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jr m-ḫt mhwj nḏ: Nach MedWb 1, 65, s.v. B.I das einzige Beispiel der Konstruktion jr m-ḫt + Nomen + Pseudopartizip. Da m-ḫt ein späterer Nachtrag ist (s. schon Grapow, in: ZÄS 84, 1959, 52), ohne dass zusätzlich Spuren einer Rasur unter jr oder mhwj erkennbar wären, kann man wohl annehmen, dass ursprünglich jr mhwj zu lesen war: „Was das mhwj-Milchprodukt angeht: ...“ Damit könnte die Stelle im Prinzip als Glosse verstanden werden, auch wenn die grammatische Konstruktion für Glossen ebenfalls ungewöhnlich ist (zu den üblichen Konstruktionen s. MedWb 1, 68, s.v. jr, § 2). Eb 310 wäre damit das erste Rezept dieses Papyrus mit einer Glosse, die anderen folgen erst kurz vor Ende des Textes.
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smj ist eine Flüssigkeit, die in medizinischen Texten von Rindern und einmal, in Eb 642, von „einer (Frau), die einen Knaben geboren hat“, vorkommt. Laut Eb 642 = H 111 entsteht es folgendermaßen: „Milch (...) werde stehen gelassen (...), damit/bis dessen smj entsteht“ (r ḫpr smj jr.j).
Brugsch, Wb IV, 1227-1228, der nur smj vom Rind kannte, glaubte, dass es Galle sei. Stern, in: Ebers, Papyros Ebers, Bd. 2, 39a legt sich apodiktisch, wenn auch sicher durch Eb 642 beeinflusst, auf „flos lactis“, d.h. „Rahm, Sahne“, fest. In einer Liste mit Lieferungen für den Tempel erscheint smj in pChester Beatty V, Rto., 8,11 nach zwei verschiedenen Sorten Olivenöl (bꜣq), frischem ꜥḏ-Fett und vor mrḥ.t-Öl/Fett genannt; in pAnastasi IV, Rto. 15,10 wird es in einer Liste mit Produkten für den Königsaufenthalt nach Honig, Olivenöl (dort nḥḥ), ꜥḏ-Fett der Gans und vor sfṯ-Öl genannt. In pHarris I, 15a3-9 und 63c,10-64a,1 erscheint es erneut nach Honig, drei Sorten von nḥḥ-Olivenöl, zwei Sorten von ꜥḏ-Fett; in letzterer Stelle folgt auf smj noch sfṯ-Öl. Vergleichbare Kombinationen nennen noch drei weitere ramessidische Texte; in pTurin 1888, 1,1 dient es ferner dazu, Lampen auszuschmieren; s. die Zusammenstellung und Diskussion bei Koura, Öle, 199-201. Als Bedeutung für die Belege im pHarris I gibt Piehl, Dictionnaire du Papyrus Harris no. 1, 80 ebenso apodiktisch „beurre“. In den Bearbeitungen der medizinischen Texte hat sich dagegen Sterns „Sahne, Rahm“ lang gehalten, so pars pro toto bei Ebbell, Papyrus Ebers, 39: „fresh cream“. Dagegen wendet sich DrogWb, 439: „Aber Sahne aus Frauenmilch hergestellt ist schwer vorstellbar. Es handelt sich wohl eher um eine durch stehenlassen dick gewordene Milch.“ Bestätigung hierin findet DrogWb im Rezept H 111, der Paralelle von Eb 642, wo dem smj noch Salz zugegeben werden soll, „das den Gerinnungsvorgang beschleunigt“. Auch Germer, in: LÄ V, 1984, 494, s.v. „Sauermilch“ lehnt die Bedeutungen „Sahne“ und „crème“ ab und sieht in smj, vergleichbar zum DrogWb, das ägyptische Wort für „Sauermilch“; die Zugabe von Salz, wie in H 111, bewirke ihr zufolge, dass „quantitativ mehr Eiweiß und Fett aus der Milch ausgeflockt werde“. Černý, Valley of the Kings, 45 mit Anm. 7 [non vidi, s. Grandet, Papyrus Harris I, Bd. 2, 81, Anm. 293) vermutet aufgrund der Verwendungsweise von smj darin eher das Wort für Butter, womit er Piehls alten Vorschlag wieder aufgreift. Diesem Vorschlag folgt auch Grandet, a.a.O., der diese Übersetzung aber immerhin mit Fragezeichen versieht (vgl. Bd. 1, S. 243). Koura, a.a.O. vergleicht das Wort mit hebräisch und akkadisch šmn und arabisch سمن (samn), was sie als „gesalzene verdunstete Butter“ wiedergibt. Sie gibt aber zu bedenken, dass die Quellenlage keine Auskunft darüber erlaubt, ob die Ägypter sprachlich und sachlich überhaupt zwischen verschiedenen fetthaltigen Milchprodukten unterschieden. Zumindest Butter im heutigen (deutschen) Wortsinn ist allerdings auszuschließen, denn diese entsteht unter Zerschlagen des Rahms, dem Buttern, wohingegen laut Eb 642 smj allein dadurch entsteht, dass Milch stehengelassen wird. Jean/Loyrette, La mère, l’enfant et le lait, 156-157 übersetzen in ihrer Besprechung von Eb 642 smj konkret mit „surnageat“, einem biologischen Terminus technicus. Dabei handele es sich nicht einfach nur um Sauermilch, sondern um die unregelmäßigen Inselchen von leicht bläulich schimmernde Milchhaut, die sich auf der Milch bildet und abgeschöpft werden kann, „une forme intermédiaire de demi-vie courte d’un produit humain“. Ob aber die Ebers-Stelle wirklich eine derart präzise und semantisch eingeschränkte Übersetzung des Begriffes zulässt, ist fraglich. Es scheint wohl eher angebracht, mit Koura an ein allgemeineres „Milchfett“ zu denken.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Peter Dils, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, Token ID IBYCOIDfKEn9ikOUjZh3T8Lyojk <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBYCOIDfKEn9ikOUjZh3T8Lyojk>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBYCOIDfKEn9ikOUjZh3T8Lyojk, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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