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wie die schwache Stelle des whnn-Scheitelbereichs eines Kindes, (indem/wenn) er/es (d.h. der Scheitelbereich oder das Kind) nicht ausgeheilt/intakt (d.h. verwachsen) ist;
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- nhdhd: Kommt nur in Papyrus Edwin Smith vor, genauso wie das anschließende npꜣpꜣ. Das erste Verb hat den Mann mit der Hand am Mund als Determinativ, das zweite Verb ist ohne Determinativ. Breasted, Surgical Papyrus, 168-169 leitet die Bedeutung aus der Wortbildung, der daraus zu erschließenden Wurzel und aus dem Zusammenhang ab. Nachdem er npꜣpꜣ als "flattern" aufgefaßt hat (von der Wurzel pꜣi̯: "fliegen"), eine Bedeutung, die auf die von den Fingern verspürten Gehirnbewegungen übertragen wird, analysiert er nhdhd als abgeleit von der Wurzel hd "to thrust" (u.a. von Stieren) (vgl. Wb. II, 504-505: "entgegentreten; angreifen, bekämpfen; abweisen; (Steine) brechen; (Ackergrenzen) verletzen; (Kühe) treiben" [verteilt über zwei Lemmata]). Aus der reduplizierten Bildung mit seiner intensivierenden und wiederholenden Semantik erschließt Breasted die Bedeutung "to thrust repeatedly", daher "to throb", d.h. "pochen, klopfen, schlagen, pulsieren". Das Verb hd wird mit dem schlagenden Arm determiniert und Breasted erläutert nicht, warum bei nhdhd der Mann mit Hand am Mund als Determinativ vorliegt. Breasted, Surgical Papyrus, 168, Anm. 1 meint, daß es keinen Zusammenhang zwischen nhdhd einerseits und nhd/ꜣht: "weakness, feebleness, faintness" andererseits zu geben scheint, obwohl gerade dieses nhd mit dem Mann mit Hand am Mund determiniert ist. Dagegen führt Westendorf, Grammatik, 317, § 461 nhdhd aber auf eben dieses nhd (Verb und Subst.): "schwach sein; zittern; Schwäche" bzw. auf die Wurzel hd: "Schwäche" zurück. Für nhdhd wird in Wb. II, 288.8 die Bedeutung "zittern o.ä. (vom pulsierenden Gehirn)" vorgeschlagen, ebenso in MedWb I, 471. Dies beruht einerseits auf dem Textzusammenhang (ein Flattern an der Fontanelle), andererseits auf der zumindest im MedWb angegebenen Vermutung eines etymologischen Zusammenhangs mit nhd ("zittern" als Äußerung von "Schwäche"?). Faulkner, CD, 136 übernimmt die Bedeutung "to throb" von Breasted. Hannig, HWB, 444 kombiniert die Vorschläge von Breasted und Wb./MedWb: "zittern, pochen; pulsieren (des durch Verletzung freiliegenden Gehirns)". Sofern npꜣpꜣ ein (schwaches) Flattern bedeutet, impliziert die Übersetzung "pulsieren" vielleicht eine zu starke, intensive Semantik für nhdhd.
