Satz ID IBgBiYTIgms1akgliPiQEmsWcqE
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šr~rw~ꜥ Ḫr: Eine unbekannte Pflanze syrischen Ursprungs. Eventuell mit šr.t Ḫꜣrw „syrischer Gerste“ zu verbinden, die im pHarris belegt ist, s. Grandet Pap. Harris I, Bd. II, 119 [499], 556 [509]. In zwei Listen (oCairo CG 25677 vs. 38, oCairo CG 25678 rto. 13) ist in einem ähnlichen Kontext wie im pHarris pr.t Ḫꜣrw „Syrische Saat“ bezeugt, s. Janssen, in: Fs Kitchen, 252–253. Die Listen geben eine Auswahl von Drogen, die aus Rezepten der Kyphi-Herstellung bekannt sind, in der gleichen Reihenfolgen wieder, die auch in den Rezepten vorliegt. An der Stelle, wo in den Listen šr.t bzw. pr.t Ḫꜣrw notiert ist, wird in den Rezepten šwt-nmtj genannt, s. hierzu Derchain, in: RdE 28 (1976), 63. Lüchtrath diskutiert šwt-nmtj als Bezeichnung für Kalmus, s. Lüchtrath, Kyphirezept, 115–117.
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ꜥnḫ: Entweder handelt es sich um einen (bisher nicht belegten) Pflanzennamen, mit dem Bestandteil ꜥnḫ „Ziege“, was in Anbetracht der vorhergehenden sowie nachfolgenden Ingredienzien, die auch alle pflanzlicher Natur sind, am plausibelsten wäre, oder um ein tierisches Produkt, wie beispielsweise snf (n) ꜥnḫ „Ziegenblut“, vgl. DrogWb 98.
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mt[___]: Der Wortbeginn ist so unspezifisch, dass keine Ergänzung vorgeschlagen werden kann. Inhaltlich und syntaktisch ist am ehesten ein weiterer Drogenname zu erwarten. Zur Schreibung passend wäre allerdings lediglich mtw.t „Ausfluss, Same“, s. DrogWb 292.
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⸮gj.w?: Herbin (in: BIFAO 111 (2011), 194, 202, liest hier den Bruch rʾ-64, wobei die Schreibung ungewöhnlich ist. Es folgen zwei Zeichen, die er unbestimmt lässt (Herbin, ebd., 202). Da er diese Entscheidung nicht kommentiert, sind seine Argumente nicht nachzuvollziehen. In dieser und der vorhergehenden Zeile weisen keine anderen Drogen eine Mengenangabe auf, so ist es plausibler, hier statt einer Mengenangabe einen weiteren Drogennamen zu vermuten. Mit Verweis auf eine ähnliche Schreibung in Eb 23 (7,17: Popko, in TLA (Okt. 2014)) könnte man W11-Z4-N33-Z2 gj.w (Wb 5, 157–158.11, DrogWb 534–537; Germer, Handbuch, 146–148) lesen. Die vermutlich als Zyperngras zu identifizierende Pflanze ist ebenfalls in Zeile x+20 genannt, dort allerdings in einer ausführlicheren Schreibung.
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nkpdy: Es handelt sich um nkpt (Wb 2, 346.3; Wilson, Ptol. Lexikon, 552), das eine essbare aromatische Pflanze oder Frucht bzw. ein daraus hergestelltes Produkt, möglicherweise ein Harz o.ä., bezeichnet. Der Begriff ist in Lieferlisten als nkpꜣtj (vgl. Hoch, Sem. Words, 1954 [260]; vgl. nikiptu A „a plant“, CAD, N, 2, 222), das aus Syrien importiert wird, im pHarris I belegt (16a, 4/53a, 8/64c, 8/71b, 5; s. Grandet, Pap. Harris I, Bd. II, 84 [310]) und wird in einem Rezept zur Herstellung von Kyphi genannt (Edfu II, 211.7–8). Im Demotischen findet sich der Beleg für einen Händler: s n ngpṱ (oStras 174, 1/9; CDD N, 137).
