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- Ergänzung der Lücke nach einem Vorschlag von Grundriss IV/1, 172: "[Man mißt die Gefäße] seines Herzens (ḥꜣ.tj)" (gefolgt von Westendorf, Brawanski, beide mit "er mißt", d.h. der Arzt mißt, statt "man mißt").
- šsꜣ.w ist ein Kernwort für das Wissen in der medizinischen Literatur. Es kommt von der Wurzel šsꜣ: "kundig sein, erfahren sein" und ist ein auf Erfahrung basierendes Wissen, das weitertradiert wird und "kundig macht". Für Breasted, Surgical Papyrus, 79-80 sind es ursprünglich vielleicht "(objektive) Hinweise, Anzeichen, Symptome" ("indications"), die man beobachten kann, später die darauf basierenden "Anweisungen, Richtlinien, Vorschriften" ("instructions"). Für Westendorf (Handbuch Medizin, 82-83; Papyrus Edwin Smith, 19) impliziert das Wort sowohl das gesammelte und gespeicherte Wissen in Form einer "Kunde" wie Heilkunde (〈 "kundig sein") als auch die Absicht dieses Wissen als Information ("Bekundung" 〈 "kundig machen, künden") weiterzugeben. Zur Textsorte šsꜣw siehe Tanja Pommerening, Die šsꜣw-Lehrtexte der heilkundigen Literatur des Alten Ägypten. Traditionen und Textgeschichte, in: D. Bawanypeck und A. Imhausen (Hgg.), Traditions of Written Knowledge in Ancient Egypt and Mesopotamia. Proceedings of Two Workshops Held at Goethe-University, Frankfurt/Main in December 2011 and May 2012 (AOAT 403), Münster 2014, 7-46. Moderne Übersetzungen lauten "instructions" (Breasted), "Heilkunde" (Grundriß IV/1), "Information" (Westendorf, Papyrus Edwin Smith), "medical prescription" (Faulkner, CDME, 271), "descriptif (médical)" (Bardinet), "Heilkunde, Krankheitslehre, Diagnostik; Bekundung" (Hannig, HWB, 902), "Anweisung" (Brawanski), "practices" but meaning more precisely "knowledge gained from practical experience" (Allen, Art of Medicine, 70), "necessary knowledge and skills" (Sanchez/Meltzer, 33-34), "Lehrtext" (Pommerening). Radestock, Prinzipien der altägyptischen Medizin, 129 schlägt "Lehrtexte mit kasuistischen Merkmalen" vor, möchte dass aber "dezidiert nicht als konkretes Übersetzungsangebot oder gar exakt zielsprachliches Pendant" verstanden wissen, sondern "das Augenmerk vielmehr auf besondere Inhaltsbestandteile der Textsorte richten".
- šsꜣ.w ḫpr jm: Zwei unterschiedliche Interpretationen liegen vor, je nachdem ob ḫpr als Objektsgenitiv oder als attributives Partizip einzustufen ist. Dieses hängt wiederum mit der Übersetzung von šsꜣ.w zusammen. Im ersten Fall ist "Erfahrungswissen über das / dessen, was geschieht / geschehen ist" zu verstehen (Bardinet, Papyrus médicaux, 87-88, 494: "(re)connaître le descriptif (médical) (chesaou) concernant ce qui se déroule en lui (= l'homme)."). Im zweiten Fall (so die meisten Übersetzungen) ist es "ein Hinweis, ein Symptom, eine Information, die sich dort manifestiert". Die unterschiedlichen Graphien von ḫpr und ḫpr.yt (im nächsten Satz) sprechen für eine attributive Verwendung von ḫpr in diesem Satz.
- jm: Wegen der Lücke ist unklar, ob jm als Lokaladverb "dort, darin" zu verstehen und auf ḥꜣ.tj-Herz oder mt-Gefäß zu beziehen ist, oder ob es sich als "daraus, dadurch" auf das Messen bezieht (Allen, Art of Medicine, 73: "to learn the knowledge that comes from it").
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBUBd1E7MO3QLUQYsMNmCVcuqgk <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd1E7MO3QLUQYsMNmCVcuqgk>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd1E7MO3QLUQYsMNmCVcuqgk, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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