Satz ID ICQAR2Rt4hTqEELOspv9J167w8M


Recto

Recto Rto. 1 ⸢ḏd⸣ ⸮___? Rest der Zeile verloren



    Recto

    Recto
     
     

     
     




    Rto. 1
     
     

     
     

    verb_2-lit
     

    SC.act.ngem.nom.subj
    V\tam.act

    gods_name
    de
    [Göttername]

    (unspecified)
    DIVN




    Rest der Zeile verloren
     
     

     
     
de
(Recto) (Rto. 1) ⸢Es hat⸣ GN (?) ⸢gesprochen⸣, [...];
Autor:innen: Anke Blöbaum; unter Mitarbeit von: Svenja Damm ; (Textdatensatz erstellt: 16.02.2024, letzte Änderung: 28.09.2024)

Kommentare
  • ⸮___?: Von der – mit großer Wahrscheinlichkeit – ersten Zeile des Textes ist nur ein kleiner Rest erhalten. Die Zeile beginnt, ebenso wie die darauffolgende mit dem die Göttervorstellung einführenden ḏd. Am rechten Rand ist noch ein kleiner Rest der Gruppe zu sehen. Bei der folgenden Gruppe, die am rechten Rand und oben nicht vollständig erhalten ist, muss es sich um einen Götternamen halten, was der folgende, gut lesbare Götterklassifikator bestätigt. Edwards (HPBM 4, Bd.1, 99 [1]; Bd. 2, pl. 39A) liest „Min“ (R118) an dieser Stelle, doch kann ich die erkennbaren Reste in keiner Weise mit einer Schreibung der Min-Standarte zusammenbringen. Leider kann ich aber keine Alternative anbieten. Die folgenden Götter finden die beste Überschneidung mit der Gruppe, die im Text P1 genannt wird. Doch besteht dort die Gruppe lediglich aus fünf Göttern, die wir hier bis auf Chons, das Kind ebenfalls genannt haben. Eine Lesung Ḫns.w pꜣ ḫrd ist für die Gruppe in der vorliegenden Zeile allerdings ebenfalls ausgeschlossen. Möglicherweise ist dieser Gott in der letzten Zeile auf dem Verso genannt, doch die Stelle ist nicht vollständig erhalten und die Lesung nicht sicher.
    Da die folgende Zeile ebenfalls mit ḏd beginnt, ist in Zeile 1 mindestens ein Epitheton des genannten Gottes zu erwarten. Doch ist vom Rest der Zeile nicht mehr als ein winziger Rest des ersten Zeichens erhalten. Eine Rekonstruktion ist daher nicht möglich.

    Autor:in des Kommentars: Anke Blöbaum

  • ḏd: An dieser Stelle ist das Verb ḏd „sagen, sprechen“ (Wb 5, 618.9–625.2) in der Einleitungsformel mit dem Götterklassifikator G7 geschrieben. Dieses Phänomen ist in den Oracular Amuletic Decrees häufig zu beobachten. Nur drei Texte derjenigen, in denen dieser Teil des Textes erhalten ist, zeigen eine Schreibung ohne den Klassifikator, gegenüber 13 Texten, in denen das Verb generell im gesamten Text mit G7 klassifiziert ist. Ähnliches ist in spätmittelägyptischen Texten zu beobachten, in denen der Klassifikator für die Götter auch bei Bezeichnungen geschrieben wird, die nicht den Gott selbst, sondern „einen ihm eng verbundenen Teil bzw. einen Gegenstand aus seiner Sphäre bezeichnet“, s. JWSpG, 22 [e]. Einen ähnlichen Hintergrund muss man an dieser Stelle ebenfalls annehmen, da aufgrund der Syntax die Auffassung als 1. Person Singular des Suffixpronomens auszuschließen ist. Allerdings handelt es sich bei den von Jansen-Winkeln angeführten Beispielen in der Regel um Substantive, eine Parallele in Bezug auf ein Verb findet sich nicht.
    Die drei Texte, die das Verb ḏd nicht mit G7 klassifizieren, zeigen jedoch keine einheitliche Schreibung: Im Papyrus Berlin 3059 ist von zwei erhaltenen Textstellen bei einer das Verb ḏd nicht erhalten (Rto. 1), die andere zeigt die nicht klassifizierte Standardschreibung (Rto. 4). Im Papyrus Turin Cat. 1984 (T2) ist von insgesamt 13 Belegstellen, eine nicht mehr erhalten (Rto. 1), eine zeigt die Schreibung mit Klassifikator (Rto. 1, am Ende der Zeile) und die 11 weiteren Belege zeigen die nicht klassifizierte Standardschreibung (Rto. 2, 96; Vso. 1, 2, 59, 60, 11, 117). Der Papyrus der Michaelidis Sammlung (C 2) zeigt eine weitere Variante: hier wird an allen Stellen, die erhalten sind (Rto. 3–8), ḏd mit einem zusätzlichen Strich (Z5) geschrieben, der als Ersatz für G7 verwendet worden sein könnte.

    Autor:in des Kommentars: Anke Blöbaum

  • Anmerkung:
    Der Text beginnt auf der Seite des Papyrusstreifens, auf dem die vertikalen Fasern oben liegen. Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere Papyrus London BM EA 10320 (L4) an (ebd.). Dieser Papyrus beginnt mit einem Stück auf dem neun Zeilen des Textes erhalten sind, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen. Dieses Stück ist an den Streifen mit vertikalen Fasern angeklebt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27). Genau diesen Papyrus möchte ich allerdings als wichtigen Hinweis dafür benennen, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Faserverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. „protocollon“ zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um ein „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx).

    Autor:in des Kommentars: Anke Blöbaum

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Anke Blöbaum, unter Mitarbeit von Svenja Damm, Satz ID ICQAR2Rt4hTqEELOspv9J167w8M <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/ICQAR2Rt4hTqEELOspv9J167w8M>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/ICQAR2Rt4hTqEELOspv9J167w8M, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)