Der Begriff wird zumeist durch M2 als Pflanze klassifiziert, doch sind in einem Fall ebenfalls der Ast (M3) und in zwei weiteren Fällen das Mineralkügelchen (N33) als Klassifikatoren belegt. Im Kyphi-Rezept in Edfu II, 211–212 wird in einer Glosse nkpt mit ꜥgꜣy gleichgesetzt.
Loret übersetzt in seiner Bearbeitung des Rezepts ꜥgꜣy als Minze (Mentha piperita b.) sowie die nikiptu-Pflanze als Rosmarin (in: JA 10 (1887), 117–118; RecTrav 4, 1883, 21, Anm. 7; vgl. ebenfalls Flore, 53 [79]) mit Verweis auf Lauth (in: ZÄS 4 (1866), 66), der nkpt als nacophthon und letzteres als „species roris marini“, d.h. Rosmarin identifiziert. Die Gleichsetzung von nkpt „Rosmarin“ und ꜥgꜣy „Minze“ im Kyphi-Rezept hält Loret für unproblematisch, da es sich bei beiden Pflanzen um aromatisch duftende Lippenblütler handelt. Die Gleichsetzung mit ꜥgꜣy „Minze“ hält Chassinat (Khoiak II, 380, 433–434) für gewichtiger und identifiziert daher nkpt ebenfalls mit einer Art Minze, worauf sich Charpentiers Eintrag „probablement la menthe“ in Recueil I, 420–421 [659] bezieht. Dem folgen Grandet (Pap. Harris I, Bd. II, 84 [310]) sowie ebenfalls Herbin in Bezug auf den vorliegenden Text (in: BIFAO 111 (2011), 197), die beide in nkpt gleichfalls eine Art Minze vermuten.
Die Identifizierung von ꜥgꜣj im Kyphi-Rezept mit Minze ist allerdings mittlerweile als veraltet zu betrachten. Bereits Jéquier (in: BIFAO 19, 1922, 62) zweifelte die Identifikation mit Mentha piperita L. an, weil die verwendeten Klassifikatoren (Edfou II, 203.8: Mineralkügelchen N33; Edfou II, 211.7: Baum M1) gegen eine krautige Pflanze wie die Minze sprechen. Auch Keimer (Gartenpflanzen, 138–139) sieht keinen „auch nur einigermaßen hinreichenden Grund zur Übersetzung mit Mentha“. Sinnvoll erscheint eine Verbindung von ꜥgꜣj mit medizinisch belegtem ꜥꜣgy.t/ꜥgꜣy.t (DrogWb, 80–81), das ein Produkt bezeichnet, das von verschiedenen Bäumen (jmꜣ, jqrw und snḏ.t „Akazie“) stammen kann. Germer vermutet hierin ein „Pulver aus gerbstoffhaltigen Früchten oder Rindenteilen“ (Arzneimittelpflanzen, 39). Der Zusammenhang mit der Akazie und einer Klassifikation als Flüssigkeit oder mit dem Mineralkügelchen N33, die bei einem Teil der Belege zu beobachten sind, lassen vermuten, dass es sich um eine Art Harz handeln könnte (DrogWb, 80–81). Auf dieser Grundlage schlägt Lüchtrath (in: Edfu: Bericht über drei Surveys, 123) vor, hierin die Bezeichnung einer einheimischen Varietät von Gummi arabicum zu sehen (von der Acacia nilotica (L.) Willd. ex Del.), die neben der gut bezeugten Bezeichnung qmy.t (Wb 5, 39.3–15, DrogWb 516–519) gebraucht worden sein könnte (Lüchtrath, in: Edfu: Bericht über drei Surveys, 123–124), das die afrikanische „echte“ Varietät (von der Acacia senegal Willd.) bezeichnet. Sowohl ꜥgꜣj als auch qmy.t sind mit dem Zusatz n(j).t šnḏ.t „von der Nilakazie“ belegt (Germer, Handbuch 137–139), was auf einen Unterschied in der Art des Produkts deutet. Insofern könnte es sich auch bei nkpt um eine Art Harz handeln.
Helck geht aufgrund der Mengenangabe in Körben sowie dem Kontext, in dem nkpt im pHarris I vorkommt, von einer Bezeichnung für eine ausländische Frucht aus (Materialien V, 759).
