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Als Ergänzung der Lücke am Beginn des Satzes schlug Posener, S. 51, Anm. e jnn vor. Seiner Übersetzung zufolge ("[Si] un noble la [regarde] (...)", S. 52) ging er von einer verbalen Konstruktion aus, entsprechend dem Paradigma jnn sḏm=f + jw=f r sḏm. Wörtl.: "Wenn/Falls/Sobald (?) ein Nobler einen Blick auf sie geworfen haben wird, werde/will ich ...", vgl. H. Satzinger, Neuägyptische Studien. Die Partikel jr. Das Tempussystem; Wien 1976 (WZKM Beiheft 6), S. 107; das sḏm=f wäre ein relatives Perfekt zum Futur der Apodosis, was hier statt Satzingers konditionalen Alternativen "wenn" und "falls" eher ein temporales "sobald" erfordert, um sinnvoll übersetzt werden zu können. Poseners Ergänzung folgend, wird der Satz in der Regel konditional übersetzt, was aufgrund des Kontextes auch wahrscheinlich ist. Satzinger, ebd., S. 108 vermerkte jedoch explizit, dass jnn in neuägyptischen literarischen Texten nicht vorkäme, und auch im pVandier wäre die hiesige Stelle das einzige Beispiel dafür. Aufgrund des noch erhaltenen Jod Protheticums muss der Satz, wenn die Alternative jnn ausscheidet, mit einem präfigierten Verb beginnen, also mit einem Imperativ oder einem emphatischen j:sḏm=f. Sollte j:jri̯=f zu ergänzen sein? Der Zeichenrest hinter dem sitzenden Mann würde jedenfalls zum rechten Augenwinkel passen. Eine entsprechende Lesung hätte Konsequenzen für die gesamte restliche Ergänzung: Posener ergänzte die erhaltenen Zeichenreste nach der Lücke zum Verb nw(ꜣ). Demzufolge hätte man nun j:[jri̯ NP n]w(ꜣ) zu lesen; aber der Platz in der Lücke reicht weder für ein Suffixpronomen noch überhaupt für ein nominales Subjekt. Daher kann einzig das teilweise erhaltene Wort das Subjekt sein. Anstelle von Posener nwꜣ wird stattdessen das gleich geschriebene Nomen vorgeschlagen. sr kann dann verständlicherweise nicht mehr Subjekt zum Verb nw(ꜣ) sein, weswegen hier von einer Genitivkonstruktion ausgegangen wird. Damit liegt entweder ein Satz mit adverbialem Prädikat vor oder wahrscheinlicher ein elliptisches Verb. Gerade bei bei Verben der Bewegung treten Ellipsen in vielen verschiedenen Konstruktionen auf: Zum elliptischen Paradigma jw=f r NN: "Er (geht/wird gehen) nach NN" vgl. A. Erman, Neuaegyptische Grammatik; Leipzig, 2. Auflage, 1933, S. 356, § 710; für die elliptische Verbindung "er (steigt/fährt herum) auf einem/einen Streitwagen" vgl. Zweibrüdermärchen, Z. 17,4 (mtw=f ḥr wrr.t n ḏꜥmw) und Wermai, Z. 3,6 (ky ḥr=sn). Das Beispiel aus dem Zweibrüdermärchen zeigt, dass es selbst dort ausfallen kann, wo es grammatisch absolut notwendig ist. Noch deutlicher wird dies, wenn ein imperativisches Verb der Bewegung ausgelassen wird, was sowohl negativ (Wenamun, Z. 2,63-64: m-Dy ø br.w m-ḏi̯=f r pꜣ tꜣ n Km.t: "Lasst keine Barken mit ihm nach Ägypten (segeln)!") als auch positiv belegt ist (Horus und Seth, Z. 1,6: mḥ.yt ø r jmn.tt: "Der Nordwind (wende sich) nach Westen!"). Zu einer auch inhaltlich vergleichbaren Phrase, ebenfalls mit einem elliptischen Bewegungsverb vgl. Erman, ebd., § 709: ø ḥr=k n=j: "(neige) mir dein Antlitz". Damit steht einem emphatischen j:jri̯ NN ø nichts im Weg. Die zu fokussierende Adverbiale ist das folgende Futur III; der Umstandskonverter jw wird im Demotischen normalerweise nicht mitgeschrieben, J.H. Johnson, The Demotic Verbal System; Chicago 1976 (SAOC 38), S. 157 und 158, Tab. 21 (vgl. dagegen im hiesigen Text oben Z. 1,9-10: jw | jw=f (r) rḫ dbḥ: "der erbitten könnte" - falls keine Dittographie aufgrund des Zeilenwechsels vorliegt). Zur konditionalen Übersetzung der emphatischen Form vgl. Johnson, ebd., S. 248.
Zu ähnlichen Schlüssen kam wohl auch Kammerzell, S. 978: "Sondern [ich werde], selbst w[enn] ein Einflußreicher [ein Auge] auf sie [geworfen haben sollte, mit ihm] prozessieren (...)". Seine Satzstruktur ist jedoch uneinheitlich. Die Voranstellung eines Teiles des hinteren Teilsatzes lässt an einen emphatischen Satz j:jri̯ nwꜣ sr r=s + (jw) jw=j (r) ṯtṯt denken. Das "selbst w[enn]", das er durch die Klammern als explizit im Text stehend markierte, gibt dagegen ein konditionales j:jri̯ wieder (oder vielleicht noch Poseners j[nn]?). Auf demselben Wort dürfte nun gleichzeitig sein "sondern" basieren, vgl. zu der Form W. Spiegelberg, Demotische Grammatik; Heidelberg 1925, S. 192, § 431 und W. Erichsen, Demotisches Glossar; Kopenhagen 1954, S. 16 und 37.
ṯtṯt: Posener, S. 52 schloss das sw des folgenden Satzes als Objekt an ṯtṯt an, vermerkte aber, dass dieses Verb sonst üblicherweise nicht transitiv ist. Als einzige Parallele verwies er auf oGardiner 54 rto. 5 (J. Cerny, A.H. Gardiner, Hieratic Ostraca. Bd. I, Oxford 1957, Tf. 49), wo j[w=f ḥr] ṯtṯt=f steht, und deutete dem vergleichbar das sw des pVandier als Graphie des Suffixpronomens =s: "je la disputera". Bei Poseners Übersetzung hätte dieses Suffix allerdings kein Bezugswort, wohingegen bei der hier gewählten Lösung nwꜣ infrage kommt, wenn man schon von der demotischen, femininen Form ausgeht (W. Erichsen, Demotisches Glossar; Kopenhagen 1954, S. 209), was den obenstehenden Vorschlag, in nw(ꜣ) ein Nomen anstelle eines Verbs zu sehen, weiter stützt
[r-ẖ.t pꜣ]: Ergänzung nach Hoffmann/Quack, S. 346, Anm. h. Vergleichbar schon die Ergänzung von Posener, S. 53.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Jessica Jancziak, Billy Böhm, Peter Dils, Anja Weber, Daniel A. Werning, Token ID IBUBdwuJLYXQb0lauGN3fxkQ9k0 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBdwuJLYXQb0lauGN3fxkQ9k0>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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