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ḏꜣr.t: Loret, in: RecTrav 15, 1893, 124-130 (mit Besprechung älterer Vorschläge) versteht hierunter das Fruchtfleisch des Johannisbrotbaums, das getrocknet in den Rezepten als Süßstoff diente. In ptolemäischer Zeit sei die Bedeutung auf den ganzen Baum ausgedehnt worden und lebt im koptischen ϫⲓⲓⲣⲓ weiter, das Lorets Argumentationsbasis bildet. Laut Keimer, in: BIFAO 31, 1931, 21 ist dieser Baum aber nicht in Ägypten heimisch. Dawson, in: JEA 20, 1934, 41-44 schließt Lorets Meinung aus, weil der Johannisbrotbaum medizinisch nutzlos sei und ḏꜣr.t nicht in Nahrungsmittellisten auftauche. Die Verwendung seines „Inneren“ und seines „Saftes“ spräche für eine fleischige Pflanze; die Determinierung mit dem Korn (Gardiner N33) sei ein Indikator für kugelige Früchte. Dies, die Hinweise auf eine adstringierende Wirkung und den bitteren Geschmack, und schließlich Ähnlichkeiten in der Anwendung von ḏꜣr.t und der Koloquinte bei Ibn el-Beithar lässt ihn eher an die Koloquinte denken. Seine Deutung ist lang akzeptiert gewesen. Germer, Arzneimittelpflanzen, 350-360 zweifelt dagegen Dawsons Deutung an, v.a. weil es angesichts der abführenden Wirkung der Koloquinte merkwürdig sei, nur viermal ḏꜣr.t in Abführmitteln zu finden. Sie enthält sich einer Identifizierung. Aufrère, in: BIFAO 83, 1983, 28-31 weist Dawsons Argument der Determinierung zu Recht als wenig aussagekräftig zurück (Gardiner Sign-list N33 dürfte tatsächlich eher als Klassifikator für [ROHSTOFF] angesehen werden als einer für [RUND]). Außerdem, so Aufrère, sei der Johannisbrotbaum zwar tatsächlich nicht in Ägypten heimisch, aber sein Holz sei seit der 12. Dynastie verwendet und der Baum damit importiert worden. Schließlich sei angesichts der starken Wirkung der Koloquinte die Häufigkeit und v.a. die Quantität, in der ḏꜣr.t in den Rezepten vorkommt, auffällig. Er schließt sich daher wieder Loret an und deutet ḏꜣr.t als Johannisbrot. Es ist jedoch zumindest anzumerken, dass in den medizinischen Texten auch die pr.t: „Frucht“ der ḏꜣr.t genannt wird, so dass anzunehmen ist, dass das Wort auch schon vor der ptolemäischen Zeit den ganzen Baum bezeichnen kann, sofern mit pr.t nicht die in den Schoten befindlichen Samen gemeint sind.
Im Demotischen ist der Pflanzenname dann gelegentlich zu ṯꜣj-jr.t: „which takes/affects the eyes“ uminterpretiert worden, vgl. Smith, P. Harkness, 98, n.(d) (Hinweis Amber Jacob); und in den von Amber Jacob im Rahmen ihrer Dissertation bearbeiteten medizinischen Papyri in Kopenhagen findet sich eine Droge jr.t, die vielleicht nur eine abgekürzte Version davon darstellt (vgl. auch den Vorbericht Jacob, in: Reggiani/Bertonazzi, Parlare la medicina, 72-73). Ein sehr früher Fall einer solchen Umdeutung und Abkürzung liegt vielleicht schon in dem Rezept H 125 vor, wo eine Droge jrtj vorkommt, während im Parallelrezept Eb 563 ḏꜣr.t (und bnr wꜣḏ) steht, vgl. DrogWb, 51. Was allerdings die Möglichkeit, dass der Drogenname ḏꜣr.t so umgedeutet worden sein kann, für seine Aussprache und damit für den seit Loret postulierten Zusammenhang mit dem koptischen ϫⲓⲉⲓⲣⲉ/ϫⲓⲓⲣⲓ, ergo: eines der Hauptargumente für die Übersetzung als Johannisbrot, bedeutet, bliebe weiter zu untersuchen. -
1: Zu der Bedeutung des Einerstriches in den medizinischen Texten vgl. die Untersuchung von Pommerening, in: Fs Fischer-Elfert, Bd. 2, 831-848. Ihr zufolge bezieht sich dieser Strich weder auf ein konkretes Maß, noch meint er eine Verhältnisangabe (im Sinne von: „zu gleichen Teilen“). Vielmehr wird damit ausgedrückt, dass die damit ausgezeichnete Droge in der jeweils üblichen Menge verarbeitet werden soll: Viele Drogen werden in den medizinischen Texten immer oder fast immer in denselben Mengen verordnet, so dass es dem ägyptischen Heiler offenbar gelegentlich genügte zu wissen, dass er auch im jeweils vorliegenden Fall einfach diese „übliche Dosis“ verwenden soll. Das kann auf ein Verhältnis 1:1 hinauslaufen – nämlich dann, wenn zufällig diese „übliche Dose“ für Droge A und Droge B dieselbe ist –, muss es aber nicht.
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(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Florence Langermann, Peter Dils, Daniel A. Werning, Token ID IBUCJgbbgTzmMUUirV09QtZN0Jc <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUCJgbbgTzmMUUirV09QtZN0Jc>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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