- npꜣpꜣ: Kommt nur in Papyrus Edwin Smith vor, genauso wie das vorangehende nhdhd. Letzteres Verb hat den Mann mit der Hand am Mund als Determinativ, npꜣpꜣ ist ohne Determinativ. Breasted, Surgical Papyrus, 168-169 leitet die Bedeutung aus der Wortbildung, der daraus zu erschließenden Wurzel und aus dem Zusammenhang ab. In der Reduplizierung der Wurzel liegen Intensivierung und Wiederholung als semantische Merkmale vor. Laut M. Derchain-Urtel, Das n-Präfix im Ägyptischen, in: GM 6, 1973, 39-54 (hier: 52) bewirkt das n-Präfix bei reduplizierten Verben der Bewegung Ziellosigkeit. Breasted führt npꜣpꜣ auf pꜣi̯: "fliegen" zurück, weshalb npꜣpꜣ etwa "to flutter", d.h. "flattern" bedeuten wird. Derchain-Urtel übersetzt "unbestimmtes, zielloses Herumflattern". Wb. II, 248.3 ist vorsichtiger: "fliegen? (im Sinne von zittern)". In MedWb I, 457 steht "flattern" (ohne Fragezeichen), ebenso bei Faulkner, CD, 130 und Hannig, HWB, 430: "flattern (zur Beschreibung des durch Verletzung freigelegten Gehirns)". Die Bedeutung "flattern" wird dann im übertragenen Sinne auf Gehirnbewegungen angewandt. Es gibt auch ein Verb npꜣ, das eine Tätigkeit oder Zustand des Herzens beschreibt (MedWb I, 456) und das möglicherweise mit pꜣi̯ und npꜣpꜣ zusammenhängt.
- hd/ꜣht/ꜣhd: Das Substantiv kommt im Papyrus Edwin Smith in den Fällen 6, 7, 8 und 19 vor, wobei es sich in den Fällen 6 und 8 um dieselbe Formulierung handelt (ꜣht/hd whnn; Graphie ꜣht oder ꜣh.t in Fall 6, Zl. 2.21 und Graphie hd in Fall 8, Zl. 4.11). Die Schreibung ꜣhd in Fall 19 (Zl. 7.21-22) spricht gegen eine Lesung als Femininum ꜣh.t. Außerdem steht in Fall 7 ꜣht zweimal in der Glosse J (Zl. 4.4, das zweite Mal korrigiert aus hꜣt), während im Haupttext nhd (Zl. 3.14) geschrieben ist. Westendorf, Grammatik, 317, § 461 nimmt hd als Wurzel an, mit nhd als eine Wurzelerweiterung und ꜣhd/ꜣht als Nebenformen von nhd. Auch Ward, in: JEA 59, 1973, 230 geht von einer Wurzel hd: "tremble, be weak" aus, die seiner Meinung nach auch in hddw.t in den Pyramidentexten (Pyr. 1876) erhalten ist (wird in Wb. II, 506.10 mit "Hungersnot o.ä." übersetzt; bedeutet laut Ward aufgrund des Kontexts jedoch eher "weakness (from lack of food)"; daher Hannig, HWB, 532: "*Schwäche (aufgrund des Hungers)"). Ward listet nhd: "be weak, tremble" sowie nhdhd: "throb" als Ableitungen mit n-Präfix auf, und ꜣhd: "tremble, quiver" (als Verb) bzw. "weakness" (als Subst.) als Ableitung mit ꜣ-Augment. Ein Wort hd: "Schwäche" steht nicht in Wb. II (DZA 21.185.160: fragt sich, ob es (mj) jhd zu lesen ist) und Breasted, Surgical Papyrus, 169 versteht hd in Zl. 4.11 als Fehler für nhd. In MedWb II, 574 ist hd jedoch als separates Lemma aufgenommen. Laut MedWb I, 9, Anm. 6 ist ꜣht möglicherweise eine jüngere Graphie von ꜣhd (mit Lautverschiebung d 〉 t). Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 569 listet das koptische ϩⲧⲉ-, ϩⲧⲁ=: "matt werden" als Nachfahre von ꜣhd und hd auf (nach J. Osing, Der spätägyptische Papyrus BM 10808, ÄgAbh 33, Wiesbaden 1976, 247).
