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Zu jr + sḏm.n=f als Ausdruck einer irrealen Bedingung vgl. Schenkel, Einführung 1997, 295-296.
Die Wörter wḏi̯=k ꜥ r rḫ.yt sind im Zwischenraum zwischen Kolumne 12 und 13 nachgetragen; die kleinere Zeichengröße sowie die Gedrängtheit machen deutlich, dass es sich technisch tatsächlich um einen Nachtrag handelt, der erst erfolgte, als Kolumne 13 schon dastand. Roccati, Papiro Ieratico N. 54003, 24-25 fügt diesen Nachtrag nach hh.yt ein (jw ms jr ḏd n=k ꜥḫm jr.t Ḥr.w hh.yt wdi̯=k ꜥ r rḫ.yt gr rmṯ(.t) (?)) und übersetzt: „Invero se ti è detto di estinguere l’occhio di Horo infocato o di compiere un’azione contro la gente, state silenziosi (?)“. Ebenso Borghouts, pLeiden I 348, 98, Anm. 170: „but / you have said that 〈you〉 would extinguish the glowing eye of Horus / and that you would agitate against (wdı͗.k ꜥ r) mankind!“ Borghouts, Mag. Texts, 91 fügt den Nachtrag dagegen direkt nach ḏd.n=k ein (d.h. de facto jw ms jr ḏd.n=k wdi̯=k ꜥ r rḫ.yt ꜥḫm jr.t Ḥr.w hh.yt gr rmṯ(.t) (?)) und übersetzt: „However, if you mean to direct an attack against mankind, the flaming eye of Horus will extinguish and people (rm[ṯ(?)]) will become silent!“ Letzterer Anordnung folgt Vernus, Future at Issue, 32: „If you have said that you will direct (your) arm against mankind, the flaming eye of Horus shall go out and men shall fall silent.“ (ihm wiederum folgt Uljas, Modal System, 60, Ex. 31). Beide Übersetzungen sind inhaltlich schwierig. In der Version von Borghouts wird der Schlange mehr oder minder der Erfolg ihrer Absicht in Aussicht gestellt. Was also sollte sie an ihrem Angriff hindern? In der Übersetzung Roccatis tritt eine dritte Partei hinzu, die der Schlange ihre bösen Taten eingibt. Diese Konstellation ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Hinzu kommt, dass die Bedeutung „denken, (Böses) ersinnen“ für ḏd in den Ächtungstexten gut bezeugt ist. Die Interpretation des Satzes steht und fällt mit zwei schwierigen Wörtern:
1. hh.yt: Roccati fühlt sich an den Satz sḫni̯=f ꜥḫm jr.t Ḥr.w von CT V, 233k erinnert: „Er sucht das Auge des Horus auszulöschen.“ Daher fasst er jr.t Ḥr.w als direktes Objekt von ꜥḫm auf. Das direkt folgende hh.yt, das von seinem Konsonantenbestand her höchstwahrscheinlich mit hh: „Gluthauch u.ä.“ zusammenhängt, erinnert ihn wiederum an die Verbindung jr.t Ḥr.w ḫ.t.yt: „igneo occhio die Horo“ von CT IV, 98a, und daher fasst er hh.yt ebenfalls als Adjektiv auf. Diese adjektivische Bedeutung ist übernommen von Andreu/Cauville, in: RdÉ 30, 1978, 15 und Meeks, AL, 78.2515: „igné“; und auch Borghouts schließt sich dieser adjektivischen Deutung an. Ein Adjektiv hh: „feurig“, mit Feuerpfanne klassifiziert, kommt möglicherweise in CT II, 18a vor, vgl. FECT I, 80 = Barguet, Textes des sarcophages, 468. Auf diesen Beleg bezieht sich auch die Referenz von Hannig, HWb (Marburger Edition), 530, Nr. {19186} für das Adjektivverb „feurig sein“, vgl. den zugehörigen Referenzband Hannig, Wörterbuch II, Bd. 1, 1580. Im HWb hat Hannig das Adjektivverb aber mit dem schlagenden Mann klassifiziert, was nicht zu der Referenz aus den Sargtexten passt, wo hh eben mit Feuerpfanne geschrieben ist. Der schlagende Mann passt dagegen nur zu pTurin CGT 54003, den Hannig im Referenzband aber, mit Verweis auf Roccati, dem Lemma hhy.t: „Ohrensausen“ (d.i. das hhj.t: „Betäubung“ und hwhj: „Unempfindlichkeit“ von MedWb 2, 573) zuordnet. Da aber in pTurin CGT 54003 dieser Krankheitsterminus kaum passt und zudem von Roccati auch gar nicht genannt wird, ist wohl anzunehmen, dass Hannig diesen Beleg nur versehentlich dem Substantiv zugeordnet hat und ihn eigentlich dem Adjektivverb hhy: „feurig sein“ zuordnen wollte.
Könnte in pTurin CGT 54003 aber nicht auch ein Substantiv vorliegen? Das Determinativ A24, das hier nach hh.yt steht, ist zu unspezifisch, als dass sich daraus mit Sicherheit die Bedeutung „flammend, feurig“ ergeben muss. Im Gegenteil: Keines der zahlreichen Wörter für „Feuer“ wird mit A24 determiniert (vgl. Cannuyer, in: ZÄS 117, 1990, bes. 104). So muss letztendlich die Bedeutung von hh.yt offenbleiben und es bleibt für die Verbindung von hh.yt mit hh einzig die Bedeutung des vorangehenden Verbes ꜥḫm, „löschen“, die freilich eine Interpretation aus dem Bedeutungsfeld „Feuer, Hitze“ nahelegt. Durch die grammatikalische Struktur des gesamten Satzes liegt m.E. eine Auffassung als direktes Objekt zu ꜥḫm näher als die Ansetzung eines Adjektivs. Könnte das hier stehende hh.yt ein substantiviertes Partizip von hhi̯ sein, etwa: „das Feurigseiende“?
2. Sehr problematisch ist auch der letzte Teil des Satzes. Roccati und Borghouts lesen rmṯ (von Roccati aber unübersetzt), wobei mir der Platz unter dem ṯ als zu klein für ein Determinativ A1*B1:Z2 vorkommt. Eine Auffassung als Imperativ + verstärkendes r=ṯ erscheint dagegen möglich, ist jedoch wegen des ursprünglich vorhandenen und heute tlw. zerstörten Determinativs unter ṯ ebenfalls strittig. Letztendlich muss die Übersetzung des Satzes daher als provisorisch gelten.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Katharina Stegbauer, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Peter Dils, Billy Böhm, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID DFVCP6HIKZGGRI2ZZTJXMVOO7M <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/DFVCP6HIKZGGRI2ZZTJXMVOO7M>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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