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ḏw-ꜥ: Das meist mit „Messerbehandlung“ übersetzte Wort ist entweder ein Kompositum ḏw-ꜥ (so MedWb 2, 1000) oder ein dreiradikaliges Substantiv ḏwꜥ (so Wb 5, 552.1-5). MedWb vermutet, dass es eine Zusammensetzung aus ḏw: „Schnitt“ und ꜥ: „Tätigkeit“ sein könnte. Mrsich, in: SAK 2, 1975, 205, Anm. 83 schlägt dagegen vor, dass das Substantiv ꜥ: „Arm“ gemeint sein könnte und ḏw-ꜥ eigentlich „Messerarm“ bedeuten könnte, was aber nicht ganz passend scheint. Je nachdem, ob man von einem oder zwei Substantiven ausgeht, wäre das einfache ḏw eine Verkürzung oder aber das Erstnomen des Kompositums. Die Anmerkung vom MedWb, dass ḏw ursprünglich ein „Messer“ bezeichnet habe und erst sekundär zum „Schnitt“ wurde, den es dann als Bedeutung in Eb 876 ansetzt, ist aber etwas übers Ziel hinausgeschossen, da Wb 5, 550.1-2 letztlich nur zwei Belege für einfaches ḏw gibt, nämlich Eb 876 und pTurin (Pleyte/Rossi) 31 = pTurin CGT 54051, Recto 6,6, wobei aber nach Autopsie des Letzteren dort eher ḏw-ꜥ steht (s. die Diskussion im TLA). Damit bleibt für die Bedeutung des einfachen ḏw nur diese eine Stelle in Eb 876c. Das in den vorigen Lehrtexten des pEbers vorkommende jri̯.ḫr=k n=s ḏw-ꜥ wie auch das jri̯.ḫr=k n=s snḏm des Eb 873c scheint zunächst tatsächlich dafür zu sprechen, dass das einfache ḏw ein Nomen actionis ist. Die Grundbedeutung von jri̯ ist allerdings „etwas machen, tun, fertigen“, und in den übrigen Lehrtexten des Geschwulstbuches hat jri̯.ḫr=k ein Konkretum als Objekt, nämlich zp.w: „Mittel“ oder pẖr.t: „Heilmittel“. Daher spricht nichts dagegen, auch in ḏw tatsächlich ein Konkretum und damit ein „Messer“ zu sehen.
Das Kompositum(?) ḏw-ꜥ wiederum ist definitiv ein vom einfachen ḏw zu unterscheidendes Wort. Denn wäre es dasselbe, wäre die Formulierung von Eb 876c tautologisch. ḏw-ꜥ kommt etwas häufiger vor als ḏw, aber vorrangig im pEbers und einmal im pHearst, immer als Objekt von jri̯. Zwei Mal kommt es in den Pyramidentexten vor, nämlich in PT 175 (Pyr. § 660c) und PT 176 (Pyr. § 661a), Sethe, Pyr., I, 363. Dort scheint es vokativisch vorzukommen; Sethe, Pyr. Übers., III, 213 und 215-216 (Kommentar zu Py. 660c) übersetzt es mit „Operationsmesser“ und vermutet darin eine Metapher für den Tod. Geschrieben wird es in § 660c wie im pEbers, nur ist es allein mit dem Strich und ohne Messer klassifiziert. In § 661a steht nach dem Arm interessanterweise noch die Harpune, Gardiner Sign-list T21, „alsob [sic] es von wꜥ ‚Einzackharpune‘ komme“ (Sethe, Pyr. Übers., III, 216-217, Komm. zu § 661a). Allerdings scheint es bislang keine Hinweise auf die Existenz eines ḏ-Präfixes zu geben. Die beiden Belege im pTurin CGT 54051, Rto. 6,6 und 6,9 (s. im TLA) helfen für die Bedeutungsfindung nicht weiter, da sie beide in einem zerstörten Kontext stehen. Es kommt außerdem noch drei Mal im Brooklyner Schlangenpapyrus vor, pBrooklyn 47.218.48 und 85, Zeile 2,8, 2,9 und 5,13, vgl. Sauneron, Ophiologie, 28, Anm. 5, und 184. Davon steht es einmal in einer Konstruktion, in deren Parallele ds: „Messer“ steht. Allerdings vermutet auch Sauneron, ḏw-ꜥ bezeichne „l’acte de découper“ (S. 28, Anm. 5, Hervorhebung i.O.); er vermutet hierin einen Ausdruck für „débrider; débridage (de la morsure)“. Ob man in der Übersetzung daher den Begriff des „Débridements“ oder des „Debridierens“ verwenden kann? Dem Klassifikator nach liegt der Fokus eher auf dem Schneiden, so dass man auch eine Übertragung als „Kürettage“ und „kürettieren“ erwägen könnte.
Wenn in den Pyramidentexten tatsächlich eine vokativisch verwendete Metapher für den Tod vorliegt, wie Sethe vermutet, wäre dort eine Übersetzung als „Schnitter“ möglich.
ḏw m sw.t: Grundriß der Medizin scheint das folgende n.t jri̯.t ḏw-ꜥ an sw.t anzuhängen, vgl. die „Binse des Machens einer Messerbehandlung“ in Grundriß der Medizin IV/1, 229. Es fragt sich jedoch, ob man es nicht an ḏw anhängen soll: ein „Messer zum Durchführen einer Messerbehandlung“. Dann wäre allerdings m sw.t fehlplatziert, weil es als Adverbiale eigentlich nicht innerhalb des Genitivs *ḏw n jri̯.t ḏw-ꜥ stehen kann. Sollte sie irregulär wegen der Länge des Nomen rectums nach vorn gerutscht sein? Oder hat das ḏw m sw.t den Stellenwert eines Kompositums? Vgl. das auch von Grapow, Kranker, 105 zum Vergleich herangezogene zf.t-gꜣš, das „Schilfmesser“, mit dem sich Bata in der Erzählung des pd’Orbiney selbst kastriert. Wie Grapow, ebd. schreibt, ist Schilf sehr scharf; warum es aber zum Schneiden herangezogen werden soll, kann er nicht erklären. Die Verwendung des zf.t-gꜣš erklärt er als Notbehelf mangels eines richtigen Messers; den Grund für die Verwendung der sw.t-Binse in Eb 876 sucht er eher darin, dass vielleicht ein „steriles“ Messer verwendet werden sollte oder eines, das man nach Gebrauch wegwerfen konnte.
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(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Florence Langermann, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, Token ID IBcCiVvDbSIsu0CipiZp0Z3KzQg <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBcCiVvDbSIsu0CipiZp0Z3KzQg>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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