Den wichtigsten Hinweis für die Bedeutung von ꜣht liefert Glosse J von Fall 7 (Zl. 4.4): dort muß laut Breasted, Surgical Papyrus, 169 eine Bedeutung wie "weakness, feebleness, exhaustion" vorliegen, weil der Patient weiß/bleich/blaß geworden ist (sḥḏ), nachdem er (sich) zuvor schon eine ꜣht hingegeben (wdi̯) hat (oder: nachdem er zuvor schon eine ꜣht hingelegt (wdi̯) hat); man soll ihn angesichts der ꜣht nicht im Stich lassen (ꜥq 〈r=f〉 / m bṯ.w 〈sw〉) oder er ist bleich geworden, weil er ein unheilbar Kranker (ꜥq m bṯw) infolge der ꜣht ist. Breasted leitet auf S. 169 aus Glosse J von Fall 7 die Bedeutung "weakness" ab und erklärt dies als Grundlage für den Bedeutungsansatz "weak place" in ꜣht whnn für die Fontanelle, während er auf S. 200 die Bedeutung "weakness" gerade aus der Bedeutung "weak place" für die Fontanelle herleitet (Zirkelschluß). Die Bedeutung "exhaustion" (Breasted, Surgical Papyrus, 200) leitet sich aus der Grundbedeutung "weakness" ab. In Wb. I, 12.9 findet sich bei ꜣhd die Bedeutung "schwach (von Körper), ohnmächtig" (keine substantivische Verwendung eingetragen); für nhd steht in Wb. II, 288.2-3: "grimmig o.ä.; auch von Schmerzen".
In ꜣht/hd whnn und vielleicht in Fall 19 (pḥ.wj ꜣhd=s: Zl. 7.21-22) (letzteres in MedWb I, 10 s.v. ꜣhd) ist "Schwäche" im Sinne von "schwache Stelle, Schwachstelle" zu verstehen (gleiches Determinativ des Mannes mit Hand am Mund). Walker, Anatomical Terminology, 271 übersetzt hd direkt als "fontanelle, bregma" (ꜣhd/ꜣht und nhd fehlen in seiner Liste), was jedoch nur in der Kombination hd/ꜣht whnn erlaubt ist, denn hd/ꜣht an sich hat nicht diese Bedeutung. Die Identifikation als "fontanelle" bei Walker geht vielleicht auf W.A. Ward, in: JEA 59, 1973, 230 und Anm. 3 zurück, oder auf Meeks, ALex 77.2532, der seinerseits auf Ward verweist, aber man findet es schon bei Breasted, Surgical Papyrus, 169 und MedWb I, 9 (s.v. ꜣht); MedWb II, 574, Anm. 6 (s.v. hd). Jedenfalls wird die Fontanelle gemeint sein für den hd/ꜣht des whnn-Scheitels eines Kindes, als dieser noch nicht "heil/intakt" (ꜥḏ) bzw. "verknotet" (ṯꜣz), d.h. verwachsen ist und man dort ein Pochen/Zittern (nhdhd) und Flattern (npꜣpꜣ) spürt. Bardinet, Papyrus médicaux, 497 übersetzt ꜣht whnn mit "la partie déprimée du sommet du crâne". Er erläutert nicht, ob die Bedeutung "déprimé" aus der Etymologie von ꜣht herrührt oder eine moderne Umschreibung für die Stelle am Kopf ist (vgl. auch die Wurzel ꜣhi̯: "traurig sein, elend fühlen, schmerzen").
