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tjꜥm: Eine unbekannte Pflanze; in der Regel mit dem allgemeinen Pflanzenklassifikator geschrieben, zwei Mal auch mit dem Rohstoffklassifikator N33. Bislang ist sie nur aus den medizinischen Texten bekannt und wird dort meist in Einnehmemitteln verwendet, ein paar Mal auch in Salbmitteln und Verbänden, einmal in einem Zäpfchen.
Stern, in: Ebers, Papyros Ebers, Bd. 2, 50a verweist mit Fragezeichen auf einen von Chabas, in: Chabas et al., Mélanges égyptologiques III.2, 100 genannten tjmw-Baum, der in pAnastasi IV, 8,2 vorkommt. Diesen hat Gardiner jedoch in GLEM, 42a, Anm. 16a zum jꜣm-Baum emendiert, so dass er als zusätzlicher (und außermedizinischer) Beleg für die tjꜥm-Pflanze wegfällt. Auch der wiederum von Chabas genannte, weitere Beleg (Le Page Renouf, in: ZÄS 5, 1867, 33), demzufolge dieser Baum ein Öllieferant war, ist zu streichen. Denn der bei Le Page Renouf genannte Baum ist dgm und nicht „Tam“ (d.h. tm) zu lesen. Sterns Vorschlag, in Chabas’ tjmw einen Nussbaum zu sehen, beruht einzig auf diesem vermeintlichen, nunmehr obsoleten zweiten Beleg.
Für den tjꜥm-Baum der medizinischen Texte gibt es keinen Identifizierungsvorschlag. Brugsch, Wb VII, 1346 vergleicht mit hebräisch טְעֵם (d.h. „Wohlgeschmack“, Gesenius, Handwörterbuch, 249? Dachte Brugsch eine eine gut schmeckende Pflanze?). Bislang wurde kein Identifikationsvorschlag unterbreitet.
Ein möglicher Ansatz ergibt sich vielleicht aus dem Brooklyner Schlangenpapyrus: Sauneron, Ophiologie, 152-153, Anm. 8 deutet den Namen der im § 22 dieses Papyrus genannten tjꜥm-Schlange als Verkürzung aus tj-n.t-ꜥꜣm und schlägt als Bedeutung vor: „Die von Asien“. Als Parallele für diese Wortbildung führt er die tj-n.t-ꜥꜣmw: „Asiatenkrankheit“ der medizinischen Texte auf. Als zusätzliches Argument dafür dient ihm, dass die tjꜥm-Schlange vor dem Schlangenklassifikator noch den Ersatzstrich für den Gefangenen zeigt. [Andererseits fehlt in diesem ꜥm das sonst für das Wort ꜥꜣm: „Asiat“ übliche Wurfholz.] Außerdem ist in § 18 des Brooklyner Schlangenpapyrus eine kꜣ-n-ꜥm-Schlange genannt, also ein weiterer Schlangenname, der mit ꜥm gebildet ist. Das erhärtet zumindest den Verdacht, dass dieses ꜥm ein eigenständiges Lexem ist.
Sollte man nun den Schlangennamen tjꜥm mit dem homographen Pflanzennamen in einen Zusammenhang bringen können? Falls ja, gäbe es zwei Möglichkeiten der Erklärung:
(1) Es handelt sich in beiden Fällen um eine parallele Wortbildung, also ein rein spachliches Phänomen: Man hätte einmal eine Schlange „Die von Asien“, und einmal eine Pflanze „Die von Asien“. Dafür könnte sprechen, dass die Pflanze auch in der Schreibung tjꜥꜣm belegt ist, was, als tj(-n.t)-ꜥꜣm aufgelöst, dem Konsonantenbestand von ꜥꜣm: „Asiat“ sogar noch näher kommt. Andererseits ist auch die Pflanze nie mit dem Wurfholz, und auch nicht mit dem Ersatzstrich oder anderen signifikanten Klassifikatoren geschrieben, die eine solche Überlegung stützen könnten.
(2) Die zweite Möglichkeit wäre, dass das eine nach dem anderen benannt ist: die Pflanze nach der Schlange oder die Schlange nach der Pflanze (etwa, weil sie sich einen Lebensraum teilen oder aufgrund eines anderen Tertium comparationis). Hierfür ließe sich als denkbare Parallele die qꜣd.t-Pflanze anführen, für die Westendorf, in: Fs Winter, 265-267 einen Zusammenhang mit der fast homographen qꜣdj-Schlange vermutet (Westendorf denkt in diesem Falle konkret an eine äußere Ähnlichkeit).
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Florence Langermann, Peter Dils, Daniel A. Werning, Token ID IBUBd46csfWSTUSmuzQ8tOejmgU <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd46csfWSTUSmuzQ8tOejmgU>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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