Betrò (in: EVO 14–15 (1991–1992), 51–53) kommt zu dem Schluss, dass es sich bei nkpt um den Samenmantel (Macis/Muskatblüte) der sog. Usambara-Muskatnuss (Cephalosphaera usambarensis Warb.) handeln könnte, die im Gebiet des Usambara-Gebirges am Küstengrenzgebiet von Kenia und Tansania heimisch ist (Germer, Flora, 15–16). Zu beachten ist allerdings, dass es bisher keine gesicherten Belege für die Verwendung von Muskatnuss im Alten Ägypten gibt, da es sich bei den Funden, die von Naville (Deir el-Bahari III, 18) und Bonastre (in: Memoirs de l’Academie de medecins 3 (Paris 1833) 62: „des fragments de fruits qui, par leur aspect et leur analyse, ont présenté la plus grande analogie avec ceux de la noix muscade“; Passalacqua, Catalogue raisonné, 22 [457]: „fruits qui ressemblent à la noix de muscade“) mit der Muskatnuss in Verbindung gebracht wurden, sehr wahrscheinlich um die Samen einer Palme (Medemia argun Württemb. ex Mart.; zum Vorkommen im pharaonischen Ägypten, s. Newton, in: ERUV II, 141–154) handeln dürfte, die der Muskatnuss sehr ähnlich sind (Germer, Flora, 15; Warburg, Muskatnuss, 2), was gut mit der Beschreibung von Passalacqua (s.o.) zusammen kommt.
Lüchtrath (in: Edfu: Bericht über drei Surveys, 122–124) geht davon aus, dass es sich bei ꜥgꜣj und nkp.t um unterschiedliche Pflanzenprodukte handelt, die allerdings beide als Bindemittel verwendet wurden und somit im Kyphi-Rezept austauschbar sind. Sie identifiziert nkpt als Tragant (Astragalus gummifer Labill.; Lüchtrath, in: Edfu: Bericht über drei Surveys, 122–123), womit sie eine Idee von Piehl (Dictionnaire du Pap. Harris 1, 50), und Kamal (Vocabulaire hieroglyphique, 153) wieder aufnimmt, die aber letztlich auf Brugsch (Brugsch, Wb. VI, 702) zurückgeht, der aufgrund der syllabischen Schreibung nk~pꜣ~tj im pHarris an hebräisches nkʾt (Gesenius/Buhl, Hebr. und aram. HWb, 503: arab. nakāʾt bzw. nakaꜥat) denkt, bei dem es sich um „Traganthgummi“ eines Astragalus-Baumes handelt.
Diese Identifizierungsversuche betrachten allerdings in erster Linie die hieroglyphisch bezeugten Belege und lassen außer Acht, dass nikiptu in Keilschriftlichen Quellen ebenfalls häufig im medizinischen Kontext aber auch in Verbindung mit anderen Aromata in der Herstellung von Räucherwerk oder Duftöl bezeugt ist (CAD, N, 2, 222; Geller, Ancient Babylonian Medicine, 81; Brunke/Sallaberger, in: Fs Owen, 50 [12]). Die Pflanze ist bislang nicht eindeutig identifiziert (Geller, Ancient Baylonian Medicine, 157), doch wird eine Zugehörigkeit zur Familie der Euphorbia (Wolfsmilchgewächse) diskutiert (Black/George/Postgate, A Concise Dictionary of Akkadian, 253; Parpola, Letters from Assyrian Scholars II, 250–251), die im Übrigen für die ägyptischen Belege niemals in Erwägung gezogen wurde. Letztendlich dürfte nur eine Identifizierung, die sich auf die Quellen aus beiden Kulturräumen stützt, eine Chance haben, zum Ziel zu kommen.
Persistente ID:
IBgBiYTIgms1akgliPiQEmsWcqE
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBgBiYTIgms1akgliPiQEmsWcqE
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Anke Blöbaum, unter Mitarbeit von Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Satz ID IBgBiYTIgms1akgliPiQEmsWcqE <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBgBiYTIgms1akgliPiQEmsWcqE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBgBiYTIgms1akgliPiQEmsWcqE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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