- whnn: Die zwei fast identischen Textstellen, in denen whnn im Papyrus Edwin Smith verwendet werden, erlauben eine ziemlich genaue Situierung dieses Wortes am Kopf: Bei einer Wunde spürt man unter den Fingern ein Pochen (nhdhd) und Flattern (npꜣpꜣ) wie bei der schwachen Stelle (ꜣht/ꜣhd/hd) des whnn-Kopfteils eines Kindes (Fall 6, Kol. 2.22; Fall 8, Kol. 4.11). Da mit der "schwachen Stelle" zweifellos die große Fontanelle (Stirnfontanelle, fonticulus anterior) gemeint ist, ist whnn der Bereich um die Fontanelle, d.h. "the crown of the head" (Breasted, Surgical Papyrus, 169) oder "der Scheitel des Kopfes" (Wb. I, 346.1-2). Weeks, Anatomical Knowledge, 24-25 würde whnn hingegen als eine Bezeichnung für das Stirnbein halten, weil das os frontale ("frontal bone") (bzw. dessen obere Ende) der Bereich ist, wo die große Fontanelle ("bregmatic fontanelle") und die zugehörige "metopic suture" (sutura frontalis) am Besten erkennbar sind ("whnn as 'frontal bone', the area where that fontanelle and the accompanying metopic suture are most noticeable."). Für Grapow, Anatomie und Physiologie, 26 ist whnn der anatomische Terminus für den Scheitel, während ansonsten wp.t verwendet wird. Beide Begriffe sind bei Grapow dem Stichwort "Hirnschädel" untergeordnet. In MedWb I, 203 wird für whnn neben "Scheitel" auch "Schädeldecke" als Übersetzung aufgelistet, was einen Bereich des knöchernen Schädels implizieren würde. Walker, Anatomical Terminology, 268 nennt whnn sowohl "crown of the head" als auch mehr spezifisch "bregma", was aber gerade der Punkt ist, an dem die Kranznaht (Sutura coronalis) und die Pfeilnaht (Sutura sagittalis) zusammentreffen, d.h. der Ort der ehemaligen großen Fontanelle (vgl. für (ꜣ)hd auch Weeks, Anatomical Knowledge, 24-25 und 26; Walker, Anatomical Terminology, 271 s.v. hd: "fontanelle, bregma"). Es wird vermutet, daß ein etymologischer Zusammenhang zwischen whnn und hn (n tp): "dem Kasten des Kopfes" (der Schädelhöhle?) in der Mitte des Scheitelbereichs (m ḥr.j-jb n wp.t) existiert. Ob der Unterschied zwischen whnn und wp.t tatsächlich ein Unterschied zwischen medizinischer und allgemeiner Terminologie ist, bleibt eine Hypothese. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß whnn sich spezifisch auf einen Bereich des knöchernen Schädels bezieht, was die Übersetzungen "Schädeldecke" (MedWb), "Schädeldach" oder "Kalotte" unsicher macht. Wie groß genau der Bereich um die große Fontanelle herum ist, läßt sich nicht ermitteln. Deshalb ist die Übersetzung "Scheitel" als der "mittlere obere Teil des Kopfes" zu verstehen, nicht als der "Scheitelpunkt" oder die "Scheitellinie".
- n ꜥḏ.n=f / n ṯꜣz.t=f: In Fall 8 (Kol. 4.11) steht der negierte sḏm.t=f: "er ist noch nicht verknüpft", in dem fast identischen Satz in Fall 6 (Kol. 2.12) liegt mit n ꜥḏ.n=f: "er ist nicht intakt/verheilt" ein negiertes sḏm.n=f vor. Das Suffixpronomen =f kann sich nur auf whnn: "Scheitel" oder ẖrd: "Kind" beziehen, sofern ꜣh.t als Femininum zu lesen ist und nicht für ꜣhd steht. In den Übersetzungen von Ebbell, Bardinet, Brawanski bezieht sich ꜥḏ auf ꜣht (als Maskulinum), im Grundriss IV/1, 176 auf whnn (ebenso Westendorf). Auf whnn scheint sich auch Zonhoven, Studies sḏm.t=f, Kap. 3, 48, Anm. 48 festzulegen ("like the weak spot of the skull of a child which is not hardened"). Sanchez/Meltzer zögern zwischen whnn und ẖrd.
Persistente ID:
IBUBd6s91ppJukEVn7dOlXXHNPA
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd6s91ppJukEVn7dOlXXHNPA
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBUBd6s91ppJukEVn7dOlXXHNPA <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd6s91ppJukEVn7dOlXXHNPA>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd6s91ppJukEVn7dOlXXHNPA, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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