [Szene 16.3]) und passt nicht zu Pinienkernen aus Pinienzapfen. Germer, Arzneimittelpflanzen, 268-271 (ebenso bei Moussa & Altenmüller, 102, Anm. 530) schließt aus der Darstellung, dass es ein größerer Strauch oder kleiner Baum sein kann, mit rotbraunen Früchten, die kleiner als Feigen (dꜣb) sind und in der Größe Weintrauben (jꜣrr.t) und Wacholderbeeren (wꜥn) ähneln und wahrscheinlich, wie diese, essbar gewesen sind. Aus der Verwendung von pr.t-šnj-Früchten in den medizinischen Texten leitet sie ab, dass die Früchte "eine leicht abführende und eventuell auch harnregulierende Wirkung" haben. Allerdings verzichtet Germer auf eine Deutung. Später übersetzt sie die Bezeichnung pr.t-šnj wörtlich mit "Haarfrucht" (d.h. šnj wäre das Wort für "Haar") und meint, dass dieser Name, die Abbildung bei Chnumhotep und Nianchchnum und die bei Piniensamen kaum vorhandene pharmazeutische Wirkung gegen die Deutung "Pinie" sprechen (Germer, Handbuch, 69-71). Die Interpretation von Hannig, HWB, 304 {10983}: "weiße Maulbeere (Morus alba)" ist nicht mit der Tatsache vereinbar, dass dieser Baum laut Germer "erst in Zusammenhang mit der Seidenraupenzucht, wahrscheinlich in frühislamischer Zeit, nach Ägypten eingeführt wurde" (Germer, Flora, 24) und auch der Schwarze Maulbeerbaum vermutlich erst in hellenistischer Zeit nach Ägypten kam (Germer, Flora, 23-24). Auch in der Bibel taucht der schwarze Maulbeerbaum erst spät auf (https://www.bibelwissenschaft.de/fileadmin/buh_bibelmodul/media/wibi/pdf/Maulbeerbaum__2017-10-10_13_16.pdf). Außerdem gibt es keinen Zusammenhang mit den ꜥš-Koniferen. Lüchtrath untersucht erneut das Kyphirezept (in: Kurth [Hg.], Edfu: Bericht über drei Surveys [Edfu Begleitheft 5], Wiesbaden 1999, 127-130). Sie liefert weitere Argumente, die gegen "Pinienkerne" sprechen, und vermerkt das Nebeneinander von pr.t wꜥn und pr.t šnj. Weil für wꜥn die Bedeutung "Wacholder" angenommen wird und in den griechischen Kyphirezepten zwei Arten von Wacholderbeeren vermerkt sind, kommt sie zu dem Schluß, dass pr.t šnj ebenfalls eine Art von Wacholderbeeren sein wird. Sie nimmt des Weiteren an, dass mrḥ.t nꜥr, die andere Bezeichnung für pr.t šnj im Kyphirezept, für "Mus des nꜥr-Baumes" steht, der dann ein Wacholder sein muss, eventuell Juniperus phoenicea L. (Phönizischer Wacholder), der auch in Ägypten und in Libyen wächst. Dies ist mit den von Germer herausgearbeiteten Merkmalen von pr.t šnj vereinbar und Pommerening (in: Deicher & Maroko [Hgg.], Die Liste, Berlin 2015, 152, Anm. 77 hält die Deutung von Lüchtrath für "sehr überzeugend". Eine etymologische Erklärung für šnj ("Haar" oder ein anderes Wort?) steht noch aus.

    Autor:in des Kommentars: Peter Dils

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(Vollzitation)
Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Satz ID IBgBcYEtA64uFkeUv8wyeScBOoI <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBgBcYEtA64uFkeUv8wyeScBOoI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBgBcYEtA64uFkeUv8wyeScBOoI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)